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«Die Schweiz holte oft an schwierigen, taktischen Rennen die besten Resultate»

17 August 2017 09:56

Interview mit Suzanne Dollinger, Chefin Sport Endurance SVPS

Nach dem Selektionswochenende in Frankreich und den Selektionen laufen die letzten Vorbereitungen der Endurancereiter für die Europameisterschaft in Brüssel am 17. August 2017. Ein wichtiger Punkt an diesen Titelkämpfen wird die Taktik sein.

Das Ziel der Schweiz ist ein gutes Mannschaftsresultat. Darauf haben die Sportler mit Suzanne Dollinger als Chefin Sport, Alessandra Ramseyer als Equipenchefin und Disziplintierärztin, mit Peter Münger als Chef der Disziplin und einem Team von Fachleuten seit Anfang Jahr hingearbeitet.

«Bulletin»: Suzanne Dollinger, mehr als fünf für eine Mannschaft erforderliche Reiterinnen haben die FEI-Voraussetzungen für eine EM-Teilnahme erfüllt. Nach welchen Kriterien wurde am Schluss entschieden?

Suzanne Dollinger: Höher gewichtet als Rang und Tempo haben wir den Rennaufbau, die Rennintelligenz und vor allem der physische und psychische Zustand des Pferdes während und nach dem Einsatz («fit to continue»). Im Weiteren waren die Teamfähigkeit und das reiterliche Können wichtige Faktoren für die Selektion.

Wie hat es das Leitungsteam dieser Disziplin geschafft, dass es total zehn Reiterinnen mit zwölf Pferden geschafft haben, die Voraussetzungen der FEI für eine Selektion zu erfüllen?

Bereits am Endurance Day 2016 haben wir die Reiterinnen und Reiter darüber informiert, wo wir die Schwerpunkte in den kommenden Jahren setzen:

«Der Aufbau eines sicheren und stabilen Schweizer Enduranceteams (inklusive Grooms) sowie einer breiten Nachwuchsbasis (inklusive Grooms) sind die Ziele der nächsten Jahre.»

Der erste Weg zur obgenannten Zielsetzung ist, dass der Schwerpunkt auf das Durchkommen mit einem gesunden Pferd gelegt wird, welches gemäss dem Endurancereglement FEI die Schlusskontrolle besteht.

Das Tempo soll dementsprechend angepasst werden, speziell bei jungen und oder unerfahrenen Pferden.

Darum sind Tempi ab 18 km/h mit grosser Vorsicht anzustreben. Diverse Statistiken der letzten Jahre haben aufgezeigt, dass ab diesem Tempobereich die Gefahr des frühzeitigen Verschleisses deutlich steigt. Dies gefährdet unsere obgenannte Zielsetzung. Die Pferde sollen aufbauend an höhere Tempi gewöhnt werden, um dem Metabolismus und dem Bewegungsapparat Zeit zu geben, sich höheren Anforderungen anpassen zu können.

Was erwartet die Schweizer in Brüssel?

Sicher ein sehr schwieriges Rennen mit engen Platzverhältnissen, stets wechselndem Terrain und vielen Richtungswechseln - ein sehr taktisches Rennen.

Was sind die Stärken des Schweizer Teams, und wie kann es diese in Brüssel ausspielen?

Die Schweiz holte oft an schwierigen, taktischen Rennen die besten Resultate. Die selektionierten Reiterinnen wurden darauf geschult, ihre Pferde gut zu kontrollieren, und darauf vorbereitet, einen klaren Kopf in der Hektik des Renngeschehens zu behalten.

Was ist das Ziel in Brüssel?

Wir rechnen mit einer Teamklassierung innerhalb der ersten sechs Nationen. Hauptziel bleibt der Aufbau eines sicheren und stabilen Schweizer Enduranceteams als Basis für die Meisterschaften der nächsten Jahre.

Wie sieht die Zukunft im Schweizer Endurancesport aus, auch im internationalen Umfeld?

Mit den steigenden Tempi, dem zunehmenden Professionalismus und auch einer gewissen Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Pferd vonseiten einiger weniger, aber finanziell einflussreicher Nationen wird es für die Schweiz je länger, desto schwieriger, sich im internationalen Umfeld behaupten zu können.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein gutes Teamresultat, eine Medaille für die Schweiz trotzdem immer im Bereich des Möglichen liegt - vorausgesetzt:

a) die Schweiz kann ein volles Team einsetzen und

b) das Team kann mindestens drei seiner Paare ins Ziel bringen.

Es gibt im Endurancesport noch immer eine grosse Anzahl Nationen (die Mehrheit), deren Reiter diese Pferdesportart als Amateursportler mit grossem Respekt gegenüber dem Pferd betreiben. Sie möchten sich aus ethischen Gründen nicht dem schädlichen Tempobereich annähern und setzen deshalb vermehrt auf Teamklassierungen.

Würde die FEI die jeweiligen Meisterschaften auf zwei Tage verteilen, wobei ein Tag einer reinen Teamwertung mit Schwerpunkt, drei von vier Paaren ins Ziel zu bringen, und der zweite Tag einer ausschliesslichen Individualwertung mit Schwerpunkt Tempo gewidmet wäre, könnten sowohl Amateurnationen wie die Schweiz, aber auch die Profis ihre ideellen Vorstellungen innerhalb dieses grundsätzlich faszinierenden Sportes verwirklichen.

Claudia A. Spitz

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