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Suzanne Dollinger zurück im Endurance-Boot

19 Dezember 2016 14:33

Nach dem Rücktritt von Evi Münger als Chefin Sport war das Leitungsteam Endurance des Schweizerischen Verbands für Pferdesport bemüht, die Nachfolge so schnell wie möglich zu regeln. So konnten am Endurance Day die Eckdaten für die kommende Saison präsentiert werden.

Alessandra Ramseyer (links) und Suzanne Dollinger. Alessandra Ramseyer (links) und Suzanne Dollinger.

Peter Münger, Leiter der Disziplin Endurance, konnte in Bern über 50 Teilnehmer zum traditionellen Endurance Day begrüs­sen. Er informierte die Anwesenden über den Rücktritt von Evi Münger als Chefin Sport aus privaten Gründen, der allgemein bedauert wurde, hat sie sich doch unermüdlich für den Sport eingesetzt und die Mannschaft an den Weltreiterspielen in der Normandie zur Bronzemedaille geführt.

Mit Suzanne Dollinger schlägt das Leitungsteam dem Vorstand SVPS ihre Vorgängerin zur Wahl vor. Damit kann eine nahtlose Fortsetzung der Arbeit gesichert werden. Suzanne Dollinger ist eine der besten Kennerinnen des Endurancesportes weltweit, war aktive Athletin und züchtete erfolgreich Endurancepferde, die unter anderem Schweizer Reiter zu Erfolgen trugen und immer noch tragen. Mit ihr ist die Basis gelegt, um erfolgreich in die Zukunft zu starten.

Das Sportkonzept

Suzanne Dollinger präsentierte ihr Sportkonzept, das die Grundlage sein soll, um an vergangene Erfolge anzuknüpfen. Seit 1989 haben die Schweizer Endurancereiter neun Team- und eine Einzelmedaille an internationalen Titelkämpfen gewonnen. Die Basis war meist ein stabiler Grundstock von Reitern und Pferden über mehrere Jahre. Aktuell verfügen Schweizer Reiter über eine respektable Anzahl von Pferden zwischen acht und zehn Jahren, die erste erfolgversprechende Leistungen gezeigt haben.

Suzanne Dollinger zeigte anhand von Statistiken auf, wie sich die Schweizer Reiter seit 2010 in Frankreich präsentiert haben. Es gab 2016 deutlich mehr Starts mit ähnlichen Tempi und minim geringeren Durchkommensraten. Nicht ganz so positiv präsentierte sich das Bild über 160 Kilometer. Bei eher langsameren Tempi sank die Durchkommensrate dramatisch. Darum wird als erstes Ziel festgehalten, dass es die Hauptaufgabe für Schweizer Teilnehmer ist, zu lernen durchzukommen. Junge Pferde sollen vorsichtig an höhere Aufgaben herangeführt werden, denn es gibt im Ausdauersport auf dem Weg zum Erfolg keine Abkürzungen: Jedes zu schnelle Reiten ist im besten Fall reiner Zeitverlust.

Das heisst für die Schweizer Reiter, dass sie die Rennen erst dann schneller reiten sollen, wenn sie ein erstes Rennen über die nächsthöhere Distanz erfolgreich absolviert haben. Das bedeutet, dass das Pferd das Ziel in gutem Zustand, also «fit to continue», erreicht. Erst dann kann der nächste Schritt in Angriff genommen und versucht werden, schneller zu sein. Auch soll vermehrt darauf geachtet werden, dass Rennen in gleichmäs­sigem Tempo absolviert werden – mit einer Steigerung am Schluss.

Das aktuelle Ziel ist, eine Mannschaft für die Europameisterschaft 2017 in Brüssel zu qualifizieren.

Equipenleitung

Evi Münger begleitete das Schweizer Team jeweils als Equipenchefin, was für Suzanne Dollinger kein Thema ist. Zudem sollen laut Organisationsreglement des SVPS die beiden Funktionen von verschiedenen Personen wahrgenommen werden. Das Leitungsteam hat Alessandra Ramseyer als Equipenchefin gewählt, die die Schweizer Reiter bereits bestens kennt und sie in den letzten Jahren als Tierärztin begleitet hat. Die Junioren werden nach wie vor von Sandra Bechter betreut und für sie steht 2017 eine Weltmeisterschaft in Verona auf dem Programm. Nachdem sich dieses Jahr niemand für eine Teilnahme an internationalen Titelkämpfen empfahl und auch keine Schweizer Meisterschaft für die Nachwuchsreiter zustande kam, ist zu hoffen, dass sich nächstes Jahr wenigstens ein oder zwei Einzelreiter qualifizieren können.

Doping

Ein immer aktuelles Thema: Doping. Einmal mehr warnte die Veterinärin Alessandra Ramseyer vor allem vor den Gefahren von Kontamination. Zwei Fälle im vergangenen Jahr zeigten, dass gerade diese Gefahr auch im Alltag nicht unterschätzt werden darf. Es ist schnell passiert, dass ein durstiges Pferd aus einem fremden Eimer säuft oder dass sich in einem Gruppenstall Reste von Medikamenten in Futterkrippen befinden.

Ausserdem zeigte sie nochmals auf, welche Substanzen absolut verboten sind und beim Nachweis automatisch zu einer Sperre führen. Weiter erklärte sie, was verbotene Medikation bedeutet, und dass ein Nachweis dieser je nach Fall geahndet wird, mindestens aber zur Aberkennung des Resultates führt.

Eine nicht ungefährliche Substanz ist zum Beispiel das Capsaicin, das im Pferdesport eine gewisse Bekanntheit erhalten hat, nach den Olympischen Spielen von Peking/Hongkong, und den Schweizer Springreitern nachträglich Teambronze brachte. Capsaicin ist im Pferdesport auf der Liste der verbotenen Substanzen, findet sich aber in einigen handelsüblichen Crèmes, die wärmen, und wird aus Chili-/Paprikaschoten gewonnen. Es lohnt sich also, bei der Anwendung solcher Mittel die Packungsbeilage zu lesen.

Reglemente

In der Schweiz werden die Reglemente nur noch alle zwei Jahre angepasst, zum nächsten Mal auf die Saison 2018. Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Punkte, die lohnen darauf einzugehen. Jenny Commons, Chefin Administration im Leitungsteam, zeigte auf, was bei den Qualifikationen zu beachten ist und inwieweit sich das internationale System vom schweizerischen unterscheidet. Der wesentliche Unterschied neben dem verschiedenen Aufbau ist, dass internationale Qualifikationen nicht unbeschränkt gelten und Minimal- und Maximalfristen beim Absolvieren zu beachten sind.

Auch für die Disziplin Endurance gilt ab 2017 die Vereinspflicht. Das bedeutet, man muss entweder Mitglied bei einem Verein sein, der selber Vollmitglied beim SVPS ist, oder einem Verein angehören, der einem Vollmitglied, zum Beispiel einem Regionalverband, angeschlossen ist.

Clean Endurance

Disziplinveterinär Dominik Burger gab einen kurzen Überblick über die aktuelle Situation und zeigte an verschiedenen Beispielen auf, dass sich die Situation leider nicht wesentlich verbessert hat.

Auch die Verschiebung der Weltmeisterschaft von Dubai (UAE) nach Samorin (SVK) änderte nicht viel. Leider gab es dort ein schwer verletztes Pferd, das eingeschläfert werden musste, und auch an diversen europäischen Ritten gab es Frakturen. Die FEI bleibt gefordert, wirksame Massnahmen zu ergreifen und diese auch durchzusetzen. Clean Endurance ist auch ein europäisches Thema. So mussten Beobachter vor Ort feststellen, dass ein paar europäische Nationen die Reglemente bis oder über die äussersten Grenzen ausreizen, ohne dass ihnen Einhalt geboten wird. Auch der Einsatz von sogenannt «geleasten» Endurancepferden ist ein ethisches Thema.

Die Ausführungen zum Thema Clean Endurance liessen eine nachdenkliche Runde zurück und es war nur eines der vielen Themen, die im Laufe des Apéros und des Nachtessens nochmals intensiv diskutiert wurden.

Claudia A. Spitz

Fotos: Claudia A. Spitz

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