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Reining geht auch ohne schlechte Bilder

17 Dezember 2018 08:00

Verschiedene negative Vorfälle haben Reining in Verruf gebracht. Zu Unrecht, finden die Verantwortlichen und haben zu einem Blick vor und hinter die Kulissen ans NRHA Reining Masters nach Matzendorf eingeladen.

Spektakulär sind die Sliding Stops – mit speziellen Eisen an den Hufen ist die Belastung auf die Hinterbeine nicht zu gross. Foto: Daniel Henzi Spektakulär sind die Sliding Stops – mit speziellen Eisen an den Hufen ist die Belastung auf die Hinterbeine nicht zu gross. Foto: Daniel Henzi

Nachdem die Westerndisziplin Reining vermehrt negativ in den Medien war, sollte das zum zweiten Mal im solothurnischen Matzendorf stattfindende NRHA Reining Masters genutzt werden, um dem schlechter gewordenen Image entgegenzuwirken. So wurden Vertreterinnen des Schweizer Tierschutzes (STS) eingeladen, die Disziplin Reining besser kennenzulernen und sich selbst ein Bild zu den Pferden und deren Reitern zu machen.

Dafür, dass Reining in Verruf kam, waren mehrere negativ in die Schlagzeile geratene Fälle die Ursache: unnatürliche Trainingsmethoden und ein Umgang, der die Grenze zur Tierquälerei weit überschritten haben, sorgten für Kopfschütteln. Doch dieser Ruf sei ungerechtfertigt, fanden die Veranstalter des Reining Masters. Dadurch, dass die Medien nur über negative Vorfälle berichteten, ohne auch die vielen anständigen Reiter auf den Turnieren zu erwähnen, sei das Reining in ein falsches Licht gerückt worden. Weil es sich bei den gemeldeten Vorkommnissen um Einzelfälle gehandelt habe, sollte nun vor Ort ein realistischer Einblick vermittelt und die Lage direkt mit den Veranstaltern besprochen werden.

Verschärfte Regeln

Am Turnier zeigen sich wüste Szenen in der Regel nicht direkt vor den Augen des Richters, sondern beschränken sich vornehmlich auf den Abreitplatz. Die NRHA lässt Abreitplätze deshalb von entsprechend ausgebildeten Stewards beaufsichtigen, damit das Turnierreglement auch ausserhalb der Wettkämpfe eingehalten wird. Kontrolliert werden das verwendete Equipment, der Gesundheitszustand der Pferde sowie das Abreiten selbst, um sicherzustellen, dass die Tiere nicht überanstrengt werden. Der zuständige Steward betonte, dass aktives Eingreifen dabei selten nötig werde. Gelegentlich müsse man einen Reiter ermahnen, auf schärfere Massnahmen aber lasse sich meistens verzichten.

Ist diese Erklärung nun tatsächlich ein Zeichen von grundsätzlich fairem Reiten oder doch eher ein Hinweis darauf, dass die Regeln der NRHA nicht streng genug sind? Die Veranstalter des Reining Masters haben ihre Teilnehmer jedenfalls im Voraus eine zusätzliche Liste an Vorschriften unterzeichnen lassen, die einen pferdegerechten Umgang am Turnier gewährleisten sollen. Dabei wurde zum Beispiel bei einem Sliding Stop der einzuhaltende Mindestabstand zur Wand vergrössert. Durch das Einführen von verschärften Umgangsregeln setzen sich die Veranstalter zudem für einen pferdefreundlicheren Event ein. Dies ist eine im Interesse der Pferde sicherlich erfreuliche Massnahme, scheint jedoch auch ein Zeichen dafür zu sein, dass am Regelbuch der NRHA noch zu arbeiten ist.

Nicht was, sondern wie

Der Reiningsport wird aus verschiedenen Gründen kritisiert. Häufig erwähnt werden zum Beispiel die starke Belastung der Reiningmanöver für den Pferdekörper sowie die Tendenz in dieser Disziplin, Höchstleistungen durch gewaltsame Trainingsmethoden zu erzwingen.

Ein international erfolgreicher Reiningreiter und Trainer hält hingegen fest, dass man diesen Sport pferdegerecht praktizieren kann. Seine Tiere seien gesund und würden ausgewogen beschäftigt. Im Training gehe es darum, zu erkennen, was ein Pferd brauche, sei dies mit mehr Arbeit in der Halle oder abwechslungsreichen Ritten im Gelände. Zudem meinte er, dass grobe Szenen im Reining selten aus Absicht, sondern vielmehr aus Unwissenheit bei unerfahrenen Leuten vorkommen. Mit Zwang komme man nicht weit, und die erfolgreichen Reiner seien gute Reiter und fair zu ihren Pferden.

Auch die Veranstalter des Reining Masters sind mit den Vorwürfen gegen ihren Sport nicht einverstanden. Es gehe nicht darum, was man tut, sondern wie man es tut. Gerade die Belastung durch Spins und Sliding Stops für den Pferdekörper würde nämlich von verschiedenen Faktoren abhängen. Besonders wichtig dabei sind Bodenbeschaffenheit und die speziellen Slider-Hufeisen. Beide müssen qualitativ hochwertig sein, damit das Pferd auf den Hinterhufen geschmeidig rutschen kann. So würden Schläge in die Gelenke und den Rücken verhindert. Zudem sei es keinesfalls nötig, die Manöver jeden Tag zu üben. Habe das Pferd sie einmal gelernt, brauche man sie nur noch gelegentlich aufzufrischen. So können auch Reiningpferde bis ins Alter gesund bleiben.

Schritt in die richtige Richtung

Das Reining Masters in Matzendorf war ein gelungener Event. Brillante Pferde und eine entspannte Atmosphäre zeigten besten Reiningsport. Die Reiter verhielten sich grösstenteils anständig gegenüber ihren Tieren. Wer die Grenzen überschritt, wurde verwarnt, was allerdings nur zweimal passierte. Am erfreulichsten ist jedoch das Interesse der Veranstalter an pferdegerechtem Sport und an einer offenen Zusammenarbeit mit dem Tierschutz. Zu hoffen ist, dass Matzendorf ein Zeichen für pferdegerechten Sport setzte, dem in Zukunft möglichst viele Turniere nacheifern werden.

Chantal Stauber

«Animal Welfare» geht alle etwas an!

Kommentar von Sven Friesecke, Disziplinleiter Reining des Schweizerischen Verbandes für Pferdesport SVPS

Weltweit gesehen bestehen verschiedene Betrachtungsweisen, wenn es um die Art und Weise des Umgangs mit Sportpferden geht. Aufgrund unterschiedlicher Mentalitäten und Kulturen bestehen leider unterschiedliche Auffassungen über den korrekten Umgang mit den Pferden.

Im Reining-Sport, der seine Wurzeln in den USA hat, haben in der Vergangenheit einige Vorfälle zu berechtigter Kritik Anlass gegeben. Einige, in den USA als völlig normal eingestufte Trainingsmethoden können so in Europa in keiner Art und Weise toleriert werden. Leider ist manchen Beteiligten im Leistungssport jedes Mittel recht, das zum kurzfristigen Erfolg führt. Und es liegt in der Natur der Sache, dass gewisse dieser Mittelauch den Weg nach Europa finden. Wichtig ist aber die Feststellung, dass die grosse Mehrheit der Reiterinnen und Reiter ihre Pferde korrekt und fair behandelt. Probleme kommen nur von einer verschwindend kleinen Minderheit. Und nun gilt es auch diese auf den richtigen Weg zu bringen.

Die verantwortlichen Verbände und Veranstalter in der Schweiz haben in den vergangenen Jahren viele Anstrengungen unternommen, die Situation zu verändern. In allererster Linie ist es in diesem Prozess wichtig, dass bei den Reitern das richtige Verständnis für den korrekten Umgang mit den Pferden geschaffen wird. Wichtig bei diesem Vorgehen ist die Vorbildfunktion der Trainer und Berufsreiter. Dank gemeinsamen Anstrengungen darf das Bild an den Schweizer Reining-Turnieren als gut bis sehr gut bezeichnet werden. Durch eine starke Präsenz auf den Abreitplätzen konnten die Veranstalter und Stewards viel zu dieser positiven Veränderung beitragen. Dass dabei Stewards mit sehr gutem Sachverstand und noch besserer Menschenkenntnis von Vorteil sind, ist unabdingbar.

Ziel ist es schlussendlich, dass bei allen Reitern und Beteiligten ein gesundes Verständnis im Umgang mit den Pferden geschaffen wird. Ein Wunschsystem wäre, Reiter, die sich selber gegenseitig sachlich auf im Übereifer aufkommende Vorfälle hinweisen. Ein funktionierendes System ohne Stewards wäre sicherlich im Interesse aller Beteiligten.

In den letzten Jahren hat sich der Tierschutz vermehrt Pferdesportanlässe angeschaut und beurteilt. Die daraus entstandenen Eindrücke wurden entsprechend veröffentlicht. Die Disziplinleitung Reining des SVPS sowie einige Veranstalter waren mit manchen dieser Berichte nicht einverstanden und vermissten in einigen Fällen die entsprechende Sachlichkeit und Fachkenntnis. Um diese unterschiedlichen Auffassungen zu bereinigen, wurden Anstrengungen unternommen, mit dem Tierschutz zusammen aktiv zu werden. Unter anderem wurden die Verantwortlichen des Tierschutzes entsprechend über den Sport sowie die Reining-Manöver informiert. Auch Erläuterungen über die Ausrüstung haben beim Tierschutz ein anderes Verständnis geschaffen. Ein weiterer Schritt war die Zusammenarbeit des Tierschutzes mit einem Steward anlässlich eines Reining-Turniers. Dies hat sicherlich dazu beigetragen, aufzuzeigen, welche Mechanismen zur Verbesserung des Umgangs mit dem Pferd existieren.

In der Schweiz ist die Situation mittlerweile sehr gut. Die weiteren Anstrengungen müssen dahin gehen, den aktuellen Zustand beizubehalten und das Selbstverständnis bei den kritischen Reitern noch zu verbessern. International hingegen gibt es doch noch einiges zu tun. Dies aufgrund der eingangs beschriebenen unterschiedlichen Ansichten auf den verschiedenen Kontinenten. Für das Reining Committee der FEI ist «Animal Welfare» einer der wichtigsten Bereiche für die langfristige Entwicklung des Sports. Zur Schaffung einer guten Lage gilt es vor allem in den kritischen Regionen viel Arbeit zu leisten. Dazu benötigt die FEI das Verständnis und die Unterstützung der im Reining-Sport involvierten Verbände, vornehmlich jenen in den USA.

Für eine erfolgreiche Zukunft des Pferdesports ist der faire Umgang mit dem Pferd unabdingbar.

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