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Trächtigkeitserfolg mit tiefgefrorenem Pferdeembryo

19 Juni 2017 08:49

Im Rahmen der Pferdereproduktionsmedizin hat der Embryotransfer (ET) in den vergangenen Jahren auch in der Schweiz zugenommen. Nun meldet eine Interessengemeinschaft in diesem Bereich spezialisierter Tierärzte in der Zentralschweiz die erste bekannt gewordene Trächtigkeit mit einem tiefgefrorenen und wieder aufgetauten und übertragenen Embryo.

Pascal Bucher, Julia Weiss, Simone Weiss und Françoise Hess-Dudan nach erfolgreicher Übertragung des ersten von Julia Weiss tiefgefrorenen Embryos in der Schweiz.
<br />Pascal Bucher, Julia Weiss, Simone Weiss et Françoise Hess-Dudan après le transfert réussi du officiellement premier embryon congelé par Julia Weiss en Suisse. Pascal Bucher, Julia Weiss, Simone Weiss und Françoise Hess-Dudan nach erfolgreicher Übertragung des ersten von Julia Weiss tiefgefrorenen Embryos in der Schweiz.

Pascal Bucher, Julia Weiss, Simone Weiss et Françoise Hess-Dudan après le transfert réussi du officiellement premier embryon congelé par Julia Weiss en Suisse.

Mit Embryotransfer (ET) ist es möglich, von einer Stute mit guter Nachkommensleistung mehrere Embryonen pro Jahr zu gewinnen. Der parallelen Zuchtnutzung von Sportstuten ohne Unterbruch des Trainings- und Turniereinsatzes steht damit nichts im Weg. Auch kann durch die Besamung und Spülung von zweijährigen Stuten eine vorzeitige Zuchtnutzung erfolgen, die zu einer Verkürzung des Generationsintervalls beiträgt. Embryotransfer kann auch für Stuten infrage kommen, die aufgrund von Erkrankungen selbst keine Frucht mehr austragen können oder nicht den Belastungen und Risiken einer Trächtigkeit ausgesetzt werden sollen.

Aufwendige Prozedur

Eine erfolgreiche Spülung (positive Trächtigkeit bei der Spenderstute gleich Anwesenheit eines gesunden Embryos in der Spülflüssigkeit) hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Alter und der Geschlechtsgesundheit der Spenderstute, der Besamungstechnik sowie nicht zuletzt von der Samenqualität ab. Ein erfolgreicher Transfer (Weiterentwicklung des Embryos bei der Empfängerstute gleich trächtige Empfängerstute) ist abhängig von der Embryoqualität, der Geschlechtsgesundheit der Empfängerstute, der Transfermethode und insbesondere von einer gelungenen notwendigen Synchronisation der Zyklen der Spender- und der Empfängerstute. Und gerade das Management der unabdingbaren täglichen Ovulationskontrollen bei hierzulande limitierter Auswahl an Empfängerstuten machte bisher die ganze Prozedur aufwendig und kostspielig.

Effizienter mit Gefriertechnik

Nun besteht aber seit diesem Jahr die Möglichkeit, Embryonen zu gefrieren und auch aufzubewahren. Schockgefrorene Embryonen können auf unbeschränkte Zeit in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius (Kryokonservierung) aufbewahrt werden und sind damit jederzeit zum Auftauen für eine geplante Embryoübertragung verfügbar. Dadurch ist eine vollständige räumliche und zeitliche Trennung von Embryonengewinnung und -transfer möglich. Somit entfällt auch die bisher unabdingbare Synchronisation der Zyklen von Spender- und Empfängerstute.

Gewonnene Embryonen können bei 5 Grad Celsius bis zu 24 Stunden ohne merklichen Vitalitätsverlust vor der Kryokonservierung transportiert werden. Somit ist diese Methode allen Pferdegynäkologen, welche Embryospülungen durchführen, zugänglich.

Erfolg in der Schweiz

Letztes Jahr gründeten einige im Bereich Embryotransfer spezialisierte Tierärzte der Zentralschweiz die Interessengemeinschaft SEE (IG-Swiss Equine Embryo), welche übrigens allen Tierärzten, Züchtern oder sonst Interessierten offensteht. Die Initianten sind Simone Weiss, Julia Weiss, Françoise Hess-Dudan, Pascal Bucher und Fabian Huwyler. Die in Spanien aufgewachsene Schweizerin Julia Weiss ist Tierärztin und hatte sich als Embryologin in Spanien, Argentinien und Deutschland weitergebildet. Sie hat aus früheren Techniken unter anderem bei Paul Schockemöhle eine erfolgreiche und reproduzierbare Methode für das Schockgefrieren und Auftauen von Embryonen entwickelt und verfeinert. In Deutschland sind letztes Jahr bereits Fohlen aus Embryonen geboren, die nach ihrer Methode schockgefroren, später aufgetaut und übertragen worden waren. In Neuseeland sind einige Stuten nach dieser Methode tragend. Bis jetzt sind aus allen transferierten Embryonen erfolgreiche Trächtigkeiten resultiert.

Nun geben die Gründer der IG-SEE erfreut die erste bekannt gewordene Trächtigkeit mit dem ersten von Julia Weiss schockgefrorenen, wieder aufgetauten und übertragenen Embryo in der Schweiz bekannt. Dabei handelt es sich um einen Embryo aus der bekannten CH-Stute Targa Athletic CH, Gewinnerin der CH-Jungpferdeprüfung am CHI Genf sowie Siegerin am CSIO St. Gallen des Goodwill Trophy Finals. IG-Gründermitglied Pascal Bucher ist Besitzer, Reiter und Tierarzt dieser aussergewöhnlichen Stute.

Referenzen

Embryotransfer beim Pferd, J. Klewitz at al, J Reproduktionsmed Endokrinol 2010; 7(3)

Comparison of pregnancy rates from transfer of fresh versus cooled , transported equine embryos. Carney N.J. et al, Theriogenology 1991; 36: 23-32

Influence of Embryonic Size and Manipulation on Pregnancy Rates of Mares After Transfer of Cryopreserved Equine Embryos, R. Sanchez et al, Journal of Equine Veterinary Science 49 (2017) 54-59

Heinrich Schaufelberger

zVg

Julia Weiss im Labor am Micromanipulator. Julia Weiss im Labor am Micromanipulator.

Pferdeembryo nach der Embryospülung. Pferdeembryo nach der Embryospülung.

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