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Stimmrechtsverteilung und Tierschutz im Fokus

25 August 2017 10:30

Informationen aus der Vorstandsitzung sowie der Präsidentenkonferenz des Schweizerischen Verbandes für Pferdesport SVPS vom 21. August 2017

Anlässlich der Präsidentenkonferenz vom 21. August 2017 in Bern konnten die traktandierten Themen, die der Versammlung vorlagen, nicht unterschiedlicher sein. Nebst einer angeregten Diskussion über die Stimmrechtsverteilung wurden wichtige Themen wie Pferd und Umwelt, eine allenfalls notwendige Professionalisierung des Verbandes, die Nachfolgeplanung des Vorstandes und zu guter Letzt ein auf Grund der jüngsten Vorkommnisse höchst aktuelles Thema, der Tierschutz, diskutiert. Vorgängig zur Präsidentenkonferenz hat der Vorstand zudem verschiedene Wahlen vorgenommen.

Stimmrechtsverteilung zwischen den Verbänden wirft Fragen auf

Die Möglichkeit der Mitbestimmung innerhalb des Dachverbandes ist eine zentrale Motivation der Regional- und vor allem der verschiedenen Fach- und Zuchtverbände in der Schweiz, sich überhaupt dem SVPS anzuschliessen. Mit dem aktuellen System der Stimmverteilung (pro Teilmitglied eine Stimme sowie für Vollmitglieder pro 500 bzw. angebrochenen 500 Mitgliedern jeweils eine Stimme bei einem Maximum von 25 Stimmen) beeinflussen und entscheiden vor allem die drei grossen Regionalverbände – der Zentralschweizerische Kavallerie-Reitverband ZKV, der Verband Ostschweizerischer Kavallerie- und Reitvereine OKV sowie die Fédération Equestre Romande FER – die zur Abstimmung gebrachten Geschäfte.

Dies bewirkt bei Verbänden mit nur einer oder sehr wenigen Stimmen, eine gewisse Frustration über zu wenig Mitbestimmung, die bisweilen sogar zum Austritt aus dem Dachverband führt. Ein System, wie die FEI eingeführt hat – das heisst pro Mitgliedsland eine Stimme – sieht der Vorstand aber auch nicht als eine sinnvolle Lösung an und rief anlässlich dieser Präsidentenkonferenz zu einer ersten Input-Runde auf. Auf Grund der Komplexität des Themas, welche sich in der nachfolgenden Diskussion innerhalb der Konferenz wiederspiegelte und welche nicht nur die Stimmrechtsverteilung sondern damit verbunden Sinn und Unsinn der verschiedenen Typen von Mitgliedschaften beinhaltet, ist für den Vorstand des SVPS die Weiterverfolgung der Überlegungen notwendig. Damit kann das Thema mit einem konkreten Vorschlag wieder vor die Präsidentenkonferenz gebracht werden

Professionalisierung des Verbandes und Entwicklung Offizielle

Jahr für Jahr wird es schwieriger, geeignete Offizielle für den Einsatz an Pferdesportveranstaltungen zu finden. Lange Präsenzzeiten, Spezialeinsätze vor dem Event, die grosse Verantwortung für einen reibungslosen Ablauf einer Veranstaltung oder eine mögliche Konfrontation mit einer schwierigen Situation sind abschreckend und verlangen für ein Ehrenamt sehr viel Rückgrat, Persönlichkeit und Managementfähigkeiten. Peter Christen, Verantwortlicher Wettkampfsport im Vorstand zeigte anhand der Entwicklung der Anzahl und Altersstruktur der Technischen Delegierten sowie der Jurypräsidenten der drei Olympischen Pferdesportdisziplinen Dressur, Springen und Concours Complet die Entwicklung und die Herausforderung auf. Diese bestehen auch darin, dass eine sogenannte Nehmerkultur herrscht: Viele Pferdesportler bewegen sich zwar jahrelang aktiv im Sport, wollen aber nicht in einem Amt als Offizielle Einsatz leisten und dafür Zeit und Energie zur Verfügung stellen. Der Vorstand wird hier prüfen, welche Anreize geschaffen werden könnten – sei dies in Form einer noch besseren Ausbildungsmöglichkeit oder höherer Wertschätzung – um diesem Trend entgegen zu wirken.  Möglich ist auch, dass vermehrt über eine Professionalisierung in gewissen Verbandsbereichen gesprochen werden muss. Diese ist verständlicherweise mit Kosten verbunden, die wiederum eine realistische Finanzierungsmöglichkeit verlangen.

Auch die Altersgrenze für Offizielle, die aktuell bei 75 Jahren liegt, ist in Frage gestellt. Einerseits auf Grund regelmässiger Gesuche um Verlängerungen sowie dem Mangel an geeigneten, jüngeren Personen.  Der SVPS ruft daher die Verbände auf, mögliche Personen mit geeignetem Profil für ein solches Amt beziehungsweise für eine Ausbildung zum Offiziellen zu motivieren und die Problematik mit den ihnen angeschlossenen Vereinen zu diskutieren und sie auf das Thema aufmerksam zu machen.

Neue Zusammensetzung des Vorstandes ab 2019

In das Thema Ehrenamtlichkeit fällt auch die Nachfolgeplanung des Vorstandes des SVPS: Zwei seiner langjährigen Mitglieder, Peter Christen, Verantwortlicher Wettkampfsport sowie Claude Nordmann, Internationales, stellen ihr Amt per Ende der Legislaturperiode im Frühling 2019 zur Verfügung. Schon seit längerer Zeit ist man hier auf der Suche nach geeigneten Kandidaten für diese Posten sowie auch für die Präsidentschaft von Charles Trolliet, die spätesten im Herbst 2021 mit dem Erreichen der Amtszeitbeschränkung endet. Die Ersatzwahlen in den Vorstand sind für Herbst 2018 vorgesehen, damit die neu gewählten Mitglieder ihre Arbeit gut vorbereitet im Frühling  2019 aufnehmen können. Eine Rochade betreffend die Chargen ist im Moment nicht vorgesehen, könnte aber diskutiert werden. Bewerbungen werden jederzeit vom Vorstand oder einem der Vorstandsmitglieder entgegengenommen. 

Blood Rule auch auf nationaler Ebene?

Die sogenannte Blood Rule (Blutregel), also das Vorhandensein von jeglichem Blut am Pferd während oder nach einer Prüfung, welche gemäss FEI-Reglement die sofortige Disqualifikation zur Folge hat, ist auch für die Schweiz ein Thema. Die neue Blutregel, welche vom Vorstand im Generalreglement formuliert wurde und nun an die Reglementskommission geht, deckt sich mit dem Vorschlag des OKV, den Tierschutzmassnahmen und deren Umsetzung an offiziellen Veranstaltungen noch mehr Beachtung zu schenken. Hierzu gehört die bessere Kontrolle und damit verbunden die ständige Präsenz eines Offiziellen auf den Abreitplätzen aller Disziplinen. Auch wünscht der OKV, dass Disqualifikationen einfacher ausgesprochen werden können und mit weniger administrativem Aufwand verbunden sind. Der OKV bittet den Vorstand ebenfalls um eine Überprüfung des Vorgehens oder einer möglichen Suspendierung bei Vorwurf von Tiermissbrauch in Kombination mit Start- oder Selektionsverboten  und wünscht  eine bessere Transparenz, beispielsweise mit der Publikation von Verwarnungen (Gelben Karten)», welche sich Reiter auf internationaler Ebene eingehandelt haben, im «Bulletin.

Peter Christen erwähnt in diesem Zusammenhang die geplante Schulung der Offiziellen zum Thema Tierschutz und Ethik, welche erstmals nächstes Jahr stattfinden soll. Zudem soll auch der Juryrapport überarbeitet und die Aufgaben der Veterinäre auf dem Turnierplatz betreffend Kontrolle – sei dies betreffen Pferdemissbrauch oder Pferdegesundheit – diskutiert werden.

Stärkung der Zusammenarbeit im Bereich Pferd und Umwelt

Der Vorstand präsentierte der Versammlung eine Projektidee, welche zum Ziel hat, eine Schweizerische Beratungsstelle Pferd & Umwelt zu schaffen. Diese soll als Kompetenz- und Koordinationszentrum für Fragen rund um Pferd & Umwelt, den Umgang mit den Politikern und den Ämtern, der Positionierung des Pferdes in der Umwelt, aber auch bei der Beratung und Sensibilisierung der Reiter auf mögliche Probleme (Nutzung Reitwege, Verhalten in Quartieren) funktionieren.

Dabei handelt es sich nicht um eine Stelle, die selbst regional die Probleme löst, aber um eine zentrale Anlaufstelle mit gemeinsamer Dokumentation und mit zur Verfügungstellung von kompetenten Beratungspersonen – idealerweise Personen, welche sich bereits jetzt in den Regionalverbänden mit der Thematik auseinandersetzen, meist aber auf sich alleine gestellt arbeiten.

Nationales Pferdezentrum Ost

Pferd und Umwelt im weiteren Sinne waren auch Thema einer Präsentation des OKV-Präsidenten Michael Hässig. Dieser informierte über den Stand der Dinge zum geplanten Pferdezentrum Ost. Das vor rund 20 Jahren erarbeitete Konzept des SVPS hat zum Ziel, nationale Pferdezentren an drei Standorten in der Schweiz zu unterstützen. Einerseits sind dies bereits heute das IENA in Avenches sowie das NPZ in Bern. Für die Ostschweiz ist man seit längerem auf der Suche nach einer geeigneten Lösung, dies auf Grund der sich verschlechternden Situation der bisherigen Anlage in Frauenfeld, wo die Trainingsmöglichkeiten in den letzten Jahren stark eingeschränkt wurden. Zudem soll dort vermehrt auf Open-Airs und andere Drittnutzungen gesetzt werden, was den Standort für den Reitsport leider uninteressant macht. Als Folge der Zustände in Frauenfeld wurde der dort bestehende Nutzungsvertrag bereits gekündet.

Somit konzentrieren sich die Abklärungen des OKV-Vorstandes auf Projekte für die Standorte Breitfeld in St. Gallen sowie auf die Rennbahn Dielsdorf in Zürich. Der OKV-Vorstand wird seiner Delegiertenversammlung im Herbst 2017 Vorschläge unterbreiten und zur Abstimmung vorlegen, so dass eines der Projekte in die Umsetzung starten kann.

Wahlen in verschiedene Kommissionen

Anlässlich der Vorstandssitzung vom 21. August hat der Vorstand Wahlen vorgenommen sowie über Anträge zu Amtszeitverlängerungen abgestimmt:

Angenommen wurden folgend Amtszeitverlängerungen (treten per sofort in Kraft):

  • Bruno Laubscher, Verlängerung internationaler Richter
  • Erich Hediger, Verlängerung Lizenzrichter und Prüfungsleitertätigkeit
  • Conrad Schär, Verlängerung Vierkampf- und Lizenzrichter National

 

Per sofort in Leitungsteams oder Kommissionen gewählt wurden:

  • Andrea Amacher, Chefin Administration Endurance, Leitungsteam Endurance
  • Lisa Schnyder, Chefin Technik Para-Equestrian Dressage, Leitungsteam Para Equestrian Dressage
  • Marlyse Schatzmann, Chefin Sport Dressur, Leitungsteam Dressur
  • Martin Wagner, Vertretung Fahren und Bereich Technik in der Grundausbildungskommission GAKO

Umfrage Pferdesport

Gemeinsam mit seinen Mitgliederverbänden führt der SVPS mit Start am 14. September bis Ende Oktober eine Befragung rund um den Pferdesport durch. Der Fragekatalog wurde mit einer Arbeitsgruppe aus Vertretern der Mitgliederverbände erarbeitet und in zwei Sitzungen zu einer finalen Version gebracht.

Die Beurteilung der Aufgaben und Leistungen des SVPS sowie seiner Mitgliederorganisationen steht dabei im Zentrum der Fragen. Die Geschäftsstelle freut sich über eine rege Weiterverbreitung des Umfragelinks mittels der Mitgliederverbände über die Vereine, an die Einzelnen, mit dem Pferd oder dem Pferdesport verbundenen Personen. Entsprechendes Kampagnenmaterial wird den Mitgliederverbänden spätestens Ende August von der Geschäftsstelle zur Verfügung stehen.

Nadine NIklaus/SVPS

Weitere Informationen:

Charles F. Trolliet, Präsident SVPS, Tel. +41 79 205 32 91, E-Mail: c.trolliet@fnch.ch

Die Präsidentenkonferenz:

Zwei Mal im Jahr treffen sich die Präsidentinnen und Präsidenten  der Mitgliederverbände mit dem Vorstand des SVPS, um aktuelle Themen zu diskutieren, Ideen auszutauschen und Feedbacks einzubringen. Nebst der Mitgliederversammlung, welche jeweils im Frühjahr und Herbst die Geschäfte des SVPS regelt, ist die Präsidentenkonferenz ein wichtiges Instrument der Kommunikation und des Einbezugs der angeschlossenen Mitglieder. Die nächste Präsidentenkonferenz findet am 21. Februar 2018 in Bern statt.

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