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Dossier: Pferdehaltung & Raumplanung

Bewegung mit dem Pferd: Horse Agility erobert die Schweiz

15 Mai 2017 14:35

Eine wunderbare Symbiose von Abwechslung, Spass und Vertrauen - das ist Horse Agility. Analog dem Hunde-Agility, bewältigt das Pferd die verschiedensten Aufgaben in einem Parcours, frei und ohne physische Verbindung zu seinem Menschen.

Gelassen läuft der Wallach alleine durch den Tunnel und erwartet ein Signal seines Menschen, in welche Richtung es weitergeht. Der Dunkelbraune trägt ein Halfter, der Strick ist um den Hals locker verknotet und seine Besitzerin könnte jederzeit danach greifen. Aber diese freut sich, wie selbstständig und ruhig ihr Pferd das Hindernis im Alleingang gemeistert hat, und dass es auf sie fixiert ist, ihre Körperhaltung und Kommandos richtig deutet und umsetzt. Im Schritt können mehrere Hindernisse nacheinander problemlos absolviert werden und zufrieden verlassen die beiden den bunten Parcours in der Reithalle. Kursziel absolut erreicht. Am Morgen hatten die Kursteilnehmer in kleinen Gruppen ihren Pferden die Hindernisse einzeln und in aller Ruhe gezeigt. Danach absolvierten sie mehrere Aufgaben nacheinander im Schritt und am Seil geführt. Später wurde der Führabstand vergrössert, das Pferd vielleicht alleine durch das «Styropor-Nudel-Engnis» gesandt, aber immer noch am Strick. Und genau diese durchdachte und vertrauensfördernde Steigerung der Anforderungen führt zum Ziel, dass das Pferd schlussendlich ohne Seil lenkbar ist und seine Aufgabe bewältigen kann.

Jedermann ist herzlich willkommen

Für Horse Agility sind alle Pferde und Ponys geeignet, auch Dressur- und Springpferde zeigen in den Kursen viel Spass an der Sache. Das Alter spielt ebenfalls keine Rolle, da junge, aber auch ältere Pferde, die vielleicht nicht mehr geritten werden können, diese Aufgaben gut meistern können. Weder bisherige Ausbildung noch Alter, Reitstil oder Rasse spielen eine Rolle. «Bevor man frei arbeitet, muss das Pferd am Boden den nötigen Grundgehorsam erlangen, sonst kann das freie Arbeiten gefährlich werden. Ebenfalls sollten die Hindernisse in kleinen Schritten antrainiert werden, von den einfachen zu den schwierigen Hindernissen», erklärt Sonja Ruffieux, quasi eine Horse-Agility-Person der ersten Stunde: «Ich übe Horse Agility bereits seit einigen Jahren aus. Damals kannte man den Namen Horse Agility noch nicht, und ich nannte es jeweils Freiarbeit mit Hindernissen. Man kann es heute auch so bschreiben, dass der Mensch das Pferd mithilfe seiner Stimme, Handzeichen und seiner Körpersprache durch den Parcours begleitet.»

Freundschaftlicher Wettkampf am Turnier

Die Trainerin C des Schweizer Freizeitreitverbands (SFRV) ist Gründungsmitglied und Präsidentin der Interessengemeinschaft Horse Agility Schweiz. Sie bietet Kurse und Trainings in dieser neuen Disziplin an, und diesen Frühling wurde unter ihrer OK-Leitung bereits das zweite Horse-Agility-Turnier in Düdingen lanciert, weitere sind geplant. Vier geführte Stufen, unterteilt in Schritt und Trab, standen im Angebot. Jeder Parcours besteht aus acht Aufgaben beziehungsweise Hindernissen. In die Bewertung fliessen die Kriterien Aufmerksamkeit, Vertrauen, Losgelassenheit und Gehorsam des Pferdes mit ein. Aber auch der Gesamteindruck des Führers in Bezug auf Umgang, Einwirkung und Hilfengebung wird festgehalten und beurteilt. Dieses Jahr gibt es neu auch gerittene Kategorien, unter anderem mit Halsring. «Hier zeigt sich, wie der Reiter seinen Sitz einsetzen kann und wie gut das Pferd auf Gewichtshilfen reagiert», betont Sonja Ruf-
fieux.

Harmonie als Ziel

Der Verein «Swiss Horse Agility», von Christina Brückner gegründet, hat sich ebenfalls der Förderung von Horse Agility in der Schweiz verschrieben und organisiert Kurse wie auch Plauschtage. Sonja Ruffieux ist es wichtig, Horse Agility in der Schweiz noch bekannter zu machen und sie setzt sich auch für Weiterbildungen ein. So findet Ende Oktober 2017 in Düdingen der erste Richter- und Parcoursbauer-Grundkurs statt. «Da Horse Agility so vielseitig ist und mit jedem Pferd erlernbar ist, denke ich, dass es sich etablieren wird. Der Wunsch nach mehr Freiheit und Harmonie wird in der Pferdewelt immer grösser, und um sich diesen Wunsch zu erfüllen, ist das Agility die ideale Art, mit seinem Pferd Zeit zu verbringen», betont Sonja Ruffieux. Vor allem dem Faktor Spass wird grosse Bedeutung beigemessen, und die Freude am freien Überwinden der Hindernisse soll im Vordergrund stehen.

Kopf- und Körperarbeit

Horse Agility ist eine Fortsetzung von korrekter Bodenarbeit mit Hindernissen und Freiheitsdressur. Wenn der Führer den Strick abnimmt, bleibt nur noch die Wahrheit, und es wird ans Licht gebracht, ob man eine gute Basis am Boden erarbeitet hat und wie gut das Pferd auf die menschliche Körpersprache reagiert. «Die Kommunikation wird immer feiner. Für das Pferd ist Horse Agility enorme Kopfarbeit und gleichzeitig eine tolle Gymnastizierung. Ausserdem ist es ein gutes Konditionstraining für den Führer», schmunzelt Sonja Ruffieux. Sie sieht aber noch weitere positive Effekte: Die Beziehung zwischen Pferd und Reiter wird gestärkt, das Pferd entwickelt Koordination und Körperbewusstsein. Die Beweglichkeit und die Konzentration des Pferdes werden entwickelt und gestärkt. Nicht zu vernachlässigen ist die Tatsache, dass Führperson und Reiter immer feiner werden in der Hilfengebung und das Team so immer besser miteinander harmonisiert.

Karin Rohrer

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