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Dossier: Portraits

Stiftung Schweizer Sporthilfe: Das Götti-System

14 Dezember 2015 13:55

Die Stiftung Schweizer Sporthilfe setzt seit Jahren auf gezielte Nachwuchsförderung. Davon profitieren auch junge Pferdesporttalente. Sie erhalten nicht nur einen «Zustupf» in die Kasse, sondern lernen den Umgang mit Sponsoren und Gönnern. 

Isabella Riedi ist noch auf der Suche nach einem Paten oder einer Patin. Isabella Riedi ist noch auf der Suche nach einem Paten oder einer Patin.

«Wer ist Giulia?» Mit dieser Frage lancierte die Sporthilfe die Patensuche für Nachwuchstalente. Es sollte sich als eines der erfolgreichsten Konzepte der Stiftung herausstellen. Doch das wussten die Verantwortlichen vor gut zehn Jahren noch nicht. Damals nutzte die Sporthilfe ihren Publikumsmagnet, ihr Aushängeschild, den Super-Zehnkampf, um erstmals Göttis anzuwerben. Sie druckte «Wer ist Giulia?» auf zehntausende der farbigen Klatschstangen, welche an die Zuschauer im Hallenstadion Zürich verteilt wurden. 

Gegen Ende der Veranstaltung, als die Stimmung dem Höhepunkt zusteuerte, stellten die Moderatoren die elfjährige Giulia vor. Steingruber hiess das dunkelblonde Mädchen aus Gossau zum Nachnamen. Elf Jahre alt und ein Nachwuchstalent im Kunstturnen. Sie fand rasch einen Paten – und turnte danach an die Weltspitze. Heute ist sie Europameisterin im Sprung und Mehrkampf und wurde 2013 zur Sportlerin des Jahres gewählt. «Für uns ist dies im Nachhinein natürlich ein Glücksfall», sagt Doris Rechsteiner, Geschäftsführerin der Stiftung, lachend.

Einfaches Konzept
Nicht jede Patengeschichte verläuft so erfolgreich. Einige der Nachwuchstalente hören vorher auf, verletzen sich oder setzen die Prioritäten anders. Schule statt Sport. Andere schaffen es nie zuoberst aufs Treppchen. Dennoch haben es einige der unterstützten Sportler bis an die Spitze geschafft, wie beispielsweise Lara Gut, Belinda Bencic oder Nino Schurter. Wenig verwunderlich, spricht Rechsteiner von einer wahren Erfolgsgeschichte: «Das Götti-System hat sich in den letzten Jahren sehr gut etabliert und spricht sowohl die Sporttalente wie auch Gönner an.» 

Das Prinzip dabei ist einfach: Nachwuchsathleten mit der Swiss Olympic Talents Card national, die finanziellen Bedarf haben, melden sich auf der Website von Sporthilfe für eine Patenschaft an. In ihrem Profil erwähnen sie ihre Charaktereigenschaften, ihre Ziele und stellen ihren Sport vor. 

Die potenziellen Göttis wie Spitzensportler, Firmen, aber auch Privatpersonen oder Stiftungen klicken sich durch die verschiedenen jungen Nachwuchstalente und wählen dann ihren Favoriten. Auf Wunsch übernimmt die Sporthilfe die Suche. Wen sie unterstützen wollen, steht ihnen völlig frei. Als Paten zahlen sie 2500 Franken pro Jahr. 2000 Franken gehen direkt an das Nachwuchstalent, 500 Franken decken die Projektkosten. 

Der Betrag kann von den Steuern abgezogen werden (im Kanton SG max. 500 Franken). Bis heute konnten unterschiedliche Paten gefunden werden. Sportler selbst wie Roger Federer mit seiner Stiftung, Didier Cuche oder Nino Schurter bekennen sich zum Nachwuchs. Und neu unterstützt auch McDonald’s die Sporthilfe. 154 Restaurantbetreiber engagieren sich persönlich als Paten für ein Talent aus ihrer Region. 

Mehr als Geld 
Bei der Patenschaft geht es indes nicht nur um die finanzielle Entlastung der Familienbudgets. Es geht um mehr. «Es ist eine sehr wichtige moralische Unterstützung», so Rechsteiner. Schliesslich sei es motivierend, wenn – meistens zum ersten Mal – eine Person ausserhalb des Familienumfeldes an den Erfolg der jungen Athleten glaube. Daneben lernen die jungen Leute auf spielerische Art, mit Partnern und Sponsoren umzugehen. So informieren die Patenkinder ihre Göttis regelmässig über ihre Erfolge, Tiefschläge, ihren Trainingsstand oder was sonst gerade so ansteht. 

Einmal im Jahr organisiert die Sporthilfe den Patenschafts-Event, wo sich Göttis und Patenathleten treffen können. Das hat bereits zu wahren Freundschaften geführt. «Einige haben ein enges Verhältnis zu ihren Göttis», so Rechsteiner. Ein Götti begleitete seinen Schützling sogar zu den Olympischen Spielen, ein anderer offeriert dem jungen Sportler die Autoprüfung oder ein Dritter, welcher früher die gleiche Sportart ausübte, unterstützte sein Patenkind mit wertvollen Tipps und Trainings. «Das sind wertvolle Erfahrungen für die Jugendlichen», so Rechsteiner.
Aktuell profitieren über 450 Athleten von einem Götti.

Etwa gleich viele warten noch auf einen Gönner. Im Pferdesport sind 24 von 91 berechtigten Nachwuchstalenten angemeldet. 14 davon haben eine Unterstützung. Wenn es nach Rechsteiner geht, sind weitere Göttis herzlichst willkommen. «Es wäre natürlich super, wenn wir für jeden gemeldeten Nachwuchs auch einen Paten finden», so Rechsteiner. Mit einem Augenzwinkern fügt sie hinzu: «Ich hoffe, dass sich nun ganz viele Rösseler melden werden!» 

Sarah Forrer

Kurz erklärt – Die Sporthilfe

1970 wurde die Sporthilfe ins Leben gerufen. Ausschlag war das Olympia-Debakel 1964 in Innsbruck. Dort kehrte das Schweizer Team ohne Medaille zurück. Daraufhin wurde die Stiftung gegründet, mit dem Zweck, Schweizer Athleten bessere Chancen zu verschaffen. Seit der Gründung vor 45 Jahren hat die Sporthilfe über 115 Millionen Franken in den Schweizer Sport investiert. Insgesamt unterstützte sie 16 500 Sportler.

Während die Stiftung früher vor allem Elitesportlern unter die Arme griff, steht seit zehn Jahren die Nachwuchsförderung im Vordergrund. Auch Sie können die Sporthilfe unterstützen mit Ihrer Spende per SMS: Senden Sie ein SMS «ONETEAM50» an die Nummer 488 für eine Spende von CHF 50.– (jeder Betrag ist möglich). Weitere Informationen finden Sie unter www.sporthilfe.ch

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