Das Institut Equestre National Avenches (IENA) ist nicht zu bremsen. Nachdem das Westschweizer Pferdezentrum im vergangenen Herbst in Rekordzeit die FEI-Europameisterschaft im Concours Complet auf die Beine gestellt hat, erhielt es den Zuschlag für die Durchführung einer der neun Stationen der FEI-Nationenpreisserie derselben Disziplin vom 7. bis 10. Juli 2022. Wenn es nach dem Organisationskomitee unter der Leitung von Jean-Pierre Kratzer und Danièle Vogg geht, soll sich dieser Event nun alljährlich im Sommer wiederholen.
Über 20 000 Zuschauerinnen und Zuschauer strömten vom 23. bis 26. September 2021 ins IENA zur Europameisterschaft im Concours Complet. Vier Wettkampftage boten einer Disziplin ein Schaufenster, die davor fast vierzig Jahre lang keine Prüfung auf diesem Niveau in der Schweiz ausgetragen hatte. Viel zu lange für den OK-Präsidenten Jean-Pierre Kratzer, der nach dem Grosserfolg der Veranstaltung im September beschloss, eine Bewerbung um die Austragung der einzigen Schweizer Station der Nationenpreisserie im Concours Complet einzureichen. An der Veranstaltung auf dem 40 Hektar grossen Areal in Avenches sollten neben dem CCI4* aber auch Startmöglichkeiten für nationale und internationale Reiterinnen und Reiter auf 3*- und 4*-Niveau angeboten werden.
«Wir haben der Presse im letzten September mitgeteilt, dass wir zu einem Kompetenzzentrum für den Concours-Complet-Sport werden möchten und auch international mitreden wollen», erklärt Jean-Pierre Kratzer. «Die Nationenpreisserie ist die beste Gelegenheit, um unseren Platz im internationalen Kalender zu festigen und unseren Reiterinnen und Reitern Weltklasseprüfungen bieten zu können. Wir sind stolz, dass die FEI uns das Vertrauen schenkt, diesen Anlass durchzuführen, und freuen uns auf zahlreiche Besucherinnen und Besucher auf unserer Anlage.
Freier Eintritt für das Publikum
Die Arbeiten auf der Geländestrecke haben bereits begonnen. Wie schon an der Europameisterschaft sind der britische Course Designer Mike Etherington Smith und der Schweizer Parcoursbauer Heinz Scheller am Werk und werden die in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen nutzen, um den Reiterinnen und Reitern anspruchsvolle und attraktive Geländestrecken bieten zu können. «Wir wollen dem Publikum Emotionen, eine gute Stimmung und tollen Sport bieten.»
Jeder soll das Spektakel geniessen können - so will es das IENA und hat deshalb beschlossen, Gross und Klein freien Eintritt zu gewähren. Ausserdem sind Aktivitäten für Kinder geplant, es werden Ausstellerstände und ein vielfältiges Gastronomieangebot präsentiert. «Die Leute wissen nicht, dass es hier ein Restaurant gibt, dass unsere Anlage 365 Tage im Jahr für die breite Öffentlichkeit zugänglich ist und dass sich jedes Jahr Störche und Biber bei uns niederlassen», berichtet der Direktor des IENA
Infrastruktur für jeden Geschmack
Egal ob Pferdefreund oder nicht - wer durch das Eingangsportal und die Lindenallee ins IENA kommt, erliegt dem Charme der Anlage. Dressurviereck, Ausreitwege, Grünflächen und Geländestrecke - alle Reiterinnen und Reiter, die schon im IENA waren, sind sich einig: Hier findet man die perfekte Trainingsinfrastruktur.
Das weiss auch der Schweizer CC-Reiter Robin Godel, der sich 2021 mit seinen Pferden auf der Anlage niedergelassen hat. «In der Schweiz gibt es keine zweite Anlage wie diese. Als ich beschlossen hatte, mich selbstständig zu machen, war dies der perfekte Ort für meine Pferde und mich. Wenn man im Concours Complet aktiv ist, muss man in den drei Disziplinen trainieren und auf der Galoppbahn an der Ausdauer der Pferde arbeiten können», erklärt der fünffache Schweizermeister und Elitekaderreiter Robin Godel. «Der Military Garden im IENA eignet sich beispielsweise perfekt dazu, junge Pferde an Auf- und Abstiege oder ans Wasser zu gewöhnen.
Sensibilisieren und Wissen vermitteln zum Wohle des Pferdes
Die Ausbildung des Pferdesportnachwuchses ist seit drei Jahren auch ein Ziel der IENA Academy. Dabei steht die Wissensvermittlung und Sensibilisierung von Erwachsenen und Jugendlichen im Zentrum, damit sie das Pferd und seine Bedürfnisse im Hinblick auf das Tierwohl besser kennenlernen.
Über das ganze Jahr hinweg besteht ein breites Angebot an halb- und ganztägigen Kursen für Kinder und Erwachsene. Der Ausbildungsleiter dazu: «Wenn die Kinder von klein an ein korrektes Verhalten gegenüber den Equiden erlernen, sie ein Bewusstsein für deren ganz eigenen Bedürfnisse entwickeln und erkennen, wie wichtig es ist, diese zu respektieren, dann werden ihnen gleich die richtigen Ansätze mit auf den Weg gegeben, um eine harmonische Beziehung zum Pferd aufzubauen. Gleichzeitig werden das Selbstbewusstsein und das Verantwortungsbewusstsein gestärkt.»
Letizia Paladino
Die fixe Tribüne entlang der Reithalle bietet einen optimalen Blick auf das Sandviereck für die Dressur und das Springen. | © IENA