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Dossier: Messen & Events

Salome Wägeli: «Wir feiern mit unserer Zukunft»

18 Juli 2017 09:00

Jubiläum des NPZ Bern

Das Nationale Pferdezentrum Bern hat kürzlich sein 20-Jahr-Jubiläum gefeiert. Und auch die Betriebsleiterin, Salome Wägeli, feierte ein erstes kleines Jubiläum - nämlich das ihres ersten Amtsjahres. «Bulletin» hat mit der promovierten Agrarwirtschaftlerin gesprochen.

Salome Wägeli.
 Salome Wägeli.


«Bulletin»: Salome Wägeli, Sie sind nun ein bisschen länger als ein Jahr Betriebsleiterin des Nationalen Pferdezentrums Bern (NPZ). Wie fühlen Sie sich, wenn Sie das hören? Gefällt Ihnen Ihr Job noch immer?

Salome Wägeli: Ich bin angekommen und fühle mich sehr wohl im NPZ. Ich könnte mir mittlerweile keine andere Tätigkeit mehr vorstellen, die so abwechslungsreich ist und mich so erfüllt. Und doch kommt mir es noch nicht wie ein Jahr vor - ich habe das Gefühl, wir stehen erst am Anfang. Ich habe noch sehr viele Ideen und Projekte, die ich jetzt angehen und umsetzen möchte. Inzwischen habe ich das NPZ gut kennengelernt und weiss auch, wo Handlungsbedarf ist oder wo Entwicklungspotenzial besteht.

Was kommt Ihnen spontan zu diesem Jahr in den Sinn?

«Wir feiern mit unserer Zukunft» - das war das Motto unserer Jubiläumsshow und passt auch sehr gut zu meinem ersten Jahr. Wir schauen in die Zukunft, suchen nach neuen Projekten, Aufgabengebieten und Partnerschaften. Ebenso war mir ein grosses Anliegen, dass wir noch mehr die Jugend abholen und das Thema Ausbildung wieder grössere Bedeutung im NPZ findet. Beide Projekte haben bereits erste Früchte getragen, so haben wir nun ein Einsteigerangebot für Kinder ab sechs Jahren, und ab diesem Jahr wird das NPZ wieder Ausbildungsort für die Berufsbildung in den Pferdeberufen sein - in der Grundbildung sowie in der höheren Berufsbildung.

Was für Herausforderungen sind Ihnen in diesem Jahr begegnet?

Eine grosse Herausforderung besteht natürlich mit der Reduzierung der Reitpferde der Armee auf das Jahr 2021, was zu erheblichen Umsatzeinbussen führen wird. Wir wurden Ende letzten Jahres darüber informiert. Eine permanente Herausforderung des NPZ ist zudem der Erhalt der historischen Anlage und des Springgartens.

Wie sind Sie diese Herausforderungen angegangen?

Auch hier mit Blick in die Zukunft - wir müssen selbst aktiv werden und uns weiterentwickeln. Jetzt ist Unternehmergeist und Innovativität gefragt. Einerseits müssen wir nun unsere Kernaktivitäten stärken und andererseits Ausschau nach neuen Geschäftsfeldern halten. Zudem ist es notwendig, dass wir unsere Position als Nationales Pferdezentrum stärken und vermehrt Verantwortung übernehmen - dies in der Pferdeszene, aber auch in der Stadt Bern.

Die Zukunft des NPZ sehe ich im engen Austausch mit der ansässigen Bevölkerung und der Stadt Bern.

Bereits im vergangenen Jahr haben wir erste Schritte dafür eingeleitet, so haben wir zum Beispiel unsere Nachbarschaft zu uns eingeladen oder in der Altstadt von Bern einen Anlass durchgeführt, um die Stadtbevölkerung «aufs Pferd» zu bringen.

Ein Highlight der Feier: Die Ponykutschen.
 Ein Highlight der Feier: Die Ponykutschen.


Kinder erfreuten sich an den Eseln.
 Kinder erfreuten sich an den Eseln.


Das NPZ feierte kürzlich seinen 20. Geburtstag - die Installationen haben ja aber eine viel längere Geschichte. Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren am meisten verändert?

An der Anlage wurden grosse bauliche Veränderungen vorgenommen, vom Bau des grossen Allwetterplatzes bis zum Umbau der Stallungen - natürlich immer so, dass der Charakter der historischen Anlage erhalten blieb. Die Privatisierung des Betriebs brachte jedoch noch einen viel grösseren Wandel mit sich. Schrittweise wurde das NPZ in einen modernen Dienstleistungsbetrieb weiterentwickelt. Diese Entwicklung ist bis heute noch im Gange. So verabschiedete sich das NPZ immer mehr vom Spitzensport, wodurch sich auch der Tätigkeitsschwerpunkt verschob. Dieser Werdegang hatte natürlich auch viel Einfluss auf die Kundschaft sowie die Mitarbeiter. Etwas ist jedoch immer gleich geblieben: unsere Tätigkeiten rund um das Pferd in der Schweizer Armee.

In welche Richtung will sich das NPZ in Zukunft entwickeln?

Aktuell befindet sich das NPZ in der Strategieentwicklung 2021. Fest steht, dass wir in der Ausbildung von Pferd, Reiter und Pferdemensch eine zentrale Rolle in der Schweiz einnehmen möchten und damit auch die Bedeutung des Pferdes in der Gesellschaft stärken wollen. Wir möchten noch mehr Verantwortung übernehmen - in sozialen, ökologischen und in tierschutzrelevanten Themen. Daraus entstand zum Beispiel auch die Kampagne «Wir tragen Helm».

Mir persönlich ist es wichtig, dass die Ziele des Nationalen Pferdezentrums auch von seinen Genossenschaftern und Partnern mitgestaltet und getragen werden.

Nur in enger Zusammenarbeit mit der gesamten Pferdebranche wird das NPZ auch eine erfolgreiche Zukunft haben. Der kooperative Gedanke, der bereits bei der Gründung massgebend war, soll weitergelebt werden.

Das NPZ ist heute sehr aktiv im Internet und den sozialen Medien. Wie kommt das bei der Kundschaft an?

Das Feedback von aussen ist sehr positiv. Im NPZ gibt es so viele schöne und bewegende Geschichten - wir möchten alle ein wenig davon teilhaben lassen. Wir erhalten auch viele Ideen und konstruktive Verbesserungsvorschläge durch den Dialog mit Aussen, der die sozialen Medien erlaubt. Transparenz und Ehrlichkeit spielen dabei eine grosse Rolle. Wir sind uns unserer Schwächen bewusst, möchten aber daran arbeiten, und das geht am einfachsten durch ehrliche Rückmeldungen.

Ein bisschen Kopfzerbrechen scheint der Springgarten bzw. scheinen die vielen Bäume auf dem Gelände der Burgergemeinde zu bescheren. Was ist hier das Problem?

Viele der Bäume in unserem Springgarten sind schon sehr alt, einzelne bereits über 200 Jahre. Ein wunderschöner, einzigartiger Baumbestand, der seinesgleichen sucht und ökologisch sowie historisch schützenswert ist. Jeder Baum hat seine eigene Geschichte.

Die alten Bäume benötigen jedoch aufwendige Pflege, und der Erhalt ist sehr teuer.

Oftmals wäre es kostengünstiger, sie zu fällen und neue zu pflanzen. Zahlreiche Vogel- und Insektenarten sind jedoch in den Baumlöchern und -kronen zu Hause, und es würde nicht nur wichtiger Lebensraum, sondern auch der Charme der Anlage verloren gehen. Deshalb suchen wir Göttis für die Bäume - damit auch die nächsten
20 Jahre im Schatten der alten Bäume galoppiert und trainiert werden kann.

Was wünschen Sie sich für das NPZ und vielleicht auch für das Pferd in der Schweiz im Allgemeinen in den nächsten 20 Jahren?

Ich wünsche mir, dass das Pferd in der Schweiz wieder einen grösseren Stellenwert hat und auch die Politik erkennt, dass das Pferd sehr wichtige soziale, ökologische und gesellschaftliche Aufgaben erfüllt. Das NPZ kann sich hier als Vermittler positionieren. Das NPZ soll dabei wieder stärker seine Rolle als Nationales Zentrum für das Pferd, für die Pferdebranche und für den Reiter bzw. die Reiterin wahrnehmen. Damit wünsche ich mir, dass wir gemeinsam - in Zusammenarbeit mit unseren Genossenschaftern und Partnern - die Zukunft der Schweizer Pferdebranche nachhaltig gestalten können.

Nicole Basieux

Website des NPZ Bern: http://www.npz.ch/

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