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Rennpferdetrainerin aus Leidenschaft

12 März 2018 08:00

Claudia Schorno wurde im vergangenen Jahr als erfolgreichste Hindernistrainerin und auch als gewinnreichste Besitzerin von Hindernispferden geehrt. Diesen Erfolg hat sie mit einem Lot von nur sechs Pferden erreicht. Zudem sind sie und ihr Lebenspartner Frank Cousin nur nebenberuflich im Pferderennsport tätig. Mit «Bulletin» hat sie über ihr Erfolgsgeheimnis gesprochen.

Die im Aargau aufgewachsene und heute in Dielsdorf ZH so erfolgreich agierende Rennpferdetrainerin Claudia Schorno war schon als kleines Mädchen von Hindernisrennen fasziniert. Sie besuchte regelmässig die Rennen auf ihrer Heimatbahn Aarau und hat schon damals davon geträumt, einmal ein Hindernispferd zu besitzen. Bis es dazu kam, vergingen aber noch einige Jahre.

Start als Amateurrennreiterin

Claudia Schorno verdiente sich die Sporen - die allerdings im Rennsport nicht zum Einsatz kommen - als Stallhelferin und Arbeitsreiterin beim verstorbenen Championtrainer Kurt Schafflützel und beim noch immer aktiven Josef «Pepi» Stadelmann. Sie absolvierte auch die Amateurrennreiterlizenz und brachte es auf 20 Starts in Flachrennen. Schmunzelnd erzählt sie: «Als in 20 Rennen nur ein Sieg herausschaute, war mir das zu wenig, und ich entschied mich, es als Trainerin zu versuchen. Denn nicht alle guten Arbeitsreiter sind automatisch auch siegreiche Jockeys. Aber dass ich mit Vollblütern umgehen kann und mir in all den Jahren genügend Wissen über das Rennpferdetraining angeeignet hatte, wusste ich.»

Wie im Bild zu sehen, sind die Pferde der Dielsdorfer Trainerin alle hervorragende Springer. Wie im Bild zu sehen, sind die Pferde der Dielsdorfer Trainerin alle hervorragende Springer.

Rennpferde trainieren als Hobby

Doch die engagierte Pferdefrau und ihr Lebenspartner Frank Cousin trainieren nicht etwa vollberuflich ihr halbes Dutzend Rennpferde, sondern nur als Hobby. Sie arbeitet zu 100 Prozent als Personalfachfrau und er zu 60 Prozent als Lagerist. Den Tagesablauf im Rennstall Schorno beschreibt die Trainerin wie folgt: «Frank und ich sind beide schon am frühen Morgen im Stall, bringen die Pferde an die Führmaschine und misten die Boxen. Während der Saison reite ich danach immer noch eine Trainingseinheit mit, im Winter fahre ich direkt nach dem Stallmachen ins Büro. Frank reitet dann mit einem unserer temporären Arbeitsreiter die restlichen Pferde und geht am Mittag zu seiner eigentlichen Arbeit.» Sie erzählt weiter, dass sie ihre Arbeitszeit frei einteilen könne und nur fünf Minuten Arbeitsweg habe. So sei sie am späten Nachmittag für den Abendstall bereits wieder im Horsepark Dielsdorf, während Frank noch bei der Arbeit sei.

Claudia Schorno und Frank Cousin freuen sich über den Sieg von Skating The Park und Jockey Julien Lemée in einem Jagdrennen in Aarau im letzten Sommer. Claudia Schorno und Frank Cousin freuen sich über den Sieg von Skating The Park und Jockey Julien Lemée in einem Jagdrennen in Aarau im letzten Sommer.

Gute Organisation und verlässliche Helfer

Für Aussenstehende erscheint der Arbeitsalltag im Hause Schorno/Cousin sehr stressig, extrem zeitintensiv und eigentlich kaum machbar. Doch die fast immer gut gelaunte Claudia schwächt das ab und meint: «Natürlich ist das Ganze kein Zuckerschlecken, denn wir haben nie wirklich frei und schon gar keine Ferien. Aber wir werden ja nicht dazu gezwungen, sondern haben uns dieses Leben selber ausgesucht, weil wir den Pferderennsport und die Vollblüter lieben. Wir sind gut organisiert, die Arbeitsabläufe sind eingespielt, und wir können auf zuverlässige Arbeitsreiter zählen.» Die Trainer im Horsepark Dielsdorf hätten ein sehr gutes Verhältnis untereinander, und so könne sie immer mit Reitern aus anderen Trainingsquartieren planen. «Im letzten Jahr ritt oft Jan Mbaye, der Lehrling von Karin Suter, bei uns mit, und für die wichtigen Abschlusstrainings vor den Rennen durften wir immer wieder auf Clément Lheureux, den Stalljockey von Andreas Schärer, zählen. Seit dem 1. Februar 2018 reitet nun jeden Morgen Ondrej Velek bei uns, der bei Trainerin Flurina Wullschleger angestellt ist. Die Jockeys können so etwas zusätzlich verdienen, und uns erleichtern sie den Alltag», erzählt Claudia Schorno weiter.

Erfolg geht über Auswahl der Pferde

Dass Claudia Schorno sich fast ausschliesslich auf den Hindernissport konzentriert und dort 2017 die erfolgreichste Trainerin und Besitzerin war, kommt nicht nur davon, dass sie schon immer von Hindernisrennen fasziniert war, sondern hat sich auch ergeben, weil ihr aus Frankreich stammender Partner Frank Cousin früher professionell als Hindernisjockey tätig war. «Frank hat lange Zeit in grossen Hindernisställen in Frankreich und Italien gearbeitet, und er hat sein spezifisches Wissen an mich weitergegeben. Zusammen haben wir uns über die Jahre in Frankreich sehr gut vernetzt und finden so im Nachbarland immer wieder talentierte Hürden- und Jagdpferde, die genau das mitbringen, was es auf den Schweizer Hindernisbahnen braucht», erläutert Claudia Schorno.

Auf die Frage, wie sie es geschafft habe, mit nur einem halben Dutzend Pferde das Hindernischampionat 2017 zu gewinnen, antwortet sie, dass es das Wichtigste sei, Pferde zu finden, die talentierte Springer sind, eine gute Grundgeschwindigkeit und Ausdauer haben und mit den kleinen Schweizer Bahnen zurechtkommen. «Ein Top-Jagdrennpferd aus Frankreich kann in der Schweiz scheitern und keinen Blumenstrauss gewinnen, wenn es mit den engen Wendungen auf unseren Bahnen nicht zurechtkommt. Umgekehrt ist es aber auch so, dass Pferde, die von den grossen und schwierigen Jagdbahnen in Paris die Nase ein bisschen voll haben, hier in der Schweiz nochmals richtig aufblühen. Vor allem auch deshalb, weil wir uns in unserem kleinen Stall mit jedem Pferd individuell beschäftigen und auf seine Bedürfnisse eingehen können», so Schorno.

Hindernistraining nicht aufwendiger

Von aussen hat man das Gefühl, dass das Training von Hürden-, Jagd- und Crosspferden viel aufwendiger sei als das Trainieren von Flachrennpferden. Die versierte Fachfrau sieht das anders. Sie sagt, dass das Aufbau- und Erhaltungstraining bei Hindernis- und Flachpferden sehr ähnlich sei. «Natürlich muss mit den Hindernispferden im Training regelmässig gesprungen werden. Wobei dies vor allem für die jüngeren Pferde gilt. Unsere routinierten Hasen werden während der Saison in der Morgenarbeit gar nicht so oft über Hürden geritten, denn sie sollen das Springen als Abwechslung geniessen und nicht durch zu häufiges Üben den Spass daran verlieren.»

Blick in die Zukunft

Auf die Rennsaison 2018 angesprochen, wird Claudia Schorno ein bisschen nachdenklich. Es sei schwierig, einzuschätzen, ob sich die Erfolge vom vergangenen Jahr wiederholen oder sogar noch überbieten liessen. Denn ihr Erfolgsreiter Julien Lemée, der in den vergangenen Jahren all die Sieger aus dem Stall Schorno pilotiert hatte, hat seine Karriere Ende 2017 beendet. Claudia erläutert: «Wir werden dieses Jahr in den Hindernisrennen auf Ondrej Velek als Jockey setzen, der auch bei uns im Training mitreitet. Ich denke, er passt in unser Team und auf unsere Pferde. Aber mit Algorithme ist auch bei den Pferden eine Leistungsträgerin in den verdienten Ruhestand gegangen, und Bantu King haben wir durch einen Unfall verloren. Die beiden wurden zwar bereits durch zwei hoffnungsvolle neue Pferde ersetzt, aber es wird sich erst im Laufe des Jahres zeigen, ob das aktuelle Lot mit dem neuen Hindernisjockey an die Erfolge vom letzten Jahr anknüpfen kann.»

Die Trainerin reitet täglich mindestens einen ihrer Schützlinge in der Morgenarbeit selber, um die Pferde und deren Trainingsstand optimal beurteilen zu können. Die Trainerin reitet täglich mindestens einen ihrer Schützlinge in der Morgenarbeit selber, um die Pferde und deren Trainingsstand optimal beurteilen zu können.

Auf jeden Fall geht die nimmermüde Rennpferdetrainerin die neue Saison wie immer motiviert an und antwortet auf die Frage, ob ihr dieser Aufwand an sieben Tagen der Woche und bei jedem Wetter nie zu viel werde: «Ich sage immer, wenn ich eines Morgens keine Lust mehr habe, aufzustehen und in den Stall zu gehen, dann höre ich auf. Und ich glaube, das werde ich auch durchziehen, wenn es einmal so weit kommt. Aber noch kann ich mir ein Leben ohne meinen kleinen feinen Rennstall nicht vorstellen.» Spitzbübisch grinsend fährt sie fort: «Zudem möchte ich gerne einmal den Grossen Preis der Schweiz in Aarau - das prestigeträchtigste Jagdrennen der Schweiz - gewinnen. Im letzten Jahr wurde unser Blingless guter Zweiter, der Sieg wäre aber noch schöner. Ich muss also weitermachen, bis der ganz grosse Coup gelingt.»

Barbara Würmli

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