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Von Rio nach Tokio - von Samba zu Sumo und Sushi

14 Januar 2019 08:00

Die Qualifikationen für die Pferdesportdisziplinen Dressur, Springen, Concours Complet und Para-Equestrian Dressage an den Olympischen und Paralympischen Sommerspielen in Tokio 2020 sind bereits in vollem Gang. In Japan wird schon seit geraumer Zeit geplant, gebaut und organisiert. Im vergangenen Sommer war die Sportmanagerin des Schweizerischen Verbands für Pferdesport zum ersten Mal vor Ort.

Wer noch nie in Asien und noch nie in Japan war, darf definitiv gespannt sein. Evelyne Niklaus, die Sportmanagerin des SVPS, reiste im August 2018 nach Tokio, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. «Japan ist sehr strukturiert bzw. die Arbeitsweise der Japaner. Sie sind sehr gut organisiert, und die Bauarbeiten werden auf den Millimeter genau ausgeführt», erzählt sie. Gerade im Vergleich zu den Weltreiterspielen 2018 in Tryon (USA) werde hier bestimmt alles bereit sein.

Andere Länder, andere Sitten

Allerdings hat Japan eine wesentlich andere Kultur, als wir Europäer und «Westler» uns das gewohnt sind. An der Präsentation haben die Organisatoren mehrfach darauf hingewiesen, dass die Delegationen sich mit den fremden Umgangsformen vertraut machen sollten. Evelyne Niklaus schmunzelt: «Es gibt schon einige ‹No-Goes› in Japan, also Fettnäpfchen gibt es sozusagen mehr als genug.»

Swiss Olympic werde die Athleten und alle Mitreisenden so weit wie irgendwie möglich einfuchsen, informieren und schulen, sei es zum Beispiel wie ein japanisches WC funktioniert oder was man in einem Restaurant darf und was besser nicht. «Die Pferdesportlerinnen und Pferdesportler werden sich im Vorfeld sicher eingehender mit der japanischen Kultur befassen müssen, als dies der Fall war in Rio 2016, London 2012 oder auch in Hongkong 2008, das doch sehr westlich ausgerichtet ist», bemerkt die Sportmanagerin. Aber solche Grossanlässe auf der anderen Seite des Erdballs haben ja auch ihre Reize.

Die Bauarbeiten für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2020 inmitten 
der Metropole von Tokio sind in vollem Gang. Foto: Evelyne Niklaus Die Bauarbeiten für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2020 inmitten der Metropole von Tokio sind in vollem Gang. Foto: Evelyne Niklaus

Schweizer Springreitequipe mit Quotenplatz

Ein Schweizer Pferdesportteam wird schon mal sicher nach Tokio reisen. Es sind die Springreiter, die dank des sehr guten Teamergebnisses anlässlich der WEG im Herbst 2018 in Tryon (USA) einen Team-Startplatz an den Olympischen Spielen in Tokio ergattert haben. Die Reiterinnen und Reiter der Disziplinen der zwei anderen olympischen Pferdesportdisziplinen Dressur und Concours Complet haben noch einige Möglichkeiten, wie zum Beispiel Europameisterschaften oder Nationenpreise, ebenfalls einen der heiss begehrten Teamplätze zu erreichen. Sollte dies nicht gelingen, besteht immer noch die Möglichkeit, Einzel-Quotenplätze über das Punktesammeln an diversen internationalen Events zu kriegen, was auch in Para-Equestrian Dressage im Vordergrund steht.

In Tokio befinden sich alle Infrastrukturen in einer von zwei Zonen: entweder in der «Heritage Zone», die eher im Landesinneren liegt oder in der «Tokyo Bay Zone», die dem Meer zugewandt ist. Das Olympische Dorf befindet sich genau in der Mitte dieser beiden Zonen und liegt zentral in der Stadt. Auch die Pferdesportler werden voraussichtlich hier einquartiert werden. Die Pferdesportdisziplinen finden alle in der «Heritage Zone» statt, mit einer Ausnahme: Die Geländeprüfung wird auf einer der Stadt vorgelagerten Insel durchgeführt werden, die in der «Tokio Bay Zone» sowie in der Anflugschneise des Flughafens Haneda liegt. Die Insel ist durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. In diesem Kanal werden die Wettkämpfe der Ruderer ausgetragen.

Die Geländeprüfung wird auf einer der Stadt vorgelagerten Insel durchgeführt. Foto: Evelyne Niklaus Die Geländeprüfung wird auf einer der Stadt vorgelagerten Insel durchgeführt. Foto: Evelyne Niklaus

Unter der Nummer 8 befinden sich die Pferdesportanlagen, bei der Nummer 20 findet das Cross der Vielseitigkeit statt und genau zwischen den beiden Zonen befindet sich das Olympische Dorf (dunkelblau). Foto: Evelyne Niklaus Unter der Nummer 8 befinden sich die Pferdesportanlagen, bei der Nummer 20 findet das Cross der Vielseitigkeit statt und genau zwischen den beiden Zonen befindet sich das Olympische Dorf (dunkelblau). Foto: Evelyne Niklaus

CC: logistischer Kraftakt

Für die Pferde und Reiter der Disziplin Concours Complet wird die ganze Logistik analog den Olympischen Spielen in Hongkong ablaufen: «Die Dressur findet im normalen Stadion statt, dann werden die Pferde am Vorabend der Geländeprüfung auf die Insel, wo das Cross über die Bühne gehen wird, gefahren und in Zeltstallungen untergebracht. Am Abend nach dem Cross, werden sie wieder zurück zum Stadion chauffiert, wo dann am nächsten Tag die Verfassungsprüfung und das abschliessende Springen stattfinden wird», erklärt die Sportmanagerin. Dies sei eine grosse logistische Herausforderung, jedoch habe das in der der Vergangenheit gut funktioniert.

Vertreter der verschiedenen Delegationen erhielten erste Informationen anlässlich der Rekognoszierung vor Ort. Foto: Evelyne Niklaus Vertreter der verschiedenen Delegationen erhielten erste Informationen anlässlich der Rekognoszierung vor Ort. Foto: Evelyne Niklaus

Testevent im August 2019

«Und Mitte August 2019 wird ein Testevent durchgeführt, an dem alle Abläufe schon mal geübt und auf die Probe gestellt werden», ergänzt sie. Evelyne Niklaus wird in Begleitung von Disziplintierarzt Concours Complet und Equipenchef der Elite, Dominik Burger, diesen Testevent besuchen und einen Augenschein nehmen, wie die Vorbereitungen vorankommen. Auch werden sie diverse Abklärungen in Absprache mit den Verantwortlichen der drei anderen Disziplinen machen.

«Vom Olympischen Dorf bis zu den Pferdesportinfrastrukturen im Landesinneren benötigt man voraussichtlich etwa 40 bis 50 Minuten mit dem Shuttlebus», erläutert Evelyne Niklaus. Ein kleiner Nachteil sei, dass sich die Pferdesportanlagen inmitten einer Wohnsiedlung befinden und somit weder Hotels noch Restaurants vorhanden sind, was eine Unterbringung direkt vor Ort erschwert. Für die Grooms und Tierärzte wird jedoch wiederum direkt auf der Anlage eine Unterkunft zur Verfügung stehen.

Mehrtägige Quarantäne vor Abflug

Übrigens fanden die Olympischen Sommerspiele 1964 schon einmal in Tokio statt. Allerdings werden die Pferdesportanlagen komplett neu aufgebaut, auch wenn sie am selben Ort sein werden wie damals. Die Anreise der Pferde wird voraussichtlich gleich ablaufen, wie bereits nach Hongkong 2008: Es wird eine Quarantäne von mehreren Tagen vor dem Export geben - für die Europäer wohl zentral an einem Ort. Für die Spiele in Hongkong wurde dies in Aachen durchgeführt. Die Flüge der Pferde ab Europa werden wie für alle internationalen Grossanlässe der letzten Jahre zentral organisiert sein pro Disziplin.

Herausforderung klimatische Verhältnisse

«Ein Faktor wird für alle Sportlerinnen und Sportler eine mehr oder weniger grosse Knacknuss sein: das Klima. Denn zu dieser Jahreszeit ist es in Tokio unangenehm heiss und feucht», erzählt Evelyne Niklaus. Doch die Organisatoren haben bereits Lösungen gefunden und werden unter anderem die Wettkämpfe der Pferdesportler entweder in die Morgen- (CC-Dressuren und Cross) oder Abendstunden (Dressur, Springen, CC-Springen) legen. Trotz dieser Herausforderung ist die SVPS-Sportmanagerin Evelyne Niklaus sehr zuversichtlich: «Ich habe definitiv ein gutes Gefühl bei diesem Grossanlass, und die Organisation wird bestimmt hervorragend sein.»

Nicole Basieux

Aussicht auf die Skyline von Tokio. Foto: Evelyne Niklaus Aussicht auf die Skyline von Tokio. Foto: Evelyne Niklaus

Reise an die Olympischen Spiele nach Tokio

Wer sich dieses riesige Sportereignis nicht entgehen lassen will und die Schweizer Spitzensportler vor Ort unterstützen möchte, kann sich für Tickets und Reisen an die OS Tokio 2020 an Globetrotter, den offiziellen Partner aller Reisen von Swiss Olympic, wenden:

sport@globetrotter.ch

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