Swiss Equestrian
Menü
Pferd+
Dossier: Ausbildung

Mentaltraining im modernen Reitunterricht

16 April 2018 06:00

Von Erfolg zu Erfolg eilen, immer ganz vorne klassiert sein - den wenigsten von uns ist das dauerhaft vergönnt. Plötzlich steht man an, der Wurm ist drin, die Schleife kriegt ein anderer. Selbstzweifel beginnen zu nagen. Solche negativen Spiralen können in vielen Lebenssituationen auftreten, im Sport manifestieren sie sich oft am deutlichsten.

Liegt das Ausbleiben von Erfolg an unseren mangelnden reiterlichen Kenntnissen oder an der ungenügenden Ausbildung des Pferdes, finden wir recht schnell kompetente Unterstützung durch gute Trainer und erfahrene Reitlehrerinnen. Schwierigkeiten im mentalen Bereich hingegen sind nicht immer leicht als solche zu erkennen. Wenn einem sportliche Leistungen im Training wiederholt besser gelingen als am Tag der Prüfung, könnte Mentaltraining ein Erfolg versprechender Weg sein. Obwohl die Methoden nicht mehr so neu sind und schon etliche Weltklassereiter erfolgreich mit Mentaltraining gearbeitet haben, sind die entsprechenden Techniken vielen Reitern und Ausbildern noch wenig bekannt.

Absolvieren die höhere Fachprüfung zum/r Experten/in der Pferdebranche (v. l. n. r.): Patricia Gitz, Susanne Ritz, Tiziana Realini, Salome Lüdi und Christophe Borioli. (Bild: zVg) Absolvieren die höhere Fachprüfung zum/r Experten/in der Pferdebranche (v. l. n. r.): Patricia Gitz, Susanne Ritz, Tiziana Realini, Salome Lüdi und Christophe Borioli. (Bild: zVg)

Weg zur Selbsterkenntnis

Mit den Möglichkeiten des Mentaltrainings im modernen Reitunterricht setzten sich die fünf Studierenden des Lehrgangs zur höheren Fachprüfung zum Experten bzw. zur Expertin der Pferdebranche in den vergangenen Monaten intensiv auseinander. Ein spannender Weg eröffnete sich ihnen. Mentaltraining eignet sich gut, sich selbst besser kennenzulernen. Ziel war es für die angehenden Experten vor allem aber auch, mit den Methoden des Mentaltrainings die Lernenden im Reitunterricht besser unterstützen zu können. Zusammen mit dem Sportpsychologen Christian Finger, der schon seit vielen Jahren Mentaltraining anwendet und etliche Athleten erfolgreich gecoacht hat, wurde darauf hingearbeitet, mentale Ressourcen und Fähigkeiten der Reitschüler und -schülerinnen zu erkennen und durch gezieltes Training weiterzuentwickeln. Doch wie muss ein solches Training aussehen?

Vom traditionellen zum handlungsorientierten Unterricht

Herkömmlicher Reitunterricht im Kommandoton «Fersen runter, Kopf hoch» eignet sich wenig, um die Techniken des Mentaltrainings mit einfliessen zu lassen. Modernes Unterrichten, sogenanntes handlungsorientiertes Unterrichten, kommt weg vom blinden, ausführenden Gehorsam des Schülers. Der lernende Mensch soll sowohl über Spüren und Fühlen wie auch über den Verstand angesprochen werden. Fühlt sich der Takt des Pferdes richtig an, sitze ich im Gleichgewicht? Der Reitschüler soll selbst die Kompetenzen erhalten, sein Handeln zu beurteilen und situationsgerecht zu entscheiden. Analytisches Denken und Körperbewusstsein sollen zusammengeführt werden. Erst so werden im weit fortgeschrittenen Unterricht auch Fragen möglich wie «Kann es sein, dass ich mich aus Angst vor dem Wassergraben verkrampfe und mein Partner Pferd deswegen verweigert?».

Mentaltraining in Symbiose mit handlungsorientiertem Unterricht

Mentaltraining und das handlungsorientierte Unterrichten haben ein gemeinsames Ziel: das Selbstvertrauen, das Selbstbewusstsein des Lernenden zu stärken. Es geht hier um ein realistisches Selbstvertrauen und eine kompetente Selbsteinschätzung. Der Reitende soll lernen, seinem Wissen, seinen Fähigkeiten und seinen Leistungen zu vertrauen. Dazu gehört auch, seine eigenen Schwächen zu kennen und daran zu arbeiten. Gerade der Bereich mit den Schwachstellen bietet das grösste Entwicklungspotenzial. Die Rolle des Trainers oder der Reitlehrerin ist es, mit einem angepassten Feedback und dem richtigen Timing den Prozess der Selbsterkenntnis des Lernenden zu unterstützen und ihn zu innerer Ruhe und Selbstvertrauen zu führen.

Erst mit diesem inneren Selbstvertrauen wird es möglich, Leistungen auch in erschwerten Situationen, z.B. unter der Belastung einer Prüfung, zuverlässig und unerschütterlich zu erbringen.

Salome Lüdi, Patricia Gitz, Susanne Ritz, Tiziana Realini und Christophe Borioli

zVg

Kompakter Weiterbildungskurs

Wer mehr über Mentaltraining und darüber, wie handlungsorientiertes Unterrichten sinnvoll und gezielt eingesetzt werden kann, erfahren möchte, hat am 20. Mai 2018 im NPZ Bern Gelegenheit dazu. In einem kompakten Weiterbildungskurs werden anhand von praktischen Beispielen und Videoanalysen der handlungsorientierte Unterricht und die Möglichkeiten des Mentaltrainings vorgestellt. Anmeldung ist möglich unter www.pferdeberufe.ch.

Informationen über Ihre Daten
Auf dieser Webseite werden zur Verbesserung der Funktionalität und des Leistungsverhaltens sowie zu Statistikzwecken Cookies eingesetzt. Durch Klicken auf den Akzeptieren-Button stimmen Sie der Verwendung von Cookies auf dieser Webseite zu.