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Endurance 2014: Erfolgreiche Saison

17 November 2014 13:52

Die Krönung war Teambronze an den Weltreiterspielen, aber auch in anderen Belangen war 
die Saison 2014 erfolgreich. So erfüllten mehr als die geforderten fünf Reiter die Selektionsvoraussetzungen für die Weltreiterspiele, zwei Juniorinnen nahmen an der Europameisterschaft teil und die Schweizer Meisterschaft war gut besetzt.

Bereits im Vorfeld der Weltreiterspiele war klar, dass die Strecke anders aussehen würde als an den Titelkämpfen der vergangenen Jahre. Sie war technisch anspruchsvoll, was heisst, dass gut ausgebildeten Reitern mit rittigen Pferden die besten Chancen eingeräumt wurden. Nicht erst seit die Strecke bekannt ist, hat das Schweizer Team unter Sport- und Equipenchefin Evi Münger viel Wert auf die Ausbildung der Pferde gelegt.

Schon seit einigen Jahren wird an den Kadertrainings mit dem französischen Endurancetrainer und Veterinär Jean-Louis Le­clerc gearbeitet, der auch für die Strecke in der Normandie verantwortlich war. So wussten die Schweizer Reiter schon im Vorfeld, was sie erwarten würde. Bis zum Selektionswochenende Mitte Juli erfüllten sechs Paare die von der FEI geforderten Voraussetzungen und auch die Kriterien der Selektionskommission des SVPS für die Weltreiterspiele. Darunter auch Barbara Lissarrague, eine französisch-schweizerische Doppelbürgerin. Sie war 1998 Weltmeisterin für Frankreich und entschloss sich Anfang 2014 zu einem Nationenwechsel, um in Zukunft für die Schweiz zu starten.

Team im Vordergrund
Schon zu Beginn der Saison hat die Disziplinleitung entschieden, dass eine gute Teamklassierung das Ziel an den Weltreiterspielen ist. Entsprechend wurden auch Gespräche mit den Athletinnen geführt und danach selektioniert. Die Arbeit im Vorfeld und die gezielte Vorbereitung durch die Equipenchefin zahlten sich aus. Die Schweizerinnen meisterten die Strecke gut, brachten als ­eines von nur drei Teams drei Reiterinnen ins Ziel und gewannen zum zweiten Mal nach Aachen 2006 an Weltreiterspielen eine Teammedaille.

Ihren Teil beigetragen hat Barbara Lissarrague, die sich hervorragend ins Team eingefügt hat, und zwar nicht nur durch ihren vierten Platz in der Einzelwertung. Das Team konnte von ihrer grossen Erfahrung profitieren und auch von ihren Grooms, die allen anderen Schweizern zur Hand gingen, wann immer sie konnten. Lissarrague ritt übrigens einen grossen Teil der Strecke mit Schmerzen nach einem Sturz. Erst danach wurde festgestellt, dass sie sich einige Rippen gebrochen hatte.
Nachdem zwei Schweizerinnen das Rennen wegen verlorenen Eisen aufgeben mussten, konzentrierten sich Andrea Amacher und Sonja Fritschi logischerweise voll darauf, den Ritt in der Wertung zu beenden und ein gutes Teamresultat zu ermöglichen.

Schwierige Bedingungen
Schon die Strecke war anspruchsvoll, die Bedingungen machten die Aufgabe nochmals schwieriger, denn es regnete im Vorfeld aussergewöhnlich viel, so dass der Untergrund aufgeweicht und dadurch stellenweise sehr rutschig war. Gerade dann sind gut ausgebildete Reiter, die sich den Verhältnissen anpassen können, im Vorteil. Genau das haben die Schweizerinnen perfekt umgesetzt und sich die Medaille mit einem intelligent gestalteten Rennen redlich verdient. Es nützt ja schliesslich nichts, wenn zwei Reiter schnell sind, aber das Team platzt, weil kein Dritter ins Ziel kommt, wie es bei einigen favorisierten Nationen passierte.

Ein Teil der vielen Ausfälle war sicherlich auf eine nicht angepasste Reitweise zurückzuführen. In der Normandie wurde wieder einmal auf einer Strecke geritten, die der ursprünglichen Idee des Endurancesports entspricht: ein Ritt im Gelände mit allen vorhandenen Schwierigkeiten und kein möglichst schnelles «Ultra-Flachrennen» auf einer platt gewalzten Sandpiste, das vom Pferd viel und vom Reiter wenig verlangt.

Für Evi Münger ist aber auch klar: «Wir können uns nicht auf der Medaille ausruhen, sondern müssen in Zukunft mit entsprechender Trainingsarbeit weiter an unserer Tempofähigkeit arbeiten.» Aber die Schweizer werden bei Ritten auf «Rennbahnen» nie eine Chance haben, mitzuhalten, denn das Risiko für die Pferde, sich bei den verlangten hohen Tempi zu verletzen, ist zu gross.

Die meisten Schweizer betreiben den Sport immer noch mit dem Partner Pferd und möchten das möglichst lange tun, auch, weil der Aufbau eines Spitzenpferdes mehrere Jahre dauert und «fertige» Pferde kaum zu einem vernünftigen Preis zu bekommen sind.
Ein Erfolg ist die Medaille auch für «Clean Endurance», das in der Schweiz lanciert wurde. Evi Münger erläutert: «Sie zeigt, dass auch mit ‹Clean Endurance› guter Sport möglich ist, vor allem wenn die Strecke der ursprünglichen Idee des Sports entspricht.»

Frischer Wind
Die Schweizer Meisterschaften Endurance wurden Mitte Oktober in Weissenhorn (GER) im Rahmen eines internationalen Rittes ausgetragen, da in der Schweiz kein Veranstalter gefunden wurde, der einen internationalen Ritt (CEI) durchführen wollte. Wegen der Zollschranken finden ja meist keine Teilnehmer aus anderen Ländern den Weg in die Schweiz, so dass sich die Mehrausgaben für einen CEI nicht rechnen.

13 Schweizer starteten zu den 120 Kilometern. Auch hier war der Boden nach heftigen Regenfällen tief, obwohl das Wetter im Lauf des Tages richtig schön wurde. Den Titel holte sich Mireille Housencroft vor Frédérique Ernst, die ihren ersten Ritt über 120 Kilometer absolvierte. Die beiden ritten zusammen und überliessen es dem Zufall, wer auf der Ziellinie die Nase vorne hatte. Anita Herzig, ein weiterer SM-Neuling, ritt ein regelmässiges Rennen und erreichte den dritten Platz.

Juniorin verteidigt Titel
Bei den Junioren gewann Natalie Miller-Collmann, die schon im Sommer an der Jugend-Europameisterschaft in Italien eine starke Leistung zeigte. Silber holte sich Laura Preiss, die im Finish Kathrin Marthaler auf den dritten Platz verwies. Marthaler war übrigens mit dem Pferd unterwegs, das Sonja Fritschi in der Normandie ritt und der Jungen Reiterin zur Verfügung stellte.
Auch hier gab es Ausfälle, war doch der Boden tief und die Verletzungsgefahr höher.

Zwei Reiter hatten Pech und verritten sich. Auch zeigte es sich, dass Meisterschaften doch eigene Gesetze haben und Ziele nicht immer erreicht werden können. Diese Titelkämpfe haben aber gezeigt, dass einige Reiter auf gutem Weg sind, international den Anschluss zu schaffen und so die schmale Schweizer Spitze zu stärken, so dass es auch in Zukunft möglich sein wird, gute Mannschaften an Titelkämpfe zu senden.

Claudia A. Spitz

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