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Dossier: Portraits

Roland von Siebenthal – Pferdesport-Fotografie als Lebensinhalt

24 August 2016 09:28

Es ist still geworden um den mittlerweile 86-jährigen Pferdesport-Fotografen Roland von Siebenthal. Vor rund zehn Jahren hatte er sich praktisch ganz aus dem hektischen Beruf zurückge­zogen. Sein immenses Archiv befindet sich nun beim Schweizerischen Verband für Pferdesport.

  Roland von Siebenthal /Foto: Elisabeth Weiland Roland von Siebenthal /Foto: Elisabeth Weiland

Die Pferdesport-Fotografie wurde für den 1930 geborenen Sohn der Gstaader Hotelier-Familie von Siebenthal nicht nur zum Beruf, sondern zur Passion, zum Lebensinhalt. Angefangen hatte seine Karriere in Bern beim renommierten, für seine Porträts zeitgenössischer Künstler berühmten Fotografen Kurt Blum. In der von Blum damals als Neben­erwerb betriebenen Agentur «hippophot», spezialisiert auf «Aufnahmen von Reitturnieren», fand Roland von Siebenthal ein interessantes Fachgebiet, das ihn derart faszinierte, dass er ihm nicht nur treu blieb, sondern darin eine der international berühmten Grössen wurde. «hippophot» wurde sein Markenzeichen in der Pferdesport-Fotografie. Ungezählte Fotos von internationalen, nationalen und auch regionalen Pferdesportturnieren tragen auf der Rückseite diesen Stempel, faszinieren noch heute durch die unverkennbare Handschrift des Könners und Kenners der Szene.

Keine Starallüren

Roland von Siebenthal gehörte zur Gruppe der grossen internationalen Pferdefotografen wie beispielsweise seine verstorbenen deutschen Kollegen Werner Menzendorf, Werner Ernst oder Hugo Czerny. Weltklasse-Turniere und -Titelkämpfe gehörten genauso zu seinem weiten Arbeitsfeld wie die grossen nationalen Wettkämpfe, die damals auch medial noch einen ganz anderen Stellenwert hatten. Roland von Siebenthal war sich aber auch nie zu schade, an regionalen Turnieren zu fotografieren, wenn es ihm die Zeit erlaubte. Obwohl er zu den Stars mit der Kamera gehörte, waren ihm Starallüren fremd. Veranstaltern, Medienverantwortlichen, Berufskollegen und Sportlern sind sein Können und Wissen, seine Kreativität, seine Hilfsbereitschaft, seine Persönlichkeit, seine Weltgewandtheit und sein ganz eigener Charme in bester Erinnerung. Seine Bilder waren begehrt bei renommierten Fachzeitschriften genauso wie bei Tageszeitungen und ungezählten Konkurrentinnen und Konkurrenten. Er engagierte sich auch bei der Realisierung von Projekten im Zusammenhang mit dem Pferdesport. So stellte er beispielsweise mit Max E. Ammann 1978 das während einer gewissen Zeit nicht mehr erschienene Jahrbuch «L’année hippique» wieder auf die Beine und trug mit seinen Bildern massgeblich zum Gelingen des Jubiläumsbuches des OKV bei. Neuen Ideen gegenüber zeigte er sich aufgeschlossen und hilfsbereit, wenn er darin eine Bereicherung im Dienste des Pferdesports sah. Dabei stand für ihn nie der Kommerz im Vordergrund, sondern seine Leidenschaft, guten Pferdesport in entsprechendes Licht zu stellen.

Eine Fülle von Erfahrungen

Während der vielen Jahre hatte sich Roland von Siebenthal einen äusserst vielfältigen und reichen Erfahrungsschatz zugelegt, war er doch mit und ohne Kamera auch ein sehr aufmerksamer Beobachter. Ihm blieb wenig verborgen, und in Diskussionen, etwa unter Berufskollegen oder in anderen involvierten Runden, konnte er sich auch mal engagiert einbringen, wenn er es als sinnvoll erachtete. Nie aber schien bei ihm eine Überheblichkeit durch. Lautstarke Besserwisserei war nicht sein Ding. Er war auch durchaus ein Lebenskünstler, der seine berufliche Ernsthaftigkeit mit den unbeschwerten, fröhlichen Seiten meisterhaft in Einklang zu bringen wusste.

Eine Remedur in Roland von Siebenthals Leben stellte die Erkrankung seiner langjährigen Lebenspartnerin Greti dar. Für ihn war es selbstverständlich, seinen Lebensrhythmus umzustellen, um sie bis zu ihrem Tod intensiv begleiten zu können. Ins Zeitalter der digitalen Fotografie mochte Roland von Siebenthal nicht mehr einsteigen. Seinen letzten, ihn damals als 76-Jährigen physisch äusserst fordernden Grosseinsatz leistete er 2006 an der Schweizer Meisterschaft der CH-Sportpferde in Avenches in Vertretung einer erfahrenen Berufskollegin, die aus gesundheitlichen Gründen verhindert war. Am Sonntagabend war ihm die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Nichts davon zeigte sich jedoch in den Bildern, die daraus resultierten. Sie waren wie von ihm gewohnt technisch perfekt, voller Kraft und Kreativität, sein ganzes Wissen und Können, seine immense Erfahrung und Liebe zum Detail wiedergebend.

Schon während seiner aktiven Zeit waren immer wieder Fotos aus dem Archiv von Roland von Siebenthal gefragt, und sie wurden auch immer prompt geliefert. Dies blieb auch nach seinem Rückzug so, solange es sein Gesundheitszustand erlaubte. Nun hat er sein Lebenswerk an den SVPS übergeben, ein äusserst ausdrucksstarkes Lebenswerk in jeder Beziehung.

Es ist still geworden um Roland von Siebenthal, eine Stille, die er auch in den vielen aktiven und turbulenten Jahren seines Lebens nie ganz aussen vorliess, für sich beanspruchte, um nachzudenken.

Elisabeth Weiland und
Heinrich Schaufelberger

Interessierte/r Freiwillige/r gesucht!

Die Geschäftsstelle des Schweizerischen Verbands für Pferdesport SVPS hat das Archiv von Roland von Siebenthal übernommen und sucht nun eine Freiwillige oder einen Freiwilligen, der stundenweise mithelfen würde, das grosse Fotoarchiv zu bearbeiten. Eine kleine Entlöhnung ist vorgesehen. Bei ernsthaftem Interesse melden Sie sich bitte bei Nadine Niklaus, Tel. 031 335 43 68 oder E-Mail: n.niklaus@fnch.ch

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