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Springen

Professionalität, Weitsicht und viel Herz: So wird der Schweizer Springnachwuchs an die Weltspitze herangeführt

10 März 2020 08:00

Dass heute neben den beiden - selbst noch jungen - Leadern Steve Guerdat und Martin Fuchs vielversprechende Nachwuchsspringreiterinnen und -reiter an der Weltspitze auf sich aufmerksam machen, ist kein Zufall. In der Disziplin Springen des SVPS werden junge Talente seit Jahren sorgfältig und durchdacht gefördert. Doch die Konkurrenz schläft nicht! Um weiterhin mit den Entwicklungen im Hochleistungssegment des Nachwuchssports mithalten zu können, wurde für die Saison 2020 eine wichtige interne Umstrukturierung vorgenommen.

Mit Herz und Seele betreut sie den Nachwuchs: Conny Notz. (Foto: Katia Stuppia) Mit Herz und Seele betreut sie den Nachwuchs: Conny Notz. (Foto: Katia Stuppia)

Nach einem intensiven Wettkampf, bei dem die jungen Athletinnen und Athleten ihre Pferde zu Spitzenleistungen motiviert und so manchen Zuschauer mit ihrer Übersicht und ihrer Kühnheit verblüfft haben, stehen die frisch gebackenen Schweizer Meister 2019 der Kategorie Children an der Siegerehrung. Die weisse Schärpe über der Schulter, die Medaille um den Hals - es gibt kaum einen emotionaleren Moment im Leben eines Nachwuchssportlers! Und da ist sie, die Equipenchefin der Children, Conny Notz: Sie nimmt ihre Schützlinge auf dem Podest herzlich in den Arm. Die Verbundenheit ist offensichtlich und geht weit über die administrativen Belange hinaus. Mit der Saison 2020 übernimmt die versierte Kennerin der Springsportszene innerhalb der Disziplin Springen des SVPS nun ein erweitertes Aufgabengebiet: Sie ist neu für den gesamten Nachwuchsbereich, von den Ponys über die Children bis hin zu den Junioren und Jungen Reitern, verantwortlich.

 

Die Kinderkrankheiten des Children-Sports durchgemacht

Das Engagement von Conny Notz für den SVPS begann vor 13 Jahren, als in Istanbul die erst zweiten Europameisterschaften überhaupt in der Kategorie Children ausgetragen wurden und Tochter Larissa mit am Start war. Mama Conny amtete damals als Equipenchefin, denn ein offizielles Children-Kader gab es beim SVPS noch nicht. «Die Kinder hatten noch nicht einmal eine Talent Card von Swiss Olympic, sodass es manchmal schwierig war, die Reiterinnen und Reiter dieser Kategorie für Turniere aus der Schule zu nehmen», erinnert sich Conny Notz. Dennoch war sie von Anfang an überzeugt, dass diese Leistungsklasse für die Förderung von talentierten Nachwuchsreitern von entscheidender Bedeutung ist. So begleitete sie die Reiterinnen und Reiter dieser Kategorie über die Jahre hinweg als Equipenchefin und trug entscheidend dazu bei, sie beim SVPS als vollwertiges Kader zu etablieren.

Tochter Larissa entwuchs bald dem Children-Alter und war auch als Juniorin und Junge Reiterin international erfolgreich, sodass Conny Notz neben ihrem ungebrochenen Engagement für die Children auch Einblick in die internationalen Championate der übrigen Nachwuchskategorien erhielt - und überall dort mithalf, wo es etwas zu tun gab. So pflegte sie stets einen guten und engen Kontakt zu den Equipenchefs und Coaches dieser Nachwuchskategorien.

Im Hintergrund applaudieren sie Sira Accola, der neuen Junioren-Schweizermeisterin: (v. r. n. l.) Christian Sottas, Stefan Kuhn, Michel Sorg. (Foto: Katia Stuppia) Im Hintergrund applaudieren sie Sira Accola, der neuen Junioren-Schweizermeisterin: (v. r. n. l.) Christian Sottas, Stefan Kuhn, Michel Sorg. (Foto: Katia Stuppia)

Vier Musketiere für den Nachwuchs

Ende der Saison 2019 zog der Sportchef der Disziplin Springen, Michel Sorg, zusammen mit Disziplinchef Stefan Kuhn und SVPS-Sportmanagerin Evelyne Niklaus Bilanz. Es wurde besprochen, wie der Schweizer Springnachwuchs auch in Zukunft mit der Weltspitze mithalten und optimal gefördert werden kann. So wurde Conny Notz mit ihrem grossen Organisationstalent und ihrem unermüdlichen Engagement das neu geschaffene Amt der Nachwuchsverantwortlichen anvertraut. Die Nachwuchskategorien der Junioren und Jungen Reiter lagen bisher in den kompetenten Händen von Christian Sottas - ein Anpacker mit enormem Erfahrungsschatz im Springsport. Er sollte im Rahmen dieser Umstrukturierung neben seinen Coaching-Tätigkeiten mehr Raum erhalten, um beispielsweise auf regionalen Turnieren neue Talente zu entdecken. Weiterhin stehen unserem Nachwuchs auch dieses Jahr die beliebten und kompetenten Coaches Thomas Balsiger und Jürg Notz, beides ehemalige erfolgreiche und talentierte Springreiter, mit ihrem enormen Fachwissen zur Seite. Thomas Balsiger ist der Vater und Trainer des derzeit hoch erfolgreichen jungen Elite-Springreiters Bryan Balsiger, und Jürg Notz war bereits an der Seite von Philippe Guerdat, als dieser Equipenchef des Schweizer Springnachwuchs war, erfolgreicher Trainer. «Um optimale Voraussetzungen für zukünftige Erfolge zu schaffen, ist eine seriöse und nachhaltige Aufbauarbeit im Nachwuchsbereich von grösster Wichtigkeit. Hier sind wir als Verband in der Pflicht. Mit einer durchdachten Organisation und den richtigen Fachleuten auf den richtigen Positionen schaffen wir eine solide Ausgangslage für eine effiziente und zielorientierte Förderung der jungen Talente», fasst Stefan Kuhn zusammen.

«Dieses Viererteam arbeitet Hand in Hand. Seine Mitglieder ergänzen sich auf ideale Weise und sind so höchst effizient. Sie sind jedoch nicht nur Fachexperten, sondern bringen auch hervorragende menschliche Qualitäten mit», ist Sorg überzeugt.

 

Breite Nachwuchsbasis fördern

Als Nachwuchsverantwortliche der Disziplin Springen ist Conny Notz ab der Saison 2020 für über 60 Reiterinnen und Reiter zuständig. Deren Saisonplanung zu erstellen und umzusetzen, ist fast ein Vollzeitjob. Um hier die nötige Professionalität zu garantieren, können die Nachwuchssportler zusätzlich auf die Swiss Youth Jumping Academy (SYJA) zählen. «Die SYJA ist eine ganz tolle Sache und ein Segen für die Nachwuchsförderung», so Sorg. Und Conny Notz doppelt nach: «Nur dank der grosszügigen Unterstützung der SYJA können wir unseren Nachwuchs überhaupt so umfassend und professionell betreuen.»

Parcoursbesichtigung der Children mit Jürg und Conny Notz. (Foto: Katja Stuppia) Parcoursbesichtigung der Children mit Jürg und Conny Notz. (Foto: Katja Stuppia)

Durchdachte Saisonvorbereitung

Conny Notz macht denn auch keine halben Sachen und überlässt nichts dem Zufall bei der Saisonvorbereitung: «Während einem Monat wurden an verschiedenen Orten in der Schweiz Dressurkurse für die Nachwuchskader angeboten. Dafür konnten wir mit Eva Lachat, Lise Johner, Jürg Röthlisberger und Simone Gygax-Mühlebach renommierte und erfahrene Dressurausbilder gewinnen, die die Anforderungen des Spring-sports gut kennen und in den Trainings berücksichtigen konnten», freut sich die Nachwuchsverantwortliche.

Weiter geht es im Programm mit - ebenfalls dezentral angesetzten- Gymnastikkursen mit den Coaches Thomas Balsiger, Christian Sottas und Jürg Notz und schliesslich mit Springkursen mit diesem Trio. «Grundsätzlich sind Christian Sottas und Thomas Basiger für die Junioren und Jungen Reiter zuständig und Jürg Notz für die Pony- und Children-Kader. Die Trennung soll aber nicht fix sein, sondern durchlässig», erläutert Conny Notz. Auch an den Sichtungsturnieren, den CSIO und den von der SYJA unterstützten Turnieren werden je nach Anzahl Starter jeweils zwei bis drei Coaches dabei sein und die jungen Athletinnen und Athleten betreuen.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Vorbereitung ist das Mentale. Deshalb möchte Conny Notz die Reiterinnen und Reiter mit zwei Mentaltrainern arbeiten lassen. «Mit Gérald Robin und Roya Saberi können wir auf zwei Mentaltrainer zählen, die bereits mit Reiterinnen und Reitern aus dem jetzigen Kader arbeiten und auch Athletinnen und Athleten anderer Sportarten betreuen», freut sich die Nachwuchsverantwortliche und ergänzt: «Wir möchten in diesem Rahmen auch die Eltern der Nachwuchsreiterinnen und -reiter informieren, welchen Einfluss sie auf die mentale Verfassung ihrer Kinder haben können.»

Das Kadertraining und das Sichtungsturnier in Müntschemier runden die Saisonvorbereitung ab, sodass die Nachwuchskader Ende März am CSIO Opglabbeek (BEL) voller Elan in die Saison starten können. Stefan Kuhn unterstreicht diese ganzheitliche Herangehensweise: «Zur Ausbildung gehört nicht nur das Springen über Hindernisse. Es ist uns ein grosses Anliegen, die Nachwuchskader mit einer breit gefächerten Unterstützung in diversen Themen zu fördern und auf ihrem Entwicklungsweg zu unterstützen. Ich denke dabei an Mentaltraining, Gesundheitsvorsorge durch Ausgleichssport, Know-how im Umgang mit traditionellen Medien und gewinnbringenden Einsatz von Social Media, um nur einige zu nennen. Auch hier hat der Verband eine Verantwortung.»

 

Dem Nachwuchs den Rücken freihalten

Gerade im Nachwuchsbereich ist es sehr wichtig, die Saison seitens der Disziplin vorausschauend zu planen. Diese Verantwortung liegt nun in den Händen von Conny Notz, die sich dieser Herausforderung bewusst ist: «Die Kinder sind in der Schule oder in der Ausbildung. Sie sind auf die Eltern angewiesen, die ihre Ferien opfern, um an die Turniere zu fahren. Bis auf ein paar wenige Junge Reiter sind das keine Profis. Sie können nicht einfach kurzfristig ihre Pferde in den Transporter laden und an ein internationales Turnier fahren. Insofern ist das Management des Nachwuchses fast anspruchsvoller als jenes der Elitereiterinnen und -reiter. Hier sehe ich meine Aufgabe darin, den Bedürfnissen des Nachwuchses und der Eltern bei der Planung möglichst gut Rechnung zu tragen.»

Conny Notz erfüllt als Nachwuchsverantwortliche eine herausfordernde Aufgabe. Sie setzt ihre Schwerpunkte aber nicht nur im administrativen Bereich, sondern will zusammen mit den Coaches den Kindern mehr als nur Spitzensporterfahrung und Leistungsbereitschaft mit auf den Lebensweg geben: «Ich möchte die Kinder und Jugendlichen für gutes Reiten, den respektvollen Umgang mit dem Pferd und ihrem Umfeld, eine offene Kommunikation und einen starken Teamgeist sensibilisieren.»

Der Saisonhöhepunkt des Springnachwuchses ist dieses Jahr die Europameisterschaften der Children, Junioren und Jungen Reiter im portugiesischen Vilamoura vom 19. bis 26. Juli. Aber auch das Ponykader will das neue Betreuerquartett wieder vermehrt fördern. Man darf gespannt sein, ob die Neuorganisation beim Schweizer Springnachwuchs diese Saison bereits erste Früchte tragen wird.

Cornelia Heimgartner

Die Coaches Thomas Balsiger (links) und Christian Sottas in ihrem Element. (Foto: zVg) Die Coaches Thomas Balsiger (links) und Christian Sottas in ihrem Element. (Foto: zVg)

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