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Total digital für mehr Transparenz im Turniersport

11 Oktober 2019 12:00

Die Offiziellen des Schweizerischen Verbandes für Pferdesport (SVPS) leisten auf den Turnierplätzen landauf, landab jedes Wochenende treue Frondienste. Sie sorgen für einen geregelten Ablauf und wachen über das Pferdewohl. Ihre Beobachtungen und Handlungen werden neu nicht mehr handschriftlich, sondern digital im Bericht des Jurypräsidenten bzw. des Technischen Delegierten festgehalten, um die Weiterverarbeitung zu erleichtern. Auch die Einsätze der Richter und Parcoursbauer können so direkt und zeitgerecht erfasst werden.

Foto: SVPS/C. Heimgartner Foto: SVPS/C. Heimgartner

Diskret steht die Richterin am Abreitplatz und verfolgt das Geschehen. Es liegt eine gewisse Anspannung und Nervosität in der Luft - die Reiterinnen und Reiter wollen so kurz vor der Prüfung das Beste aus ihren Pferden herausholen und sie optimal auf die erwartete Leistung auf dem Wettkampfplatz vorbereiten. Ein Pferd-Reiter-Paar fällt besonders auf, die Unstimmigkeit zwischen den beiden ist offensichtlich. Immer wieder versucht das Pferd Reissaus zu nehmen und wird vom Reiter mit harter Hand korrigiert. Nach einer Weile tritt die Richterin an den Reiter heran und bittet ihn, sein Verhalten zu ändern, sonst müsse sie ihn verwarnen. Die kleine Gesprächspause scheint allen Beteiligten gutgetan zu haben. Der Reiter konnte kurz durchatmen und seine Emotionen sortieren, sodass die weitere Aufwärmphase des Paars ohne Auffälligkeiten verläuft.

 

Nicht alle Vorkommnisse werden dokumentiert

Glücklicherweise können die meisten Vorfälle auf den Turnierplätzen wie oben beschrieben im Gespräch gelöst werden, bevor Situationen aus dem Ruder laufen und regelwidrig oder tierschutzrelevant werden. Damit fielen sie bisher jedoch durch das Raster der SVPS-Statistiken, denn sie wurden im Bericht des Jurypräsidenten (JP) bzw. des Technischen Delegierten (TD) zuhanden der SVPS-Geschäftsstelle nur ganz selten vermerkt. Erst wenn eine Verwarnung, die landläufig auch «gelbe Karte» genannt wird (siehe Kasten), ausgesprochen wurde, hatte dies eine obligatorische schriftliche Meldung zur Folge.

 

Digitalisierung erleichtert die Arbeit

Wo einige Disziplinen mit einem zweiseitigen JP- bzw. TD-Bericht auskamen, verwendeten andere ein rund zwölfseitiges Dokument, um ihre Beobachtungen dem SVPS zuzustellen. Auf der SVPS-Geschäftsstelle wurden diese handschriftlichen Dokumente dann in mühevoller Kleinarbeit in das EDV-System übertragen. Zur Hochsaison stapelten sich jeweils Berge von Berichten, die möglichst rasch abgearbeitet werden mussten. Ein nicht zeitgemässes und fehleranfälliges Verfahren!

So wurde vor gut einem Jahr beschlossen, die JP- bzw. TD-Berichte der Disziplinen Springen, Dressur, Concours Complet, Fahren und Voltige zu harmonisieren, zu vereinfachen und zu digitalisieren. Eine Mammutaufgabe, wie sich herausstellen sollte! Die Projektleiterin auf der SVPS-Geschäftsstelle, Daniela Liechti, und ihr Team durchkämmten aufwendig alle eingehenden Berichte, um gemeinsam mit dem damaligen Chef Wettkampfsport im SVPS-Vorstand, Peter Christen, und den Verantwortlichen Technik der Disziplinen schliesslich die Quintessenz der Papierberichte herauszukristallisieren.

 

Flott auf dem Handy

Die Berichte wurden jedoch nicht nur für alle Disziplinen harmonisiert und die abgefragten Informationen nach dem Motto «so viel wie nötig, so wenig wie möglich» rationalisiert, sondern es wurde auch eine digitale Maske erstellt, damit die JP und TD am Ende des Turniers alle Informationen direkt am Computer oder sogar am Handy eingeben und mit einem Knopfdruck an die SVPS-Geschäftsstelle schicken können. Ein enormer Effizienzgewinn! Ausserdem können die Beobachtungen der Offiziellen so transparenter erfasst und statistisch ausgewertet werden.

 

Neue Meldepflichten und Publikationen

Im Übrigen wurde im Zuge dieser Modernisierung auch beschlossen, dass nicht nur «gelbe Karten», sondern auch besondere Vorkommnisse ohne Verwarnung registriert werden. Ebenfalls im Sinne der Transparenz werden die Namen der verwarnten Personen ab dem 1. Januar 2020 für jedes Turnier im «Bulletin» und auf der Website des SVPS publiziert.

Die Offiziellen stehen auf den Turnierplätzen manchmal vor schwierigen Aufgaben und müssen sich bisweilen sehr unschöne Worte anhören, wenn sie sich für das Einhalten der Regeln und das Wohlergehen der Pferde starkmachen. Dennoch ist es ihrem unermüdlichen Einsatz zu verdanken, dass überhaupt ein fairer Wettkampf möglich ist. Ihnen wollen wir an dieser Stelle ein Kränzchen winden und uns für ihre fachkundige Arbeit bedanken.

Cornelia Heimgartner

Wo kann ich als Reiterin oder Reiter Protest einlegen, wenn ich mit einer Entscheidung des Jurypräsidenten oder der Technischen Delegierten nicht einverstanden bin?

Reiterinnen und Reiter, die an der fraglichen Prüfung teilnehmen, können gegen technische Einrichtungen (z.B. Abmessungen und Standort der Hindernisse; Abmessungen, Linienführung, Zustand der Bahn usw.) bis vor dem ersten Start der betreffenden Prüfung Protest erheben; gegen Entscheide der Jury oder des Organisationskomitees betreffend die Qualifikation von Konkurrenten, Eigentümern oder Pferden sowie gegen irgendwelche reglementswidrigen Handlungen bis 30 Minuten nach der Preisverteilung oder Rangverkündung der betreffenden Prüfung.

Dazu muss die Reiterin bzw. der Reiter das Protestblatt ausfüllen, das auf der Website des SVPS verfügbar ist oder bei der Jury aufliegt. Gleichzeitig mit der Einreichung des Protests bei der Jury ist ein Kostenvorschuss von 300 Franken zu hinterlegen. Über den Protest entscheidet die Jury. Wird der Protest gutgeheissen, wird der Kostenvorschuss zurückerstattet, andernfalls fliesst der Betrag dem Veranstalter zu.

Weitere Details zum Protestverfahren sind in Anhang II des Generalreglements des SVPS festgehalten.

Das Protestblatt und das Generalreglement können heruntergeladen werden unter:
www.fnch.ch > Der SVPS > Statuten & Rechtsgrundlagen

Was genau ist eine «gelbe Karte»?

Die sogenannte «gelbe Karte» ist eine offizielle Verwarnung, die am Turnier von der Jury ausgesprochen wird. Beobachtet ein Richter auf dem Turnierplatz regelwidriges oder nicht pferdegerechtes Verhalten, wird der betreffende Reiter angesprochen und ermahnt, sein Verhalten zu ändern. Kommt der Reiter dieser Aufforderung nach, hat dies keine weiteren Konsequenzen - ausser dass der Vorfall neu im digitalen JP- bzw. TD-Rapport vermerkt wird. Ändert der Reiter sein Verhalten jedoch nicht oder handelt es sich um einen schweren Verstoss, wird der Reiter nicht nur angesprochen, sondern auch offiziell verwarnt - er erhält sozusagen eine virtuelle «gelbe Karte». Diese eine Verwarnung hat für den Reiter noch keine gravierenden Folgen. Erfolgt innerhalb von zwölf Monaten jedoch eine zweite Verwarnung, wird der Fall der Sanktionskommission gemeldet. Diese kann nach eigenem Ermessen Massnahmen verhängen wie Geldbussen, Sperren, Lizenzentzug usw.

Das Generalreglement kann heruntergeladen werden unter:
www.fnch.ch > Der SVPS > Statuten & Rechtsgrundlagen

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