Pferdemenschen lieben Pferde und in den wohl allermeisten Fällen auch die Natur. Überall wird von Klimawandel, Umweltverschmutzung, Ausbeutung, Kinderarbeit und Abfallbergen berichtet. Da sind wir alle gefordert, etwas zu tun, um unseren Planeten Erde zu schützen und zu bewahren. Und das scheint in den verschiedensten Bereichen zu funktionieren - auch rund ums Pferd.
Mittlerweile gibt es immer mehr nachhaltige Alternativen und hochwertige ökologische Produkte fürs Pferd und für den Pferdeliebhaber. Sogar Grosshändler kommen immer mehr auf den «Ökotrip» und schreiben Nachhaltigkeit - mindestens schon mal in einem gewissen Rahmen - gross. Zum Beispiel wird auf echte Daunen oder Felle verzichtet, nur Merinowolle aus zertifizier-ten Betrieben ausgewählt, bei den Verpackungen Plastik weitgehend vermieden bzw. auf rezyklierbare Varianten umgestiegen, und die Produzenten vor Ort werden regelmässig besucht, um faire und möglichst nachhaltige Produktionsbedingungen zu unterstützen und zu gewährleisten.
Nachfragen heisst die Devise
Natürlich können Grosshändler nicht von einem Moment auf den anderen nur noch nachhaltige Produkte anbieten. Das würde ihnen wohl kurz- bis mittelfristig das Genick brechen und damit ist wahrscheinlich auch keinem gedient. Denn sie bieten eine möglichst breite Palette an Produkten an, um die Kundschaft zufriedenzustellen. Dennoch dürfen wir bei unseren Einkäufen nicht vergessen: Die Nachfrage bestimmt das Angebot - was bedeutet, wir Konsumentinnen und Konsumenten sind also gefragt und gefordert.
Die kleinen Dinge
Es sind die kleinen Dinge im Alltag, die jede und jeder für die Umwelt tun kann, zum Beispiel ganz bewusst sowie regional und saisonal einkaufen, vielleicht auch mal weniger einkaufen, dafür bessere Qualität, die vielleicht etwas mehr kostet, jedoch dann auch länger hält und sich im Notfall auch reparieren lässt, was unter dem Strich dann eigentlich wieder günstiger ist. So weit als möglich auf Verpackungen verzichten bzw. wiederverwendbare benutzen, alles, was noch einsetzbar ist, nicht wegwerfen, sondern wiederverwenden, weitergeben, oder Gebrauchtes kaufen.
Ein Meer aus Plastik
Wie man immer wieder lesen, hören und sehen kann, ist Plastik in der Natur ein grosses Problem. Denn Plastik landet irgendwann mehr oder weniger zerkleinert in den Weltmeeren. Die Natur braucht Jahrhunderte, um dieses abzubauen. Kommt hinzu, dass zu der Herstellung von Plastik in aller Regel Erdöl gebraucht wird. Und Erdöl belastet die Umwelt von der Suche über die Förderung, Verarbeitung und den Transport bis hin zum Verbrauch. Wenn man also irgendwie auf Plastik verzichten kann, dann hat das einiges Positives. Und Achtung: Plastik ist nicht gleich Plastik! Es gibt nämlich auch nachhaltige, rezyklierbare Varianten, in die zum Beispiel auch das «Bulletin» eingepackt wird.
«Back to the roots»: Metall, Holz und Naturfasern
Alternativ kann man für Eimer und Futterkessel statt solche aus Plastik auch solche aus Metall verwenden, oder wenn schon Plastik, dann wenigstens lebensmittelechten, der lange hält. Heute gibt es wie schon früher vor dem Plastikzeitalter diverse Anbieter von Putzutensilien, die aus Holz und Naturfasern hergestellt werden. Und statt der bunten Plastikkiste fürs Putzzeug eignet sich auch eine aus Metall, die dann erst noch bis in alle Ewigkeit hält, oder dann einen Beutel aus nachhaltigem Stoff. Auch bei den Pflegemitteln wie Shampoo, Cremes, Insektenspray usw. kann statt auf Chemie auf möglichst naturbelassene Produkte gesetzt werden. Für die Haut des Pferdes und für die Umwelt ist es sowieso besser, auf Inhaltsstoffe wie Parabene, Silikone und andere schädliche Stoffe zu verzichten - das gilt übrigens auch für Pflege- und Hygieneprodukte für die Pferdemenschen.
Bio-Futter aus der Region
Ein weiterer Bereich, bei dem aktiv zum Umweltschutz beigetragen werden kann, sind die Futtermittel. Die Verpackung sollte möglichst nicht aus Plastik sein, und wenn das Futter oder die Zusätze zum Beispiel in Plastikbehältern geliefert wird, kann man diese wiederverwenden. Und wieso nicht auch mal den Lieferanten und den Produzenten darauf aufmerksam machen? Doch es kommt auch darauf an, was im Futtersack drin ist. Am besten wäre «Kräuter und Bio» und das alles auch noch aus der Region. Es gibt Hersteller, die ausschliesslich mit Landwirten aus der Region zusammenarbeiten. Und warum biologisch? Weil in der biologischen Landwirtschaft keine Pestizide, keine scharfe Dünger und keine Nitrate eingesetzt werden. Das ist ein Plus für den Magen des Pferdes und ein Plus für die Umwelt. Auch können Reste aus Ölpressungen zum Beispiel von Hanf, Schwarzkümmel, Leinsamen oder Kokos als Nahrungsergänzung oder Belohnung dienen.
«Grüne» Kleidung für Pferdesportler
Kleider für Pferdesportler müssen diverse Bedingungen erfüllen, um überhaupt zum Einsatz zu kommen und in jedem Fall praktisch zu sein. Dabei sollen sie auch modisch, chic … und dann auch noch nachhaltig sein? All das ist möglich, denn auch in der Outdoor-Szene ist die grüne Welle angekommen. Ganz allgemein kann jeder und jede beim Kaufentscheid auf die folgenden Punkte achten, um Mode und Nachhaltigkeit unter einen Hut zu bringen:
- Material: entweder Kleider aus rezykliertem Polyester oder natürlichen Bio-Materialien aus nachhaltiger Produktion wählen.
- Zertifizierungen: Es gibt diverse Zertifizierungen, die für umweltfreundlich hergestellte und nachhaltige Kleidungsstücke bürgen, zum Beispiel Bluesign, Öko-Tex oder Global Organic Textile Standard (GOTS).
- Kleider weitergeben/gebraucht kaufen: Statt in den Hausmüll, besser in den Sammelcontainer werfen oder vielleicht mal im Stall fragen, ob jemand Interesse hat.
- Richtig waschen: möglichst kurz und kalt, das vermindert die Freisetzung von Mikroplastikpartikeln, spart Wasser und Energie. Nachhaltiges Waschmittel verwenden.
- PFC-freie Imprägnierung: Künstlich erzeugte poly- und perfluorierte Chemikalien, kurz PFC, werden zur Imprägnierung verwendet und sind wasserabweisend, stehen aber im Verdacht, krebserregend zu sein. Verschiedene Hersteller wie Vaude, Marmot oder Mammut verzichten auf diese Stoffe.
Neben den oben erwähnten Gebieten kann man versuchen, auch noch in folgenden Bereichen bewusst zu wählen: Einstreu, Reinigungsmittel aus effektiven Mikroorganismen, Holz- statt Plastikzäune, alte Badewanne statt Plastikwanne als Tränke, Material aus biologisch nachhaltigen Produkten pflegen, dann hält es auch länger. Und nachhaltig heisst jetzt auch nicht, gleich alles wegzuwerfen und durch nachhaltige Produkte zu ersetzen, sondern eher die Sachen zu verwenden, bis sie ausgedient haben, und dann für einen nachhaltigen Ersatz schauen.
Wenn jeder ein bisschen vor seiner eigenen Stall- und Haustür wischt, so bringt das auch schon etwas. Denn ganz viele kleine Schritte ergeben auch einen grossen Schritt. Also, sich nicht von einer vollkommen verständlichen Ohnmacht ins Bockshorn jagen lassen, sondern einfach im Kleinen anfangen.
Nicole Basieux