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«Das Pferd ist nicht irgendein Sportgerät - es ist ein Partner»

19 August 2020 09:00

Mit dem Beginn des neuen Jahrzehnts hat sich der Schweizerische Verband für Pferdesport (SVPS) intensiv mit seiner Zukunftsstrategie auseinandergesetzt. Da die Regionalverbände wichtige Pfeiler des SVPS sind, will das «Bulletin» in einer Serie ihren Präsidentinnen und Präsidenten das Wort geben, damit sie über ihre künftigen Herausforderungen und Strategien sprechen können. In dieser Ausgabe spricht das «Bulletin» mit Andrea Bürki, der Präsidentin des Pferdesportverbands Nordwest (PNW), über Zusammenhalt, Freiwilligenarbeit und die Faszination Pferd.

Andrea Bürki ist selbst begeisterte Reiterin, hier mit ihrer Stute Marryline de la Ferme CH.  |  © zVg Andrea Bürki ist selbst begeisterte Reiterin, hier mit ihrer Stute Marryline de la Ferme CH. | © zVg

Andrea Bürki hat das Zepter an der Delegiertenversammlung im November 2017 von ihrer Vorgängerin Regula Estermann überreicht bekommen. Seither hat sie mit viel Engagement schon einiges erreicht, unter anderem, dass beim PNW wieder alle Vorstandssitze vergeben sind - was einiges an Kraft und Zeit gekostet hat. Die Präsidentin des Pferdesportverbands Nordwest fördert eine transparente Kommunikation. Und durch ihre Adern fliesst definitiv «Rösselerblut».

 

«Bulletin»: Der PNW ist neben der Federazione Ticinese Sport Equestri (FTSE) einer der zwei kleineren Regionalverbände mit rund 2500 Mitgliedern. Andrea Bürki, in welche Richtung will sich der PNW entwickeln, bzw. was sind die drei grossen Themen, die dem PNW mittel- und langfristig wichtig sind?

Andrea Bürki: Der PNW sieht sich als Partner für die in unserem Gebiet aktiven Pferdefreunde. Dazu zählen wir alle Disziplinen, angefangen beim Züchter bis hin zum Profisportler. Unsere Hauptthemen hierbei sind die Förderung des Pferdesports im Allgemeinen und des Jugendpferdesports im Besonderen, aber auch die Erhaltung, der Auf- und der Ausbau der Infrastruktur für Reiter und Pferdefreunde und nicht zuletzt der Aufbau einer guten Kommunikation und einer politischen Lobby.

 

Warum liegen Ihnen gerade diese Themen am Herzen?

Der Verband und unsere Mitgliedervereine sind dem Pferdesport in all seinen Ausprägungen eng verbunden. Die Mitgliedervereine haben aber damit zu kämpfen, dass die Mitgliederzahlen schwinden und immer weniger Helfer zur Verfügung stehen. Wir als Regionalverband verstehen uns als Unterstützung, um das Überleben der Vereine zu sichern und mit ihnen zusammen neue Wege für den Fortbestand zu finden.

Reitanlagen zu bauen oder zu unterhalten ist teuer und erfordert viel Einsatz von den Vereinsmitgliedern. Bei Neu- oder Erweiterungsbauten müssen zudem bürokratische Hürden überwunden werden. Auch in diesem Bereich ist der Verband unterstützend tätig.

Nur wenn die Basis hinter dem Verband steht, kann dieser eine gute Arbeit leisten. Hierzu muss die Basis wissen, wer wir sind und was wir machen. Wir gehen neue Wege, um unsere Arbeit transparenter zu machen. Auch ist es uns ein grosses Anliegen, der Bevölkerung und insbesondere den Politikerinnen und Politikern unseren Sport näherzubringen und damit die Anerkennung weiter auszubauen.

 

Worin unterscheiden sich die Herausforderungen für den PNW von den Kernthemen anderer Regionalverbände? Gibt es überhaupt Unterschiede?

Die Kernthemen sind für jeden Verband die gleichen. Die Herausforderung für einen kleineren Verband wie den PNW liegt sicher darin, dass wir nicht genügend «Manpower» haben, um sämtliche Projekte effektiv bearbeiten zu können. Anders als beim Zentralschweizerischen Kavallerie- und Pferdesportverband (ZKV) oder beim Verband Ostschweizerischer Kavallerie- und Reitvereine (OKV) ist unser Vorstand sehr klein. Oft fehlt es uns an den nötigen Ressourcen.

 

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit den anderen Regionalverbänden und mit dem SVPS?

Der PNW arbeitet eng mit dem OKV, dem ZKV und der FER zusammen. Dies ist für uns als kleinerer Verband von grosser Wichtigkeit. Grundsätzlich ist es aber für jeden Regionalverband unerlässlich, dass wir uns gemeinsam für unsere Anliegen einsetzen. Wir sind die direkten Anlaufstellen der Vereine, also der Basis. Ausserdem sind wir, bedingt durch die enge Nachbarschaft, auf eine gute Kommunikation und Absprache angewiesen.

Die Zusammenarbeit mit dem SVPS empfinden wir als gut und konstruktiv.

 

Sehen Sie Verbesserungspotenzial? Falls ja, wo und inwiefern?

Wir würden uns einen besseren Informationsfluss vom SVPS zu den Regionalverbänden wünschen. Regelmässige informative Treffen der Regionalverbände mit dem SVPS - wie sie erstmals im ersten Quartal dieses Jahres stattgefunden haben - sind sehr zu begrüssen.

Interessiert und engagiert bei der Sache: Andrea Bürki an der Präsidentenkonferenz des SVPS im Februar 2020.  |  © SVPS Interessiert und engagiert bei der Sache: Andrea Bürki an der Präsidentenkonferenz des SVPS im Februar 2020. | © SVPS

Wie lösen Sie im PNW die Problematik bzw. den Konflikt zwischen Ehrenamtlichkeit und Professionalität? Verfügen Sie über genügend Freiwillige, die sich einem Ehrenamt annehmen und dieses auch mit Fachkompetenz ausführen?

Der Konflikt zwischen Ehrenamtlichkeit und Professionalität fordert uns immer wieder heraus. Dieses Problem können wir nur über eine gute Zusammenarbeit und Absprache im Vorstand lösen. Seit unserer letzten Delegiertenversammlung sind nun endlich wieder alle Vorstandsfunktionen besetzt. Dies erleichtert uns die Arbeit enorm und hilft, sie professioneller zu erfüllen. Generell ist es aber für uns alle schwierig, Freiwillige für ehrenamtliche Tätigkeiten anzuwerben.

 

Wie gehen Sie im Verband mit Interessenkonflikten um?

Wir versuchen, Interessenkonflikte dadurch zu umgehen, dass wir unsere Entscheide nach dem Mehrheitsprinzip fällen. Im Falle eines Interessenkonflikts eines Vorstandsmitglieds hält sich dieses aus der Abstimmung heraus. Somit kann eine unvoreingenommene Entscheidung sichergestellt werden.

 

Was sind Ihre schönsten Erinnerungen im Zusammenhang mit ihrem Amt als PNW-Präsidentin?

Ich erinnere mich gerne an die vielen interessanten Gespräche und die grosse Einsatzbereitschaft einzelner Personen zurück. Auch die tolle und konstruktive Zusammenarbeit innerhalb des Vorstandes ist für mich eine Bereicherung. Die grosse Akzeptanz unserer Arbeit bei den Mitgliedern, die vielen gelungenen Veranstaltungen und Meisterschaften sowie die Erfolge der Juniorinnen und Junioren aus unserem Förderprogramm erfüllen mich ebenfalls mit grosser Freude.

 

Was waren die grössten Herausforderungen Ihrer bisherigen Amtszeit?

Wie bereits angesprochen, hat es sehr viel Zeit und viele, viele Gespräche gebraucht, bis alle Vorstandsfunktionen besetzt werden konnten. Dies war sehr ermüdend und auch zermürbend. Ich wünsche mir mehr Bereitschaft, auch unentgeltliche, ehrenamtliche Aufgaben zu erfüllen. Nur durch unseren Einsatz können wir unseren Regionalverband und insbesondere auch die einzelnen Vereine erhalten.

 

Was fasziniert Sie am Pferdesport?

Ich bin selbst aktive Pferdesportlerin und Pferdebesitzerin. Der Pferdesport und das Zusammensein mit den Pferden sind für mich der perfekte Ausgleich zum stressigen Alltag. Diese Tiere geben einem so viel zurück, lehren einem aber auch Verantwortung, Achtsamkeit, Gelassenheit und Disziplin. Das Pferd ist nicht irgendein Sportgerät, es ist ein Partner.

 

Wie wird sich der Pferdesport Ihrer Meinung nach entwickeln? Wie wird der Pferdesport in 10, 20 oder 50 Jahren aussehen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es den Pferdesport irgendwann nicht mehr geben wird. Ich denke aber, dass wir unsere heutigen Strukturen überdenken müssen. Themen wie Ethik, Respekt vor den Tieren und die Gesundheit der Pferde werden sicher immer weiter in den Vordergrund rücken. Ein grosses Thema ist dabei auch die Auseinandersetzung mit dem Tierschutz. Doch die Freude und Faszination am Pferdesport wird sicher bestehen bleiben und auch weiterhin viele Pferdefreunde, ob Reiter oder Nichtreiter, begeistern.

 

Was wünschen Sie sich für den Schweizer Pferdesport? Und was für den PNW?

Für den Schweizer Pferdesport wünsche ich mir viele Erfolge. Dazu zählen für mich nicht nur die grossen internationalen Erfolge, sondern insbesondere auch die kleinen Schritte, die jeder Einzelne von uns mit seinem Pferd macht. Ich wünsche mir für den Pferdesport noch mehr Rückhalt in der Bevölkerung und für die jungen, ambitionierten Reiterinnen und Reiter mehr Förderung durch den Staat. Für den PNW wünsche ich mir weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedervereinen, den anderen Regionalverbänden und dem SVPS.

Das Gespräch führte
Nicole Basieux

Andrea Bürki (Zweite von links) im Einsatz als PNW-Präsidentin auf dem Turnierplatz.  |  zVg Andrea Bürki (Zweite von links) im Einsatz als PNW-Präsidentin auf dem Turnierplatz. | zVg

Der PNW auf einen Blick

Gründung:
1988
Mitglieder: 29 Verbände, insgesamt ca. 2500 Personen
Einzugsgebiet: die Kantone BL und BS, die Gebiete Dorneck, Thierstein und Leimental (Kt. SO) und das untere und obere Fricktal (Kt. AG)
Web: www.pnw.ch
Facebook: www.facebook.com/PNW-189316917815929

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