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Langer Weg für die Ponys

17 Juli 2017 14:54

Ende August startet das Schweizer Team an der Weltmeisterschaft der Ponyfahrer in Minden (GER). Nun steht es fest: Ein Team kann entsendet werden. Der Weg nach Minden war jedoch ein steiniger.

Cédric Scherrer und Donovan’s Dusty können bei den Einspännern vorne mithalten.
 Cédric Scherrer und Donovan’s Dusty können bei den Einspännern vorne mithalten.


Über Stock und Stein mussten sie gehen, um an die Weltmeisterschaften reisen zu können. Dies sind zum einen die Einspänner: Linus Berther mit dem Haflingerhengst Aachquell. Er ist Hufschmied und hat bereits 2003 an der ersten Weltmeisterschaft der Ponyfahrer in Karlstetten (AUT) teilgenommen. Die Stärke dieses Teams ist die Dressur.

Linus Berther: «Ich möchte eine gute Dressur zeigen und im Marathon möglichst wenig verlieren. Ich bin gespannt, wie sich der Ponysport in den letzten 14 Jahren entwickelt hat.»

Weiter selektioniert ist Vera Bütikofer. Sie wird mit dem deutschen Reitpony Cicco d’Oro antreten, das sie jung erworben und aufgebaut hat. Für die Lehrerin und Mutter zweier Töchter wird es die erste Weltmeisterschaft sein. Sie ist eine starke Marathonfahrerin, kann aber auch in den beiden anderen Disziplinen gute Leistungen bringen.

Vera Bütikofer: «Für mich steht die Teamwertung im Vordergrund, in der Einzelwertung möchte ich weitere Erfahrungen sammeln und die einmalige Atmosphäre erleben.»

Dasselbe gilt für Cédric Scherrer mit Donovan’s Dusty. Beruflich baut er Züge in einer grossen Schweizer Firma und ist seit seiner Jugend im Fahrsport. Sein Vater, Thomas Scherrer, ist immer noch vielen Fahrsportleuten ein Begriff. Cédric Scherrer hat sein erstes Turnier 2003 mit zwei Shettys bestritten, und bereits 2007 holte er seinen ersten Schweizer-Meister-Titel. Er bestreitet seine dritten internationalen Titelkämpfe und kann sich auch in der Einzelwertung Chancen auf einen guten Platz ausrechnen.

Für Doris Schmid ist es bereits die sechste Weltmeisterschaft, aber die erste mit Arabis D, den sie in den letzten zwei Jahren an den internationalen Sport herangeführt hat. Sie arbeitet auf dem Landwirtschaftsbetrieb ihres Mannes, der sie, oft zusammen mit ihrem Sohn, an die Turniere begleitet.

Es kommt anders…

Die Einspänner entschieden sich für die internationalen Turniere Viechtwang in Österreich und Dillenburg in Deutschland. Sie wollten in Viechtwang die Qualifikation abschliessen und in den Hügeln von Dillenburg an der Form arbeiten. Aber eben, es läuft nicht immer wie angedacht. Alle Einspänner erreichten das geforderte Resultat in der Dressur ohne Probleme, aber die Gefahr lauerte im Marathon. Cédric Scherrer war gut unterwegs, als er im letzten Hindernis am letzten Tor zu Fall kam. Zum Glück wurden weder Pony noch Fahrer oder Groom verletzt, aber die Qualifikation war damit natürlich nicht geschafft. Der Zwischenfall zeigte, dass kleine Ursachen eine grosse Wirkung haben können. In Dillenburg (GER) lief es den Einspännern mit Ausnahme von Linus Berther in der Dressur nicht nach Wunsch, jedoch schaffte Cédric Scherrer die Qualifikation problemlos.

Ein kurzer Rückblick: Für alle Eliteweltmeisterschaften im Fahren müssen sich die Teilnehmer qualifizieren. Das heisst, sie müssen im Jahr vor der Weltmeisterschaft und im denjenigen der Titelkämpfe in der Dressur einen bestimmten Wert erreichen und das Turnier in Marathon und Kegelfahren in der Wertung beenden.

Bei den Ponyfahrern begann darum die Planung der WM 17 bereits im November 2015, denn Resultate von 2016 zählen schon für die WM-Qualifikation. An der Kadertagung Ende 2016 wurde der «Fahrplan» gemeinsam von Athleten und Verantwortlichen erstellt, man schaute optimistisch auf das WM-Jahr 2017.

Es war von Beginn weg das Ziel, eine vollständige Mannschaft zu stellen. Bei den Ponys sind dies maximal drei Einspänner, drei Zweispänner und zwei Vierspänner, minimal 2/2/1, dann fallen aber die Streichresultate weg.

Die Weltmeisterschaft findet dieses Jahr schon Mitte August statt, was bedeutet, dass die diesjährige Qualifikationsperiode kurz war und nur bis Anfang Juli dauerte.

Nicht so einfach

Mit Christof König und Lea Schmidlin haben zwei Pony-Zweispänner 2016 eine erste Qualifikation bestanden. Beide schafften in Viechtwang die Qualifikation auf Anhieb. König klassierte sich als Gesamtdritter, und Schmidlin beendete das Turnier als Zehnte.

In Schwaiganger (GER) überzeugten beide Gespanne mit Top-Ten-Plätzen.

Nicht ganz so reibungslos lief es für Sandra Chardonnens. Sie musste dieses Jahr beide Qualifikationen bestehen. So ging sie bereits Anfang April in Italien an den Start und schaffte damit den ersten Schritt. Im französischen Saumur lief es nicht nach Wunsch, jedoch packte sie in Chablis (FRA) ihre letzte Chance.

Folgende Zweispänner werden in Minden die Schweiz vertreten:

Sandra Chardonnens ist die einzige Romande im Team. Sie arbeitet Vollzeit, genau wie ihr Mann François, der sie an allen Turnieren als Groom begleitet. Sandra startet bereits seit 20 Jahren an nationalen Prüfungen und war 2013 Mitglied des WM-Teams in Pau (FRA), das den sechsten Mannschaftsrang erreichte.

Sandra Chardonnens: «Die Qualifikation war schwierig, denn die Dressur ist nicht meine beste Disziplin. Ich bin sehr glücklich, dass ich an der Weltmeisterschaft teilnehmen kann, und möchte ein gutes Resultat für das Schweizer Team machen.»

Christof König ist mit seinem Haflingergespann eine feste Grösse bei den Pony-Zweispännern, mit bereits drei absolvierten Weltmeisterschaften. Der gelernte Zimmermann ist mit Frau und Tochter unterwegs und immer eine Stütze des Teams. Vor allem in Marathon und Kegelfahren ist er ein sicherer Wert.

Wahrscheinlich am meisten Weltmeisterschaften bestritten hat Lea Schmidlin, die jahrelang als Groom mit dem Vierspännerfahrer Daniel Würgler unterwegs war. Als Athletin bestreitet sie ihre zweiten Titelkämpfe. Sie führt zusammen mit Würgler einen Fahrstall und Kutschbetrieb an der deutsch-französischen Grenze und unterrichtet an der landwirtschaftlichen Schule in Zollikofen.

…als man denkt

Auch bei den Pony-Vierspännern lief es nicht wie geplant. Yannik Scherrer ging im Mai in Windsor (GBR) an den Start und erfüllte sich damit einen Traum, denn Windsor ist wahrscheinlich das bedeutendste Fahrturnier, neben den Titelkämpfen und Aachen.

Leider lief die Dressur nicht nach Wunsch, und das Resultat reichte nicht für die Qualifikation. Scherrer liess sich davon nicht aus dem Konzept bringen und zeigte einen starken Marathon, den zweitbesten des Turniers. Im Kegelfahren reichte es für den vierten Rang, und so verbesserte er sich auf den sechsten Schlussrang im Gesamtklassement.

So ging Scherrer Mitte Juni in Altenfelden (AUT) an den Start. Er zeigte eine gute Dressur, dominierte den Marathon und sicherte sich den Sieg mit einem Nuller zwischen den Kegeln. Dabei bezwang er Fahrer, die in Windsor noch vor ihm lagen.

Als zweiter Fahrer versuchte Felix Affrini sich mit dem Pony-Vierspänner seiner Frau für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Affrini fährt normalerweise vierspännig bei den Pferden, aber er nahm die neue Herausforderung an. Nach einer respektablen Leistung beim nationalen Turnier in Bern war die erste Station Viechtwang. Dort lief es in der Dressur nicht nach Wunsch, doch im Marathon und Hindernisfahren konnte er durchaus mithalten. Danach stellte er einiges um, arbeitete mit einer Mentaltrainerin und zeigte sich in Altenfelden massiv besser in der Dressur. Viele Zuschauer waren der Meinung, dass es reichen sollte, aber die Richter sahen es anders. Trotzdem überzeugte er in Marathon und Kegelfahren erneut mit sauberen Leistungen.

Er liess sich nicht entmutigen und reiste auch nach Schwaiganger. Nochmals besser war die Dressur, etwas besser auch die Wertung, trotzdem reichte es knapp nicht. Er verfehlte die Qualifikation um nicht einmal zwei Punkte. Nachdem Affrini auch an diesem Wettkampf in Marathon und Kegelfahren gute Leistungen zeigte, schmerzt es doppelt, dass es nicht für die WM-Quali gereicht hat. Felix Affrini ist ja kein Neueinsteiger und hat mit seinem Pferde-Vierspänner bereits an Weltmeisterschaften teilgenommen.

So wird voraussichtlich nur ein Vierspänner nach Minden reisen, sodass in dieser Gespannsart ein Streichresultat fehlt. Es ist aber durchaus erlaubt, sich Fragen zum FEI-Qualifikationsprozedere zu stellen, das praktisch nur die Dressur berücksichtigt, aber Marathon und Kegelfahren kaum.

Yannik Scherrer, der jüngere Bruder von Cédric, ist auch als Jugendlicher in den Fahrsport gekommen. 2009 bestritt er seine erste Weltmeisterschaft zweispännig, und seit Pau (FRA) 2013 war er mit dem Vierspänner eine Stütze des Teams. Er ist gelernter Landschaftsgärtner, arbeitet aber im Moment als Chauffeur bei einer Entsorgungsfirma. Er hat sich über die Jahre ein Team aufgebaut, das ihm nicht nur auf Turnieren hilft, sondern ihn auch bei der täglichen Arbeit mit den sechs bis acht Welsh-B-Ponys unterstützt. Auch dieses Beispiel zeigt: Im Fahrsport wird Teamarbeit grossgeschrieben, denn das wäre alleine - noch dazu neben der Arbeit - gar nicht möglich.

Die Vorbereitung geht nun für die Ponygespanne in die «heisse» Phase, damit sie für die Weltmeisterschaft bereit sind.

Claudia A. Spitz

Christof König ist bei den Zweispännern ein sicherer Wert.
 Christof König ist bei den Zweispännern ein sicherer Wert.


Doris Schmid bestreitet ihre sechste Weltmeisterschaft, diesmal mit Arabis D.
 Doris Schmid bestreitet ihre sechste Weltmeisterschaft, diesmal mit Arabis D.


Felix Affrini verpasste die WM-Qualifikation knapp.
 Felix Affrini verpasste die WM-Qualifikation knapp.


Für Lea Schmidlin ist es die zweite Weltmeisterschaft.
 Für Lea Schmidlin ist es die zweite Weltmeisterschaft.


Yannik Scherrer gewann das Turnier in Altenfelden (AUT).
 Yannik Scherrer gewann das Turnier in Altenfelden (AUT).


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