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Dossier: Veterinärmedizin

«Equi-Commun» - eine Onlineplattform zum Melden von Krankheitszeichen bei Pferden durch Pferdehaltende

14 Mai 2018 08:00

Das Veterinary Public Health Institut der Vetsuisse-Fakultät in Bern möchte den Gesundheitsstatus der Schweizer Pferdepopulation unter die Lupe nehmen. Pferdehaltende in der ganzen Schweiz sind gefragt mitzumachen. Das Forschungsteam will wissen, welche Beobachtungen zum Gesundheitsstatus der Pferde den Haltenden auffallen und was wir daraus lernen können.

Der Schweizer Equidenbestand belief sich Ende 2016 auf knapp 105 200 Equiden (nach einem Bericht von Agroscope, «Kennzahlen der Schweizer Pferdebranche», Nr. 198/2017). Unter Equiden verstehen wir Pferde, Ponys, Maulesel und Maulpferde, welche im Folgenden unter dem Begriff «Pferde» zusammengefasst werden.

Ebenfalls aus diesem Bericht entnommen sind die Zahlen der knapp 18 800 Pferdehaltern und knapp 59 300 Pferdebesitzern in der Schweiz (des Weiteren zusammen «Pferdehaltende» genannt). Die Zahlen lassen keinen Zweifel übrig - Pferde und dementsprechend auch ihre Gesundheit sind in unserem Land von grosser Bedeutung.

Vom Transport- und Arbeitsmittel zum Begleiter

Unsere Beziehung zu den Pferden hat sich im Verlauf der Zeit verändert. Vor knapp 200 Jahren wurden Pferde meist noch als Transport- und Arbeitsmittel eingesetzt. Heute sind sie sportliche Begleiter auf Turnieren, auserwählte Zuchttiere, ziehen den Pferdewagen für kulturelle Anlässe oder sind einfach Freunde fürs Leben.

Ob ein Arbeitstier, Spitzensportler oder Freizeitpferd der Familie, wir Menschen stehen unseren Vierbeinern sehr nahe. Diese Nähe der Pferdehaltenden zu ihren Pferden, die sowohl früher bestanden hat als auch heute noch besteht, lässt eine gute Beobachtung der Tiere durch ihre Haltenden zu. Hierzu gehört auch die Beobachtung des Gesundheitszustandes der Pferde.

Früherkennung vermindert Verbreitung

Ein frühes Erkennen in Bezug auf die Änderungen des Gesundheitszustandes, sogenannte Früherkennung, der eigenen Pferde bringt bedeutende Vorteile mit sich. Je früher Pferdehaltende eine Änderung beobachten, desto zeitnaher können Massnahmen ergriffen werden. In sehr vielen Fällen bestehen die ersten Massnahmen darin, einen Tierarzt oder eine Tierärztin zu kontaktieren.

Diese können nach fachmännischer Untersuchung eine Diagnose stellen und den Patienten behandeln, um weitere Komplikationen oder eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Besonders bei einem infektiösen Geschehen ist es wichtig, frühzeitig zu handeln.

Dadurch wird das Risiko der Verschleppung einer infektiösen Krankheit verringert. Wenn das Auftreten von Einzelfällen einer infektiösen Krankheit an eine zentrale Stelle gemeldet wird, können diese gemeinsam ausgewertet und so der Verlauf einer Krankheit beobachtet werden. Dadurch kann gezielter gehandelt und die Ausbreitung einer potenziellen Krankheit verhindert werden.

Überblick dank freiwilliger Meldungen

Eine solche Früherkennung von Krankheiten ist umso effektiver, je mehr Personengruppen daran beteiligt sind. Zu denen zählen insbesondere Pferdehaltende und Tierärztinnen und Tierärzte. Seit 1990 meldeten Tierärzte auf freiwilliger Basis nicht meldepflichtige Krankheiten der Schweizer Pferde in Papierform an eine zentrale Stelle.

Nach Überarbeitung dieses Meldesystems namens «Equinella» (www.equinella.ch) wurde es 2013 als webbasierte Melde- und Informationsplattform neu lanciert. Seither können Tierärzte auffällige Krankheitszeichen und nicht meldepflichtige Infektionskrankheiten auf der Website von «Equinella» melden. Die eingehenden Meldungen und der damit erhaltene Überblick ermöglichen eine zeitnahe Beobachtung des Gesundheitsstatus der Pferdepopulation in Bezug auf ansteckende Krankheiten durch das «Equinella»-Team. Dieses kann dementsprechend bei Auffälligkeiten gezielt handeln.

Forschungsprojekt der Uni Bern

Bisher wurde jedoch das Beobachtungspotenzial der den Tieren am nächsten stehenden Personen, den Tierhaltenden, nicht direkt beachtet. Das Veterinary Public Health Institut (VPHI) der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern hat nun ein Forschungsprojekt gestartet, um das Potenzial der von den Tierhaltenden ausgehenden Krankheitszeichen-Meldungen, sogenannte «Symptom-Meldungen», bezüglich ihrer Tiere zu erforschen. Dabei wird die Schweizer Pferdepopulation als eine Beispielpopulation genommen.

Im Projekt möchten wir untersuchen, inwiefern und unter welchen Umständen Pferdehaltende in der Schweiz interessiert sind, bei der Überwachung der Krankheitszeichen ihrer Pferde aktiv mitzuwirken und diese an eine zentrale Plattform zu melden. Des Weiteren wird untersucht, welchen Nutzen solche zentral erfassten Daten für die Früherkennung von infektiösen Krankheiten hat, in Ergänzung zu den von Tierärzten auf «Equinella» eingehenden Meldungen.

Fragebogen: Jede Meinung zählt!

Die Studie besteht aus zwei Teilen. In einem Teil soll erfasst werden, wie gross die Motivation der Pferdehaltenden ist, Krankheitszeichen ihrer Pferde an eine zentrale Plattform zu melden, und wovon diese Motivation abhängt. Dazu wird im Mai dieses Jahres ein Onlinefragebogen an 7500 zufällig ausgewählte Schweizer Pferdehaltende verschickt. Ergebnisse der Umfrage werden Aufschlüsse darüber geben, wie oft definierte Krankheitszeichen von Pferdehaltenden beobachtet werden und welche dieser Krankheitszeichen sie bereit wären zu melden.

Des Weiteren wird erfasst, unter welchen Umständen Sie als Pferdehaltende bei einer solchen Meldeplattform teilnehmen würden und was Sie sich von ihrer Teilnahme erhoffen. Falls Sie, als Leserin resp. Leser des «Bulletins», zu den zufällig ausgewählten 7500 Pferdehaltenden in der Schweiz gehören, freuen wir uns sehr über Ihre Teilnahme. Ihre Meinung zählt!

Benutzerfreundliche Meldeplattform

Im anderen Teil der Studie wird die von unserem Projektteam entwickelte Online-plattform «Equi-Commun» für die Erfassung von Pferdekrankheiten getestet. Auf «Equi-Commun» können Pferdehaltende Krankheitszeichen ihrer Pferde auf freiwilliger Basis erfassen. «Equi-Commun» wurde in Anlehnung zur «Equinella»-Plattform erstellt und soll Anfang Sommer 2018 online gehen. Unser Ziel ist es, «Equi-Commun» so benutzerfreundlich wie möglich zu gestalten. Die Einträge können anonym erfolgen und werden nach Erfassung nicht auf Personen zurückverfolgbar sein. Innerhalb des Forschungsprojektes werden via «Equi-Commun» für die Dauer eines Jahres fortlaufend Meldungen der Pferdehaltenden gesammelt.

Anschliessend wird der generierte Datensatz ausgewertet, und es wird evaluiert, inwiefern die so gesammelten Meldungen in Ergänzung zu den «Equinella»-Daten für die Früherkennung von infektiösen Pferdekrankheiten nützlich sind. Bei frühzeitigem Erkennen eines möglichen Krankheitsausbruchs können rechtzeitig Massnahmen ergriffen werden, um weiteres Ausbreiten der Krankheit zu verhindern. Somit können Gesundheitsschäden bei betroffenen Pferden minimiert und die noch gesunden Pferde geschützt werden. Wir freuen uns auf eine aktive Teilnahme an «Equi-Commun» durch Sie, liebe Pferdehaltende.

Mehr Informationen zum Forschungsprojekt, dem Forschungsteam und zu «Equi-Commun» finden Sie unter www.vphi.ch > Forschung > Laufende Projekte > Tierhalter-basiertes Überwachungssystem und bald auch unter www.equi-commun.ch.

Im Namen des VPHI-Forschungsteams, Ranya Özcelik, Dr. med. vet., Doktorandin des Veterinary Public Health Institut der Vetsuisse-Fakultät, Universität Bern

Salome Dürr, Projektleiterin im VPHI. Foto: zVg Salome Dürr, Projektleiterin im VPHI. Foto: zVg

Ranya Özcelik, Doktorandin des VPHI und Ausführende des Projekts. Foto: zVg Ranya Özcelik, Doktorandin des VPHI und Ausführende des Projekts. Foto: zVg

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