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Ein unvergessliches Lebenswerk

19 Juli 2021 09:00

Nachruf zum Tod von Giorgio Robbiani

Giorgio Robbiani im Jahr 2018. (Foto: privat) Giorgio Robbiani im Jahr 2018. (Foto: privat)

Seine Kenntnisse hat er dem Pferdesport weitergegeben, war er doch Springrichter, Parcoursbauer, Trainer des erfolgreichen Nationalkaders der Jungen Reiter und vieles mehr.

Ungefähr Mitte des 20. Jahrhundert war das Gelände im südwestlichen Mendrisiotto, nahe dem Grenzzaun, noch Landwirtschaft mit Wiesen, auf denen die Kühe weideten, alles umgeben von Kastanienwäldern, kein Haus, ausser dem Wohnhaus des Landbesitzers und einem Stall. Dieser ruhige Ort gefiel dem Vater von Giorgio sehr, und er kaufte es im Jahr 1961. Er war pferdebegeistert und machte aus dem Landwirtschaftsbetrieb bald einen Reitstall. Klein am Anfang, mit nur wenigen Pferden zum Ausreiten, wurde der Stall mit Boxen vergrössert, und so wurde auch Giorgio vom Pferdevirus angesteckt. 1963 absolvierte er einen Springkurs bei Arthur Blickenstorfer, machte die Lizenz, und zurück in der Pauzella war schnell klar, dass dieses Amphitheater sich bestens eignete für grössere Concours. Am 13. Dezember 1965 wurde der Circolo Ippico Pauzella gegründet, und es wurden viele Reiter und Amazonen ausgebildet - einige davon wurden später berühmt und Teil der internationalen Elite. Bereits am 16./17. April 1966 fand der erste nationale Concours statt, mit Prüfungen bis 1,30 m und einem Preisgeld für den 1. Rang von 500 Franken! Giorgio erzählte gerne, dass diesem ersten Concours heftige Regenfälle vorausgegangen waren und dass die Organisatoren die Hindernisse alle am Rand aufstellen mussten, da die Platzmitte wegen grosser Pfützen unbrauchbar war. Es wurde schliesslich eine Drainage verlegt, und die Pauzella wurde zu einem der bekanntesten Concours-Plätze - besonders im Tessin, aber auch in der restlichen Schweiz.

Giorgio Robbiani 1977 (Foto: privat) Giorgio Robbiani 1977 (Foto: privat)

Der Vater von Giorgio war speziell der Dressur zugeneigt, und so fand 1972 die Schweizermeisterschaft der Dressur in der Pauzella statt, ein Championat, an dem auch Christine Stückelberger mit ihrem Granat teilnahm. In späteren Jahren wurde hier auch ein Final der Schweizermeisterschaft Springen organisiert, unter OK-Präsident Giorgio Robbiani. Ein berühmtes Mitglied des Circolo Ippico Pauzella war natürlich Heidi Robbiani Hauri, gewann sie doch 1984 an den Olympischen Spielen in Los Angeles die Bronzemedaille, und Giorgio erinnerte sich gerne an die totale Verschmelzung zwischen Heidi und ihrer irischen Stute Jessica.

Zusammen mit den Mitgliedern des Circolo Ippico Pauzella wurden auch verschiedene Ausflüge organisiert, immer im Zusammenhang mit Pferden, beispielsweise zur Messe in Verona (ITA), nach Lipica (SLO) zur Fuchsjagd oder nach Sardinien (ITA), wo in Oristano Pferdespiele aus dem 5. Jahrhundert veranstaltet werden. Auch in der Pauzella selbst fanden viele kleine und grosse Feste statt, und immer war Giorgio mittendrin und verantwortlich.

Nach dem Verkauf der «grossen» Pauzella im Jahr 2006 entstand die «kleine» Pauzella, wo die Tochter von Giorgio, Lara, heute verantwortlich ist. So bleibt der Geist von Giorgio erhalten, mit seinem grossen Können und seinem Verständnis für die Pferde. Die Statur von Giorgio konnte man wohl kaum als gross bezeichnen, sein Lebenswerk jedoch ist riesig und unvergesslich!

Katy Salzborn Brauen
Erika Waldburger
Circolo Ippico Pauzella


Elisabetta Garobbio
Tessiner Pferdesportverband FTSE

 

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