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Dossier: Veterinärmedizin

SVPS-Turniertierärzte – optimal ausgebildet auf dem neusten Stand

19 Januar 2015 08:15

2015 ist ein Übergangsjahr, was die Ausbildung der Turniertierärzte angeht. Ab 1. Januar 2016 gilt es dann ernst. Alle Tierärzte, die an SVPS-Veranstaltungen den Turniertierarzt-Dienst machen, müssen den obligatorischen Kurs des SVPS absolviert haben. Warum braucht es diesen Kurs überhaupt? Und was sind mögliche Folgen für die Veranstalter? Anton Fürst, Präsident der SVPS-Veterinärkommission, antwortet.

«Bulletin»: Anton Fürst, zu Beginn eine ganz grundsätzliche Frage: Warum müssen bereits ausgebildete Tierärzte, die nicht selten auch schon jahrelang Turniertierärzte sind, diese Aus- bzw. Weiterbildung überhaupt besuchen?
Anton Fürst: Für neu ausgebildete Tierärzte gibt der Kurs einen umfassenden Einblick in das Regelwerk des SVPS und seine Anwendung. Weiter erfahren die angehenden Turniertierärzte, welche Aufgaben sie vor Ort zu bewältigen haben. Für bereits amtierende und erfahrene Turniertierärzte ist der Kurs eine gute Auffrischung und Weiterbildung. Die Aufgaben des Turniertierarztes sind in den letzten Jahren zahlreicher und umfassender geworden, nicht zuletzt, weil das Tierschutzgesetz angepasst worden ist und zum Beispiel Rollkur und Barren gesetzlich verboten sind. Ein Turniertierarzt sollte sich auch ethischer Grundsätze im Pferdesport bewusst sein. 

Was beinhaltet so ein Kurs, wie lange dauert er und was kostet er?
Der halbtägige Kurs kostet CHF 100.–. Er beinhaltet neben Auffrischung und Erfahrungsaustausch über das SVPS-Veterinärreglement die Organisation eines Turniertierarztes und einen Vortrag über Ethik im Sport sowie die entsprechenden Aufgaben des Tierarztes. Weiter werden die Erste-Hilfe-Massnahmen bei Pferdesportveranstaltungen wiederholt. Ein weiteres sehr wichtiges Thema sind die Medikationskontrollen.

Wo fliessen die Kurseinnahmen hin, bzw. wofür werden diese verwendet?
Die Kurseinnahmen werden für die Spesen der Dozenten und die Räumlichkeiten sowie Kaffeepause, Apéro und Unterlagen verwendet. Die VETKO wird prüfen, ob Wiederholungskurse in Zukunft günstig oder gratis angeboten werden können.

Ab 1. Januar 2016, also in einem Jahr, müssen alle Turniertierärzte den SVPS-Kurs absolviert haben. Wie viele werden das ungefähr sein?
Per Ende 2014 haben bereits über 300 Turniertierärzte den SVPS-Kurs absolviert. Die Veterinärkommission schätzt, dass es bis zum 1. Januar 2016 rund 380 sein werden.

Was bringt diese Neuerung den Veranstaltern an Vorteilen?
Die Veranstalter wissen, dass ihr Turniertierarzt auf dem neusten Stand ist, was die aktuellen Reglemente und ihre Handhabung angeht. Die Tierärzte sind mit den Erste-Hilfe-Massnahmen wie auch der Beurteilung der Medikationserklärungen vertraut. Auch was die Medikationskontrollen angeht, sind sie bestens informiert.

Gibt es für Veranstalter allfällige Nachteile? Wenn ja, welche?
Grundsätzlich sollte der Einsatz eines Turniertierarztes für die Veranstalter keine Nachteile ergeben. Wir hoffen auch, dass es keinen Engpass bezüglich der verfügbaren Turniertierärzte geben wird. Sollte es zu Engpässen kommen, würden wir die Übergangsfrist um ein Jahr verlängern.

Was, wenn eine regionale Veranstaltung wirklich keinen Turniertierarzt findet?
Wir hoffen natürlich, dass genügend Tierärzte auch in Zukunft für die Betreuung der Turnierplätze zur Verfügung stehen werden. Auf der Website des SVPS kann unter info.fnch.ch eine Liste aller Turniertierärzte abgefragt werden (siehe Kasten). Falls es dennoch zu Engpässen kommen sollte, werden wir zusammen mit der SVPM (Schweizerische Vereinigung für Pferdemedizin) ein Konzept erarbeiten, damit wir weiterhin eine kompetente Versorgung der Turnierplätze garantieren können.

Ein Thema führte bereits im Vorfeld zu vermehrten Diskussionen: die Entschädigung des Turniertierarztes. Wie wird dies gehandhabt, bzw. was empfiehlt hier die Veterinärkommission des SVPS?
In den Diskussionen kam es zur Annahme, dass ein SVPS-Turniertierarzt mit einem Tagesansatz von CHF 700.– oder mehr an einer Veranstaltung entschädigt werden müsse. Die Veterinärkommission des SVPS hält jedoch fest, dass es sich lediglich um eine Empfehlung handelt, wie Tierärzte entschädigt werden könnten. Die Bezahlung des Turniertierarzts beträgt aufgrund einer Empfehlung der Veterinärkommission je nach Dauer der Anwesenheit zwischen CHF 400.– und 800.–. Natürlich waren wir auch sehr enttäuscht zu hören, dass diese Empfehlung von CHF 400.– bis 800.– zu hoch sei. 

Man sollte jedoch bedenken, dass dem Turniertierarzt eine sehr grosse Verantwortung obliegt und seine Tätigkeiten auch immer sehr kritisch beurteilt werden. Würde der Tierarzt seine Zeit rein nach wirtschaftlichen Aufwand bemessen, müsste er sogar 1300.– CHF pro Tag verrechnen. Es gibt vermutlich auch keinen vergleichbaren Beruf, der für einen Einsatz an einem Sonntag diesen tiefen Ansatz besitzt. So möchten wir auch alle Veranstalter bitten, diesen Ansatz zu respektieren und so auch den Einsatz des Tierarztes zu schätzen. Der Einsatz der ausgebildeten Turniertierärzte dient  schliesslich den Pferden. 

Auch der Unfall in Genf hat erneut gezeigt, wie wichtig die kompetente Betreuung und Erste-Hilfe-Leistung an Pferdeturnieren sind. Leider können Unfälle an den Pferdesportplätzen nicht vollständig vermieden werden. Und diesen treuen Begleitern sind wir auch verpflichtet, eine korrekte und kompetente Behandlung zukommen zu lassen, wenn es Unfälle und Verletzungen gibt. Umso mehr, wenn es sich um Unfälle handelt, die während eines Sportereignisses geschehen. Es muss aber vermieden werden, dass Angebot und Nachfrage die Tagesansätze für die Vereine, respektive für die Organisatoren von Pferdesportanlässen, in die Höhe treiben.

Nicole Basieux

Erinnerung: Anerkannte Turniertierärzte ab 1. Januar 2016

Mit dem neuen Veterinärreglement des SVPS bekommt der Turniertierarzt an den Pferdesportveranstaltungen weitere Aufgaben in den Bereichen Tierschutz, Kontrolle von Impfungen, Kontrolle des Gesundheitszustandes und der Medikationserklärungen. Damit die Turniertierärzte diese Aufgaben auch kompetent ausführen können, wurde ein obligatorischer Kurs für die Turniertierärzte eingeführt. Bereits über 300 Turniertierärzte haben diesen Kurs in den vergangenen zwei Jahren besucht. Eine Liste der vom SVPS anerkannten Turniertierärzte finden die Organisatoren im Internet auf der Website info.fnch.ch (unter Personensuche, Offizielle, Funktion/Rolle: Turniertierarzt). 2015 ist ein weiterer Kurs geplant, bevor nach dem 1. Januar 2016 nur noch Turniertierärzte den Veterinärdienst an SVPS-Veranstaltungen abdecken dürfen, die diesen Kurs auch besucht haben.

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