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Damensattelreiten

Elegant und anmutig sieht es aus, wenn eine Frau sicher und aufrecht im Damensattel reitet. Die Tradition des Damensattelreitens wird heute in der Schweiz nur noch von wenigen Amazonen gepflegt.  

Im Damensattel, der eigens für diese Reitweise entwickelt wurde, sitzt die Reiterin seitlich auf dem Pferd. Ihre beiden Beine liegen – von einem Rock verdeckt – gegen eine Pferdeseite, meist links, an den Sattelhörnern. Das Gesäss sowie der Oberkörper sind wie im Herrensattel nach vorne gerichtet. Als Ersatz für die Hilfengebung mit dem fehlenden rechten Bein hält sie eine etwas dickere, feste Gerte in ihrer rechten Hand. 

Geschichte des Damensattelreitens 

Bereits im Altertum sassen die Menschen seitlich auf den Reittieren, welche von einer Person geführt wurden. Im 14. Jahrhundert sassen die Frauen auf dem Sambue. Dieser Damensattel war ein mit Stroh gepolstertes Reitkissen mit Lehne und Fussstütze. Man sass quer zum Pferd und dementsprechend unsicher. Eine Einwirkung auf das Reittier war so nicht möglich. Für Ritte durch unwegsames Gelände sassen die Frauen rittlings auf ihren Pferden. 

Der nach vorne gerichtete, seitliche Sitz kam bei den adligen Frauen erst im Laufe des 14. Jahrhundert auf, als man sich mit einem für den Seitsitz geeigneten Sattel auseinandersetzte, der schlussendlich verschiede Entwicklungsphasen durchlief.  

Ein-Horn und Gabelsattel 

Im ersten Sattel mit Horn waren die Schultern der Reiterin fast parallel zu den Schultern des Pferdes ausgerichtet, das rechte Bein lag über diesem Horn. Viele dieser Sättel hatten noch keinen Steigbügel. Die Reiterin konnte so etwas besser auf das Pferd einwirken. Sie war immer noch vorwiegend im Schritt unterwegs, da dieses Horn noch keinen sicheren Halt bot. Um ca. 1580 entstand am französischen Königshof ein sogenannter Gabelsattel mit zwei Hörnern, welche sich beide oben am Sattel befanden. Das Bein lag zwischen den beiden Hörner, was der Reiterin einen etwas stabileren Sitz erlaubte. Zu dieser Zeit erschienen vermehrt Sattelmodelle mit Steigbügeln.  

Drei-Horn-Sattel 

Dem Gabelsattel fügte man gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein drittes Horn, das «Leaping Head» oder «Sprunghorn» an. So wurde der Damensattel nochmals um einiges sicherer. Dieses Horn ist nach unten abgewinkelt, legt sich über den linken Oberschenkel und sorgt für einen festen Sitz in allen Situationen. Im Drei-Horn-Sattel konnte man nun auch sicher galoppieren und über Hindernisse springen. Der Drei-Horn-Sattel verbreitete sich ab 1830 auf dem Kontinent. Er war für die Damen der «besseren Gesellschaft» bestimmt. Leider kam es auch immer wieder zu Unfällen. Die Reiterinnen verletzten sich, da sie im Bügel oder mit ihren Röcken an den Sattelhörnern hängenblieben. 

Moderner Damensattel 

Das Horn auf der rechten Seite des Sattels verschwand in der Folgezeit ab etwa 1870. Der moderne Damensattel hat daher nur noch zwei Hörner. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfand man auch Sicherheitssysteme für die Bügelriemen und sich öffnende Steigbügel sowie die Sicherheitsschürze, den «Saefety Habit». Nun war im Falle eines Sturzes ein Hängenbleiben kaum mehr möglich. Noch heute sind diese Bügel sowie die Reitschürze beim Reiten im Damensattel ein absolutes Muss.  

Ebenfalls um diese Zeit wurde die Polsterung flacher und funktioneller und der Sattel leichter. Der Balancierriemen, der als Querriemen den hinteren Sattelteil mit dem Sattelgurt verbindet und dadurch die Sattellage verbessert, wurde hinzugefügt. 

Pferdesport im Damensattel 

Eine der bekanntesten Schweizer Pferdesportlerinnen im Damensattel war Renée Schwarzenbach-Wille. Von 1926 bis 1934 gehörte sie (im Damensattel) zu den erfolgreichsten Springreiterinnen Europas. Mit Annelies Stoffel siegte sie in zwei der vier je ausgetragenen Nationenpreisen für Amazonen: 1929 in Aachen und 1930 in Stresa. Wichtige Einzelsiege gab es 1929 im Aachener Walkürenpreis und 1930 im Championat der Amazonen in Luzern. In der deutschen Pferdezeitschrift «Reiten und Fahren» gab 1929 der deutsche Herrenreiter Graf Görtz eine Beurteilung der beiden führenden Schweizer Amazonen ab: «Die Schweiz hat heute in Frau Annelies Stoffel ohne Zweifel die beste Herrensattel-Reiterin Europas, wenn nicht der Welt. Und gleichzeitig in Frau Schwarzenbach wohl eine der allerbesten, wenn nicht die beste Turnierreiterin überhaupt im Damensattel».* 

Zusammen mit René Schwarzenbach verschwand der Damensattel Mitte der 1930er Jahre von den nationalen und internationalen Concoursplätzen. Das Damensattelreiten lebte fortan in Nostalgieprüfungen fort und wird heute nur noch von wenigen Reiterinnen praktiziert, die diese Tradition und das Wissen darum pflegen und erhalten.  

*Quelle: 120 Jahre Pferdesport Schweiz – Max Ammann, Schweiz. Verband für Pferdesport 

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