Vom 15. bis 25. September treffen sich die besten Athletinnen und Athleten der Disziplinen Concours Complet und Fahren Vierspänner im italienischen Pratoni del Vivaro, einer Hochebene bei Rom, zur Weltmeisterschaft.
Das Turniergelände der Weltmeisterschaften Concours Complet und Fahren Vierspänner in Pratoni del Vivaro (ITA) | © pratoni2022
Pratoni del Vivaro blickt auf eine lange Pferdesportgeschichte zurück und war schon oft Schauplatz von internationalen Turnieren und Meisterschaften. 1960 wurde hier sogar der Geländeritt der Vielseitigkeit im Rahmen der Olympischen Spiele durchgeführt. Auch gemeinsame Weltmeisterschaften in den Disziplinen Concours Complet und Fahren gab es hier bereits - vor 24 Jahren.
Erfolgreicher Boden für die Schweiz
Das Pferdesportzentrum «Rocca di Papa - Pratoni del Vivaro» liegt östlich der italienischen Hauptstadt und umfasst eine Fläche von mehr als 120 Hektar. Mit seinen ausgedehnten Grünflächen ist die Hochebene auf rund 600 m ü. M. geradezu prädestiniert für Cross- und Marathonprüfungen. Aber auch die Distanzreiterinnen und -reiter wissen die Vorzüge dieses Geländes zu schätzen, sodass hier 1986 die allerersten Weltmeisterschaften überhaupt in dieser Disziplin ausgetragen wurden.
Die Olympischen Spiele von 1960 in Rom mit dem Geländeritt in Pratoni del Vivaro waren für die Schweiz unvergesslich und für die Vielseitigkeitsreiter gleich von zwei Medaillenerfolgen gekrönt: In der Einzelwertung gewann Anton Bühler mit Gay Spark Bronze, in der Mannschaftswertung ritten die Schweizer Anton Bühler mit Gay Spark, Rudolf Günthard mit Atbara und Hans Schwarzenbach mit Burn Trout gar auf den zweiten Platz. Nicht zu vergessen auch die Silbermedaille in der Einzelwertung der Dressur von Gustav Fischer im Sattel von Wald.
Die Schweiz gewinnt die Mannschaftssilbermedaille an den Olympischen Spielen 1960 in Rom mit dem Cross in Pratoni del Vivaro: Hans Schwarzenbach/Burn Trout, Anton Bühler/Gay Spark, Rudolf Günthardt/Atbara. | © Keystone
Auch in jüngster Zeit scheinen sich die Schweizer CC-Reiterinnen und -Reiter in Pratoni del Vivaro äusserst wohl zu fühlen. So gewann die helvetische CC-Equipe hier sowohl 2019 als auch 2022 den Nationenpreis, und diesen Frühling konnte Robin Godel sogar die Einzelwertung des CCI4*-S zuoberst auf dem Podest beenden.
Das siegreiche Schweizer Team im CC-Nationenpreis von Pratoni del Vivaro 2022 | © Massimo Argenziano
Moderne Infrastruktur
Das Turniergelände umfasst drei Wettkampfplätze und vier Trainingsbereiche. Damit die beiden Disziplinen, die ihre Prüfungen teilweise auf denselben Plätzen austragen, gut aneinander vorbeikommen, finden die Meisterschaften im Concours Complet und im Fahren Vierspänner zeitversetzt statt.
Das CC-Cross und die Vierspänner-Marathonprüfung finden am selben Ort statt, auf einem 100 Hektar grossen Gelände. Auch die CC-Springprüfung sowie die Vierspänner-Dressurprüfung und das Kegelfahren werden auf demselben Grasplatz ausgetragen. Die CC-Dressur wird hingegen auf einem separaten Sandplatz geritten.
Auch die Zuschauer vor Ort kommen auf ihre Kosten. Für das leibliche Wohl und das dolce far niente ist im Restaurant oder im Foodcourt gesorgt, die neusten Trendprodukte und Merchandisingartikel kann man im Shoppingbereich mit zahlreichen Marktständen kaufen, und für gute Laune sorgt die Unterhaltungszone.
Alle wichtigen Informationen zur Weltmeisterschaft in Pratoni del Vivaro sowie spannende Podcastfolgen rund um die Grossveranstaltung finden Sie auf der offiziellen Website unter: www.pratoni2022.it
Cornelia Heimgartner
Concours Complet
Das Wettkampfformat
Im Concours Complet wird der Weltmeistertitel anhand der Resultate in den drei Teildisziplinen Dressur, Cross und Springen vergeben.
In der 5*-Dressurprüfung werden die Noten der Richter in Strafpunkte umgewandelt, d.h. von 100 abgezogen. So entspricht eine Dressurnote von 65% beispielsweise 35 Strafpunkten.
Das Cross verläuft über eine Distanz von 5600 bis 5800 Metern und umfasst 38 bis 42 Efforts. Die Richtgeschwindigkeit beträgt 570 m/Minute, sodass die Geländestrecke in rund 10 Minuten absolviert werden sollte.
Die 5*-Springprüfung umfasst einen Parcours von maximal 600 Metern Länge und 11 bis 13 Hindernissen (16 Efforts) über 1,30 Meter.
Jede Nation darf maximal 5 Reiterinnen und Reiter sowie 5 Pferde entsenden. Für die Teamwertung besteht ein Team aus 3 oder 4 Pferd-Reiter-Paaren, das fünfte Paar ist ebenfalls startberechtigt, jedoch nur in der Einzelwertung.
In der Einzelwertung werden die Strafpunkte aus allen drei Teilprüfungen für das Gesamtklassement addiert. Es gewinnt das Pferd-Reiter-Paar, das am wenigsten Strafpunkte verbuchen musste. Scheidet ein Paar in einer Teilprüfung aus, wird sein Resultat im Gesamtklassement nicht berücksichtigt.
Über die definitive Team-Zusammensetzung kann bis nach dem ersten Vetcheck am Mittwochnachmittag, 14. September, entschieden werden. Die Teamwertung gewinnt das Team, das am wenigsten Strafpunkte aufweist, wenn die Ergebnisse der besten drei Team-Reiterinnen und -Reiter anhand des Rankings der Einzelwertung addiert werden.
Der Zeitplan
Donnerstag, 15. September
- Dressur Teil 1 und 2
Freitag, 16. September
- Dressur Teil 3 und 4
Samstag, 17. September
- Cross
Sonntag, 18. September
- Springen
- Vergabe der WM-Medaillen Einzel und Team
Robin Godel gewann mit Grandeur de Lully den CCI4*-S von Pratoni del Vivaro 2022. | © Massimo Argenziano
Die Delegation
Team
- Robin Godel, Dompierre (FR), mit Grandeur de Lully CH, Besitzer: Jean-Jacques Fünfschilling.
- Mélodie Johner, Lausanne (VD), mit Toubleu de Rueire, Besitzer: Peter Thürler und Heinz-Günter Wickenhäuser
- Nadia Minder, Illnau (ZH), mit Toblerone CH, Besitzerin: Nicole Basieux
- Felix Vogg, Ueberlingen (GER), mit Cartania II, Besitzer: Felix Vogg und Phoenix Eventing S.à.r.l., oder Colero, Besitzer: Jürgen Vogg
Einzelreiter
- Patrick Rüegg, Altwis (LU), mit Fifty Fiftiy V, Besitzerin: Angela Häberli
Die Reiterinnen und Reiter werden vor Ort betreut von Equipenchef Dominik Burger, Cross-Coach Andrew Nicholson, Spring-Coach Lesley McNaught und Dressur-Coach Gilles Ngovan sowie der Equipentierärztin Antonia Müller.
Fahren Vierspänner
Das Wettkampfformat
Der Weltmeistertitel im Fahren Vierspänner wird in einer Vollprüfung ausgefochten. Es werden also drei Teilprüfungen ausgetragen: Dressur, Marathon und Kegelfahren. Für jede Teilprüfung wird ein separates Ranking erstellt, wobei das Gespann mit den wenigsten Strafpunkten die Prüfung gewinnt.
Für die Schlussrangliste werden die Strafpunkte aus allen Teilprüfungen addiert, es gewinnt das Gespann mit den wenigsten Strafpunkten. Gespanne, die in einer Teilprüfung ausscheiden, aufgeben, disqualifiziert werden oder sich vor dem Start zurückziehen, werden in der Schlussrangliste nicht berücksichtigt.
Pratoni del Vivaro bietet ein abwechslungsreiches Gelände für den Marathon der Vierspänner. | © Massimo Argenziano
Der Zeitplan
Donnerstag, 22. September
- Dressur Teil 1 und 2
Freitag, 23. September
- Dressur Teil 3 und 4
Samstag, 24. September
- Marathon
Sonntag, 25. September
- Kegelfahren
- Vergabe der WM-Medaillen Einzel und Team
Die Delegation
- Jérôme Voutaz, Sembrancher (VS)
Als Equipenchefin und Tierärztin reist Muriel Federici mit nach Pratoni.