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Dossier: Ausbildung

Sexuelle Übergriffe im Pferdesport – ein Tabu? Wir reden darüber!

17 November 2014 08:00

Sport löst Emotionen aus. Sich über einen Erfolg freuen. Trost erhalten, wenn einem etwas nicht gelingt. Zum Sport gehören Körperkontakt, freundschaftliche Gefühle sowie ein unverkrampfter Umgang miteinander. Im Rahmen einer Präventionskampagne will der Schweizerische Verband für Pferdesport SVPS informieren und sensibilisieren.

Trainerinnen und Trainer tragen als Vorbilder eine besondere Verantwortung. Trainerinnen und Trainer tragen als Vorbilder eine besondere Verantwortung.

Es geht nicht darum, Vorurteile zu schüren. Jeder Einzelne soll hinschauen und seinen Blick schärfen. Klar ist, dass es täglich und überall sexuelle Übergriffe gibt – auch im Pferdesport. Darüber sprechen wir ungern, das Thema ist tabu. Und typisch für ein Tabuthema ist, dass wir nur wenig darüber wissen. Meistens sind die Übergriffe nicht so spektakulär wie die Einzelfälle, die an die Öffentlichkeit gelangen. Aber jeder einzelne Übergriff bedeutet für das Opfer eine psychische Verletzung. Die Übergriffe geschehen vor allem im nahen Umfeld und wiederholen sich.

Was ist ein Grenzfall?
Grenzfälle sind Handlungen, welche sich im Grenzbereich befinden und somit nicht eindeutig als sexuell motiviert bezeichnet werden können. Es gibt geduldete Grenzfälle, wie beispielsweise das Berühren von Körperteilen zur Korrektur der Körperhaltung des Sportlers. Grenzfälle, die Konsequenzen für den Fehlbaren und Massnahmen zur Verhinderung von Wiederholungsfällen nach sich ziehen sollten, sind beispielsweise: Bemerkungen und Witze mit sexuellem Hintergrund, das Missachten von klaren Abwehrhaltungen sowie grundlose Geschenke.

Was ist ein sexueller Übergriff?
Der Begriff «sexueller Übergriff» beinhaltet jedes auf sexuelle Stimulation ausgerichtete Verhalten, das ohne Einverständnis der betroffenen Person geschieht. Wenn Jugendliche im Schutzalter an sexuellen Handlungen mit Erwachsenen beteiligt werden, handelt es sich stets um einen sexuellen Übergriff. Das Spektrum der Vorfälle ist weitreichend, es geht von sexistischen Sprüchen bis hin zur Vergewaltigung.

Sexuelle Übergriffe im Sport
Zum Sport gehören Berührungen und Sport löst Emotionen aus. Im Sport darf man auch mal aus sich herausgehen oder einen dummen Spruch reissen. Zum anderen sind Trainer und Trainerinnen Vorbilder, die bewundert und schnell auch idealisiert werden. Der Körperkontakt, der zum Sport gehört, und die starke Position, welche ein Trainer besitzt, können von einem potentiellen Täter leicht missbraucht werden.

Sexuelle Übergriffe im Pferdesport nehmen ganz verschiedene Formen an, zum Beispiel:

  • Der Trainer / die Trainerin, welche/r die Sportler/innen beim Duschen beobachtet.
  • Die Hilfestellung, die für einen unnötigen Griff zwischen die Beine genutzt wird.
  • Das Gefügigmachen eines Reitschülers wird mit dessen Bevorzugung in der Auswahl der Pferde belohnt.
  • Die Korrekturen oder lobenden Worte des Reitlehrers enthalten sexistische Sprüche.

Aus den Geschichten der Opfer lassen sich wiederholt Gegebenheiten erkennen, die als Gefährdungsmomente erkannt werden müssen.
Einzelne Trainer sind sich ihrer Rolle und Verantwortung nicht richtig bewusst und können mit der sexuellen Attraktivität ihrer jugendlichen Schützlinge nicht umgehen. Die Schwärmerei der Jugendlichen wird als Einladung zu sexuellen Handlungen interpretiert. Es kann sich dabei auch um homosexuelle Übergriffe handeln, welche weibliche sowie männliche Jugendliche treffen können.

Im Pferdesport bestehen ausgeprägte Machtverhältnisse bezüglich Besitz der Pferde und der Förderung einzelner Jugendlicher, die zur sexuellen Ausbeutung der betreuten Sportlerinnen und Sportler führen können. Trainer mit einer pädosexuellen Fixierung bauen Vertrauensbeziehungen zu einzelnen Kindern auf, die über das Training hinausgehen und oft auch die Eltern mit einbeziehen. Ist das Vertrauen des Kindes einmal gewonnen, kommt es zum Übergriff. Weil dieses Verhaltensmuster oft doch auffällig wird, wechseln solche Trainer in kurzen Abständen von einem Verein zum nächsten.

Präventionsbroschüre SVPS
Im Sport stehen die Trainerinnen und Trainer mit Kindern und Jugendlichen in einem direkten und engen Kontakt. Sie tragen als Vorbilder eine besondere Verantwortung und stehen ein Stück weit im Schaufenster ihres Vereines. Für Trainerinnen und Trainer existiert ein Verhaltenskodex. Dieser ist neben Tipps wie Vorgehen in Verdachtsmomenten oder bei tatsächlichen Übergriffen in der Präventionsbroschüre des Schweizerischen Verbands für Pferdesport «Sexuelle Übergriffe und Grenzüberschreitungen im Pferdesport» enthalten. Die Broschüre kann beim SVPS bestellt werden und wird jedem Brevet-Ordner beigelegt.

Wo kann Hilfe geholt werden?
Das Bundesamt für Sport und Swiss Olympic bieten online ein gesamtschweizerisches Adressenverzeichnis der spezialisierten Beratungs- und Fachstellen an unter: www.spiritofsport.ch (Keine sexuellen Über­griffe). Dieses Verzeichnis wird laufend ergänzt. Im Verdachtsmoment ist es sicherer, sich zuerst an eine unabhängige Beratungsstelle zu wenden. Kantonale Opferhilfestellen unterliegen einer strengen Gesetzgebung zum Schutze des Opfers.

Sexuelle Übergriffe im Pferdesport nehmen ganz verschiedene Formen an. Sexuelle Übergriffe im Pferdesport nehmen ganz verschiedene Formen an.

Opferhilfestellen

Pro Juventute
Hilfe für Kinder und Jugendliche    
www.147.ch
147@projuventute.ch
Tel. 147

Tschau
E-Beratung und Jugendinformation    
www.tschau.ch

mira
Prävention sexueller Ausbeutung  
www.mira.ch
fachstelle@mira.ch 
Tel. 043 317 17 04

VERSA
Verein zur Verhinderung sexueller Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen  
www.zss.ch/versa
info@zss.ch

Lilli
Anonyme Online-Beratung und Information zu Sexualität und sexueller Gewalt    
www.lilli.ch

Stiftung Kinderschutz Schweiz    
www.kinderschutz.ch 
beratung@kinderschutz.ch
Tel. 031 398 10 10

CASTAGNA
Beratungsstelle für sexuell ausgebeutete Kinder, weibliche Jugendliche und in der Kindheit betroffene Frauen    
www.castagna-zh.ch
mail@castagna-zh.ch 
Tel. 044 273 70 03

Ethik-Charta von Swiss Olympic

Swiss Olympic, die Dachorganisation der Schweizer Sportverbände, setzt sich für gesunden, respektvollen und fairen Sport ein. Das sechste Prinzip der Charta Ethik im Sport: 

«Gegen Gewalt, Ausbeutung und sexuelle Übergriffe!»

Prävention erfolgt ohne falsche Tabus: Wachsam sein, sensibilisieren und konsequent eingreifen.

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