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Ready Steady Tokyo

10 September 2019 10:00

Zwischenstation Testevent CCI3*-S auf dem Weg an die Olympischen Spiele von Tokyo 2020.

Vom 11. bis 14. August 2019 fand in Tokio (JPN) eine Concours-Complet-Kurzprüfung auf 3*-Niveau (CCI3*-S) als Testevent für die Olympischen Spiele im kommenden Sommer statt. Rund ein Jahr vor den Olympischen Spielen werden jeweils in den meisten Sportarten Testevents durchgeführt, damit die Infrastruktur und die Abläufe getestet werden können. Das Organisationskomitee von Tokyo 2020 hat sein Testprogramm «Ready Steady Tokyo» getauft.

Im Rahmen dieser Tests wurde für den Pferdesport ein CCI3*-S durchgeführt. Für die Schweiz waren die SVPS-Sportmanagerin Evelyne Niklaus sowie der Equipenchef und -tierarzt der Disziplin Concours Complet Dominik Burger als Beobachter, sogenannte Oberservers, vor Ort.

Das Cross in 
Sea Forest vor eindrücklicher
 Kulisse.
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<br />Les coulisses impressionnantes
 du cross
 à Sea Forest. Das Cross in Sea Forest vor eindrücklicher Kulisse. (Foto: SVPS/E. Niklaus)

Abläufe testen

Um wirklich aussagekräftige Tests durchführen zu können, wurden auch Pferde aus Europa eingeflogen: drei deutsche, zwei englische und ein Pferd unter australischer Flagge, auch einige der teilnehmenden japanischen Pferde sind im Normalfall in Europa stationiert. Insgesamt waren 17 Pferd-Reiter-Paare am Start.

Die Schlussrangliste steht im Pferdesport bei diesen Testevents jeweils nicht im Vordergrund - dies im Gegensatz zu anderen Sportarten, bei denen beispielsweise Weltcup-Prüfungen oder Nachwuchs-Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Siegreich war dennoch kein Geringerer als Michael Jung aus Deutschland mit fischerWild Wave.

 

Hochmoderne Anlagen

Die Prüfungen der Disziplinen Dressur und Springen sowie die entsprechenden Teilprüfungen der Disziplin Concours Complet - oder Eventing, wie die Vielseitigkeit im FEI-Jargon genannt wird - werden auf der Anlage der Japan Racing Association (JRA) durchgeführt, die schon als Austragungsort der Olympischen Spiele 1964 diente. Die ganze Anlage wurde renoviert und sehr vieles von Grund auf neu gebaut. Die «Bajikoen» genannte Anlage wird nach den Olympischen Spielen wieder dem japanischen Pferdesport zur Verfügung gestellt.

Die Stallungen sind hervorragend! Es bleibt noch zu bestimmen, auf welche Temperatur die Stallungen mittels Klimaanlagen herunter gekühlt werden - dies wird wohl zwischen 22 und 25 °C sein. Ausserhalb der gekühlten Stallungen kann es schon mal sehr heiss und auch feucht werden. Wichtig ist, dass wirklich nur absolut topfitte Pferde und Reiter die Reise ins Land der aufgehenden Sonne antreten. Viele der Pferdesport-Wettkämpfe werden jedoch erst gegen Abend ausgetragen, wenn dann zumindest die Sonne nicht mehr voll aufs Haupt brennt. Für die Geländeprüfung der Vielseitigkeitsreiter wird dies jedoch nicht möglich sein.

Die Pferde sind im Equestrian Park in 
hochmodernen Stallungen untergebracht.
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<br />Des écuries ultramodernes attendent 
les chevaux au Equestrian Park. Die Pferde sind im Equestrian Park in hochmodernen Stallungen untergebracht. (Foto: SVPS/E. Niklaus)

Vor den Stallungen gibt es mehrere Abspritzplätze. (Foto: SVPS/E. Niklaus) Vor den Stallungen gibt es mehrere Abspritzplätze. (Foto: SVPS/E. Niklaus)

Gross denken

Die anwesenden Observers aus über 20 Ländern wie auch die Reiter und Verantwortlichen der Länder mit Teilnehmenden des Turniers waren sich einig, dass die Installationen top sein werden. Den Pferden wird es hier an nichts mangeln. Die Stallungen wurden neu gebaut, ebenso die hervorragenden veterinärmedizinischen Einrichtungen. Es bleibt noch über ein Jahr Zeit, um die letzten Arbeiten fertigzustellen. Am Sandboden wird fleissig gearbeitet, und nebst der Hauptarena steht eine Abreithalle zur Verfügung, die zwar nicht klimatisiert, aber doch kühler ist - dafür ist die Luftfeuchtigkeit dort drin oft sehr hoch. Ausserdem bietet die Anlage zwei sehr grosse Reitplätze in den Ausmassen von jeweils drei 60 × 20-m-Vierecken, ein Final-Warm-up-Viereck sowie zwei weitere Plätze.

Dies mag auf den ersten Blick als sehr viel erscheinen. Wenn man jedoch bedenkt, dass während der Olympischen Spiele rund 250 Pferde vor Ort sein werden - wenn die Wettkämpfe der Dressurreiter laufen, kommen bereits die Eventing-Pferde und kurz danach auch die Springpferde an -, ist es nicht mehr so viel.

Kühlzelte bieten eine willkommene Erfrischung für die Pferde. (Foto: SVPS/E. Niklaus) Kühlzelte bieten eine willkommene Erfrischung für die Pferde. (Foto: SVPS/E. Niklaus)

Das Klima wird in Tokyo 2020 eine grosse Herausforderung sein: 34 °C, 73% Luftfeuchtigkeit.
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<br />Le climat sera un défi majeur à Tokyo en 2020: 34 °C, 73% d’humidité. Das Klima wird in Tokyo 2020 eine grosse Herausforderung sein: 34 °C, 73% Luftfeuchtigkeit. (Foto: SVPS/E. Niklaus)

Viel Logistik für das Cross

Für die Geländeprüfung am 2. August 2020 wird ein Plan angewendet wie bereits für die Olympischen Spiele von Beijing 2008, als die Pferdesportwettkämpfe in Hongkong ausgetragen wurden. Nach dem Ende des zweiten Dressurtages werden am Mittag alle Pferde verladen und nach «Sea Forest» gefahren, eine Art Insel am Frachthafen vor Tokio, die mit mehreren Brücken ans Festland angebunden ist. Im dortigen Kanal werden 2020 in der Woche davor die Wettkämpfe der Ruderer ausgetragen, in der Woche danach zeigen hier einige der Kanuten ihr Können. In Sea Forest stehen den Pferden temporäre, klimatisierte Stallungen zur Verfügung. Am nächsten Morgen wird die Geländeprüfung ausgetragen. Der Equipenchef der Schweizer CC-Elite Dominik Burger zeigt sich erfreut über den Zustand des Geländes: «Das Geläuf ist bereits sehr gut, und das Gras hat jetzt noch ein Jahr Zeit, sich noch besser zu verwurzeln.» Dieses Jahr waren zwei Wasserhindernisse integriert, ein weiteres war trockengelegt, wo man aber davon ausgehen kann, dass dies im nächsten Jahr zum Einsatz kommt. Gleich zu Beginn hat es eine ziemlich markante Steigung, dann ist es mehrheitlich flach mit ein paar kleineren Höhenveränderungen. Die Geländeverhältnisse sind eher eng und anspruchsvoll, was bedeutet, dass sich die Intervalle sehr schnell und intensiv abfolgen: ein paar Hindernisse mit enger Kurvenführung überwinden und dann wieder eine Strecke in vollem Galopp geradeaus usw. Dieses Jahr belief sich die Cross-Zeit auf fünf bis sechs Minuten, im nächsten Jahr wird sie doppelt so lang sein.

Nach der Geländeprüfung werden die Pferde wieder verladen und in den Equestrian Park nach Bajikoen zurückgebracht. Am nächsten Tag steht das abschliessende Springen an. Genau dieser Ablauf mit Hin- und Her-Transport wurde nun in diesem Jahr getestet. Ebenfalls ausprobiert wurden verschiedene Arten von Zelten zum Kühlen der Pferde.

 

Endspurt nach Olympia

In verschiedenen Meetings während des Testevents und in einem Debriefing im Anschluss wurden von den Verantwortlichen vor Ort viele Punkte präsentiert, es konnten Fragen gestellt werden, und es wurde viel und intensiv diskutiert. Einzelne Aspekte werden nun neu überdacht, andere können erst jetzt überhaupt angegangen werden. Spannend zu sehen war beispielsweise auch die tief verankerten Gerüste für die temporären Tribünen der Hauptarena. Diese müssen so robust sein, damit alles erdbebensicher ist.

Nun gilt es für einzelne Schweizer Pferdesportlerinnen und Pferdesportler, weiter um eine Olympiateilnahme zu kämpfen. Die Vergabe der Einzelquotenplätze über die disziplinenspezifischen Individualrankings laufen noch bis Ende Jahr bzw. bis Ende Januar 2020 (Para Equestrian). Dann erst ist bekannt, wie viele Pferdesportler die Schweiz im nächsten Sommer nebst dem bereits gesetzten Spring-Team an den Olympischen Spielen von Tokyo 2020 vertreten werden.

Evelyne Niklaus
Sportmanagerin FSSE

Die Springprüfung im Equestrian Park. (Foto: SVPS/E. Niklaus) Die Springprüfung im Equestrian Park. (Foto: SVPS/E. Niklaus)

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