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Dossier: Portraits

Weltmeistertitel für Schweizer Reiterin – Lara Balz: «Bin ich dabei, ist sie dabei!»

21 September 2015 07:48

Lara Balz lebt den Traum vieler jungen Reiterinnen und Reiter. Mit gerade mal 21 Jahren kann sie auf drei Goldmedaillen und zwei Silbermedaillen der Islandpferdeweltmeisterschaften 2013 und 2015 in der Kategorie Junge Reiter zurückblicken.

Die Begeisterung für das Islandpferd wurde ihr, wie man so schön sagt, in die Wiege gelegt. Bereits mit sieben Jahren bestritt sie ihr erstes Turnier und ist zusammen mit ihrer älteren Schwester Andrea vielen Szenekennern ein Begriff.  Auch ihre Eltern sind mit viel Engagement dabei und unterstützen die Schwestern mit ihrer positiven Einstellung und der gleichzeitigen Lockerheit. Die Freude am Reiten steht bis heute im Vordergrund und das wird einem als Zuschauer sofort ersichtlich.

Die Erfolgsgeschichte von Lara mit ihrer Stute Trú begann vor zwei Jahren an der WM 2013 in Berlin, als die beiden den Weltmeistertitel in der Fünfgangprüfung F1 (Junge Reiter) und die Silbermedaille im Speedpass P2 (Junge Reiter) geholt haben. Die Schweizer Fans waren ausser sich vor Begeisterung und Lara überzeugte das gesamte Publikum durch schönes, harmonisches Reiten und ihrer sympathischen Art. Der anschliessende Hype um ihre Person konnte sie nicht wirklich nachvollziehen und schien eher peinlich berührt über so viel Aufmerksamkeit.

Glücksmomente und Trainingsmethode
Auch wie Lara ihre tolle Stute gefunden hat, hört sich wie aus einem Film an. Magnús Skúlason (SWE), mehrfacher Weltmeister im Fünfgang F1 und der Fünfgang-kombination sowie erfolgreicher internationaler Trainer, war im Spätherbst 2011 in der Schweiz auf Kursbesuch. Auch Lara war mit von der Partie, zu dieser Zeit aber noch mit ihrem vorherigen Pferd.

Magnús meinte dann, dass er eine junge, talentierte Stute für sie hätte und so reiste Lara noch im selben Monat nach Schweden, um Trú auszuprobieren. Die Entscheidung viel ziemlich leicht, da die beiden wunderbar zusammen harmonierten. In den darauffolgenden sieben Monaten arbeitete Lara auf Magnús’ Hof Brösarpsgarden und konnte mit Trú viel dazulernen.

Im Training achtet Lara stets auf genügend Abwechslung damit keine Langweile und Routine aufkommen kann. Im Winter steht das Basistraining im Fokus, wohingegen im Frühling wieder mit dem spezifischen Prüfungstraining begonnen wird. Dennoch steht Spass und gute Zusammenarbeit immer an erster Stelle.

Lara beschreibt den Charakter von Trú wie folgt: «Trú bringt enorm viel guten Arbeitswillen mit und sie ist immer gut gelaunt, freundlich und motiviert. Ihr Charakter ist wirklich exzellent! Ruhig und ausgeglichen im Umgang, sowie völlig unkompliziert in der Haltung, jedoch sehr viel gut händelbares Temperament unter dem Sattel und bei der Arbeit. Trú hat mich noch nie im Stich gelassen. Bin ich dabei, ist sie dabei. Sie hat ausgeglichene Gangarten, wovon der Rennpass ihre absolute Stärke ist. Sie ist in vielerlei Hinsicht ein einzigartiges Pferd, das mich selber immer wieder überrascht, was noch alles in ihr steckt. Ich wusste auch bis zur letzten WM nicht, dass sie so wahnsinnig schnell sein konnte im Pass».

Erfolgreiche Zeiten
Die Titelverteidigung stellte für Lara nicht das oberste Ziel für die soeben stattgefundene WM dar, sondern ihr Hauptziel lag darin, besser zu werden – demnach ein noch besseres Reitgefühl zu erarbeiten. Trú’s Stärke ist ihr sicherer Pass und darum wurde der Fokus auf die verschiedenen Passdisziplinen gelegt. Diese Entscheidung hat sich mehr als gelohnt, da Lara Weltmeisterin bei den Jungen Reitern in der Fünfgangkombination und der Passprüfung PP1 geworden ist, sowie Silbermedaillengewinnerin im Speedpass P2.

Dennoch steht für Lara nicht der Turniersieg an oberster Stelle, sondern das Abrufen von Leistungen, mit denen sie persönlich zufrieden sein kann – d.h. mit einem guten Gefühl aus einer Prüfung auszureiten und sagen zu können: «Das hat Spass gemacht und war eine gute Leistung, wir haben alles gegeben».

Wie bereits vor zwei Jahren haben sich Lara und Trú erneut in Schweden auf die WM 2015 vorbereitet. Dabei standen ihnen Magnús Skúlason und Josefin Birkebro als Trainer zur Verfügung. Eine Kombination welche perfekt funktioniert! Auch auf die grosse familiäre Unterstützung konnten Lara und Trú immer zählen. So war Laras Schwester Andrea als Groom an der WM dabei. Sie achtete immer darauf, dass es dem Paar an nichts fehlte.

Erholungspause in Schweden
Momentan befindet sich Trú wieder in ihrer Heimat in Brösarp (SWE), wo sie sich von den anstrengenden WM-Tagen erholen kann. Dabei geniesst sie mit über 30 anderen Stuten und ihren Fohlen die riesigen Felder Schwedens. Anfangs September geht’s dann wieder zurück in die Schweiz. Dann wird Lara auch ihr Sport- und Psychologiestudium beginnen. Das Reiten soll aber dennoch nicht zu kurz kommen, auch weil dies für Lara einen Ausgleich zum Alltag darstellt und sie noch viele schöne Momente und tolle Ritte mit ihrer liebsten, schwarzen Stute erleben will.
Wir werden in Zukunft sicherlich noch viel von Lara und ihrer schönen Stute Trú hören und sind gespannt auf ihre weitere Entwicklung.

Sandra Zippo

Die Prüfungen an den Islandpferdeweltmeisterschaften

Der Islandpferdesport zeichnet sich durch die beiden Spezialgangarten Tölt und Pass aus, es sind nur reinrassige, mindestens fünf Jahre alte Islandpferde zugelassen. Die sportlichen Höhepunkte finden unter anderem während der alle zwei Jahre stattfindenden Weltmeisterschaft und dem isländischen Landsmót statt.

Für die Durchführung solcher Events benötigt es speziell zugeschnittene Bahnen. So werden die Tölt- und Mehrgangprüfungen auf Ovalbahnen von 250 Metern durchgeführt und die Passrennen und -prüfungen auf 250 Meter langen geraden Strecken.

Der Fokus bei den Ovalbahnprüfungen liegt in Anlehnung auf den Leitgedanken der FIPO auf dem reiterlichen Vermögen und Zusammenspiel, dem Takt und Gleichgewicht, der Geschmeidigkeit und Losgelassenheit sowie der Form und den Bewegungen. Auch die Ausführung der verschiedenen Aufgabenteile fliesst in die Notengebung ein, sie wird von fünf Richtern auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet. Dabei sollen die Pferde in jeder Gangart taktrein, gelöst, energisch, geradegerichtet, harmonisch und kontrolliert vorwärtsgehen.

Beim Rennpass spielt das hohe Tempo eine übergeordnete Rolle. Dabei können die Islandpferde eine Geschwindigkeit von über 45 Stundenkilometern erreichen.

Die Prüfungen, welche an der Weltmeisterschaft durchgeführt wurden, sollen im folgenden Abschnitt kurz erläutert werden. Begonnen wird mit den Ovalbahnprüfungen. Dabei hat das Reiterpaar für jede Gangart eine Runde – für Schritt eine halbe Runde – zur Verfügung:

T1 Töltprüfung

Im ersten Aufgabenteil soll langsamer Tölt gezeigt werden. Nach dem anschliessenden Handwechsel folgt der zweite Aufgabenteil, bei dem an der langen Seite das Tölttempo deutlich verstärkt und an der kurzen Seite das Pferd wieder zum langsamen Tölt zurückgenommen werden soll. Der dritte Aufgabenteil verlangt eine Runde im starken Tölt.

T2 Töltprüfung

Im beliebigen Tölttempo einmal um die Ovalbahn herum ist der erste Aufgabenteil dieser Prüfung. Im zweiten Teil wird ruhiger, langsamer Tölt verlangt. Im Anschluss daran erfolgt ein Handwechsel und dann eine Runde im langsamen bis mittleren Tölttempo. Dabei müssen die Zügel in eine Hand genommen werden und der Kontakt zum Pferdemaul deutlich aufgegeben werden. Die Noten dieses Aufgabenteils zählen doppelt.

V1 Viergangprüfung

In dieser Prüfung sollen die Gangarten Tölt, Trab, Schritt und Galopp vorgestellt werden. Dabei kann die Hand zu Beginn frei gewählt werden, muss dann aber für die gesamte Prüfung beibehalten werden. Verlangt werden die Tempi langsamer Tölt, langsamer bis mittelschneller Trab, Mittelschritt und langsamer bis mittlerer Galopp sowie eine Runde ­starker Tölt.

F1 Fünfgangprüfung

In dieser Prüfung wird anstatt starker Tölt wie bei der V1 Pass verlangt. Dabei stehen dem Reiterpaar zwei lange Seiten der Ovalbahn zur Verfügung. Die Noten für Tölt und Pass zählen doppelt.
Die Passdisziplinen finden hingegen auf einer langen geraden Strecke von 250 m statt und beinhalten folgende Aufgaben:

P1 Passrennen 250

Beim Passrennen starten immer zwei Reiterpaare gegeneinander. Dabei werden Startboxen genutzt, welche eine faire und speditive Zeitabwicklung garantieren. Die Benutzung einer Gerte ist bei dieser Prüfung verboten. Vom Start bis zur 50-Meter-Marke dürfen die Pferde in beliebiger Gangart geritten werden, ab dann müssen sie aber bis zum Ende (250-Meter-Marke) im Pass sein, ansonsten ist der Lauf ungültig. Mithilfe einer Formel wird der Gewinner ermittelt, ausschlaggebend ist die Zeit.

PP2 Passprüfung

Bei der Passprüfung kann das Pferd von der Startlinie bis hin zur 25-Meter-Marke in einer beliebigen Gangart gezeigt werden. Zwischen der 25- und 50-Meter-Marke muss das Pferd in den Pass gelegt werden und bis und mit der 150-Meter-Marke in dieser Gangart bleiben. Zwischen der 150- und 200-Meter-Marke wird das Pferd wieder in den Tölt, Trab oder Schritt zurückgenommen. Eine hohe Note wird mit dem sauberen Zurücknehmen in den Schritt erreicht. Insgesamt werten vier Richter diese Prüfung mit einer Skala von 0 bis 10, gleichzeitig wird die Zeit mitberücksichtigt, woraus sich schlussendlich die Endnote ergibt. Insgesamt stehen zwei Läufe zur Verfügung.

P2 Speedpass 100 m mit fliegendem Start

Beim Speedpass wird einzeln gestartet. Dabei reitet der Reiter sein Pferd in beliebiger Gangart bis zur 50-Meter-Marke. Beim Überqueren dieser Marke wird die Zeitabnahme gestartet. Für die nächsten 100 Meter muss sich das Pferd nun im Pass befinden. Insgesamt stehen auch hier zwei Läufe zur Verfügung und der schnellere der beiden zählt.

Viergangkombination

Der Sieger in der Viergangkombination ergibt sich aus dem Notendurchschnitt von den Prüfungen T1 oder T2 und der V1.

Fünfgangkombination

Der Sieger in der Fünfgangkombination ergibt sich aus den Noten der F1, der T1 oder T2 und der P1 oder der PP1 oder der P2.

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