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Dossier: Interviews

«Es kann nur eines geben: Weltmeister werden!»

16 Oktober 2017 11:43

Der 28-jährige Cédric Scherrer aus dem Kanton Thurgau betreibt seit dem Jahre 2003 intensiv Fahrsport. Seine Ponys sind seine grosse Passion. An der Weltmeisterschaft der Ponyfahrer im deutschen Minden hat er mit Donovan’s Dusty die Silbermedaille bei den Einspännern gewonnen.

Cédric Scherrer und Dusty in der Teilprüfung Dressur in Signy 2016. Foto: Claudia A. Spitz Cédric Scherrer und Dusty in der Teilprüfung Dressur in Signy 2016. Foto: Claudia A. Spitz

«Bulletin»: Herzliche Gratulation, Cédric Scherrer, zu Ihrer Silbermedaille an der Pony-WM in Minden (GER)! Was war im Vorfeld Ihr Ziel für diese Weltmeisterschaft?
Cédric Scherrer: Herzlichen Dank - unser Ziel war es ganz klar, eine Medaille zu holen. Nur wussten wir alle, dass alles passen muss, um dieses Ziel zu erreichen. Manchmal braucht es nur wenig, und alles sieht anders aus.

Beschreiben Sie uns Ihr Team: Wer hat alles zu dieser Medaille beigetragen?
Mein Team besteht aus der Familie Hollenstein, die uns an alle Turniere begleitet und die für unser Wohl sorgt. Sie kochen und stellen uns diverses Material, wie z.B LKW, Anhänger und Geschirr für die Ponys zur Verfügung. Dann ist da meine Freundin Nadine Miller - sie begleitet mich als Groom und Reiterin der Ponys, kümmert sich um das Wohlergehen der Ponys und hält mir an den Turnieren den Rücken frei. Nadine ist auch die Besitzerin des Vizeweltmeister-Ponys Dusty. Sie investiert viel Zeit in die Ausbildung und hat massgeblich zu diesem Erfolg beigetragen. Ohne sie wäre dieser Titel nicht möglich gewesen. Mit meinem Trainer und Vater, Thomas Scherrer, haben wir einige Stunden auf dem Trainingsplatz verbracht und an Details und Präzision gefeilt. Er war zudem unmittelbar vor den Prüfungen eine grosse Unterstützung und konnte mir meine Nervosität etwas nehmen. Meine Mutter Marianne und ihr Ehemann Thuri haben uns einen eigenen Stall ermöglicht und stehen uns immer mit Rat und Tat zur Seite. Nicht zu vergessen sind unsere fleissigen Stallhelfer, Natalie und Daniela, die zu Hause zum Rechten schauen, wenn wir unterwegs sind. An dieser Stelle danke ich allen Helfern, Gönnern und Sponsoren sowie dem Schweizerischen Verband für Pferdesport - ohne sie ist es schlicht nicht möglich, diesen aufwendigen Sport zu betreiben.

Wie schaffen Sie es, Beruf und den zeitintensiven Sport unter einen Hut zu bringen?
Es ist eine Herausforderung, aber machbar. Zum Glück habe ich einen unkomplizierten und grosszügigen Arbeitgeber (Stadler Rail AG), der mich bei meinem aufwendigen Sport immer unterstützt.

Haben Sie speziell auf diesen Grossanlass hin Ihr Arbeitspensum reduziert?
Nein, das habe ich nicht. Das ginge leider auch nicht, da ich es sonst finanziell nicht packen würde.

Verfügen Sie über einen Trainer? Wie oft trainieren Sie mit ihm?
Ich trainiere wöchentlich ein bis zwei Mal mit meinem Vater auf einem Trainingsplatz. Das heisst, wir trainieren Dressur- und Kegelfahren. Dressur ist die Basis für alles. Ohne ein durchlässiges und geschmeidiges Pony kann man auch nicht Kegel- oder Marathonfahren. Zudem kommt Steffen Brauchle (deutscher Pony-Vierspännerfahrer) zwei bis drei Mal im Jahr für ein intensives Training übers Wochenende zu uns in den Thurgau.

Wie sehen Ihre Trainings im Normalfall aus? Wo trainieren Sie?
Ich trainiere täglich. Wir versuchen, unsere Ponys so vielseitig wie möglich zu trainieren und auszubilden. Meine Freundin Nadine longiert und reitet die Ponys, während dem ich ein anderes unserer Ponys an der Kutsche trainiere. Das Reiten und Longieren darf bei einem guten Fahrpony keinesfalls fehlen - dies fördert die Durchlässigkeit und Beweglichkeit. Wir schauen, dass wir zweimal die Woche im Gelände fahren oder reiten, um die Kondition aufrechtzu- erhalten. Das heisst, wir machen Intervall- und Bergtraining oder ausgiebige Galopparbeit. Dann gehen wir zweimal auf einen Trainingsplatz in Weinfelden (TG), um Dressur- und Kegelfahren zu üben. Ein Erholungstag darf auch nicht fehlen, da werden die Ponys nicht trainiert und können sich ausruhen.

Wie haben Sie Ihr Pony, Ihr Team und sich auf die WM vorbereitet?
Genau gleich wie auf jedes andere Turnier auch. Ich habe mir Anfang Jahr einen Plan erstellt, an welchen Turnieren ich teilnehmen werde, damit wir optimal vorbereitet sind und das Pony nicht überfordert wird. Da wir zwei Ponys zur Verfügung haben, konnten wir einige Turniere mehr fahren und somit Erfahrung und Routine sammeln, was uns schliesslich zugutekam. Eine saubere und durchdachte Saisonplanung ist extrem wichtig. Eine weitere zentrale Komponente ist die mentale Stärke. Nadine und ich gehen seit Jahren ins Mentaltraining zu Ursula Liechti. Durch dieses habe ich gelernt, mich zu fokussieren und Unwichtiges auszublenden. Dies hilft mir enorm für meine Konzentration und gegen meine Nervosität. Ich musste lernen, ruhig und locker zu bleiben und mich nicht aufzuregen, wenn etwas nicht funktioniert, wie ich es möchte. Dusty ist sehr feinfühlig und sensibel, daher ist es sehr wichtig, die innere Ruhe zu bewahren.

Was hat sich im Nachhinein in der Vorbereitung bewährt?
Es hat sich alles bewährt. Das Kegeltraining mit meinem Vater, welches er immer sehr penibel und mit vollster Konzentration fordert, war wohl auch ausschlaggebend an dieser WM.

Über welche herausragenden Eigenschaften verfügt Ihr Pony?
Kampfgeist und Wille, die im Fahrsport sehr wichtig sind. Ausserdem hat er eine hervorragende Ausstrahlung und weiss sich zu präsentieren.

Welches ist Ihre Lieblingsdisziplin und weshalb? Wie trainieren Sie diese?
Meine Lieblingsdisziplin ist der Marathon. Da fühle ich mich einfach am wohlsten. Vielleicht mache ich das auch am liebsten, weil da alle unsere Ponys sehr gut mitmachen. Sie lieben es, schnell zu rennen, und ich liebe die Geschwindigkeit. Im Marathon wird alles vereint: Geschwindigkeit, Präzision, Durchlässigkeit und Beweglichkeit. Das verlangt von allen viel ab - vom Groom hin zum Pony bis zum Fahrer. Ich fahre aber auch gerne Kegelparcours und Dressur.

Welcher Moment während der Weltmeisterschaften wird für Sie unvergessen bleiben?
Als klar war, dass wir die Silbermedaille gewonnen haben, und der Moment auf dem Podest. Dies werde ich nie vergessen! Wirklich realisiert habe ich das Ganze aber erst zwei Wochen später, als wir ein bisschen zur Ruhe gekommen waren.

Was gibt Ihnen die Motivation, Fahrsport zu betreiben?
Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Pferd, das Ausbilden der Pferde sowie das, was einem die Ponys zurückgeben, wenn man respektvoll mit ihnen umgeht. Mir liegt jedoch besonders eine gute Ausbildung - von der Basis bis zum allerhöchsten Niveau - sehr am Herzen. Dusty ist in unserem Besitz, seit er drei Jahre alt ist, und wir haben ihn selber ausgebildet.

Wie sieht nun Ihre Winterpause aus?
Dusty wird einen Monat auf die Weide gehen, bevor es wieder mit dem Training losgeht. Nach der Saison ist ja bekanntlich vor der Saison. Über den Winter werden wir wieder an den «Basics» arbeiten.

Was sind Ihre nächsten Ziele?
Es kann nur eines geben: Weltmeister werden! (lacht). Ich möchte mich in der Dressur verbessern, um dann in zwei Jahren an der WM wieder vorne mit dabei sein zu können.

Madeleine Wagner

WM-Bronze für Beat Schenk in der Kategorie Zweispänner

Mit nur einem Punkt Abstand auf den zweitplatzierten Deutschen Sebastian Warneck gewinnt Beat Schenk (Bild auf Seite 3) an der Weltmeisterschaft in Lipica (SLO) die Bronzemedaille bei den Zweispännern. Weltmeister wurde der Ungare Martin Hölle.

Mit einem hervorragenden zweiten Rang in der Dressur schuf sich Beat Schenk eine gute Ausgangslage. Im Marathon, der zweiten Teildisziplin, erzielte er den zwölften Rang und blieb damit weiterhin auf Medaillenkurs. Der Dauerregen erschwerte den Fahrern die Aufgabe in der dritten Teildisziplin, dem Hindernisfahren. Beat Schenk musste sich dort jedoch nur Zeitstrafpunkte anrechnen lassen und konnte sich so die Bronzemedaille sichern. «Die Vorbereitung auf diesen Anlass war aufgrund eines privaten Schicksalsschlages leider nicht optimal. Doch haben wir lange im Vorfeld gezielt auf die WM hingearbeitet und dabei immer darauf geachtet, dass wir die Pferde während der anspruchsvollen Saison nicht überfordern. Das gute Gefühl nach Beendigung der Dressur sowie
der Moment, als bekannt war, dass wir Bronze geholt haben, waren für mich erfüllt von grosser Freude und sehr emotional - diese Augenblicke werden unvergessen bleiben.»

WM-Teammedaille knapp verpasst
Auch Werner Ulrich und Mario Bezzola, die als Einzelfahrer starteten, sowie Bruno Widmer und Marcel Luder, die mit Beat Schenk als Mannschaft auch um eine Teammedaille kämpften, zeigten gute Leistungen. Um nur einen Punkt verpassten die Schweizer knapp eine Mannschaftsmedaille in der Nationenwertung. Marcel Luder trug mit einem sensationellen neunten Rang im Marathon sowie einem glanzvollen siebten Rang im Hindernisfahren zu einem tollen Teamresultat bei. Pech hatten Bruno Widmer im Marathon sowie Mario Bezzola im Hindernisfahren, die in den jeweiligen Teildisziplinen eliminiert wurden. Werner Ulrich gelang es, an seiner ersten WM mit dem neuen Gespann einen beachtenswerten 21. Gesamtrang von insgesamt 80 gestarteten Gespannen zu erzielen.

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