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Dossier: Ausbildung

Höhere Berufsbildung: Springreiten von A bis Z

19 Januar 2024 16:15

Wer Spezialistin oder Spezialist der Pferdebranche mit eidgenössischem Fachausweis werden möchte, wird im Verlauf des einjährigen Lehrgangs diverse interessante Module in Theorie und Praxis besuchen. Eines davon ist das Modul Reittechnik Springreiten im Lehrgang der Fachrichtung Klassisches Reiten. Ein Modul für Liebhaber des «Fliegens» zu Pferd. 

Gastbeitrag des Bildungszentrums Inforama 

Wer das Gefühl beim Springen kennt, dachte bestimmt auch schon: «Nur Fliegen ist schöner». Die Teilnehmenden des Lehrgangs zur Spezialistin oder zum Spezialisten der Pferdebranche mit Schwerpunkt Klassisches Reiten lernen im Modul Reittechnik Springreiten das Springen – in Theorie und Praxis. Und auch interessierte Fachleute, die sich eigens für dieses Modul interessieren, können dieses besuchen. Das Modul startet jeweils mit einer Inventur. Das bedeutet, die Teilnehmer reiten jeweils mit ihrem Pferd einen Springparcours der Höhe 110cm, was als Standortbeurteilung dient.  

Kein Crack, aber vielseitig veranlagt 

Das Pferd muss mindestens sechs Jahre alt sein und sollte zu Beginn des Moduls einen Springparcours von 110cm springen können. Das Ziel ist, dass das Paar am Ende des Moduls einen Parcours von 115cm mit technischen Anforderungen springen kann. Es muss jedoch kein reines Springpferd sein. «Was die Experten sehen wollen und was wichtig ist, ist die Entwicklung des Reiter-Pferd-Paares über das Lehrgangsjahr hinweg. Dies setzt voraus, dass man grundsätzlich das ganze Modul mit dem gleichen Pferd absolviert», erklärt Patrick Rüegg, Dozent und Koordinator der Höheren Berufsbildung Pferde.

Die Lehrgangsteilnehmenden profitieren mit ihren Pferden in den zahlreichen praktischen Modulen und erweitern ihr Wissen und Können. | © Saskia Hadorn Die Lehrgangsteilnehmenden profitieren mit ihren Pferden in den zahlreichen praktischen Modulen und erweitern ihr Wissen und Können. | © Saskia Hadorn

Vertieftes praxisorientiertes Wissen

Theorie wird erst etwa ab Mitte Lehrgang, vorwiegend in den Wintermonaten unterrichtet, und zwar an vier Halbtagen à je fünf Lektionen im Inforama in Zollikofen. Den Teilnehmenden werden unter anderem folgende Inhalte vermittelt: dressurmässige Arbeit auf dem Flachen, Cavaletti- und Bodenrick-Arbeit, Grundgangarten analysieren und weiterentwickeln, Sprungablauf vom Springpferd analysieren und verbessern sowie Parcoursanalyse, Verbessern der Springtechnik, Hilfengebung des Reiters, Ausbildung des Springpferdes und Heranführen an spezifische Hindernisse, Korrektur bei Springproblemen, Ursachensuche und Lösungsansätze bei Herausforderungen im Springparcours, Planung von Gymnastikarbeiten, Parcoursbau. Für Patrick Rüegg sind dies sehr spannende und praxisorientierte theoretische Lerninhalte. «Sie dienen dazu, dass die Berufsleute mit einer höheren Berufsbildung sich ein weitaus tieferes theoretisches Wissen über das Springreiten aneignen können. Ich denke, das ist wirklich ein grosser Mehrwert.»

Die Module des ganzen Lehrgangs können bei Interesse auf Anfrage auch einzeln besucht und absolviert werden. | © Saskia Hadorn Die Module des ganzen Lehrgangs können bei Interesse auf Anfrage auch einzeln besucht und absolviert werden. | © Saskia Hadorn

Kontinuierliches Praxistraining

Der praktische Unterricht findet etwa vier Mal alle zwei Monate statt. Die Lehrgangsteilnehmer fahren dazu meistens auf den Betrieb von Stefan Meierhans nach Uster, wo er individuell mit den Pferd-Reiter-Paaren arbeitet. Die Idee dahinter ist, dass sie jeweils an diesen Praxistagen neue Inputs erhalten sowie mit dem Trainer daheim Gelerntes und Erarbeitetes überprüfen. So können die Teilnehmer immer auch von einer zweiten Meinung profitieren. Zu Beginn des Moduls werden die positiven Punkte und die Herausforderungen vom Reiter-Pferd-Paar analysiert. Die Idee dahinter ist, dass sie jeweils an diesen Praxistagen neue Inputs erhalten, welche sie im Anschluss in den Trainingseinheiten zu Hause mit dem Heimtrainer weiter entwickeln. Am zweiten Praxistag, meist bereits im Winter, geht es um Gymnastikarbeit, und wie sie auf die Bedürfnisse, Stärken und Schwächen des Pferdes angepasst wird. 

Gymnastik, Caprilli-Test und Parcoursreiten

In der dritten praktischen Trainingseinheit gibt es einen kleinen Trainingsparcours, bei dem das Training ebenfalls erneut individuell auf die Bedürfnisse des Pferd-Reiter-Paars abgestimmt wird. In der Praxiseinheit, bei der das Anlernen spezifischer Sprünge wie zum Beispiel der grosse Wassergraben angeschaut wird, wird in kleinen Gruppen gearbeitet. An diesem Tag absolvieren die Teilnehmenden auch den Caprilli-Test. Dieser beinhaltet unter anderem eine Dressuraufgabe geritten im Springsattel mit Gehorsamsübungen, Gymnastikelementen für den Reiter – zum Beispiel eine kleine Gymnastiklinie ohne Steigbügel springen – sowie für das Pferd. Der Caprilli-Test ist auch Bestandteil der Modulabschlussprüfung. Der letzte Praxisteil dient mit einem technisch anspruchsvollen 115cm-Parcours als Hauptprobe und als letzte Vorbereitung mit individuellen Inputs auf die Modulabschlussprüfung. 

Zu guter Letzt geht es an die Modulabschlussprüfung. Diese besteht aus einer einstündigen Theorieprüfung, die mit 30 Prozent gewichtet wird und einer dreiteiligen Praxisprüfung, die gemeinsam 70 Prozent der Schlussnote ausmachen. Bestanden hat, wer in den praktischen Prüfungen sowie im Gesamtschnitt eine 4.0 erreicht. 

Nicole Basieux 

© Saskia Hadorn © Saskia Hadorn

Interview mit Michael Zürcher:  
«Ich finde es wichtig, sich weiterzubilden.» 


Der gelernte Bereiter Michael Zürcher hat den ersten Lehrgang zum Spezialisten der Pferdebranche in der Fachrichtung Klassisches Reiten vor rund zehn Jahren besucht. 
Warum hast du dich für diesen Lehrgang entschieden? 
Ich hatte zuerst die Bereiterlehre gemacht und mich dann für diese Weiterbildung zum Spezialisten entschieden. Mich hat vor allem der Mix von Theorie und praktischen Modulen sehr motiviert, diesen Lehrgang in Angriff zu nehmen. 
Was gefiel dir besonders? 
Zum einen die Mischung von Theorie und Praxis. Zum anderen hatten wir in den Modulen viele verschiedene Dozenten und Lehrpersonen. Davon konnte ich sehr profitieren und vieles auf den weiteren Weg mitnehmen. Mir hat die ganze Weiterbildung sehr gut gefallen.  
Was ist dir von dem Lehrgang am meisten geblieben? 
Eigentlich, dass die Basis der Klassischen Reitlehre das Wichtigste ist. In so einem Lehrgang wird man immer wieder daran erinnert und lernt auch, die wichtigen Eckpunkte der Klassischen Ausbildung im Alltag zu verstehen und anzuwenden, und immer wieder zurück zur Basis zu kommen. 
Wo siehst du die Herausforderungen dieses Lehrgangs? 
Für mich war das Stressigste am Lehrgang, mich zu organisieren. Wenn man bereits einen Betrieb hat und sich dann drei Tage im Monat für den Lehrgang freischaufeln muss, dann ist das nicht immer ganz einfach – aber durchaus machbar. 
Was möchtest du künftigen Lehrgangssteilnehmenden mitgeben? 
Sie sollten sich unbedingt des Aufwands bewusst sein, denn sie müssen in allen klassischen Disziplinen ein gewisses Niveau haben bzw. erreichen. Es ist eine fundierte Ausbildung von Pferd und Reiter. Ich finde es wichtig, sich persönlich weiterzubilden, und sehe den Lehrgang als logischen Schritt nach der Bereiterlehre.  
Auch kann ich diesen Lehrgang aktiven Sportreitern sehr empfehlen. Man eignet sich vertieftes theoretisches und praktisches Wissen für die Ausbildung der Pferde an. Das ist nötig, um Pferde im Sport weiterzubringen und nur wenn das Pferdewohl im Mittelpunkt steht, gibt es eine Zukunft für den Sport – und dazu gehört in meinen Augen eine gute Aus- und kontinuierliche Weiterbildung. 

Der gelernte Bereiter Michael Zürcher | © Saskia Hadorn Der gelernte Bereiter Michael Zürcher | © Saskia Hadorn

Weitere Informationen: 

Hybrid-Informationsveranstaltung Berufsprüfungslehrgang Spezialist/in der Pferdebranche mit Eidgenössischem Fachausweis am Donnerstag, 14. März 2024 um 19.30 Uhr.  

Weitere Auskünfte und Anmeldung bis 11. März an Patrick Rüegg:
+41 (0)79 300 32 00; patrick.rueegg@be.ch 

› Weitere Infos

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