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Wettstein Estelle, SUI, West Side Story, 165Olympic Games Tokyo 2021© Hippo Foto - Stefan Lafrentz25/07/2021
Dressur

Vielfältiges Engagement bildet die Basis für langfristigen Erfolg im Dressursport

10 März 2023 12:15

Elite-Reiterin Delia Eggenberger im Kadertraining in Dielsdorf (ZH) | © Simone Graf Elite-Reiterin Delia Eggenberger im Kadertraining in Dielsdorf (ZH) | © Simone Graf

Wenn das Leitungsteam Dressur zum Kadertraining einlädt, dann profitieren alle vom breit aufgestellten Programm – von der Elite bis zum Nachwuchs, vom Privattrainer über die Richterin bis hin zu Eltern und Betreuenden. Nebst dem Kadertrainer lieferten verschiedene renommierte Fachleute aus dem In- und Ausland wertvolle Inputs für die Zukunft des Schweizer Dressursport.

Dem Leitungsteam Dressur des Schweizerischen Verbands für Pferdesport (SVPS) ist es ein grosses Anliegen, Brücken zu schlagen und Synergien auszuschöpfen. Das Image eines elitären Clubs, das den Dressurkadern zu Unrecht anhaftet, soll revidiert werden. Stattdessen werden die Tore geöffnet und die Kadertrainings mit den eingebetteten Rahmenveranstaltungen für ein breites Publikum geöffnet – ein Erfolgsrezept, das allseits sehr geschätzt wird.

 

Bestandesaufnahme mit Richterin Nicole Nockemann

Das Aufgabenreiten hat sich in der Vergangenheit als besonders effizientes Instrument für eine Bestandesaufnahme aller Kadermitglieder bewährt. Ein eigentlicher Formtest nach der Winterpause, bei dem sich alle Pferd-Reiter-Paare unter denselben Bedingungen im direkten Vergleich präsentieren. Ergänzend zu den Argusaugen und Kommentaren von Nationaltrainer Oliver Oelrich konnte das Leitungsteam Dressur auf die kompetente Einschätzung der internationalen Richterin Nicole Nockemann aus Deutschland zählen. Die erfahrene Rheinländerin, die in Deutschland bereits Prüfungen wie das Bundeschampionat, den «Preis der Besten» oder die deutschen Meisterschaften gerichtet hat, fand in ihrer erfrischenden Art für jede Reiterin und jeden Reiter motivierende Trainingsinputs und konstruktive Kritik.

Insbesondere bei den Jüngsten stiessen die humorvollen und dennoch fundierten Einschätzungen von Nicole Nockemann auf grossen Anklang. Nahbar und umgänglich stand sie auch am Rande des Aufgabenreitens für beratende Gespräche mit Eltern und Privattrainern zur Verfügung und steckte mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Leidenschaft für den Dressursport jeden an.

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Wertvoller Austausch mit Schweizer Richtern, Trainern und Ausbildern

Wer langfristig sportlich erfolgreich sein will, muss bereits an der Basis optimale Voraussetzungen schaffen, um jungen Talenten den Weg an die Spitze zu ebnen – das weiss auch das Leitungsteam Dressur. So waren zum kommentierten Aufgabenreiten wie auch zum abendlichen Austausch auch Schweizer Richter und Trainer eingeladen. Ein Angebot, das rege genutzt wurde. Besonders erfreulich: Mit Patricia Volpez Stern als Präsidentin der Berufsverbands Swiss Horse Professionals (SHP) und Patrick Rüegg vom Inforama als Ausbildungsinstitution für Pferdeberufe waren auch die Berufsleute der Pferdebranche vertreten. Ein Schulterschluss, der sich bewährt hat und in Zukunft sicher noch ausgebaut wird.

Nach einer kurzen Einführung des derzeit einzigen Schweizer FEI-Dressurrichters Hans Voser folgte ein erfrischender und sehr gehaltvoller Austausch mit Nicole Nockemann. Sie zeigte anhand von Ausschnitten der vorausgegangenen Ritte, was die Richter genau sehen wollen und worauf die Trainer hinarbeiten müssen, um die Pferde und Reiter alters- und stufengerecht auszubilden. Die anwesenden Trainer stellten interessante Fragen und es entstanden konstruktive Diskussionen, bei denen nicht zuletzt auch die Reiterinnen und Reiter zu Wort kamen und ihre Wahrnehmung des Rittes darstellten konnten.

Nicole Nockemann zog ein äusserst positives Fazit des Kadertrainings: «Ich bin beeindruckt, mit wie viel Engagement und Präzision der SVPS den Mitgliedern des Nachwuchs-, Perspektiv- und Elitekaders ein umfassendes Konzept anbietet, um den Leistungsstand der Reiterinnen und Reiter abzufragen und direkt Verbesserungen aufzuzeigen. Besonders gefreut habe ich mich zudem über die rege Teilnahme und konstruktiven Diskussionen beim Austausch zwischen den Reitern und teilweise ihren Eltern sowie Trainern und Richtern.»

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Karriereplanung einmal anders

Wer mit der Weltelite mithalten möchte, braucht mehr als hartes Training. Mit diesem Thema befassten sich die Mitglieder des Perspektiv- und Elitekaders beim intensiven Workshop mit Holger Fischer. Der Deutsche bezeichnet sich selbst als «Potenzialentfalter» und arbeitet seit vielen Jahren als Coach von Unternehmern und Profisportlern. Seine Inputs haben schon so manchem Athleten zum sportlichen Durchbruch verholfen.

Was ist überhaupt eine Karriere? Welche Faktoren haben einen positiven oder negativen Einfluss auf eine erfolgreiche Karriere? Was sind die häufigsten Gründe, warum Karrieren scheitern? Wie kann ich eine Karriere planen – geht das überhaupt? Diese und weitere brennende Fragen wurden im Workshop ausführlich bearbeitet und auch auf sehr persönlicher Ebene diskutiert. Das war ganz schön viel Kopfarbeit! Trotzdem war die Stimmung stets heiter und befreiend, und am Ende waren alle Teilnehmenden dankbar für die «Lerngeschenke», die sie mit nach Hause nehmen konnten.

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Inputs zum Saisonstart für den Nachwuchs

Die Mitglieder der verschiedenen Nachwuchskader erhielten ihrerseits informative Updates zu ganz unterschiedlichen und nicht zu unterschätzenden Themen im Hinblick auf die anlaufende Turniersaison. Der Sportcoach Rico Stalder lieferte in einer Trainingseinheit wertvolle Ansätze für reiterspezifische Kräftigungsübungen, welche die jungen Athletinnen und Athleten im Laufe der Saison weiter steigern können. Die Tierärztin Merit Meier informierte über aktuelle Bestimmungen und Neuerungen im Veterinärreglement der FEI. Anlass zu Diskussionen gab insbesondere die Tatsache, dass auch minderjährige Reiterinnen und Reiter im Falle einer positiven Dopingprobe beim Pferd grundsätzlich als verantwortliche Personen gelten, welche die Konsequenzen eines Dopingbefundes ihres Pferdes tragen müssen. Die Antidoping-Bestimmungen im Humanbereich wurden spielerisch und einprägsam von Melanie Hauss von Swiss Sport Integrity dargelegt. Eine der wichtigsten Take-home-Messages lautete: Nicht alles, was einem in der Apotheke empfohlen wird, ist für Turniersportler regelkonform! Dass in der heutigen Zeit der sorgsame Umgang mit Social Media gerade auch für Athletinnen und Athleten äusserst wichtig ist, zeigte die Kommunikationsfachfrau des SVPS Cornelia Heimgartner auf. Jeder Beitrag auf den verschiedenen Kanälen muss mit Bedacht gewählt werden, um das eigene Image und jenes des Pferdesports im Allgemeinen zu wahren.

Das Leitungsteam Dressur, die Kaderverantwortlichen und der Nationaltrainer zogen nach den intensiven Kadertagen in Dielsdorf allesamt ein positives Fazit. «Nur wenn wir alle zusammen geeint in dieselbe Richtung gehen, können wir mittel- bis langfristig erfolgreich sein», ist Disziplinleiter Markus Flisch überzeugt. Auch die Kaderverantwortliche der Elite Ruth Haas freut sich schon auf die Weiterführung der eingeschlagenen Trainingsstrategie: «Das Konzept mit einer weiteren Öffnung der Kadertrainings für interessierte Pferdefachleute – Trainer, Richter, Ausbilder – von ausserhalb des Leitungsteams stiess auf positive Resonanz. Das motiviert uns, diesen Ansatz weiterzuverfolgen.»

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Nachgefragt bei…
Heidi Bemelmans, Equipenchefin und Trainerin des Schweizer Dressur-Nachwuchses


Wie steht der Schweizer Dressur-Nachwuchs heute da?
Der Schweizer Dressur-Nachwuchs konnte in den vergangenen Jahren recht gute und beständige Erfolge auf nationalen wie internationalen Turnieren und auch auf Championaten erreichen. An den jungen Athletinnen und Athleten begeistert mich immer wieder, wie fokussiert und diszipliniert sie diesen Sport und den Umgang mit dem Pony oder dem Pferd betreiben. Das ist besonders lobenswert, wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit auch die schulische und berufliche Ausbildung nicht zu kurz kommen darf.
Schul- und Prüfungstermine berücksichtigen wir auch in der Jahresplanung der internationalen Turnierbeschickung. Somit kann es passieren, dass eine wichtige Prüfung in der Schule Vorrang hat gegenüber einem Auslandstart. Eine langfristige und nachhaltige Nachwuchsförderung bedeutet auch, dass der schulischen und beruflichen Ausbildung der nötige Platz eingeräumt wird.
Diese doppelte Herausforderung im Sport wie in der Ausbildung ist sehr anstrengend und bedarf einer guten Gesamtjahresplanung. Anlässlich der Kadertrainings zu Beginn des Jahres wird eine Turnierplanung für alle Kategorien erstellt, unter Berücksichtigung der individuellen Schul- und Prüfungstermine.

Was sind – nebst den reiterlichen Fähigkeiten – Schwerpunktthemen, die mit dem Schweizer Dressurnachwuchs angesprochen werden müssen?
Um im Sport erfolgreich zu sein und das Dressurreiten langfristig mit Freude betreiben zu können, brauchen die jungen Athletinnen und Athleten ein sehr gutes Alltagsmanagement. Dazu gehören ganz viele Aspekte, insbesondere ein unterstützendes Umfeld. Die Eltern und Heimtrainer spielen dabei eine ganz zentrale Rolle. Viele Themen, die wir ansprechen, richten sich daher auch nicht zwingend explizit an die Jugendlichen, sondern auch an die Personen um sie herum.
Wir möchten die jungen Athletinnen und Athleten auf ihre Vorbildrolle im Pferdesport sensibilisieren. Ihr Verhalten und ihr Auftreten sollten stets beispielhaft sein, ob im richtigen Leben oder in den sozialen Medien beispielsweise.
Dazu gehören wichtige Informationen über die Einnahme von Medikamenten oder Supplementen – schliesslich will niemand ungewollt gedopt in den Wettkampf gehen. Hier sind auch die Eltern in der Verantwortung, um abzuklären, was – wenn nötig – verabreicht werden darf.
Ebenso ist es im Veterinärbereich. Da sind viele wichtige Dinge zu beachten, über die man Bescheid wissen muss. Als Beispiel: Sind die Impfungen bzw. die Impftermine der Ponys und Pferde in Ordnung? Ist der Pferdepass korrekt ausgefüllt und noch gültig? Sind die Zusatzfuttermittel und die Stallapotheke mit dem betreuenden Tierarzt abgesprochen? Auch die Hufschmiedetermine müssen im Einklang mit der Turnierplanung festgelegt werden. All das und vieles mehr muss bereits zu Hause im Heimstall sichergestellt sein, damit man auf dem Turnier keine böse Überraschung bzw. Enttäuschung erlebt. Seit vielen Jahren findet anlässlich des Kadertrainings im Februar ein Aufgabenreiten statt mit einer entsprechenden Veterinär- und Pferdepasskontrolle durch unseren Disziplintierarzt. Jedes teilnehmende Pony und Pferd wird auf Trense vorgestellt und an der Hand vorgetrabt. Das ist eine sehr wichtige Übung, denn auf den internationalen Turnieren wird beim Vetcheck von den Jugendlichen verlangt, dass sie ihr Pony oder Pferd vorstellen und an der Hand vortraben.
Diese und weitere Themen nehmen wir im Austausch mit den Jugendlichen immer wieder auf, um sie auf eine spätere Karriere im Spitzensport vorzubereiten.

Ist der Schweizer Dressurnachwuchs langfristig gesichert?
Wir sind stets bemüht und bestrebt, noch mehr junge Talente zu finden und zu fördern. Im Nachwuchsbereich ist es ganz wichtig, dass wir schon bei den Jüngsten frühzeitig das sportliche Potenzial erkennen können. Hierbei spielen die Regionalkader eine ganz entscheidende und wichtige Rolle!
Im Idealfall werden wir bereits auf junge Talente aufmerksam, wenn diese 10 Jahre alt sind. Gerne können und sollten sich diese jungen Talente bei mir melden, um zu einem Vorreiten oder in ein Training zu kommen, damit ich mir einen Eindruck verschaffen kann. Hierbei entstehen auch Gespräche oder Beratungen mit den Eltern und Heimtrainern, wie man diese Kinder weiter fördern sollte, was eine Regional- oder Nationalkaderzugehörigkeit bedeutet, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen – auch neben den reiterlichen Fähigkeiten.
Ein ganz wichtiges Sprungbrett ist in diesem Zusammenhang auch die Turnierserie «Tag der Jugend», die es nun schon seit 20 Jahren gibt und mit enorm viel Engagement und Herzblut vorangetrieben wird. An diesen Veranstaltungen erhalten junge Talente eine hervorragende Möglichkeit, um auf sich aufmerksam zu machen.
Wer es in ein Regionalkader schafft, erhält auch schon eine Swiss Olympic Talent Card Regional, was allenfalls den Zugang zu Sportschulen ermöglicht. Damit kann es unter anderem einfacher werden, Abwesenheiten für ein Training oder eine Turnierteilnahme zu organisieren.
Wer schon früh in ein Regionalkader kommt, kann gut weiter gefördert werden, um schliesslich in ein Nationalkader aufgenommen zu werden. Es ist wichtig zu wissen, dass die Kategorie Pony international die Altersgruppe von 12 bis 16 Jahren umfasst, die Kategorie Children die Altersgruppe von 12 bis 14 Jahren. Die Erfahrung und die reiterliche Ausbildung im Pony- oder Children-Sport bilden einen sehr guten Grundstein für den Übergang in die Kategorien Junioren und Junge Reiter.
Wenn Eltern, Trainer oder Vereine Fragen zur Nachwuchsförderung in der Dressur haben, stehe ich gerne für eine Beratung zur Verfügung. Oft kann ein gemeinsames Gespräch anlässlich eines Vorreitens helfen, die richtige Entscheidung in Bezug auf die künftige Karriere zu treffen.

Wo schlummern die Talente, die ich noch nicht gesehen habe? Ich freue mich über jedes junge Talent, das den Weg in diesen schönen Sport und dann vielleicht sogar in den Spitzensport gehen möchte.

Kontakt:
Heidi Bemelmans, Kaderverantworliche Dressur Nachwuchs
E-Mail: heidi.bemelmans@web.de, Mobile: +49 172 216 20 73

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