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Godel Robin, SUI, Grandeur de Lully CHFEI EventingEuropean Championship Avenches 2021© Hippo Foto - Dirk Caremans 25/09/2021
Concours Complet

Nationalcoach Rüdiger Rau am CC-Forum in Bern: «Vielleicht waren wir zu selbstsicher»

16 Dezember 2014 11:10

In der Disziplin Concours Complet werden ab dem 1. Januar 2015 neue CC-Dressurprogramme geritten. Drei Test-Reiterinnen stellten diese am 22. November erstmals einem Publikum vor. Nach der Präsentation trafen sich Schweizer Buschreiter in Bern zum CC-Forum. Dort äusserte sich Nationalcoach Rüdiger Rau offen zur vergangenen Saison und erläuterte einige Zukunftsideen. Und erneut hat Felix Vogg den Elite-Schweizermeistertitel für sich entschieden.

Robin Godel mit My Girl IV an der EM Junioren 2014 in Bishop Burton (GBR). Robin Godel mit My Girl IV an der EM Junioren 2014 in Bishop Burton (GBR).

Die Disziplin Concours Complet hat traditionsgemäss nach Saisonende zum Forum geladen. Das Leitungsteam CC informierte die Anwesenden über Neuigkeiten und Pläne, sie ehrten die erfolgreichsten Reiter und liessen das Schweizer CC-Jahr Revue passieren. Nationalcoach Rüdiger Rau gewährte einen Einblick in seine Gedanken über sein erstes Amtsjahr. Seine erste Amtshandlung zu Beginn des Jahres waren Heimbesuche bei den Reitern. Er erlebte alle Kadermitglieder zuhause in deren persönlichem Umfeld und lernte die privaten Trainer, die Trainingsmöglichkeiten, die Pferdebesitzer sowie den Ausbildungsstand von Pferd und Reitern kennen.

Beachtliche erste Saisonhälfte

Am CIC Frauenfeld konnte Rau mit den Reitern ein erstes Mal unter Turnierbedingungen arbeiten. Nach Radolfzell, wo er als Crossbauer die Reiter nur beobachten konnte, galt es dann in Marbach bereits ernst. «Hier wollten wir die halbe Miete in Richtung WEG einheimsen, was auch den meisten Paaren gelang. Und im Mai in Saumur (FRA) blieben sieben von zehn Schweizer Paaren im Gelände fehlerfrei an den Hindernissen. Ein super Resultat!»

Danach sei das Schweizer CC-Team seiner Meinung nach etwas in den Schlaf verfallen. «Vielleicht waren wir zu selbstsicher, da wir sieben Paare für die WEG qualifiziert hatten. Zweifelsohne ein Riesenerfolg, die konsequente Nacharbeit hat vielleicht gefehlt», resümierte er die erste Saisonhälfte. An der Weltmeisterschaft selbst seien sie als Team aufgetreten.

«Eine Teilnahme ist natürlich schön. Das ordentliche Reiten in Dressur und das Heimkommen im Gelände aber eigentlich ein Muss. Man muss sich überlegen, ob es richtig war, sechs Reiter mitzunehmen, oder hätten nur drei oder vier gehen sollen? Natürlich sind auch Teams anderer Nationen geplatzt und die Bedingungen waren nicht ideal. Dennoch sind Defizite erkennbar geworden, die manche Reiter und Pferde schon das ganze Jahr und auch schon davor hatten.»

Mehr Prüfungen nach Stil

Rau begleitete eine komplette Junioren-Mannschaft ans Nachwuchschampionat nach Bishop Burton (GBR). «Man hat einmal mehr gesehen, was mit wenigen Trainingseinheiten erreicht werden kann. Das muss ein weiterer Ansatzpunkt zu einer Wende sein», war seine Schlussfolgerung aus dem England-Trip. «Zu Beginn meiner Tätigkeit sagte ich, ich möchte nachhaltig einwirken können. Etwas zustande bringen, von dem wir in einigen Jahren in allen Altersklassen profitieren können, also ein strukturiertes Zukunftsmodell aufstellen. Ein Konzept könnte lauten ‹Eventing 2025 – Was ist das?›.»

Der Nationalcoach stellt die Frage in den Raum: Ist unser Vielseitigkeitssystem noch zeitgemäss? «Gutes vielseitiges Reiten geht über eine gute Grundausbildung von Pferd und Reiter. Ich bin der Meinung, dass wir hier Lösungsansätze haben. Versuchen wir doch, Prüfungen für junge Pferde anzubieten. In Gelände- und Springprüfungen mehr nach Stil auszuschreiben, und nicht gegen die Uhr reiten lassen. Meistens ist schönes Reiten auch gutes Reiten», erklärt er. «Ich möchte Funktionäre, die sich bislang im Bereich Ausbildung betätigten, nicht mit meinen Ideen verletzen, sondern nur helfen, uns langfristig zu verbessern.»

Zu einem solchen Konzept gehörten auch regelmässige Trainings für Kaderreiter auf verschiedenen Geländeplätzen. Des Weiteren sollten Reiter, die ordentlich auf Zweisternniveau reiten, miteingebunden werden in die angebotenen Lehrgänge. «Wir müssen versuchen, mehr Reiter in den Vielseitigkeitssport zu locken, damit wir vielleicht irgendwann aus dem Vollen schöpfen können. Grundsätzlich müssen wir, um an den internationalen Spitzensport näher heranzukommen, mehr auf Professionalität achten. 2015 sollen mehr Kadertrainingstage für alle Altersklassen angeboten werden.»

Neue Dressurprogramme

Die neuen CC-Dressurprogramme wurden im Vorfeld des Forums den Interessierten im RPZ Lindenhof in Obergerlafingen vorgeritten. Die im Frühjahr einbe-rufene CC-Dressurkommission mit Geneviève Pfister, Beatrice Meier, Lise Johner, Estelle Vissuzaine und Esther Andres erarbeitete unter der Leitung von Chef Technik Marius Marro sechs neue nationale CC-Dressurprogramme. Dabei wurden die Programme aus anderen CC-Nationen berücksichtigt und alle so zusammengestellt, dass sie in beiden Viereckgrössen reitbar sind.

Per 1. Januar 2015 stehen den Kategorien B1 bis B3 je zwei Programme zur Verfügung, wobei die A-Programme etwas leichter und kürzer und für die erste Saisonhälfte gedacht sind. Die B-Programme sollen in der späteren Saison und an den nationalen Championaten geritten werden. Die Programme der Kategorie B1 sind für junge Pferde konzipiert und vereinfacht mit fliessenden Übergängen und ohne starken Schritt oder Zehnmetervolten. Sämtliche Programme sollen alle drei bis vier Jahre überarbeitet werden.

Lausanne 2015 – Rio 2016

Dank der Unterstützung der Stadt Lausanne gibt es 2015 eine internationale Zweisternprüfung in der Schweiz. Auf der anderen Strassenseite der Anlage in Chalet-à-Gobet wird eine komplett neue Geländestrecke gebaut. Lise Johner informierte über die Prüfung vom 4. bis 
6. September, in die die Elite-Schweizermeisterschaft 2015 integriert wird.

Evelyne Niklaus stellte die möglichen Wege über Quotenplätze nach Rio vor. An der Europameisterschaft 2015 werden noch zwei Teamplätze vergeben, danach müssen Einzelreiter versuchen, Plätze für die Schweiz zu sichern. Abschliessend referierte Dr. med. vet. Stéphane Montavon zum Thema «Bewegungsablauf (Sprung) und Boden als Risikofaktor für die Pferde – Überlegungen für Vielseitigkeitsprüfungen».

Tamara Acklin

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