Wenn das Leitungsteam Dressur zum Kadertraining einlädt, dann profitieren alle vom breit aufgestellten Programm – von der Elite bis zum Nachwuchs, vom Privattrainer über die Richterin bis hin zu Eltern und Betreuenden. Nebst dem Kadertrainer lieferten verschiedene renommierte Fachleute aus dem In- und Ausland wertvolle Inputs für die Zukunft des Schweizer Dressursport.
Dem Leitungsteam Dressur des Schweizerischen Verbands für Pferdesport (SVPS) ist es ein grosses Anliegen, Brücken zu schlagen und Synergien auszuschöpfen. Das Image eines elitären Clubs, das den Dressurkadern zu Unrecht anhaftet, soll revidiert werden. Stattdessen werden die Tore geöffnet und die Kadertrainings mit den eingebetteten Rahmenveranstaltungen für ein breites Publikum geöffnet – ein Erfolgsrezept, das allseits sehr geschätzt wird.
Bestandesaufnahme mit Richterin Nicole Nockemann
Das Aufgabenreiten hat sich in der Vergangenheit als besonders effizientes Instrument für eine Bestandesaufnahme aller Kadermitglieder bewährt. Ein eigentlicher Formtest nach der Winterpause, bei dem sich alle Pferd-Reiter-Paare unter denselben Bedingungen im direkten Vergleich präsentieren. Ergänzend zu den Argusaugen und Kommentaren von Nationaltrainer Oliver Oelrich konnte das Leitungsteam Dressur auf die kompetente Einschätzung der internationalen Richterin Nicole Nockemann aus Deutschland zählen. Die erfahrene Rheinländerin, die in Deutschland bereits Prüfungen wie das Bundeschampionat, den «Preis der Besten» oder die deutschen Meisterschaften gerichtet hat, fand in ihrer erfrischenden Art für jede Reiterin und jeden Reiter motivierende Trainingsinputs und konstruktive Kritik.
Insbesondere bei den Jüngsten stiessen die humorvollen und dennoch fundierten Einschätzungen von Nicole Nockemann auf grossen Anklang. Nahbar und umgänglich stand sie auch am Rande des Aufgabenreitens für beratende Gespräche mit Eltern und Privattrainern zur Verfügung und steckte mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Leidenschaft für den Dressursport jeden an.
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Wertvoller Austausch mit Schweizer Richtern, Trainern und Ausbildern
Wer langfristig sportlich erfolgreich sein will, muss bereits an der Basis optimale Voraussetzungen schaffen, um jungen Talenten den Weg an die Spitze zu ebnen – das weiss auch das Leitungsteam Dressur. So waren zum kommentierten Aufgabenreiten wie auch zum abendlichen Austausch auch Schweizer Richter und Trainer eingeladen. Ein Angebot, das rege genutzt wurde. Besonders erfreulich: Mit Patricia Volpez Stern als Präsidentin der Berufsverbands Swiss Horse Professionals (SHP) und Patrick Rüegg vom Inforama als Ausbildungsinstitution für Pferdeberufe waren auch die Berufsleute der Pferdebranche vertreten. Ein Schulterschluss, der sich bewährt hat und in Zukunft sicher noch ausgebaut wird.
Nach einer kurzen Einführung des derzeit einzigen Schweizer FEI-Dressurrichters Hans Voser folgte ein erfrischender und sehr gehaltvoller Austausch mit Nicole Nockemann. Sie zeigte anhand von Ausschnitten der vorausgegangenen Ritte, was die Richter genau sehen wollen und worauf die Trainer hinarbeiten müssen, um die Pferde und Reiter alters- und stufengerecht auszubilden. Die anwesenden Trainer stellten interessante Fragen und es entstanden konstruktive Diskussionen, bei denen nicht zuletzt auch die Reiterinnen und Reiter zu Wort kamen und ihre Wahrnehmung des Rittes darstellten konnten.
Nicole Nockemann zog ein äusserst positives Fazit des Kadertrainings: «Ich bin beeindruckt, mit wie viel Engagement und Präzision der SVPS den Mitgliedern des Nachwuchs-, Perspektiv- und Elitekaders ein umfassendes Konzept anbietet, um den Leistungsstand der Reiterinnen und Reiter abzufragen und direkt Verbesserungen aufzuzeigen. Besonders gefreut habe ich mich zudem über die rege Teilnahme und konstruktiven Diskussionen beim Austausch zwischen den Reitern und teilweise ihren Eltern sowie Trainern und Richtern.»
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Karriereplanung einmal anders
Wer mit der Weltelite mithalten möchte, braucht mehr als hartes Training. Mit diesem Thema befassten sich die Mitglieder des Perspektiv- und Elitekaders beim intensiven Workshop mit Holger Fischer. Der Deutsche bezeichnet sich selbst als «Potenzialentfalter» und arbeitet seit vielen Jahren als Coach von Unternehmern und Profisportlern. Seine Inputs haben schon so manchem Athleten zum sportlichen Durchbruch verholfen.
Was ist überhaupt eine Karriere? Welche Faktoren haben einen positiven oder negativen Einfluss auf eine erfolgreiche Karriere? Was sind die häufigsten Gründe, warum Karrieren scheitern? Wie kann ich eine Karriere planen – geht das überhaupt? Diese und weitere brennende Fragen wurden im Workshop ausführlich bearbeitet und auch auf sehr persönlicher Ebene diskutiert. Das war ganz schön viel Kopfarbeit! Trotzdem war die Stimmung stets heiter und befreiend, und am Ende waren alle Teilnehmenden dankbar für die «Lerngeschenke», die sie mit nach Hause nehmen konnten.
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Inputs zum Saisonstart für den Nachwuchs
Die Mitglieder der verschiedenen Nachwuchskader erhielten ihrerseits informative Updates zu ganz unterschiedlichen und nicht zu unterschätzenden Themen im Hinblick auf die anlaufende Turniersaison. Der Sportcoach Rico Stalder lieferte in einer Trainingseinheit wertvolle Ansätze für reiterspezifische Kräftigungsübungen, welche die jungen Athletinnen und Athleten im Laufe der Saison weiter steigern können. Die Tierärztin Merit Meier informierte über aktuelle Bestimmungen und Neuerungen im Veterinärreglement der FEI. Anlass zu Diskussionen gab insbesondere die Tatsache, dass auch minderjährige Reiterinnen und Reiter im Falle einer positiven Dopingprobe beim Pferd grundsätzlich als verantwortliche Personen gelten, welche die Konsequenzen eines Dopingbefundes ihres Pferdes tragen müssen. Die Antidoping-Bestimmungen im Humanbereich wurden spielerisch und einprägsam von Melanie Hauss von Swiss Sport Integrity dargelegt. Eine der wichtigsten Take-home-Messages lautete: Nicht alles, was einem in der Apotheke empfohlen wird, ist für Turniersportler regelkonform! Dass in der heutigen Zeit der sorgsame Umgang mit Social Media gerade auch für Athletinnen und Athleten äusserst wichtig ist, zeigte die Kommunikationsfachfrau des SVPS Cornelia Heimgartner auf. Jeder Beitrag auf den verschiedenen Kanälen muss mit Bedacht gewählt werden, um das eigene Image und jenes des Pferdesports im Allgemeinen zu wahren.
Das Leitungsteam Dressur, die Kaderverantwortlichen und der Nationaltrainer zogen nach den intensiven Kadertagen in Dielsdorf allesamt ein positives Fazit. «Nur wenn wir alle zusammen geeint in dieselbe Richtung gehen, können wir mittel- bis langfristig erfolgreich sein», ist Disziplinleiter Markus Flisch überzeugt. Auch die Kaderverantwortliche der Elite Ruth Haas freut sich schon auf die Weiterführung der eingeschlagenen Trainingsstrategie: «Das Konzept mit einer weiteren Öffnung der Kadertrainings für interessierte Pferdefachleute – Trainer, Richter, Ausbilder – von ausserhalb des Leitungsteams stiess auf positive Resonanz. Das motiviert uns, diesen Ansatz weiterzuverfolgen.»
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