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Durch den Wald und mit Cowboyhut zu den neuen Brevets ab 2020

17 Dezember 2019 08:00

Ab dem 1. Januar 2020 wird das Ausbildungsangebot des SVPS für Reiterinnen und Reiter um das neue Brevet «Reiten im öffentlichen Raum» ergänzt, und auch das überarbeitete Brevet «Western» kann ab dem neuen Jahr absolviert werden.

Auch das Bergaufreiten wird im Brevet «Reiten im öffentlichen Raum» vermittelt. (Foto: OdA Pferdeberufe) Auch das Bergaufreiten wird im Brevet «Reiten im öffentlichen Raum» vermittelt. (Foto: OdA Pferdeberufe)

Das Westernreiten hat längst einen festen Platz in der Schweizer Pferdeszene und erfreut sich einer stetig wachsenden Anhängerschaft. Das scheinbar mühelose Reiten im «Cowboysattel» fasziniert - erfordert aber eine solide reiterliche Ausbildung. Auch Ausritte durch Feld und Wald, über Strassen und durch das Siedlungsgebiet - das Reiten im öffentlichen Raum eben - sind nicht einfach nur entspannte Spaziergänge, sondern verlangen viel reiterliches Können, das neu in einem Brevet vermittelt wird.

Zusammenarbeit für die Freizeitreiterei

Um auch den Reiterinnen und Reitern, die sich nicht in einer FEI-Disziplin spezialisieren möchten und gerne im Freien unterwegs sind, eine Ausbildung mit offiziellem Abschluss bieten zu können, wurde das Brevet «Reiten im öffentlichen Raum» ins Leben gerufen. Hierzu schlossen sich Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliederverbände des SVPS sowie des Schweizer Freizeitreiterverbandes (SFRV) in einer Arbeitsgruppe zusammen. Der Leitgedanke war, dass das Reiten immer stärker im Fokus der Öffentlichkeit steht und gerade Reiterinnen und Reiter, die vermehrt im öffentlichen Raum unterwegs sind, hier eine besondere Verantwortung tragen. Insbesondere dem Sicherheitsaspekt kommt beim Brevet «Reiten im öffentlichen Raum» hohe Bedeutung zu, wie beispielsweise betreffend die Beleuchtung von Reiter und Pferd, aber auch das Verhalten in einer Reitergruppe. Das Regulieren des Reittempos spielt im öffentlichen Raum eine zentrale Rolle. So ist es im Sinne des Pferdewohls wichtig, dass Reiterinnen und Reiter ein Tempogefühl entwickeln und die Geschwindigkeit den Verhältnissen anpassen. Aus diesem Grund werden in der praktischen Prüfung in der Gruppe mit wechselnder Spitze gewisse Streckenabschnitte im Trab oder Galopp in einer vorgegebenen Zeit abgeritten werden müssen. Auch vertrauensbildende Massnahmen werden geübt und geprüft.

Jörg Wermelinger, Vorstandsmitglied des Pferdesportverbands Nordwest (PNW) und ehemaliges Mitglied der Grundausbildungskommission des SVPS, war massgebend beteiligt an der Entwicklung dieses neuen Brevets. Dass dieses in der heutigen Reiterwelt gebraucht wird, steht für ihn ausser Frage: «In der Reitstunde lernt man das Reiten in der Halle oder auf dem Aussenplatz. Das wird mit der Grundausbildung Pferd abgedeckt. Wenn es anschliessend aber um das Reiten in der Natur, im Strassenverkehr oder im Siedlungsraum geht, sind noch ganz andere Fähigkeiten gefordert, die wir mit diesem Brevet vermitteln möchten.» Aus diesem Grund hat auch die Schweizer Armee für ihre berittenen Soldaten bereits Interesse an diesem neuen Brevet bekundet.

Die korrekte Ausrüstung von Pferd und Reiter beim Brevet «Western». Foto: Luxcompany Die korrekte Ausrüstung von Pferd und Reiter beim Brevet «Western». Foto: Luxcompany

Neue Patterns im Brevet «Western»

Viviane Nägeli ist Ausbildungsverantwortliche bei der Swiss Western Riding Association (SWRA) und Mitglied der Grundausbildungskommission (GAKO) des SVPS. Sie war zusammen mit Nicole Schmid, dem ehemaligen GAKO-Mitglied, eng involviert in die Überarbeitung des Brevets «Western». Während es in den Disziplinen Springen und Dressur mit den neuen Brevets darum ging, das reiterliche Niveau der Turniereinsteiger zu steigern, stand dieses Anliegen beim Westernreiten weniger im Vordergrund, so Nägeli und weiter: «Das Brevet Western war schon vorher relativ anspruchsvoll, sodass man in unserer Disziplin nie den Eindruck hatte, die Turniereinsteiger seien den Aufgaben nicht gewachsen.»

Dennoch wurden die Prüfungsprogramme, die sogenannten «Patterns», angepasst, und der Schwierigkeitsgrad wurde leicht erhöht. Zu den Aufgaben bzw. Manövern, die die Kandidatinnen und Kandidaten bewältigen müssen, gehören unter anderem das Überwinden von Trabstangen, das Öffnen und Durchreiten eines Tors, das Überqueren einer Brücke, das Seitwärts- und das Rückwärtsgehen zwischen Bodenstangen, Hinterhandwendungen sowie Schritt-, Trab- und Galoppreprisen. Die Brevetkandidatinnen und -kandidaten sind hierzu jeweils einzeln in der Reitbahn. Nebst der berittenen und der theoretischen Prüfung wird auch das Vortraben an der Hand beurteilt.

Illustration des korrekten Sitzes in den Unterlagen des Brevets «Western». (Bild: SVPS / Mathias Haab) Illustration des korrekten Sitzes in den Unterlagen des Brevets «Western». (Bild: SVPS / Mathias Haab)

Grundausbildung Pferd als Basis

Wie bei allen Brevets ist auch bei diesen beiden Prüfungen das Diplom der Grundausbildung Pferd Reiten Voraussetzung. Zu beiden Brevets gehört neben der praktischen Prüfung auch ein Theorieteil, der im Vorfeld selbstständig via E-Learning erarbeitet werden muss. Dabei werden nicht nur die relevanten Gesetze und spartenspezifischen Reglemente behandelt bzw. wird beim Westernreiten darauf hingewiesen, dass je nach Turnierorganisator unterschiedliche Reglemente gelten können, sondern werden beispielsweise auch Ausrüstungsfragen erörtert. So sind beim Brevet «Western» Sporen erlaubt, eine Gerte hingegen nicht, während bei der Grundausbildung genau das Gegenteil der Fall ist.

Brevetkurse kann jeder Verein durchführen, dafür brauchen Trainerinnen und Trainer keine spezifische Ausbildung. Abgenommen werden die Prüfungen dann von Experten, die vom SVPS reitweisenübergreifend geschult wurden und für alle Arten von Brevets eingesetzt werden können.

Illustration der Befestigung und des Materials beim Wanderreiten aus den Lernunterlagen des Brevets «Reiten im öffentlichen Raum» (Bild: SVPS / Mathias Haab) Illustration der Befestigung und des Materials beim Wanderreiten aus den Lernunterlagen des Brevets «Reiten im öffentlichen Raum» (Bild: SVPS / Mathias Haab)

Brevet als Turniereinstieg - heute oder in Zukunft

Nebst dem Ausbildungsgedanken ist die Grundidee der Brevets immer, Einsteigern den Weg in den Turniersport zu ebnen. Beim Brevet «Western» ist dieser Weg vorgezeichnet und offensichtlich. Aber auch beim neuen Brevet «Reiten im öffentlichen Raum» gibt es hier konkrete Ansätze und denkbare Ideen für die Zukunft. So wird derzeit geprüft, ob dieses Brevet in der Disziplin Endurance, wo es heute nur eine Lizenzprüfung gibt, oder in der Disziplin TREC (Technique de Randonnée Equestre de Compétition - wettkampfmässiges Wanderreiten) ebenfalls für den systematischen Aufbau des reiterlichen Know-hows eingesetzt und als Voraussetzung für den Turnierstart obligatorisch gemacht werden kann.

Für Jörg Wermelinger wäre es zudem wünschenswert, dass auch für die Teilnahme an Gymkhanaprüfungen oder Patrouillenritten, die nicht dem Generalreglement des SVPS unterstehen, das Brevet «Reiten im öffentlichen Raum» als Voraussetzung für eine Wettbewerbsteilnahme eingeführt würde - im Sinne des Pferdewohls und der positiven Wahrnehmung des Pferdesports in der Öffentlichkeit.

Cornelia Heimgartner

Alle Daten für Brevetprüfungen finden Sie unter folgendem Link. Das Verzeichnis wird laufend aktualisiert:
www.info.fnch.ch > Ausbildung

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