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Michel Sorg: «Nur gemeinsam als Team können wir unsere ehrgeizigen Ziele erreichen!»

22 August 2023 11:30

Am 1. Mai 2023 trat Michel Sorg voller Tatendrang sein Amt als Geschäftsführer des Schweizerischen Verbands für Pferdesport (SVPS) an. Parallel dazu übt er sein Mandat als Equipenchef der Schweizer Springreiter mit Herzblut und Hingabe aus. Das «Bulletin» sprach mit dem unermüdlichen Genfer über seine Leidenschaft für den Pferdesport und die Zukunft des SVPS.

Michel Sorg ist der Fahnenträger der Schweizer Springreiterequipe und des Schweizerischen Verbands für Pferdesport. | © Tiffany van Halle Michel Sorg ist der Fahnenträger der Schweizer Springreiterequipe und des Schweizerischen Verbands für Pferdesport. | © Tiffany van Halle

«Bulletin»: Michel Sorg, welche Bilanz ziehst du aus den ersten Monaten als Geschäftsführer des SVPS?

Michel Sorg: Es war mir wichtig, dass ich meine Arbeit als Geschäftsführer des SVPS so rasch als möglich aufnehmen konnte, auch wenn ich parallel dazu noch voll als Equipenchef engagiert bin. In beiden Ämtern sind die Aufgaben derzeit gross, aber genau diese Herausforderungen treiben mich an. Ich habe immer nach einer Möglichkeit gesucht, mich noch stärker für den Pferdesport in der Schweiz zu engagieren - und mit dieser neuen Aufgabe beim SVPS habe ich eine wunderbare Chance erhalten, dies zu tun. Es ist mir wichtig, als Geschäftsführer nahe am Sport, nahe an der Pferdebranche mit all ihren Akteurinnen und Akteuren zu agieren.

Ich habe die ersten Wochen, die ich im Teilzeitpensum als Geschäftsführer tätig war, dafür genutzt, den Verband, seine Strukturen und das Team auf der Geschäftsstelle noch besser kennenzulernen. Es hat mich unheimlich gefreut, mit den rund zwanzig Mitarbeitenden persönliche Gespräche zu führen, um ihren Berufsalltag, aber auch ihre Potenziale und Perspektiven zu eruieren. Es ist fantastisch, mit so motivierten und kompetenten Menschen zu arbeiten und diese weiter zu fördern. Sie alle haben eine grosse Leidenschaft für das Pferd. Mit Evelyne Niklaus als Sportmanagerin und Bruno Invernizzi als Verantwortlichen für die Ausbildung und den Breitensport arbeiten wir als Trio in der Geschäftsleitung Hand in Hand. Auch der Austausch mit dem Vorstand, in erster Linie mit dem Präsidenten Damian Müller, ist sehr eng. Er fordert mich gezielt und hat hohe Erwartungen, damit wir uns als Kompetenzzentrum positionieren und den Sport konsequent weiterentwickeln. Es ist motivierend und inspirierend zugleich, da wir als Team zusammenarbeiten! Ich bin ein absoluter Teamplayer und mein Motto «one team, one spirit, one goal» wird im SVPS täglich gelebt. Es ist allen bewusst: Nur gemeinsam als Team können wir unsere ehrgeizigen Ziele erreichen!

Welche ehrgeizigen Ziele sind das?

Die Zielsetzung wurde in der Strategie «SVPS 2030» vom Vorstand definiert. Eines der Hauptziele ist die Positionierung des SVPS als Kompetenzzentrum für die gesamte Pferdebranche. Das geschieht nicht von heute auf morgen. Wir setzen Prioritäten und Etappenziele, die wir Schritt für Schritt erreichen. Es geht darum, den Pferdesport weiterzuentwickeln und unseren Verband als Dienstleistungspartner zu positionieren. Wir müssen in der Gesellschaft Vertrauen gegenüber uns als Institution schaffen und den Pferdesport zu den Menschen bringen, statt zu warten, dass die Menschen zu uns kommen. Der Pferdesport ist eine Lebensschule. Diese Botschaft müssen wir noch mehr nach aussen tragen.

Auch im Bereich der Organisation bleibt die Strategie «SVPS 2030» nicht graue Theorie. Mit der Umwandlung der Leitungsteams zu technischen Komitees erreichen wir im Herbst bereits ein wichtiges Etappenziel, um unsere Strukturen noch effizienter zu machen und Synergien besser zu nutzen.

Mit unseren neun Disziplinen und unseren zahlreichen Ausbildungsangeboten sind wir heute schon sehr breit aufgestellt. Auf dieser soliden Grundlage laufen derzeit intensive Gespräche, um weitere Disziplinen, Branchenakteure und Fachverbände dem SVPS stärker anzunähern. Wir wollen noch mehr die gesamte Pferdefamilie zusammenbringen und die Synergien nützen, damit wir gegenseitig voneinander profitieren können.

Unser Hauptpartner Longines unterstützt unsere strategische Ausrichtung. Es ist grossartig, ein solch visionäres und gleichzeitig traditionelles Schweizer Unternehmen an unserer Seite zu wissen. Longines macht viele unserer Visionen tatsächlich greifbar.

Mehr als nur ein eingespieltes Team: Michel Sorg (rechts) mit dem Coach der Elite-Springreiter Thomas Fuchs | © Tiffany van Halle Mehr als nur ein eingespieltes Team: Michel Sorg (rechts) mit dem Coach der Elite-Springreiter Thomas Fuchs | © Tiffany van Halle

Du sagst, der Pferdesport ist eine Lebensschule. Wie kann man diese Botschaft noch stärker verbreiten?

Wir sind der Dachverband für alle Pferdefreunde, ob Breitensport oder Leistungssport, ob mit Turnierambitionen oder als Freizeitbeschäftigung, ob jung oder alt, ob Frau oder Mann. Der Pferdesport ist eine Lebensschule, die nebst der gesunden Bewegung an der frischen Luft auch das Verantwortungsbewusstsein und die Selbstsicherheit gerade auch von Kindern fördert. Das müssen wir den Eltern vermitteln, die auf der Suche nach einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung für ihre Kinder sind. Pferde sind eine riesige Bereicherung im Leben, wenn sie einmal unseren Weg gekreuzt haben! Die Kinder in den Reitschulen und Ponyclubs sind die Zukunft unserer Gesellschaft - und nicht zuletzt entdecken wir hier dann auch das eine oder andere Talent, vielleicht sogar den nächsten Star der Pferdesport-Elite.

Wir haben das Glück, in der Schweiz in allen Disziplinen hervorragende Botschafter zu haben, die die Werte unseres Verbands und unseres Sports leben und nach aussen tragen. Ihre Begeisterung und ihr Engagement sind echt und vor allem ansteckend.

Es gibt auch kritische Stimmen in der Gesellschaft. Wie geht man damit um?

Wenn der Pferdesport in die Kritik gerät, dann im Zusammenhang mit dem Pferdewohl. Diese Kritik nehmen wir ernst und verbessern uns, wo möglich, und klären auf, wo nötig. Statt defensiv zu reagieren, ist es uns ein Anliegen, aufzuzeigen, wie viel wir für unsere Pferde und ihr Wohlergehen tun. Das Pferd vereint uns alle: Ja, wir lieben den Sport - aber vor allem lieben wir das Pferd! Deshalb muss sein Wohlergehen an erster Stelle stehen.

Auf der anderen Seite werden jene, die die Grenzen überschreiten, sanktioniert. Das ist eine kleine Minderheit, wie es sie in allen Lebensbereichen gibt. Dennoch ist jeder Fall einer zu viel. Deswegen haben wir nebst unserem strengen Tierschutzgesetz auch ganz klare Sportreglemente, die das Pferdewohl im Fokus haben. Wir pflegen auch einen regelmässigen Austausch mit dem Schweizer Tierschutz.

Wir sind überzeugt, dass der sorgsame Umgang mit dem Pferd aus einer inneren Überzeugung kommen muss und nicht nur von aussen über Gesetze und Reglemente diktiert werden kann. Deshalb müssen schon die Jüngsten im Basissport im Sinne unserer ethischen Grundsätze ausgebildet und gefördert werden. Das ist unter anderem ein wichtiger Pfeiler der künftigen «Academy» des SVPS für den Pferdesportnachwuchs.

Ein Visionär und Macher an der Spitze des SVPS: Michel Sorg blickt zuversichtlich in die Zukunft. | © Tiffany van Halle Ein Visionär und Macher an der Spitze des SVPS: Michel Sorg blickt zuversichtlich in die Zukunft. | © Tiffany van Halle

Wo steht denn das Projekt der «Academy» derzeit?

Das Projekt ist schon weit fortgeschritten. Zusammen mit der Vertreterin und den Vertretern der drei Disziplinen - Conny Notz für das Springen, Oliver Oelrich für die Dressur und Dominik Burger für den Concours Complet - haben wir ein innovatives Konzept entwickelt, das junge Talente vom Basissport bis zur Elite begleiten wird. Ich habe Gespräche geführt mit den Leitungsteams, den Equipenchefs und Coaches des SVPS, aber auch mit den Verantwortlichen im Tennis und im Fussball, um Inspiration für unsere «Academy» zu finden. Unser Förderprogramm ist aber natürlich auf den Pferdesport massgeschneidert. Das alles ist nur möglich dank dem grossen Rückhalt in den Disziplinen und der grosszügigen Unterstützung der Familie Straumann mit ihrem visionären und zukunftsgerichteten Engagement für den Pferdesport. Es ist ein riesiges Glück für den Schweizer Pferdesport, auf eine so wertvolle Unterstützung für den Nachwuchs zählen zu können.

Es geht in der «Academy» nicht darum, die jungen Talente auf Höchstleistung zu trimmen. Im Vordergrund steht auch die persönliche Entwicklung der Jugendlichen und die Ethik im Umgang mit dem Pferd. Wir wollen ihnen das Werkzeug mit auf den Weg geben, um nicht nur Reiterinnen und Sportler, sondern auch Pferdemenschen und Manager ihrer Karriere zu werden.

Ich bin ja auch noch voll als Equipenchef der Springreiter-Elite unterwegs und wurde auf den internationalen Turnierplätzen schon von bedeutenden Leuten aus aller Welt auf die «Academy» angesprochen. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und den Nerv der Zeit getroffen haben.

Mittendrin statt nur dabei: Michel Sorg engagiert sich seit vielen Jahren in verschiedenen Positionen für den Schweizer Pferdesport. Auch als Geschäftsführer des SVPS wird er nahe an der Praxis bleiben. | © Tiffany van Halle Mittendrin statt nur dabei: Michel Sorg engagiert sich seit vielen Jahren in verschiedenen Positionen für den Schweizer Pferdesport. Auch als Geschäftsführer des SVPS wird er nahe an der Praxis bleiben. | © Tiffany van Halle

Du sprichst es an: Du bist auch noch voll im Einsatz als Equipenchef der Springreiter-Elite. Warum diese Doppelbelastung?

Die laufende Saison ist für den Schweizer Springsport extrem wichtig, da die Qualifikation für die Olympischen Spiele von Paris 2024 ansteht. Wir wollen nach Paris! Deshalb war es mir und dem Vorstand wichtig, bis Ende der Saison für Kontinuität und reibungslose Abläufe zu sorgen. Als Equipenchef mache ich keine Abstriche - das hat im Moment absolute Priorität. An der Europameisterschaft in Mailand Anfang September haben wir die vorletzte Chance, ein Olympia-Ticket zu ergattern. Ich bin zuversichtlich: Wir haben hervorragende Reiter und Pferde in unserem breit aufgestellten Kader. Die Nationenpreise sind hierfür ein wichtiger Gradmesser. Die Siege in den Nationenpreisen am CSIO St. Gallen, am CHIO Aachen, am CSIO Falsterbo und am CSIO Dublin waren unvergessliche Höhepunkte dieser Saison. Es sind die Siege des gesamten «Swiss Team» - der Pferde, der Reiter, der Grooms, der Besitzerinnen und Besitzer, des Staff und all derer, die sich in unserem Sport engagieren. Natürlich braucht es an jedem Championat auch immer ein Quäntchen Glück für den Erfolg. Aber wenn Pferde und Reiter fit und gesund bleiben, werden wir mit einer starken Mannschaft nach Italien reisen können und freuen uns auf grosse Unterstützung durch die «Swiss Team»-Fans vor Ort und zu Hause.

Ist deine Nachfolge als Equipenchef schon geregelt?

Wir nehmen uns die nötige Zeit, damit wir eine stabile Lösung finden. Wir haben einige Ideen, und es fanden auch schon Gespräche mit potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten statt. Der Springsport ist ein wichtiges Aushängeschild des SVPS und die publikumsstärkste Pferdesportdisziplin in der Schweiz. Das ist für das Image des Pferdesports im Allgemeinen in der breiten Öffentlichkeit von grosser Bedeutung. Deshalb muss meine Nachfolge als Equipenchef sorgfältig geplant und aufgegleist werden. Das Team soll unter optimalen Bedingungen in die neue Saison starten und den Fokus auf die Olympia-Vorbereitung legen.

Selbstverständlich stehe ich meiner Nachfolgerin bzw. meinem Nachfolger auch jederzeit mit Rat und Tat zur Seite, um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten.

Es war eine tolle und unvergessliche Zeit für mich als Equipenchef. Ich habe so viele engagierte Menschen kennen und schätzen gelernt. Das sind Freundschaften fürs Leben. Aber ich freue mich riesig darauf, ab Oktober voll und ganz als Geschäftsführer des SVPS zu arbeiten. Wir haben so viele ambitionierte Projekte in der Pipeline und noch viel mehr Ideen im Hinterkopf, um den Verband und den Pferdesport in der Schweiz weiterzuentwickeln. Es bleibt spannend!

Das Gespräch führte
Cornelia Heimgartner

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