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Dossier: Ausbildung

«Ich würde die Weiterbildung wieder machen!»

08 Mai 2023 11:01

In der Pferdebranche gibt es heute diverse Berufe und mittlerweile auch sehr gute berufliche Weiterbildungen. Eine davon ist die höhere Berufsbildung zur Spezialistin oder zum Spezialisten der Pferdebranche. Drei Personen, die diese bereichernde Weiterbildung absolviert haben, plaudern aus dem Nähkästchen. 

Gastbeitrag der Organisation der Arbeit (OdA) Pferdeberufe und Inforama

© Nora Jeker Werden Sie Spezialist:in der Pferdebranche – aus Liebe zum Pferd. | © Nora Jeker

«Bulletin»: Warum hast du dich entschieden, die höhere Berufsbildung zur Spezialistin oder zum Spezialisten der Pferdebranche zu machen? 

Denise Riggenbach (DR): Nach fünf Jahren Berufserfahrung in der Pferdebranche wollte ich etwas Offizielles in der Hand haben, das mich als Fachperson auszeichnet. Ich hatte schon viel Erfahrung in der Pferdehaltung, und trotzdem sprach mich der Lehrgang an, weil noch viele andere Themen bearbeitet werden, wie zum Beispiel das Unterrichten, Marketing und Kommunikation, Buchhaltung und auch die operative Leitung eines Pferdebetriebes.  

Thomas Järmann (TJ): Aus eigenem Interesse zur Weiterbildung. Mich interessierten vor allem die Themen Führung eines Betriebes sowie die Ausbildung von Lernenden. 

Leonhard Risch (LR): Das Nationalgestüt Avenches, mein Arbeitgeber, hatte mich auf die Weiterbildung aufmerksam gemacht. Bei mir hat dies grosses Interesse geweckt. Ich wollte meine Komfortzone wieder einmal verlassen, mein bisheriges Wissen einbringen und mir gleichzeitig Neues aneignen. 

Für welche Fachrichtung hast du dich entschieden und weshalb? 

DR: Ich habe mich für die Fachrichtung «Betreuung & Dienstleistung» entschieden, weil hier der Schwerpunkt auf das Führen eines Unternehmens gelegt wird. Auch stehen die Bereiche Pferdehaltung, Marketing und das Unterrichten von Kindern und ambitionierten Freizeit- bis Sportreitern im Vordergrund. Für die Fachrichtung «Klassisches Reiten» hätten mir die Pferde gefehlt, um den Anforderungen gerecht zu werden. 

TJ: Das «Klassische Reiten» begleitet mich seit ich mit etwa zwölf Jahren intensiv mit dem Reiten begonnen habe. Natürlich hat mich in erster Linie das Springen fasziniert. Es gibt sicher viele verschiedene Methoden, Pferde auszubilden. Und trotzdem denke ich, dass wohl die meisten Methoden irgendwo auf die Klassische Reitweise zurückkommen, bzw. auf dieser aufgebaut sind. 

LR: Man konnte zu meiner Zeit bei der Weiterbildung zum Spezialisten der Pferdebranche eine der fünf folgenden Fachrichtungen wählen: «Klassisches Reiten», «Betreuung & Dienstleistung», «Gespannfahren», «Western/Gangpferde» sowie «Pferderennsport». Ich habe mich für die Fachrichtung «Gespannfahren» entschieden, da es mein gewohntes Metier ist, ich langjährige Erfahrung mitbringe und ich eine neue Herausforderung in dieser Disziplin gesucht habe. Zudem waren wir der erste Jahrgang der Fachrichtung «Gespannfahren», was ein zusätzlicher Anreiz für mich war.  

© Nora Jeker © Nora Jeker

Was hat dich am meisten weitergebracht in der Weiterbildung? 

DR: Für mich war eine der grossen Herausforderungen, gewisse Themen selbständig zu erarbeiten und sich diese anzueignen. Natürlich wurden wir von unseren Lehrpersonen auch unterstützt, jedoch kamen wir nicht um ein intensives Selbststudium herum. Im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass das wertvoller ist, als wenn man immer alles auf dem Silbertablett serviert bekommt. Vor allem die Fächer Buchhaltung und das Unterrichten hatten es aus meiner Sicht in sich. 

TJ: Die Module waren eigentlich alle sehr interessant und lehrreich. Für mich waren jedoch vor allem die praktischen Teile in Dressur, Concours Complet, Jungpferdeausbildung sowie Springen sehr von Nutzen. Doch habe ich auch im theoretischen Teil sehr viel gelernt, vermehrt in den Schwerpunkten Mitarbeiterführung, Marketing, Methodik und Didaktik sowie Betriebsführung. Durch die Weiterbildung habe ich viele neue Inputs und Erkenntnisse gewonnen. 

LR: Einerseits konnte ich mir viele Kompetenzen neben dem Pferd in diversen Theoriebereichen aneignen, welche ich in meiner bisherigen Tätigkeit oder in meiner Berufslehre noch nicht erfahren hatte. Andererseits habe ich von der Erweiterung meines Netzwerkes sehr profitiert. Es hat mir viele frische Erkenntnisse und Einblicke gewährt und auch neue Türen geöffnet, obwohl ich schon lange in der Pferdebranche arbeitete.  

Was hat dir gut gefallen in der Weiterbildung? 

DR: Der Austausch unter uns Fachpersonen war sehr interessant. In meiner Parallelklasse waren die Gangpferdefachpersonen. Dieser «Röstigraben» zwischen den Reitweisen stellte sich als sehr bereichernd und auch überquerbar heraus. Wir konnten viel gegenseitig voneinander lernen. Auch die trockenen und eher theorielastigen Fächer hatten ihre Berechtigung und waren, wenn man mal drin war, sehr spannend. Im Fach «Unterrichten» hatten wir ein bisschen mit der Ausarbeitung der Lektionenpläne zu kämpfen – aber auch das will gelernt sein. 

TJ: Ich fand alle Module sehr lehrreich. Und ich konnte in allen Bereichen immer etwas lernen. 

LR: Ich unterrichte sehr gerne und habe daher grossen Gefallen am Lektionenunterricht gefunden. Zudem mochte ich alle Themenbereiche, in denen sich Theorie und Praxis vereinen liessen.  

Mit welchen Herausforderungen sahst du dich konfrontiert? 

DR: Zu Beginn machte mir vor allem die ganze Organisation etwas zu schaffen. Es war zum Teil eine Herausforderung, sich für die drei Tage Schule am Stück pro Monat zu organisieren: mit den Pferden in Bern, Unterricht in Zollikofen, Avenches oder Bern, und zum Teil dann noch Prüfungen nach einem ganzen Tag Schule. Doch auch das hat mit der Zeit ganz gut geklappt. 

LR: Sicherlich waren die Schulfächer, welche ich bereits in meiner Berufslehre absolviert hatte, auf den ersten Blick etwas weniger spannend. Und trotzdem konnte ich immer etwas mitnehmen. Mir liegen die praktischen Fächer besser als die eher theoretischen. Was aber nicht heisst, dass der Inhalt nicht spannend gewesen wäre, sondern eher mit meinem Naturell zu tun hat. Ich mag es eben lieber praktisch und aktiv. 

© Nora Jeker © Nora Jeker

Wem würdest du diese Weiterbildung empfehlen? 

DR: Allen Berufsleuten, die sich noch vertiefter in die Thematik unseres Berufes hineinleben möchten. Auch nach Abschluss zur Spezialistin gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten und Kurse. Der Austausch mit Gleichgesinnten ist ein erheblicher Mehrwert. Ziel ist es doch, dass unsere Branche nicht zum Stillstand kommt und alle am gleichen Strang ziehen. 

TJ: Allen, die sich persönlich weiterbilden wollen sowie die Möglichkeit haben, Lernende auszubilden oder einen Betrieb zu führen. 

LR: Allen Personen, welche sich in der Pferdebranche in verschiedenen Disziplinen weiterentwickeln möchten. Es gibt mit dieser Ausbildung Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten in unserem Beruf, es sollten daher möglichst viele davon profitieren.  

Würdest du die Weiterbildung zur Spezialistin oder zum Spezialisten der Pferdebranche wieder machen? 

DR: Ja, auf jeden Fall. Sicher kann man jede Weiterbildung immer noch verbessern, aber es geht hier um einen Fachausweis der höheren Berufsbildung. Da darf von den Teilnehmenden auch etwas gefordert und verlangt werden. Die Erfahrung und die neuen Inputs, die man mitnehmen konnte, haben meinen Arbeitsalltag bereichert und mir auch Sicherheit gegeben. Wie sich der Lehrgang verändert und verbessert hat, freut mich auch. Das macht den Lehrgang für Berufsleute noch attraktiver. 

TJ: Ja, ich würde sie immer wieder machen. Wir waren auch eine super Klasse. 

Das Niveau unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern war relativ hoch, die meisten hatten bereits Prüfungen im Pferdesport auf Stufe M absolviert. Das motivierte alle, sich stetig zu verbessern und dazuzulernen, was richtig Spass gemacht hat. 

LR: Für mich war es bestimmt von Vorteil, dass ich nicht so ganz genau wusste, was auf mich zukommt. Die Ausbildung war ziemlich zeitintensiv, und ich bin eher derjenige, der anpackt, als der Schulbankdrücker. Doch es fand sehr viel Wissenstransfer statt, und ich bin unheimlich froh, dass ich die Weiterbildung gemacht habe.  

Nicole Basieux 

Nächster Lehrgang startet im August 

Wer sich für die Weiterbildung zur Spezialistin der Pferdebranche interessiert, muss nicht mehr lange warten. Im August 2023 startet der nächste Lehrgang. Geplant sind die Fachrichtungen «Betreuung & Dienstleistungen» und «Klassisches Reiten». Bei genügend Interessierten auch die Fachrichtung «Gangpferdereiten». Die Fachrichtung «Westernreiten» wird im Sommer 2025 angeboten.  

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