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Finanzen des Schweizerischen Verbands für Pferdesport: Woher kommt das Geld und wo fliesst es hin?

18 Februar 2016 09:04

Als kurzer Einstieg ein Vergleich: Der Schweizerische Verband für Pferdesport ist wie eine Uhr. Nach aussen gut sichtbar sind drei Zeiger und das Zifferblatt, das Gehäuse sowie ein Armband. Doch im Innern der Uhr tickt es und tickt und tickt … Nicht sichtbar ist ein kompliziertes Gerüst, das jederzeit einwandfrei perfekt ineinandergreifen und funktionieren muss. Eine kleine Reise ins Innere und entlang des Finanzflusses des SVPS.

Grafik 5: Anzahl neue Pferdepässe SVPS – Deutliche Mehreinnahmen 2011–2013 durch neu eingeführte Passpflicht (Identifikationspässe), seit 2014 stark rückläufig. Grafik 5: Anzahl neue Pferdepässe SVPS – Deutliche Mehreinnahmen 2011–2013 durch neu eingeführte Passpflicht (Identifikationspässe), seit 2014 stark rückläufig.

«Wer rastet, der rostet» und «Wo gehobelt wird, fallen Späne»… Alleine schon mit diesen beiden ganz kurzen Redewendungen lässt sich auch der Schweizerische Verband für Pferdesport SVPS oder, besser noch, seine Tätigkeiten beschreiben. In den letzten Jahren hat sich ganz allgemein im Pferdesport wie auch verbandsintern einiges getan. Der SVPS ist sehr aktiv und will seinen Mitgliedern sowie allen Pferdesportinteressierten im weitesten Sinn eine kompetente und effiziente Anlaufstelle sein. Ein Dienstleistungsbetrieb, der unzählige Leistungen in den verschiedensten Bereichen anbietet.

Einen Verband zu unterhalten und auch weiterzuentwickeln, kostet Geld. Geld kommt rein, dank diverser Einnahmen, und Geld fliesst aber auch wieder raus – für ­diverse Ausgaben. In den Grafiken 1 bis 4 sind die Einnahmen und Ausgaben des Verbands auf die grössten Posten aufgeteilt zu sehen.

Ist-Zustand: rote Zahlen 2015
Für das Jahr 2015 war das Budget ausgeglichen, wobei man dann im Laufe des Jahres bemerkt hat, dass doch mit einem Defizit zu rechnen ist. 2016 rechnen die Finanzverantwortlichen des SVPS mit einem negativen Ergebnis. Ein defizitäres Budget wurde an der Mitgliederversammlung im Herbst 2015 vorgestellt und auch angenommen. Die Erfolgsrechnung für das Jahr 2015 wird nun gerade fertiggestellt und analysiert und das Ergebnis ist negativ. Was ist passiert? 

Ein kurzer Rückblick: Im Jahr 2010/2011 hat der Bund die Pferdedatenbank auf der Plattform Agate eingeführt. Hier müssen heute alle Equiden registriert werden und auch muss jedes in der Schweiz lebende Pferd zwingend einen Pass haben. Durch dieses Obligatorium konnte der SVPS Mehreinnahmen bei den Pässen verbuchen, was sich positiv auf die Erfolgsrechnung ausgewirkt hatte. Da der Verband aber als eine Non-Profit-Organisation gilt, sollte er nur geringfügig Gewinne erzielen. Aus diesen Gründen hatte der damalige Vorstand entschieden, die Brevets- und Lizenzen-Gebühren für 2012 zu senken. Weiter wurden die 2,2 Prozent Kommissionsgebühr für das Online-Nennsystem, die früher von den Reitern bezahlt wurde, vom SVPS übernommen.

Kein langfristiger Entscheid
Nachdem aber der aktuelle Pferdebestand in der Schweiz flächendeckend mit einem Pass ausgerüstet war, gingen die Mehreinnahmen, die durch die vielen Passausstellungen entstanden waren, in den Jahren 2013 und 2014 wieder zurück. Neben den Mindererträgen kamen noch Mehraufwände hinzu. Letzteres hat in erster Linie Investitionen im IT-Bereich betroffen, die unbedingt notwendig waren, um das veraltete System zu modernisieren, um diverse Dienstleistungen weiterhin in gleicher oder besserer Qualität anbieten zu können.

Der Verband wollte mit dem Entscheid, die Gebühren zu senken, den Lizenzierten und Brevetierten etwas von den damaligen Mehreinnahmen zurückgeben. Dieser Entscheid war allerdings nicht langfristig durchdacht und beinhaltete weder eine angemessene Entwicklung noch einen Ausbau der Dienstleistungen.

Gebühren: zurück auf Feld 1
Damit der Schweizerische Verband für Pferdesport möglichst rasch wieder schwarze Zahlen schreiben und seine Tätigkeiten beibehalten sowie der Zeit und den Umständen entsprechend weiterentwickeln kann, gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine davon würde quasi bedeuten «Zurück auf Feld 1». Ganz konkret, zurück zur Aufhebung der Gebührensenkung bei den Lizenzen und Brevets und diese rückgängig machen. Es geht in diesem Fall nicht um eine klassische Erhöhung, sondern vielmehr um eine Wiederherstellung der finanziellen Situation anno 2011. Noch konkreter würde das bedeuten: Die R-Lizenz kostet wieder CHF 150.– (statt CHF 130.–), die N-Lizenz CHF 200.– (statt CHF 180.–) und das Brevet CHF 100.– (statt CHF 80.–) pro Jahr.

Veranstaltungen: Vereinfachung durch Systemwechsel
Parallel wird ein Systemwechsel bei den Veranstaltungen vorgeschlagen, der keine Mehreinnahmen, dafür aber eine Vereinfachung bedeutet. Zur Vereinfachung hin wird ein Einheitsprozentsatz, der alle Dienstleistungen beinhaltet (Ausschreibungskontrolle, Ausschreibung online, «Bulletin»-Inserate, Inkassodienste, Veranstaltersoftware), ins Auge gefasst. Dies würde bedeuten, dass jede Veranstaltung auf ihre Nenngeldsumme einen gewissen Prozentsatz abgibt, statt wie heute für einzelne Abgaben und Gebühren (Ausschreibung im ONS, Inserat im «Bulletin», Kreditkartenkommission) aufzukommen.

Der abgegebene Prozentsatz würde dann all diese Kosten decken und der Veranstalter entscheidet, was er in Anspruch nimmt. Dieser Systemwechsel würde zusätzlich bedeuten, dass kleine Veranstaltungen auch weniger abgeben müssten. Diese Änderungen gehören in die Gebührenordnung, welche in der Kompetenz der Mitgliederversammlung steht und an der kommenden Mitgliederversammlung, am 2. April 2016 zur Abstimmung kommen wird.

Der SVPS-Vorstand und die Geschäftsstelle und der ganze SVPS sind bestrebt, möglichst rasch wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Viele Massnahmen sind bereits durchgeführt worden oder sind in Gang. Beispielsweise wurde die Buchhaltung umgestellt und das Controlling engmaschiger aufgegleist, um jeweils rasch handeln zu können.

Auch ist hier noch zu vermerken, dass sich die Personalkosten sehr im Rahmen halten: Allgemein rechnet eine Non-Profit-Organisation mit durchschnittlichen allgemeinen Personalkosten von 50 bis 70 Prozent der gesamten Aufwände. Der SVPS kommt hier heute lediglich auf knapp 20 Prozent und versucht auch in allen anderen Ausgabenbereichen möglichst sparsam umzugehen. So wurden bei den Ausgaben in den letzten zwei Jahren überall Bereiche gesucht, die noch effizienter organisiert werden können, und allein bei den Produktions- und Redaktionskosten des «Bulletins» konnten die Kosten um rund CHF 200 000.– pro Jahr gesenkt werden.

Auch wenn der Verband eine Non-Profit-­Organisation ist, muss er einen gewissen ­Ertrag für Investitionen erwirtschaften, um Dienstleistungen auf hohem Niveau entwickeln und anbieten zu können. Der SVPS ist und bleibt eine Non-Profit-Organisation, muss aber sich und seine Mitglieder tragen und sich gleichzeitig auch weiterentwickeln und den wirtschaftlichen Vorgaben anpassen können.

Nicole Basieux

Grafik 6: Übersicht der ausgeschriebenen und bezahlten Pferdesportveranstaltungen im Online-Nennsystem des SVPS 2015. Grafik 6: Übersicht der ausgeschriebenen und bezahlten Pferdesportveranstaltungen im Online-Nennsystem des SVPS 2015.

Was erhält ein Reiter/Fahrer/Voltigierer vom SVPS für sein Geld?

• Lizenz/Brevet
• Eintragung Sportpferderegister
• Start an kontrollierten und reglementarisch korrekten Veranstaltungen
• Ausbildung und Verwaltung der Offiziellen
• Geschäftsstelle, welche Veranstaltungen, Reglemente, Resultate verwaltet
• Kommunikation: Web, Newsletter, «Bulletin», interne Mailings
• Verschiedene Online-Plattformen: my.fnch.ch, ONS, fnch.ch, App, OAS
• Möglichkeit, bei guten Leistungen Kadermitglied zu werden bis zur Teilnahme an Cham­pionaten
• Betreuung und Organisation der Kader aller 9 Disziplinen
• Abwicklung Nennungen Auslandstarts
• Nachwuchsförderung
• Fairer Wettkampf dank Reglementen und einem Sanktionssystem
• Ethik und Tierschutz
• Internationale Vertretung bei der FEI und European Equestrian Federation
• Nationale Vertretung bei BASPO und Swiss Olympic
• 9 Disziplinen 
• Vertretung in politischen Fragen und Lobbying

Grafik 1: Einnahmen SVPS 2014. Grafik 1: Einnahmen SVPS 2014.

Grafik 2: Detail von Grafik 1 – Einnahmen Dienstleistungen 2014. Grafik 2: Detail von Grafik 1 – Einnahmen Dienstleistungen 2014.

Grafik 3: Ausgaben SVPS 2014. Grafik 3: Ausgaben SVPS 2014.

Grafik 4: Detail von Grafik 3 – Ausgaben Verbandsrechnung aufgeteilt auf die verschiedenen Posten 2014. Grafik 4: Detail von Grafik 3 – Ausgaben Verbandsrechnung aufgeteilt auf die verschiedenen Posten 2014.

Zahlen und Fakten 2014/15

– Ca. 20 000 lizenzierte und brevetierte Reiter, die aktiv an Turnieren teilnehmen
– 35 000 im Sportpferderegister eingetragene Pferde
– Ca. 230 000 Nennungen pro Jahr
– Ca. 200 000 Reiter in der ganzen Schweiz
– 112 000 Pferde in der ganzen Schweiz
– 70 000 Reiter in Mitgliederverbänden des SVPS 
– 2000 Offizielle des SVPS
– 200 Ehrenamtliche (Vorstand, Leitungsteams, Kommissionen, Verbands­gericht)
– 17 Vollzeitstellen Geschäftsstelle

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