Kein Leben ohne Blut: Die Blutspende ist nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Pferden ein wichtiges Thema. Nach wie vor lässt sich Blut nicht künstlich herstellen, kann aber innerhalb einer Spezies transferiert werden. Oft ist die Blut- und Plasmatransfusion eine lebensrettende Massnahme.
Genauso wie bei uns Menschen, kann auch Pferdeblut in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Bei Pferden sind ganze acht Blutgruppen bekannt. Die Kategorisierung beruht auf der unterschiedlichen Oberflächenstruktur der roten Blutkörperchen. Diese transportieren den lebensnotwendigen Sauerstoff aus der Lunge durch den gesamten Körper. Sind also nicht genügend Blutkörperchen vorhanden, werden die Organe unterversorgt und drohen im schlimmsten Fall zu versagen. Ohne Bluttransfusion können betroffene Patienten die Grunderkrankung nicht überleben.
Schwere Unfälle, Vergiftungen oder Infektionen sind Situationen, in denen Pferde allenfalls Spenderblut benötigen. | © unsplash
Pferde als Blutspender
Die häufigsten Einsatzbereiche einer Bluttransfusion beim Pferd sind schwere Unfälle, Vergiftungen oder Infektionen – also Situationen, in denen das Pferd einen grossen Blutverlust erleidet. Ausserdem kann Spenderblut helfen, den Kreislauf des Tieres während einer längeren Operation aufrecht zu erhalten. Pro Spende werden einem Pferd abhängig von der Grösse bis zu neun Liter Blut abgenommen. Keine Sorge: Gesunde Pferde mit einem durchschnittlichen Blutvolumen von rund 35 Litern auf 500 Kilogramm Körpergewicht können die Einbusse von acht bis zehn Litern problemlos ausgleichen.
Komplizierte Lagerung
Sehr grosse Mengen tierischen Vollbluts korrekt zu lagern, ist ein komplexes Unterfangen. So setzt zum Beispiel die Pferdeklinik des Universitären Tierspitals Zürich ausschliesslich auf Frischblut von Spendern. Das heisst: Besteht ein Notfall, kontaktieren die Ärzte die Besitzerinnen und Besitzer der stationären Patienten, wenn sich ihre Tiere als Spender eignen. Gemeinsam wird dann entschieden, ob das Pferd als freiwilliger Spender zur Verfügung steht. Aufgrund der unterschiedlichen Blutgruppensysteme sind Unverträglichkeiten beim Pferd seltener als bei anderen Tieren oder Menschen. Wenn möglich, werden aber sogenannte «cross match»-Kompatibilitätstests zwischen Spender und Empfänger durchgeführt.
Ein gesundes Pferd kann eine Spende von acht bis zehn Litern Blut problemlos ausgleichen. | © Universität Zürich
Plasmatransfusion – lebenswichtige Proteine
Eine spezielle Form der Blutspende ist die Plasmatransfusion. Hierbei wird aus dem Spenderblut der flüssige, zellfreie Anteil (das Plasma) extrahiert und dem Patienten verabreicht. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass dem erkrankten Pferd nur jene Komponenten zugeführt werden, die es wirklich benötigt. Pferdeplasma wird vor allem transferiert, wenn der Proteingehalt im Blut des Patienten deutlich zu tief ist. Liegt dieser Ernstfall vor, kann kein Wasser im Blut gebunden werden und tritt ins Gewebe aus. Vor allem Pferde mit schweren Darmerkrankungen und neugeborene Fohlen, die nicht über genügend Antikörper verfügen, benötigen eine Plasmatransfusion, um zu überleben.
Die Plasmagewinnung ist aufwändig und die Lagerung anspruchsvoll – aber im Vergleich zu Vollblut in den meisten Kliniken üblich. Auch die Pferdeklinik des Universitären Tierspitals Zürich führt unter der Leitung von Dr. med. vet. Hannah Junge eine Blutplasmabank. «Dank Besitzerinnen und Besitzern, die ihre Pferde regelmässig zur Plasmaspende bringen, kann etlichen Pferden geholfen werden», erklärt die Oberärztin. Um gewährleisten zu können, dass die Spenderpferde gesund sind, werden sie vor jeder Spende klinisch allgemein untersucht. Im Anschluss erfolgt eine genaueste Analyse des Blutes. Die Spenderzahl ist immer knapp, daher ist das Tierspital sehr froh um jedes neue Spenderpferd.
Olga Kuck