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Seitensprung: drei Personen, drei Perspektiven der Corona-Krise – Teil 3

17 April 2020 18:00

Alle drei erfüllen in der gegenwärtigen Situation wichtige Aufgaben für den Pferdesport und schildern dem «Bulletin» ihre Sicht der Dinge: der Direktordes BLV Hans Wyss, der SHP-Präsident Martin H. Richner und der SVPS Vizepräsident Damian Müller.

Teil 3: Damian Müller, SVPS-Vizepräsident und Ständerat

Damian Müller ist dem Pferdesport seit vielen Jahren eng verbunden. (© zVg) Damian Müller ist dem Pferdesport seit vielen Jahren eng verbunden. (© zVg)

Als SVPS-Vizepräsident und Ständerat sowie Präsident der parlamentarischen Gruppe Pferd ist Damian Müller das Bindeglied zwischen Pferdesport und Politik.

«Bulletin»: Welchen Einfluss auf die Politik können Sie tatsächlich ausüben?

Damian Müller: Die Politik ist kein Selbstbedienungsladen, wo man sich holt, was man gerade gerne hätte. In der Politik geht es darum, Verbündete zu finden, um so Mehrheiten für seine Anliegen zu schaffen. Dabei ist vor allem wichtig, gut vernetzt zu sein, in den Vereinen und Organisationen, wo Lösungen ausgearbeitet werden, mit der Verwaltung, die diese Lösungen fähig für den politischen Prozess machen muss, im Parlament, wo schliesslich entschieden wird. So habe ich sowohl mit Bundespräsidentin Sommaruga wie auch mit den Bundesräten Parmelin und Berset über die Anliegen der Pferdebranche diskutieren können.

Wie ist die parlamentarische Gruppe Pferd entstanden, was sind ihre Ziele und wie kann sie sich in der aktuellen Situation einbringen?

Die parlamentarische Gruppe wurde im Nachgang zum Pferdemusical Knie gegründet, zu dem die Vereinigung Pferd vor einem Jahr eingeladen hatte und an dem zahlreiche National- und Ständeräte teilnahmen. Wir funktionieren als Sprachrohr für die Interessen des Pferdes und befassen uns mit politischen Fragen, die das Pferd betreffen, beispielsweise die Raumplanung. Aber auch ethische Fragen sind uns wichtig. Heute wird die Bedeutung des Pferdes unterschätzt, deshalb müssen wir viel Imagearbeit leisten.

Vizepräsident des SVPS Damian Müller (© SVPS/Marco Finsterwald) Vizepräsident des SVPS Damian Müller (© SVPS/Marco Finsterwald)

In welchem Zeitfenster ist mit einer Antwort der Bundesbehörden auf die Anträge des SVPS zu rechnen? Wie stehen die Chancen für eine positive Antwort bezüglich des Unterstützungsantrags für Reitschulen?

Wie wir bisher gesehen haben, arbeiten die Behörden recht speditiv und der Dringlichkeit entsprechend. In diesem Sinne erwarte ich auch eine baldige Antwort auf unsere Anträge. Wie allerdings die Chancen für einen Unterstützungsbeitrag für Reitschulen stehen, kann ich hier und heute nicht beurteilen. Aber eines ist klar: Wir müssen dranbleiben.

Sind weitere politische Schachzüge geplant? Wenn ja, welche?

Wir haben im SVPS eine Task Force und nun eine Arbeitsgruppe «Veranstaltungen 2020 – Covid-19» eingerichtet. Vordringlich müssen wir Geld für die Schulpferde einfordern, sonst ist die Pflege, Fütterung und Gesundheit nicht mehr gewährleistet. Weiter werden wir beim Bund, mit Swiss Olympic, unsere Exitstrategie für den Pferdesport vorlegen und schauen, dass wir den Reitunterricht wiederaufnehmen können.

Gibt es noch andere Wege als über den Bund, um an Unterstützungsgelder zu gelangen? Beispielsweise über die Spendenaktion der Glückskette?

Ich warne vor zu grossen Hoffnungen. Bei aller Liebe zum Pferd meine ich, dass es andere Gruppen nötiger haben, dass sie vom Bund oder von privaten Spendenaktionen unterstützt werden. Es ist vor allem an uns, uns gemeinsam und solidarisch für unsere Anliegen einzusetzen, zumal ich als Liberaler grundsätzlich der Ansicht bin, dass der Staat nur die Aufgabe hat, gescheite Rahmenbedingungen zu setzen. Wir alle stehen in der Verantwortung. Veranstalter, Vereine und Reiter müssen den Kontakt zur Politik und unseren Pferde-Sympathisanten wieder intensiver pflegen. So sind Lösungen auf Gemeinde oder Kantonsstufe möglich. Unsere Regionalverbände machen da gute Arbeit. Das müssen wir für die Zukunft mitnehmen.

Das Gespräch führte
Cornelia Heimgartner

Weitere Akteure der Pferdebranche

Haben noch weitere Akteure der Pferdebranche in der Coronakrise eigene Initiativen ergriffen, um die Pferdebranche zu unterstützen? «Bulletin» hat nachgefragt.

Im COFICHEV, dem Schweizer Rat und Observatorium der Pferdebranche, sind Fachleute aus dem Pferdesport, der Pferdezucht, der Pferdehaltung und -pension, der wissenschaftlichen Forschung und der Berufsbildung zusammengeschlossen. Die Mitglieder stehen in engem Kontakt mit allen wichtigen Branchenakteuren, was das Gremium zu einer gesamtschweizerischen, unabhängigen Organisation macht, die sich mit verschiedenen Fachbereichen auseinandersetzt. COFICHEV analysiert unter anderem die verschiedenen Aspekte der Branche, teilt seine Beobachtungen und Überlegungen und leitet diese an die politischen Instanzen weiter, damit diese über objektive Entscheidungsgrundlagen verfügen.

COFICHEV-Vorstand: COFICHEV hat am 17. März 2020 eine erste Stellungnahme mit seinen Analysen und Empfehlungen erarbeitet und publiziert. Diese wurde den Bundes- und Kantonsbehörden zugestellt. Ein zweites Dokument, das sich spezifischer mit den wirtschaftlichen Aspekten dieser Krise befasst, wurde am 10. April publiziert und denselben Empfängern zugesandt. Diese Publikationen stehen selbstverständlich der gesamten Pferdebranche zur Verfügung: www.cofichev.ch > Publikationen

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