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Dossier: Tierschutz & Ethik

Glückliche Pferde leben im «Guten Stall»

11 April 2022 08:00

Ob einzeln in der Boxe oder zusammen in der Gruppe - das Wohl der Pferde soll in jeder Haltungsform optimal sein. Als Gradmesser des Pferdewohls hat sich die dieses Jahr zum sechsten Mal zur Durchführung gelangende Aktion «Der Gute Stall» etabliert. Um zu einer noch präziseren Beurteilung zu kommen, wird neu das mit 300 Indikatoren aufgebaute Tool «BestTUPferd» der Technischen Universität München-Weihenstephan eingesetzt.

Dem Liegebereich kommt in der Gruppenhaltung eine grosse Bedeutung zu: Pferde müssen ungestört ausruhen und sollen sich nirgends verletzen können. | © Thomas Frei Dem Liegebereich kommt in der Gruppenhaltung eine grosse Bedeutung zu: Pferde müssen ungestört ausruhen und sollen sich nirgends verletzen können. | © Thomas Frei

Hell, luftig, mit Sozialkontakt zu ihresgleichen und vielen Bewegungsmöglichkeiten - das sind die Kriterien, die Pferde an einen Stall stellen. Dass das kein Wunschtraum sein muss, sondern in vielen Ställen Realität ist, zeigt sich stets bei der Auswertung der Betriebe im Rahmen der Aktion «Der Gute Stall». Was ursprünglich als Wettbewerb gedacht war, hat sich zu einer Plattform für art- und tiergerechte Haltungssysteme sowie gelungene bauliche Praxislösungen in Schweizer Pferdeställen entwickelt. Im letzten Jahr konnte gar ein neuer Rekord verbucht werden: 14 Gruppen- und 4 Boxenhaltungen wurden mit der Plakette ausgezeichnet. «Der Gute Stall» hat sich als Label etabliert, das den Pferdebesitzerinnen und -besitzern die Sicherheit gibt, ihr Pferd gut eingestallt zu haben. In diesem Jahr wird die von der Stiftung Pro Pferd, dem Schweizer Tierschutz STS, der «BauernZeitung» und der PFERD Bern lancierte Aktion bereits zum sechsten Mal durchgeführt. Mitmachen lohnt sich in diesem Jahr doppelt. Es gibt nicht nur die Labelplakette «Der Gute Stall» oder «Der Gute Stall STS» für Betriebe, die zusätzlich die Anforderungen der Kampagne «Pferde raus» des STS erfüllen. Die Teilnahme liefert auch eine Stallanalyse vor Ort durch «BestTUPferd»

Die «BestTUPferd»-Entwicklerinnen Margit Zeitler-Feicht und Miriam Baumgartner (v. l.) führen Pro-Pferd-Geschäftsführer Patrick Zurbuchen in das Tool ein. | © Thomas Frei Die «BestTUPferd»-Entwicklerinnen Margit Zeitler-Feicht und Miriam Baumgartner (v. l.) führen Pro-Pferd-Geschäftsführer Patrick Zurbuchen in das Tool ein. | © Thomas Frei

Seriösestes und umfassendstes Bewertungssystem

Die Pferdehaltung hat sich schon vor Jahrzehnten auf vielseitigen Druck laufend verbessert. Lange bevor das Tierschutzgesetz über eine Verordnung Mindestmasse festlegte, sorgte das Bedürfnis nach mehr Pferdewohl für artgerechtere Pferdeställe: Boxen mit Paddocks und Gruppenhaltungen lösten die Anbindehaltung in Einzelständen ab und gewährten den Pferden und Ponys mehr Sicht-, Hör- und Geruchkontakt zu ihren Artgenossen. Doch genügen die amtlichen Einschätzungen immer, um den Vierbeinern einen stressfreien und möglichst artgerechten Aufenthalt garantieren zu können? Um diese Frage objektiv beantworten zu können, ist an der Technischen Universität München-Weihenstephan das Tool «BestTUPferd» entwickelt worden. In jahrelanger Kleinarbeit haben die Tierärztin Miriam Baumgartner und die Ethologin Margit Zeitler-Feicht ein Bewertungssystem erstellt, mit dem sich die Pferdehaltungen und das Wohlbefinden der Pferde objektiv beurteilen lassen. Partner aus der IT-Branche und bei behördlichen Fachstellen standen den beiden Pferdeexpertinnen bei der Entwicklung beratend zur Seite. Nur lobende Worte für «BestTUPferd» findet auch die auf Haltungsfragen spezialisierte Beratungsstelle Pferd vom Schweizer Nationalgestüt in Avenches. Iris Bachmann, die Forschungsleiterin, meint zum Tool: «Die Beratungsstelle des Schweizer Nationalgestüts von Agroscope beurteilt das Beratungstool «BestTUPferd» als das zurzeit seriöseste und umfassendste digitalisierte Bewertungssystem, um Pferdeanlagen zu analysieren und zu evaluieren.

Die Anforderungen an den Stallbetreiber steigen, wenn Pferde und Ponys auch gemeinsamen Weidegang haben. © Thomas Frei Die Anforderungen an den Stallbetreiber steigen, wenn Pferde und Ponys auch gemeinsamen Weidegang haben. © Thomas Frei

Empfehlungen für Optimierung

Mit der Aktion «Der Gute Stall» will die Trägerschaft nicht nur gute Pferdebetriebe auszeichnen, sie will darüber hinaus auch innovative Lösungen in der Pferdeszene bekannt machen. Bestens eignet sich dazu nun «BestTUPferd». Mit dem Tool lassen sich zum einen Betriebe beurteilen, zum andern ist es ein digitales Beratungsinstrument. Qualifizierte und geschulte Beraterinnen und Berater nehmen das Tool in die Hand, um Schwachstellen und potenzielle Risikofaktoren in Pferdehaltungen zu erkennen und Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern individuelle Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Stallsituation zu geben.

«BestTUPferd» wird dieses Jahr nun nicht nur erstmals für die Beurteilung der für den «Guten Stall 2022» angemeldeten Betriebe eingesetzt, am Stallseminar vom 30. April 2022 an der Berner Pferdemesse PFERD wird das Beratungsinstrument in der Schweiz offiziell vorgestellt und eingeführt. Die Organisatoren gehen davon aus, dass «BestTUPferd» auf ein breites Interesse stossen wird: bei Betrieben, die bereits in früheren Jahren zu einer Plakette «Der Gute Stall» gekommen sind, genauso wie bei in die Jahre gekommenen und nach Verbesserungen suchenden Haltungen. Denn mit dem Tool werden tier- und ressourcenbezogene Indikatoren kombiniert, was den Vorteil bietet, sowohl das Tier als Spiegel seiner Haltung als auch die Haltung selbst mit möglichen Schwachstellen und Risikofaktoren im Blick zu behalten.

Thomas Frei

Miriam Baumgartner erfasst das Verhalten der Pferde - grundsätzlich auch als Spiegel ihrer Haltung zu werten. | © Thomas Frei Miriam Baumgartner erfasst das Verhalten der Pferde - grundsätzlich auch als Spiegel ihrer Haltung zu werten. | © Thomas Frei

Theorie und Praxis an der PFERD

Für dieses Jahr plant «Der Gute Stall» einen breiten Auftritt an der PFERD in Bern. Am Samstag, 30. April 2022, findet am Vormittag ein Stallseminar statt mit Fachreferaten zur Pferdehaltung. Aus München wird dazu Dr. Miriam Baumgartner anreisen und das digitale Bewertungstool «BestTUPferd» ausführlich vorstellen. Programm und Anmeldetalon für das Seminar sind aufgeschaltet unter

www.stiftungpropferd.ch/der-gute-stall

sowie

www.bea-messe.ch/themenbereiche/pferd.aspx

Zudem wird neben der Facharena Pferd zusammen mit der Stallbaufirma B+M und BioWaldboden ein Musterstall aufgebaut.

Die Unterlagen für die Aktion «Der Gute Stall 2022» können per E-Mail ab dem 30. April 2022 bezogen werden bei: dergutestall@stiftungpropferd.ch

Anmeldeschluss ist der 30. Juni 2022.

Weitere Informationen finden sich zudem unter
www.stiftungpropferd.ch/der-gute-stall

Wenn genug Boden zur Verfügung steht, bietet ein direkter Zugang zur Weide das Optimum an die Haltung. | © Thomas Frei Wenn genug Boden zur Verfügung steht, bietet ein direkter Zugang zur Weide das Optimum an die Haltung. | © Thomas Frei

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