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Dossier: Messen & Events

Auf der Suche nach Heinzelmännchen und Zauberfeen

11 November 2019 08:00

In fast jedem gesellschaftlichen Bereich ist das Phänomen bekannt: Es wird immer schwieriger, motivierte freiwillige Helferinnen und Helfer zu finden. Und da kommen sie ins Spiel: Organisationen, die helfen, fleissige Bienen zu finden, einzuteilen, zu honorieren. Quasi «Parship» für Veranstalter und deren künftige rechte Hände. Auch eine Lösung für Pferdesportveranstaltungen? «Bulletin» hat nachgefragt.

Der Einsatz der vielen fleissigen Helfer muss sorgfältig geplant sein. Der Einsatz der vielen fleissigen Helfer muss sorgfältig geplant sein. (Foto: K. Stuppia)

Zugegeben, diese Art von Mensch - nennen wir ihn mal «Homo helfensis/aiutarsis» - ist eine Spezies, die vom Aussterben bedroht ist. Vielen fehlt die Zeit, die Musse oder auch einfach das Netzwerk. Organisationen, die Veranstalter beim Management von freiwilligen Helfern unterstützen, können hier Abhilfe schaffen und angenehme Lösungen bieten. Zwei solcher Organisationen hat das «Bulletin» etwas genauer unter die Lupe genommen: Volunteo, ein französischer Anbieter, und Swiss Volunteers. Letztere ist eine nationale Non-Profit-Organisation für Personen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, und für Veranstalter, die auf zahlreiche Freiwillige nicht verzichten können, um ihren Event durchzuführen. Auch sollen Veranstalter dank der Plattform die Einsätze ihrer fleissigen Heinzelmännchen und Zauberfeen besser planen und auch honorieren können.

 

Sozialer Austausch

Das Ziel von Swiss Volunteers ist, den sozialen Austausch zu fördern und Menschen bei einer sinnvollen Tätigkeit für die Gemeinschaft zu verbinden. Swiss Volunteers ist ein Verein und verfolgt keine kommerziellen Zwecke - und erstrebt somit auch keinen Gewinn. Finanziert wird der Verein über seinen Partner «gaz energie». Ähnlich funktioniert auch die Plattform Volunteo.com, die von Frankreich aus betrieben wird. Zwei grosse Schweizer Pferdesportveranstaltungen in der Romandie haben in diesem Jahr so ihre freiwilligen Helferinnen und Helfer gesucht, gefunden und koordiniert. Zum einen griffen die Veranstalter der Equissima in Lausanne (VD) auf Volunteo zurück und zum anderen die Veranstalter der Schweizermeisterschaften Fahren 2019 in Coinsins (VD).

An Reitsportturnieren braucht es eingespielte Helferteams, die zupacken können. (Foto: K. Stuppia) An Reitsportturnieren braucht es eingespielte Helferteams, die zupacken können. (Foto: K. Stuppia)

Härtetest SM Fahren

Cyril Maret, OK-Präsident der SM Fahren, ist zufrieden mit dem Resultat: «Wenn man das System und die Software mal kennt und im Griff hat, dann spart man viel Zeit, Arbeit und Mühe bei der Suche und Einteilung der Ehrenamtlichen.» Allerdings müsse man sich da schon erst einfuchsen, da die Software doch eher komplex sei und somit unbedingt weiterentwickelt werden müsste, sagt der ehemalige Kaderfahrer. Bei Problemen mit dem System steht eine Supportnummer zur Verfügung, die man anrufen kann.

 

Vorsicht vor Doppelspurigkeiten

«Man muss als Veranstalter schon ein bisschen wissen, wie man die ganzen Listen usw. visualisieren kann, und was für Sektoren man kreieren soll, in die man dann die Freiwilligen einteilt.» Als eine weitere Hürde sieht er die Anmeldung der einzelnen potenziellen Helfer. «Schon alleine das ist für viele schon zu viel», so Maret. Eine weitere Erfahrung, die sein Team machte, ist, dass oftmals gerade bei der ersten Verwendung einer solchen Software vieles noch doppelspurig läuft. Entweder, weil man dem System (noch) nicht traut oder ganz einfach aus Gewohnheit. Um wirklich effizient zu sein, müsse man also auch die verschiedenen Prozesse genau anschauen und allenfalls anpassen.

 

Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Ein Pluspunkt sei jedoch definitiv der Preis: «Für die SM in Coinsins hatten wir ein Gesamtbudget von rund 150 000 Franken. Mithilfe von Volunteo haben wir etwa 100 Helferinnen und Helfer im Einsatz gehabt, was uns pro Helfer etwa 80 Rappen gekostet hat», bilanziert der OK-Präsident. Das sei nicht teuer, wenn man bedenke, was die Verantwortliche an Zeit und Arbeit einsparen konnte. Ob er also Organisationen, die solche Plattformen anbieten, für Pferdesportveranstaltungen empfehlen würde: «Ja, ich finde die Idee wirklich gut. Noch besser, um nicht zu sagen perfekt, wäre allerdings, wenn der Schweizerische Verband für Pferdesport eine solche Helferfinderplattform in ihre Veranstaltersoftware ‹Rosson› integrieren würde». Eine einzige Software für alles zusammen würde vieles vereinfachen, ergänzt Maret.

Ein reservierter Helfertisch in der Festwirtschaft als Ausdruck der Wertschätzung. (Foto: K. Stuppia) Ein reservierter Helfertisch in der Festwirtschaft als Ausdruck der Wertschätzung. (Foto: K. Stuppia)

Wertschätzung als Motivationsbooster

Laut Swiss Volunteers kommt neben den bereits erwähnten Vorteilen für Veranstalter, wie Helfer finden, suchen, verwalten, planen und Zeit sparen, noch ein weiterer und nicht minder wichtiger Punkt hinzu: das Honorieren. Denn echte Wertschätzung ist oftmals einiges mehr wert als beispielsweise Geld. Nur wer sich wirklich wertgeschätzt fühlt für seinen ehrenamtlichen Einsatz, wird sich auch erneut melden. Swiss Volunteers bietet beispielsweise jedem Freiwilligen an, seine Stundeneinsätze als Zertifikat ausdrucken zu können. Auch können sie an Verlosungen und Wettbewerben teilnehmen sowie von weiteren Wertschätzungs- und Anerkennungsaktivitäten profitieren. Bei alldem werde dem Datenschutz höchste Priorität eingeräumt, so die Organisation.

 

31 Jahre Freiwilligenarbeit im Jahr 2018

Und wenn man die Zahlen von Swiss Volunteers für das Jahr 2018 anschaut, dann versetzt das einen doch ganz schön ins Staunen: In einem Jahr haben die unentbehrlichen Helferinnen und Helfer zusammen rund 31 Jahre Freiwilligenarbeit geleistet, dies an 108 Veranstaltungen in 270 304 Stunden. Über das ganze Jahr hinweg waren insgesamt 15 728 Heinzelmännchen und Zauberfeen im Einsatz. Der fleissigste unter ihnen stellte seine Dienste 620 Stunden, was rund 26 Tagen und Nächten entspricht, zur Verfügung. Auch erstaunlich ist, dass fast gleichviel Frauen wie Männer ehrenamtliche Arbeit leisten, wobei die weiblichen Helfer doch etwas in der Überzahl sind. 40% aller registrierten Volunteers sind zwischen 20 und 40 Jahren alt, 36% zwischen 40 und 60. Wenn man also genauer hinschaut, dann stellt man fest, dass es sie noch gibt. Noch sind sie nicht ausgestorben, die freiwilligen Helferinnen und Helfer, und entsprechende Plattformen wie beispielsweise Swiss Volunteers oder Volunteo scheinen auch für Pferdesportveranstaltungen ihren Zweck zu erfüllen: Haben Sie schon gefunden oder suchen Sie noch?

Nicole Basieux

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