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Dossier: Pferdehaltung & Raumplanung

Nach der Saison ist vor der Saison: Tipps für eine optimale Winterpause

14 November 2016 09:46

So langsam wird es für die meisten Sportreiter etwas ruhiger. Die wichtigsten Turnierhighlights sind vorbei und es ist Zeit, Bilanz zu ziehen. Doch nicht nur der Blick zurück, auch der Blick nach vorn ist essenziell! Denn wer im Frühling frisch und voller Tatendrang in die neue Saison starten möchte, tut gut daran, die Winterpause optimal zu nutzen – und dies in vielerlei Hinsicht.

Die Physiotherapeutin mobilisiert steife Gelenke und lockert verspannte Muskeln. Die Physiotherapeutin mobilisiert steife Gelenke und lockert verspannte Muskeln.

Winterziele definieren

Wer die turnierfreie Zeit gut plant, geht gestärkt daraus hervor. Den Grundstein für ein optimales Wintertraining legt die kritische Analyse der abgelaufenen Wettkampfsaison. Mit welchen Stärken konnte mein Pferd trumpfen? Welche Schwächen machten uns immer wieder einen Strich durch die Rechnung? Die Defizite, an denen man über den Winter arbeiten möchte, formuliert man am besten als positive Leitsätze, als Winterziele, die man sich immer wieder vor Augen führen kann. Es soll Freude machen, diese Ziele zu lesen, und nicht etwa Bauchweh und Kopfzerbrechen bereiten. Also warum nicht zu Malstiften und Papier greifen und ein kreatives Poster damit gestalten! Eine Collage aus Fotos, die die Idealsituation zeigen, kann helfen, diesen Leitsätzen Angst und Schrecken zu nehmen und ein positives Bild im Gedächtnis zu verankern.

Ein Wintertraining will individuell und systematisch geplant sein. In Absprache mit allen beteiligten Fachleuten kann man eine Wochenplanung mit wichtigen Terminen und Etappenzielen erarbeiten und die Fortschritte in einem Ausbildungstagebuch festhalten.

Aktive Wellness

Unsere Sportpferde wurden dafür gezüchtet, Leistung zu erbringen. Trotzdem sind sie nach der Turniersaison müde und haben eine Auszeit verdient. Diese sollte jedoch aktiv gestaltet werden, um deren Veranlagung gerecht zu werden. Meist sind Muskeln und Gelenke nach all den Wettkämpfen hart und steif. So bietet es sich an, das Pferd von einem erfahrenen Physiotherapeuten oder Chiropraktiker behandeln zu lassen. Viele vierbeinige Athleten geniessen auch die aktive Entspannung im Aquatrainer.

Oben ohne

Bevor man die reiterlichen Winterziele ganz konkret in Angriff nimmt, profitieren die meisten Pferde in einer ersten intensiven Erholungsphase von einer «sattelfreien» Zeit. Geeignete Longen- und Bodenarbeit zur Gymnastizierung und für den Muskelaufbau kann kleine Wunder bewirken. Ohne das zusätzliche Reitergewicht erholen sich die Trage- und Stützstrukturen effizienter und die Bewegungsabläufe können gezielt optimiert werden.

Material-Check

Nach der intensiven Wettkampfsaison ist es nun an der Zeit, das Material genau zu kontrollieren. Das Lederzeug soll nicht nur gereinigt und gepflegt, sondern auch von einem Sattler überprüft und nötigenfalls angepasst werden. Denn ein schlecht sitzender Sattel kann die ganzen Trainingsbemühungen zunichte machen, da kein Muskelaufbau und keine Losgelassenheit möglich sind.

Trensen müssen auf scharfe Kanten hin untersucht werden, und gerade wenn Anlehnungsprobleme vorliegen, kann der sachkundige Blick eines Pferdezahnarztes Aufschluss darüber geben, ob die Zähne gesund sind und das Gebiss der Maulhöhle des Pferdes angepasst ist.

Back to the roots

Wenn die Ausrüstung stimmt und die regenerierende Bodenarbeit Wirkung zeigt, kann man wieder mit dem Reittraining beginnen. Hier sollte man sich genügend Zeit nehmen für die gymnastizierende Basisarbeit. Das Reiten von grossen gebogenen Linien in Gebrauchstempo und -haltung gibt dem Pferd die Möglichkeit, zwanglos und taktrein zu gehen. So unspektakulär es auf den ersten Blick scheint, in der Ausbildung ein paar Schritte zurückzugehen, so sehr wird sich die sorgfältige Überprüfung der Grundlagen anschliessend auszahlen. Und dies gilt nicht nur für die Dressurreiter, sondern für alle pferdesportlichen Disziplinen. Denn diese gymnastizierende und kräftigende Basisarbeit bezweckt die langfristige Gesunderhaltung des Reitpferdes. Es werden die nötigen Muskeln aufgebaut, um die Gelenke, Sehnen und Bänder nicht unnötig zu belasten. Das Pferd soll sich geschmeidig und leichtfüssig bewegen. Erst wenn diese Grundlagen sitzen, kann man das disziplinenspezifische Training wieder aufnehmen.

Über den Tellerrand schauen

Unsere vierbeinigen Sportkameraden freuen sich in der turnierfreien Zeit über Abwechslung. Neue Bewegungs- und Lernanreize halten sie bei Laune und fördern ihre Konzentrationsfähigkeit. Dem Westernpferd kann winterliche Springgymnastik genauso guttun wie dem Dressurpferd Zirkuslektionen oder Freiarbeit. Dabei soll auch der Spass nicht zu kurz kommen! Geht man mit der nötigen Portion Humor an ein disziplinenfremdes Training heran, kann dies die Verbundenheit zwischen Pferd und Reiter nachhaltig fördern.

Kerngesund im Sattel

Auch der Reiter soll die Winterpause nutzen, um an seiner Fitness zu arbeiten. Das Ausdauertraining kann zur Abwechslung auch mal vom Laufband oder Hometrainer auf die Langlaufskis verlegt werden, um neue Bewegungsinputs zu erhalten. Bei Reitern besonders bewährt hat sich zudem das Core-Training, bei dem die tief liegenden Haltungsmuskeln im Bereich von Bauch, Rücken und Beckenboden gestärkt werden. Dadurch wird die Körpermitte stabilisiert, und die Bewegungen des Pferdes können vom Reiter besser abgefedert werden. Zur Verbesserung der Mobilität schwört so mancher Reiter auf Pilates oder Yoga.

Mental unschlagbar

Wenn Reiter am Turnier schon mal weiche Knie bekommen und sich mit ihrer Nervosität gerne selbst Steine in den Weg legen, ist der Winter eine ideale Gelegenheit, sich auch der geistigen Leistungsoptimierung zu widmen. Mit einem erfahrenen Mentaltrainer oder Sportpsychologen können Ängste ganz konkret angegangen und überwunden werden. Nicht umsonst heisst es so schön: «Erfolg beginnt im Kopf!»

Gemütliche Stunden

Nicht zuletzt ist die Winterpause auch eine Zeit, in der man es sich gerne mit einer Tasse Tee und einer dicken Wolldecke auf dem Sofa gemütlich macht oder sich ein ausgiebiges Schaumbad gönnt. Da darf auch ein gutes Buch oder eine lehrreiche DVD nicht fehlen, um Inspiration für neue Trainingsansätze zu finden oder sich Wissen aus der pferdemedizinischen Gesundheitslehre anzueignen.

Lassen wir uns also nicht vom Winterblues die Freude an der kühlen Jahreszeit verderben! Mit etwas Kreativität und offenem Geist ist sie eine Chance, um mit gestärkten Kräften neue Gipfel zu erklimmen.

Cornelia Heimgartner

Foto: HorsesInMedia

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