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FTEM: Sport- und Athletenentwicklung im Schweizer Pferdesport

23 Mai 2022 09:00

Hinter dem Begriff «FTEM Schweiz» verbirgt sich ein komplexes Rahmenkonzept des Bundesamts für Sport (BASPO) und von Swiss Olympic, das sportartenübergreifend den Athletenweg vom Basissport bis an die Weltspitze aufzeigt. In enger Zusammenarbeit mit dem SVPS wurde dieses Konzept nun auch auf den Pferdesport angepasst. Für Dressur, Springen und Concours Complet steht das FTEM bereits, für Voltige ist es in Bearbeitung.

© Swiss Olympic © Swiss Olympic

Das oberste Ziel von «FTEM Schweiz» ist die Vergleichbarkeit der sportlichen Entwicklung von Athletinnen und Athleten über alle Sportarten hinweg, und zwar im Breitensport genauso wie im Leistungssport. Das Konzept soll dabei helfen, Talente zu erkennen und Schwächen in der Sportförderung zu beheben.

 

Vom Breitensport bis zur Weltklasse

Nebst der Optimierung der Koordination und Systematik in der Sportförderung soll «FTEM Schweiz» vor allem dazu beitragen, auf der einen Seite der Bandbreite des Schweizer Sports das Niveau im Leistungssport zu steigern und auf der anderen Seite Menschen lebenslang im (Breiten-)Sport zu halten. Ausserdem soll die Sportförderung in den einzelnen Sportarten untereinander vergleichbar werden, um beispielsweise Sportschulen ein Instrument für den Entscheid über die Aufnahme von Schülerinnen und Schülern in die Hand zu geben. Dazu wird die Sportförderung in vier Schlüsselbereiche mit jeweils mehreren Phasen innerhalb dieser Schlüsselbereiche eingeteilt.

Oftmals erleben die Sportlerinnen und Sportler auf ihrem Entwicklungsweg auch Rückschritte, weshalb ein linearer Übergang zwischen den einzelnen Phasen und Schlüsselbereichen kaum je der Realität entspricht. Ein Wechsel von Breitensport in den Leistungssport, aber auch umgekehrt, ist jederzeit möglich. Zudem ist der Entwicklungsweg der Athletinnen und Athleten nicht nur abhängig von ihrer Eigenleistung, sondern auch von der individuellen Situation wie der Unterstützung durch das Umfeld, der schulischen und beruflichen Ausbildung usw. sowie der Verfügbarkeit von Trainerinnen und Trainern - und insbesondere in unserem Sport: der Verfügbarkeit von Pferden.

«FTEM Schweiz» spricht denn auch alle Altersklassen an. Mehr noch als in vielen anderen Sportarten ist die Einteilung und Talentförderung aufgrund des Alters im Pferdesport nur bedingt relevant. Aber natürlich gibt es im Leistungssport gewisse Leistungsklassen, die altersabhängig sind und im «FTEM Schweiz» entsprechend vermerkt sind. Entscheidend sind also die Entwicklungsphase und die Umfeldanalyse.

 

F wie Foundation

Der Schlüsselbereich F umfasst das Fundament für ein lebenslanges Sporttreiben. Es geht um das Entdecken von verschiedenen Bewegungs- und Spielformen, wobei die Freude am Sport im Zentrum steht. Wichtig sind hier auch Themen wie das respektvolle Miteinander, der nachhaltige Umgang mit der Natur oder das Kennenlernen von Ethikgrundsätzen wie dem Verzicht auf Gewalt, Diskriminierung und Suchtmittel.

Gemäss der Studie «Sport Schweiz 2020» bewegen sich mehr als 99% der Menschen, die Sport treiben, im Schlüsselbereich F. Diese Studie hat ebenfalls gezeigt, dass das klassische Wettkampf- und Leistungsmotiv, insbesondere bei Frauen und mit zunehmendem Alter, vergleichsweise selten die Motivation ist, um sportlich aktiv zu sein.

Wichtige Akteure im Schlüsselbereich F sind beispielsweise die Gemeinden, die Städte und die Kantone, die öffentliche Sportanlagen zur Verfügung stellen, aber auch kommerzielle Anbieter von Sportanlagen wie Fitnesszentren oder Reitschulen. Auch die Schule mit den vorgeschriebenen drei Stunden Sport pro Woche trägt eine grosse Verantwortung dabei, jungen Menschen die Freude an der Bewegung zu vermitteln.

Erst in der dritten Phase des Schlüsselbereichs F wird sich ein Teil der Sporttreibenden in Richtung Leistungssport orientieren, sich in einer oder mehreren Sportarten spezialisieren und an Wettkämpfen teilnehmen.

 

T wie Talent

In den Schlüsselbereich T gelangen grundsätzlich nur Sportlerinnen und Sportler, die von ihrem Verband als besonders begabt erkannt worden sind und über ein entsprechend förderliches Umfeld verfügen. Diese Talentanalyse erfolgt über den PISTE-Test, wie ihn auch der SVPS zusammen mit Swiss Olympic erarbeitet hat und bei der Sichtung der regionalen und nationalen Nachwuchskader einsetzt. Diese umfassende Talent- und Umfeldanalyse muss auch für bestehende Kadermitglieder jährlich wiederholt werden.

Den Besten gelingt schliesslich der Durchbruch zur nationalen Spitze - und damit der Anschluss an die Elite. Der Übergang von Phase 4 des Schlüsselbereichs T (T4) zur Phase 1 des Schlüsselbereichs E (E1) entspricht dem Übertritt vom Nachwuchsbereich in die Elite. Dieser ist auf dem Athletenweg häufig eine grosse Herausforderung für die Sportlerinnen und Sportler, weshalb die Athletinnen und Athleten in dieser Karrierephase besonderer Aufmerksamkeit bedürfen und gezielt unterstützt und begleitet werden müssen.

 

E wie Elite

Wer es in den Schlüsselbereich E schafft, hat meist das Erwachsenenalter erreicht. Als Athletin bzw. Athlet der Elite vertritt man die Schweiz an internationalen Wettkämpfen und hat Vorbildcharakter im Sinne der olympischen Werte, der Prinzipien der Ethik-Charta für den Schweizer Sport und des Ethikcodex des SVPS.

 

M wie Mastery

In diesem letzten und höchsten Schlüsselbereich sind die wahren Meister ihres Fachs vereint. Sie dominieren ihre Sportart über mehrere Jahre. In der Schweiz gehören nur wenige Ausnahmeathletinnen und -athleten zu dieser Kategorie, so zum Beispiel die Springreiter Steve Guerdat oder Martin Fuchs.

 

Auch für Trainer und Offizielle

Das Rahmenprogramm «FTEM Schweiz» ist aber nicht nur auf die Entdeckung und gezielte Förderung von Athletinnen und Athleten ausgelegt, sondern soll auch dazu dienen, künftige Trainerinnen und Trainer für den Breiten- und den Leistungssport sowie Offizielle für Ehrenämter und Verbandsfunktionen zu rekrutieren. Erkennt ein Verband, dass eine Athletin bzw. ein Athlet in seiner Entwicklung stagniert oder seine maximale Leistung erreicht hat, soll sie oder er bei entsprechender Eignung für andere Aufgaben gewonnen werden. So bleibt das Know-how, das über den bisherigen Athletenweg vermittelt wurde, erhalten, und die Ressourcen, die beispielsweise von Verbandsseite in die Athletin bzw. den Athleten gesteckt worden sind, kommt dem Sport wieder zugute.

«FTEM Schweiz» dient insgesamt der sportlichen Förderung und Begleitung der Schweizer Bevölkerung auf allen Ebenen und trägt damit zur Erhaltung und Steigerung des Leistungsniveaus und zur langfristigen Gesundheit aller Menschen bei.

Cornelia Heimgartner

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