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Dossier: Ausbildung

«Nichts sagen, nett und diplomatisch sein hilft nichts…»

10 Februar 2015 08:02

Steffy Kuriger ist mit Leib und Seele Dressurrichterin und Technische Delegierte. Steffy Kuriger ist mit Leib und Seele Dressurrichterin und Technische Delegierte. (Bild: Valeria Streun)

Kaum geht die Turniersaison los, stehen neben Reitern und Pferden auch die Offiziellen des Schweizerischen Verbands für Pferdesport wieder im Einsatz. Sie bewältigen verschiedene und vielfältige Aufgaben. Sie bauen zum Beispiel Springparcours, richten Dressurprüfungen und sorgen auf dem Abreitplatz für Sicherheit und Ordnung. Nicht immer läuft das reibungslos ab. Eine Offizielle erzählt aus dem Nähkästchen.

«Bulletin»: Was sind Ihre Hauptaufgaben als Offizielle des SVPS?
Steffy Kuriger: Ich richte Dressurprüfungen, das heisst, ich gebe Noten für die vorgerittenen Lektionen. Weiter habe ich als Technische Delegierte der Disziplin Dressur auch immer ein Auge drauf, was auf dem Abreitplatz und bei den Transportern vor sich geht. 

Inwiefern unterscheiden sich Ihre Aufgaben von der Arbeit des Offiziellen eines Springturniers?
Meine Aufgabe ist vor allem das Richten. Ein Offizieller einer Springprüfung hat im Gegensatz viel mehr die Aufgabe eines Aufpassers oder, provokativ gesagt, eines Polizisten. Er muss dafür sorgen, dass die Reglemente immer und überall eingehalten werden. Das Konfliktpotenzial auf dem Springplatz ist vielleicht deshalb erheblich grösser.  Ich sehe folgenden grossen Unterschied zwischen Dressur- und Springreitern: Dressurreiter nehmen Kommentare und allfällige Kritiken an und passen anschlies­send in aller Regel auch ihr Verhalten an. Bei den Springreitern hab ich es schon oft erlebt, dass widersprochen und der Hinweis des Offiziellen nicht befolgt wird. Das ist ein grosses Problem. Und für mich als TD ist klar, dass der SVPS den Offiziellen mit dem Konfliktmanagementkurs den Rücken sehr stärken wird.

Wo sehen Sie die schönen Seiten ihres Jobs?
Wenn ich richte, schreibe ich immer viele Kommentare auf das Prüfungsblatt. Und am meisten Freude habe ich, wenn ein Pferd-Reiter-Paar meine Kommentare in nachfolgenden Prüfungen umsetzen kann. Dann ist etwas passiert, ich konnte etwas bewegen. In der Schweiz sieht man im Vergleich zu früher viel häufiger sehr gute Pferde. Manchmal schon fast zu gut für ihre Reiter. Mit dem Richten kann ich dem Reiter aber auch helfen, sich zu verbessern. Auch, wenn man als Richterin nicht eine Reitlehrerin im klassischen Sinn ist.

Wo kann es heutzutage auf dem Turnierplatz vermehrt Schwierigkeiten und Konflikte geben? 
Ich bin immer auf der Hut, wenn ich merke, der Reiter ist nicht zufrieden mit der Leistung seines Pferdes. Wenn’s einem Paar in einer Prüfung mal nicht so gelaufen ist, ist es auch schon vorgekommen, dass ich ihnen bis zum Transporter gefolgt bin und sie beobachtet habe. Wenn die Reiter mich jeweils sehen, dann wissen sie, dass sie sich besser zusammenreissen. Die Leute wissen haargenau, bei wem sie sich mehr erlauben können und bei wem eben nicht …Dies ist in meinen Augen ein weiterer Punkt, der mithilfe des Konfliktmanagementkurses verbessert werden kann.

Wie reagieren Sie, wenn Sie einen Regelverstoss bzw. unangebrachtes Verhalten gegenüber dem Pferd auf dem Abreitplatz beobachten?
Ich bin definitiv nicht die, die die Reiter in solchen Situationen mit Samthandschuhen anfasst. Wenn’s sein muss, dann kann ich auch mal durch die ganze Halle oder über den Abreitplatz schreien, wenn sich ein Reiter grenzwertig verhält. Das ist zu allem hin auch noch sehr effizient, denn dann schauen alle Anwesenden mal hin und das ist den meisten Reitern in der Schweiz doch sehr unangenehm.

Warum braucht es überhaupt einen Konfliktmanagementkurs?
Ich glaube, rund zwei Drittel unserer Technischen Delegierten trauen sich nicht, einzuschreiten, wenn es die Situation erfordert. Bis vor wenigen Jahren war das auch noch nicht ganz so wichtig. Aber mit den neuen Tierschutzgesetzen und einer Öffentlichkeit, die vermehrt ganz bewusst hinschaut, ist das schwieriger geworden. Wenn die TDs ausgebildet werden und sich auszudrücken und hinzustehen wissen, dann hilft das. Sie werden im Konfliktmanagementkurs hierfür Werkzeuge erhalten. Nett und diplomatisch sein hilft nichts … Wenn Grenzen überschritten werden, muss auch mal Klartext geredet werden.

Was können die Offiziellen selber und auch der Verband zu einem reibungslosen Miteinander auf dem Turnierplatz beitragen?
Die Anwesenheit eines TDs zum Beispiel auf dem Abreitplatz ist schon die halbe Miete. Ist der Offizielle gut ausgebildet und gerade für Konfliktsituationen gewappnet, gibt ihm dies Rückhalt, sein Auftreten wird entschlossener und er wird auch so wahrgenommen. Und auch hier, wie in anderen Situationen im Leben, machen Kleider Leute. Es geht um Autorität. Zu guter Letzt müssen sie unbedingt die Reglemente kennen und auch anzuwenden wissen.

Was raten Sie den Reiterinnen und Reitern bezüglich ihres Auftretens auf dem Turnierplatz?
Ich denke, dass alle Reiterinnen und Reiter von den Kommentaren und Noten der Richter profitieren und lernen können. Viele nutzen dies auch und holen ihre Prüfungsblätter ab. Weiter sollten alle Reiter die Reglemente kennen und sich an den Zeitplan einer Veranstaltung halten, also in aller Regel pünktlich erscheinen.

Nicole Basieux

Tausendsassa der Offiziellen des SVPS

Steffy Kuriger ist keine Unbekannte im Schweizerischen Pferdesport. Sie richtet Dressurprüfungen und ist auch Technische Delegierte. Weiter sitzt sie ebenfalls im Leitungsteam Dressur des SVPS als Chefin Technik. Kuriger setzt sich auch für den Nachwuchs ein, sei dies als J+S-Expertin Pferdesport oder als Mitglied der Nachwuchsförderungskommission ­Dressur des SVPS.

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