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Ich freue mich auf die Zusammenarbeit!

Damian Müller | 12 November 2021

Tags : Vorstand, News, Blogeintrag

Lassen Sie uns die Bedingungen schaffen, dass wir auch morgen ein erfolgreiches und stolzes Pferdeland sein können.  

Amtsantrittsrede von Damian Müller anlässlich der Mitgliederversammlung des SVPS vom 6. November 2021 in Bern. 

Bild: Luzerner Zeitung © zVg Bild: Luzerner Zeitung © zVg

Liebe Pferde- und Pferdesportfreunde 
Meine Damen und Herren, 
Medames et Messieurs 
Signore et signori 

Im Frühling habt Ihr mich zu Eurem Präsidenten gewählt. Heute darf ich nun offiziell das Amt von Charles Trolliet übernehmen. Es ist mir eine grosse Ehre, diesen stolzen und traditionsreichen Verband in den nächsten Jahren führen zu dürfen. An dieser Stelle bedanke ich mich bei Charles für die hervorragende Zusammenarbeit und vor allem auch für die Einführung.  

Unser Verband gehört nicht nur zu den grössten unseres Landes. Er ist mit insgesamt 23 olympischen Medaillen in der Ewigen-Rangliste der olympischen Sommerspiele der dritt-erfolgreichste Schweizer Sportverband.  Aber es sind nicht nur die Olympiamedaillen, die alles überstahlen, es sind auch die grossen Erfolge in anderen Pferdesportdisziplinen wie im Pony-Fahren, wo die Vertreterinnen und Vertreter unseres Verbandes unser Land glänzend vertreten haben und vor wenigen Wochen mit Einzelgold, Einzelsilber und Teamsilber aus dem französischen Le Pin zurückgekehrt sind.  

Und natürlich ein weiterer Höhepunkt dieser Saison: Die Team-Goldmedaille unserer Springreiter an der EM in Riesenbeck sowie Silber in der Einzelwertung für Martin Fuchs - dies nach seinem Titelgewinn 2019!  Auch an dieser Stelle herzliche Gratulationen an die Reiter, an die Besitzer und Sponsoren, sowie an die Pfleger und den erweiterten Staff. 

In diesem Moment denke ich aber auch an all die andern 60 000 Mitglieder, die über ihre Vereine dem SVPS angeschlossen sind, Frauen, Männer und Jugendliche, die dem Pferdesport auf diese oder die andere Weise verbunden sind, oft einfach als eine wunderbare und erfüllende Freizeitbeschäftigung.  

Dass ich schliesslich auf ein erprobtes und eingeübtes Team, sowohl im Vorstand, in den Mitgliederverbänden wie auch auf der Geschäftsstelle, zählen darf, das freut mich besonders. Denn eines ist klar, ohne die Unterstützung dieses professionellen Teams, aber auch ohne das Engagement von Hunderten freiwilligen Helferinnen und Helfern, von den zahlreichen Sponsoren gar nicht zu reden, wäre der stärkste Kapitän machtlos. 

Liebe Anwesende,

Wenn man eine neue Funktion antritt und damit eine neue Aufgabe übernimmt, geziemt es sich nicht, alles auf den Kopf stellen zu wollen.  Das ist auch nicht nötig. Schon deshalb nicht, weil wir als Verband sehr gut aufgestellt sind. Hier haben der bisherige Vorstand sowie die Geschäftsführung eine ausgezeichnete Arbeit geleistet. Auf dieser Arbeit lässt sich hervorragend aufbauen. 

Genau nach der Devise, die unser abtretender Präsident über sein Vorwort im ausgezeichneten Rückblick über die ersten 120 Jahre unseres Verbands gesetzt hat – mit dem bekannten Wort von Heraklit:  

Nichts ist so beständig wie der Wandel.  Nun ist Wandel nicht einfach, dass alles etwas anders wird. Veränderung muss man planen. 

Was mich angeht, bin ich nicht für einen radikalen Weg. Ich gehe lieber in die Zukunft, indem ich erstens aufmerksam verfolge, wie sich die Bedürfnisse von Verband und Gesellschaft verändern und zweitens dann reagiere, wenn wir ausgereifte Antworten haben.  

Genau in diesem Sinne haben wir vor einem Jahr die Zukunftsdiskussion SVPS 2030 gestartet, die Fragen beantworten soll wie: 

«Welche Rolle sollen Mitgliederverbände spielen?» 
«Welche Aufgaben müssen Leitungsteams übernehmen?» 
«Welche Dienstleistungen soll die Geschäftsstelle anbieten?» 

Erfreulicherweise haben zahlreiche Mitglieder unseres Verbandes diesen Ball aufgenommen und ihn an den Zukunftstag vom letzten Juni zurückgespielt. Wir werden den Ball im Spiel behalten und in den nächsten Wochen und Monaten wieder Ihren Input erfragen. Die Rückmeldungen haben gezeigt, dass das Bedürfnis gross ist, den Verband zu modernisieren und vor allem weiter zu professionalisieren.  Das nehmen wir ernst, allerdings mit dem Wissen, dass wir nicht uneingeschränkt unternehmerisch handeln können.  

Natürlich hat eine Zentralisierung positive Auswirkungen, weil damit administrative Abläufe und Entscheidungswege kürzer werden. Eine Zentralisierung hätte auch zur Folge, dass regionale Eigenheiten und Bedürfnisse nicht mehr in der Art wahrgenommen werden könnten, wie dies heute der Fall ist.  Und da fragt es sich: Was ist mehr wert? Für mich gilt: So dezentral wie möglich und nur so zentral wie nötig. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass «Ownership», also eigene Zuständigkeit, Eigenverantwortung, gerade auch in Vereins- und Verbandsangelegenheiten einen zentralen Wert darstellt.  

Ownership kann man nicht delegieren, ohne dass etwas Wertvolles verloren geht, nämlich der direkte Bezug. Gerade im Umgang mit dem Tier wäre es fatal, alles nur noch dem Thema Effizienz unterzuordnen. Das spricht nicht gegen eine weitere Professionalisierung. Ohne sie wird es nicht gehen, vor allem nicht im Spitzensport. Aber Professionalisierung bedeutet nicht Zentralisierung.  

Professionalisierung bedeutet vielmehr noch respektvoller mit den Pferden umzugehen, die Reiterinnen und Reiter besser auszubilden und intensiver zu betreuen. Dabei muss es unser Ziel sein, wieder vermehrt Freiwillige für diese immer komplexeren und zeitaufwändigeren Aufgaben zu finden. Ohne das freiwillige Engagement unserer Mitglieder werden wir nicht auskommen.  

Bei dieser Gelegenheit möchte ich allen ausdrücklich danken, die sich in unzähligen Stunden für den Erfolg unseres Verbandes auf allen Ebenen einsetzen, nicht nur im Spitzensport, sondern auch bei den hunderten von Kleinveranstaltungen landauf und landab. Ja bis hin zu ganz besonderen Reitanlässen, wie etwa dem Auffahrtsumritt in Beromünster, die Zehntausende anlocken und erfreuen. 

Liebe Freunde des Pferdesports,

Wenn ich hier mit Ihnen in die Zukunft blicke, dann darf ich ein Thema nicht unerwähnt lassen. Das Tierwohl. Die Menschen sind sensibilisierter geworden, was den Umgang mit Tieren im Allgemeinen und mit Pferden im Besonderen angeht. Nicht nur bei uns. Ich erinnere auch an gewisse Vorfälle an den letzten Olympischen Spielen. Angesichts solcher Vorfälle stellt sich in der Tat die Frage, wie weit der sportliche Ehrgeiz gehen darf! 

Natürlich gab es schon früher Verstösse gegen das Wohl der Tiere. Oft, ja zu oft, blieben sie unentdeckt oder wurden sie unter dem Mantel des Schweigens versorgt. Das ist heute glücklicherweise immer weniger möglich. Allerdings wird die Kritik sehr schnell pauschalisiert und gerade in den sozialen Medien sehr persönlich und verletzend. Da wird kein Unterschied gemacht, ob es sich einfach um einen tragischen Unfall handelt, der leider immer wieder passieren kann, oder ob es falscher Siegeswille und übertriebener menschlicher Ehrgeiz ist, der Sportlerinnen und Sportler jegliche Grenzen des Respekts gegenüber Tieren überschreiten lässt.  

Gewisse selbsternannte Tierschützer lassen keine Gelegenheit zur radikalen Polemik aus, unbesehen, wie berechtigt sie sein mag oder auch nicht. Oft zählen Emotionen mehr als Fakten. Aber es ist leider eine Tatsache, dass eine negative Schlagzeile mehr wiegt als ein Dutzend positiver Nachrichten. Davon könnte unser Olympiasieger Steve Guerdat ein Lied singen.  

Aber es ist klar: Nach den inakzeptablen Szenen von Tokio, die von Millionen von Zuschauern gesehen wurden, kann niemand mehr zur Tagesordnung übergehen. Wir sind gezwungen zu reagieren und uns einige Fragen zu stellen. Und vor allem, um bestimmte Konsequenzen zu ziehen. Der Präsident unseres Schwesterverbandes in Deutschland hat öffentlich die Frage gestellt, ob die Zusammensetzung der Disziplinen des Modernen Fünfkampfes geändert werden sollte. Und der Vorsitzende der parlamentarischen Studiengruppe für die «Lebensbedingungen der Tiere» in Frankreich, Loïc Dombreval, hat eine Reihe von Anhörungen von Pferdesporttreibenden  im Rahmen einer Kommission für das «Wohlergehen der Turnierpferde» eingeleitet. 

Wenn auch bei uns der Ruf nach stärkeren Regeln aufkommen sollte, wäre das für mich nicht überraschend. Auch wenn eines klar ist: Selbst strengste Regeln werden Missbräuche nicht verhindern können. Dazu braucht es vielmehr einerseits eine gestärkte und gelebte Ethik, andererseits die nötige Zivilcourage, Missbräuche zu melden, so dass Fehlverhalten auch geahndet werden kann. Nur so können wir à la longue verhindern, dass das Pferd in den Zoo verbannt wird und uns als Kulturgut und Sportpartner erhalten bleibt. 

Natürlich wird es auch in Zukunft zu den zentralen Aufgaben unseres Verbandes gehören, die Schönheiten des Pferdesports und seine Bedeutung für eine gesunde und sportliche Freizeitgestaltung immer wieder zu betonen. Vergessen wollen wir auch nicht die vielen Benefits, welcher der Umgang mit Pferden und der Aufenthalt im Stall unseren Kindern bietet und sie zu Menschen mit Empathie für ein anderes Wesen formt und ihre mentale Stärke, ihr Durchsetzungsvermögen und ihr verantwortungsvolles Handeln fördert. 

Meine Damen und Herren,

Lassen Sie mich zum Schluss kommen.
Auch wenn sich die Welt ändert und die Ansprüche bezüglich Tierwohl und Nachhaltigkeit grösser und lauter werden: Unser Verband kann gut gerüstet in die Zukunft gehen. Wir sind gut aufgestellt und somit in der Lage, uns den sich ändernden Bedürfnissen anzupassen. Das hat der SVPS im Laufe seiner 120-jährigen Geschichte schon oft bewiesen, das wird ihm auch jetzt gelingen. Lassen Sie uns die Bedingungen schaffen, dass wir auch morgen ein erfolgreiches und stolzes Pferdeland sein können.  

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, packen wir es nun gemeinsam an! 

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