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Mit viel Engagement und Motivation auf dem Weg nach Tryon

18 Dezember 2017 12:00

Die Endurancereiterinnen und -reiter können zufrieden auf die Saison 2017 zurückblicken. Das heisst aber nicht, dass es keine Arbeit mehr gibt. Mit einem Ausbildungsweekend und dem Sporttest hat Ende November bereits die Vorbereitung auf die Saison 2018 begonnen.

Mit dem vierten Platz und zwei Klassierungen in den ersten 20 der Einzelrangliste an der Europameisterschaft 2017 in Brüssel hat das Schweizer Team die gesteckten Ziele erreicht. Die Reiterinnen haben einmal mehr gezeigt, dass Distanzsport auf hohem Niveau auch möglich ist, wenn man mit den Pferden ethisch korrekt und respektvoll umgeht. Es ist den Reiterinnen gelungen, ihre Stärken auf dem schwierigen Kurs auszuspielen.

Aber nicht nur das Resultat in Brüssel zeigt, dass der eingeschlagene Weg stimmt. Sportchefin Suzanne Dollinger sagte am letzten Endurance Day, als sie das Amt übernahm:

Der Aufbau eines sicheren und stabilen Schweizer Enduranceteams sowie einer breiten Nachwuchsbasis sind die Ziele der nächsten Jahre.

Dies betreffe neben den Reitern natürlich auch die Grooms. Dieses Jahr konnten bereits 12 Reiter mit 14 Pferden die Anforderungen für eine Teilnahme an Titelkämpfen der FEI erfüllten, was ein erster Schritt in die richtige Richtung bedeutet.

Barabara Lissarrague anlässlich der EM 2017 in Brüssel. Barabara Lissarrague anlässlich der EM 2017 in Brüssel. (Bild: Peter Münger)

Neu eingeführter Sporttest

Die Verantwortlichen wollen nun das Erreichte festigen und darauf aufbauen, dies auch im Hinblick auf die nächsten Jahre. So haben die Vorbereitungen für 2018 bereits begonnen - mit einem Ausbildungsweekend Ende November in Bern. Schwerpunkte waren der neu für die Kader obligatorische Sporttest und eine Sitzschulung mit Bewegungstraining.

Bereits seit gut zwei Jahren ist Fitnesstraining für die Reiter fester Bestandteil der Kader- und Ausbildungsweekends. Nun stand zum ersten Mal derselbe Sporttest auf dem Programm, der bei den Nachwuchssichtungen in den Disziplinen Dressur, Springen, Concours Complet und Voltige genutzt wird. Er testet alle Fähigkeiten, die eine gute Kondition ausmachen, also Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer mit verschiedenen Übungen. Für das Leitungsteam hat die Fitness der Reiter auch bei Selektionen durchaus eine Bedeutung, denn gerade bei Distanzreitern, die lange unterwegs sind, ist nicht nur eine gute Konzentrationsfähigkeit wichtig, sondern auch eine gute Körperstabilität. Das Pferd sollte möglichst korrekt und gut unterstützt werden, um eine Übersäuerung der Muskeln zu verhindern. Mit dem nun eingeführten Sporttest ist es den Verantwortlichen auch möglich, zu sehen, wo die Endurancereiterinnen und -reiter konditionell im Vergleich zu den anderen Disziplinen stehen.

Die Reiter hatten durchaus Spass bei den verschiedenen Tests, es wurde viel gelacht und ebenso ernsthaft gearbeitet. Alle versuchten das Beste zu zeigen.

Sitzschulung für optimales Reiten

Spannend war auch der Unterricht bei Claudia Boutry unter dem Titel «Bewegungsgefühl und Reitersitz». Es wurde nicht nur auf dem Pferd gearbeitet, sondern auch am Boden. Es ging darum, Verspannungen zu erkennen, diese zu spüren, zu lösen und so zu erfahren, wie man noch optimaler sitzen kann. Gerade beim Langstreckenreiten, ob im Rennen oder im Training, ist ein gut ausbalancierter Sitz sehr wichtig, um das Pferd nicht einseitig zu belasten.

Weiter hatten die Nachwuchs- sowie Elitekaderreiter die Möglichkeit, ihre Pferde zur Veterinär- und Beschlagskontrolle zu präsentieren. So haben sie auch gleich das korrekte Vortraben unter kundigen Augen üben können.

Erste Früchte der Nachwuchsförderung

Bei der Elite konnte dank der Arbeit der vergangenen Jahre eine gute Breite in den Kadern erreicht werden, und auch im Nachwuchsbereich Erwachsene ist durchaus Potenzial vorhanden. Etwas anders sieht es bei der Jugend aus. Aktuell sind zwei Reiterinnen im Jugendkader, und eine Reiterin hat die Voraussetzungen geschafft, um erste Rennen zu absolvieren, und gehört nun dem Jugend-Perspektivenkader an. Zwei bis drei weitere Jugendliche könnten 2018 die Qualifikationen abschliessen.

Für die nächste Saison ist ein Ziel von Sonja Fritschi als Jugendverantwortliche, dass sich die zwei Kaderreiterinnen für die Jugendeuropameisterschaft qualifizieren, um dort erste Erfahrungen an einem Championat zu sammeln. So könnten dann 2019 und 2020 für die Titelkämpfe komplette Teams gestellt werden.

Dass sich die gezielte Förderung von Jugendlichen auszahlt, hat der Anlass in Brüssel dieses Jahr gezeigt. Jeanne Brefin hat sich vom Jugend- in das Elitekader hochgearbeitet und ihren Teil zum vierten Platz der Schweizer an der EM beigetragen. Man muss jedoch einmal mehr festhalten, dass dies nur möglich ist, wenn die Jugendlichen neben ihrem Willen Leistung zu bringen, auf ein Umfeld zählen können, das den Sport auf hohem Niveau auch möglich macht. Jeanne Brefin wird seit Jahren von Tabea Kobel gezielt gefördert. Sie stellte ihr die Pferde zur Verfügung und begleitet sie auch heute noch an Turniere im In- und Ausland.

Jeanne Brefin und Partiba CH (vorne) an der EM 2017 in Brüssel. Jeanne Brefin und Partiba CH (vorne) an der EM 2017 in Brüssel. (Bild: Peter Münger)

Optimale Unterstützung der Jungtalente

Die 19-jährige Kathrin Marthaler, die aktuell im Jugendkader ist, kann auf die Unterstützung von Sonja Fritschi zählen. So kann sie auch von der grossen Erfahrung ihrer Mentorin profitieren, die 2014 Mitglied des Schweizer Bronzeteams an den Weltreiterspielen in der Normandie war. Kathrin Marthaler hat dieses Jahr Bronze an der Schweizer Meisterschaft in der Kategorie Jugend in Sevelen gewonnen.

Im Jugendkader ist auch die 17-jährige Josefine Flury. Sie kommt aus einer Endurancefamilie und kann von den vielfältigen Erfahrungen ihrer Mutter und ehemaligen Kaderreiterin, Suzanne Flury, profitieren. Die junge Josefine Flury hat diese Saison mit einem achten Platz an einem Rennen über 120 Kilometer in Frankreich auf sich aufmerksam gemacht.

Schwieriger Sprung

Leider ist es aber auch immer wieder so, dass Jugendliche den Weg in die Elite nicht schaffen oder den Sport aufgeben. Für die Nachwuchsverantwortliche Sonja Fritschi sind die Gründe vielfältig:

Jugendliche haben verschiedene Interessen, und es kann zu einer gewissen Übersättigung kommen. Gerade wenn sie von den Eltern unterstützt werden, kann auch der Druck zu gross werden. Nicht jeder ist ein geborener Wettkampftyp.

Es ist für sie auch nicht einfach, Jugendliche für den Sport zu begeistern, denn «in der Schweiz hat es im Gegensatz zu Frankreich keine spezialisierten Distanzställe, in denen die Jungen den Sport erleben können. So kommen sie eher mit anderen Pferdesportdisziplinen in Kontakt.» Sie will nun versuchen, gezielt in den verschiedenen Regionen mit weiteren aktiven Athleten junge Reiter für den Endurancesport zu begeistern.

Team für die WEG

Der Saisonhöhepunkt 2018 werden die Weltreiterspiele (WEG) in Tryon in den USA sein. Das Leitungsteam Endurance plant, ein Team zu senden, da die Ziele 2017 erreicht wurden und die Vorzeichen für eine erfolgreiche Saison 2018 gut stehen. Verschiedene Reiter haben die entsprechenden FEI-Qualifikationen bereits erreicht. Allerdings sollen die verbandsinternen Richtlinien für die Selektion dahingehend angepasst werden, dass für eine Teilnahme etwas höhere Geschwindigkeiten in den Selektionsritten gefordert werden - konkret mindestens 16 km/h bis maximal 18 km/h. Auch die Kaderbedingungen werden betreffend Tempo und Durchkommensrate für 2018 entsprechend angepasst.

Fachspezifische reiterliche und mentale Ausbildung

Für Sportchefin Suzanne Dollinger hat sich gezeigt, dass die Kaderreiter ihre Pferde gut vorbereiten können, darum wird in der kommenden Saison das Gewicht in den Kaderweekends auf fachspezifische reiterliche Ausbildung gelegt. Im Vordergrund stehen dabei die Galoppschulung und das flüssige Reiten, damit die Energie der Pferde noch schonender und gleichzeitig effizienter genutzt werden kann im Wettkampf.

Auch Mentaltraining soll zu einem Thema werden. Das ist für Suzanne Dollinger ein wichtiges Gebiet für die Zukunft:

Die Reiter sollen lernen, sich an den Wettkämpfen auf das Reiten zu fokussieren und ihre Leistungen ehrlich zu analysieren - ohne Entschuldigungen zu suchen. Nur wenn man auf Fehler reagiert, kann man Fortschritte machen.

Diese zwei Massnahmen sind weitere Bausteine, um den Schweizer Endurancereitern die Chance zu geben, weiterhin den Kontakt mit der internationalen Spitze zu halten.

Motivation und Einsatz

Eine der Stärken der Schweizer Reiter hat sich wieder an diesem Ausbildungsweekend gezeigt: ihr Engagement und ihre Leidenschaft für diese Disziplin. Obwohl praktisch alle Kadermitglieder Amateure sind und die meisten zu 100 Prozent arbeiten, sind sie sehr engagiert und investieren viel in «ihren» Sport. Das zusammen mit dem grossen ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder des Leitungsteams und der Fachverantwortlichen hat viel dazu beigetragen, dass die Schweiz immer noch zu den starken Nationen in Europa gehört.

Claudia A. Spitz

Endurance Day 2017

Dank Optimierungen noch bessere Resultate

Nach der erfolgreichen Saison fand Anfang Dezember der Endurance Day in Bern statt. Neben den Informationen zur kommenden Saison war ein Schwerpunkt des reich befrachteten Programms ein Vortrag von Barbara Lissarrague. Sie ist Profi-Endurancereiterin, war 2005 Weltmeisterin für Frankreich und startet als Doppelbürgerin nun für die Schweiz.

«Ich war zufrieden mit meinem zwölften Platz an der EM in Brüssel, mein Pferd hat sein Bestes gegeben. Auch der vierte Platz in der Teamwertung war gut, aber ich bin sicher, das Team hat noch mehr Potenzial, denn die Reiter verfügen über gute Pferde.» Die in Frankreich lebende Reiterin sieht Optimierungspotenzial im Grooming unterwegs sowie im Vetgate. Mit noch effizienterem Kühlen könne der Puls noch schneller den erlaubten Wert erreichen, damit der Reiter schneller zur Tierarztkontrolle kann.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist für Barbara Lissarrague die Fokussierung des Reiters auf den anstehenden Wettkampf. Um das Optimum zu erreichen, muss nicht nur das Pferd bereit sein, sondern auch der Reiter. Wichtig ist, dass nicht nur Material und Ausrüstung in Topzustand sind, auch jeder Reiter muss im Kopf bereit sein, das Bestmögliche zu geben. Darum ist für die Endurancekader bereits im Januar ein Ausbildungstag mit einem Mentaltrainer geplant - unter dem Titel: «Wie erreiche ich am Tag X meinen optimalen Zustand?»

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