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Reitunterricht in der Pferdebranche

15 Februar 2024 08:45

Du bringst anderen gerne etwas bei? Du interessierst dich für Didaktik, Methodik und zielführende Kommunikation? Du brennst für deine Schützlinge – Reiter wie Pferde? Dann ist das Modul «Unterrichten» etwas für dich. Es ist eines der zahlreichen Module des einjährigen Lehrgangs zur Spezialistin oder zum Spezialisten der Pferdebranche mit eidgenössischem Fachausweis.

Gastbeitrag des Bildungszentrums Inforama 

Je nach Ausrichtung des Betriebs, für den die zukünftigen Pferdespezialisten arbeiten werden, ist das Unterrichten eine der Hauptaufgaben. Die Teilnehmenden des Lehrgangs zur Spezialistin oder zum Spezialisten der Pferdebranche mit Schwerpunkt Klassisches Reiten lernen im Modul Unterrichten, wie sie am besten Einzel- und Gruppenunterricht erteilen – in Theorie und Praxis. Sie werden sich gegenseitig unterrichten, beobachten, Feedback geben und erhalten, neue Inputs abholen, Didaktisches und Methodisches lernen sowie diese neuen Komponenten gleich in der Praxis einsetzen und schauen, wie das beim Reitschüler ankommt. Interessierte Fachleute, die sich speziell für dieses Modul interessieren, können dieses auf Anfrage besuchen. Sie sind nicht gezwungen, den ganzen Lehrgang zur Spezialistin oder zum Spezialisten der Pferdebranche zu absolvieren.

Die Lehrgangsteilnehmenden unterrichten sich gegenseitig und können sich so in Theorie und Praxis weiterentwickeln. | © Desirée Kolb Die Lehrgangsteilnehmenden unterrichten sich gegenseitig und können sich so in Theorie und Praxis weiterentwickeln. | © Desirée Kolb

Bevor die Modulteilnehmenden unterrichten können, werden sie selbst einmal die Schulbank drücken. Sie lernen erst theoretisch und dann auch praktisch didaktische Kompetenzen, die beim Unterrichten wertvoll sind. Ein wichtiges Thema ist die didaktische Sprachführung, ein weiteres die Methodenkompetenz. Hierbei lernen die angehenden Reitlehrerinnen und Reitlehrer, mit welchen Methoden man überhaupt Reitunterricht geben kann. Früher beispielsweise war im traditionellen Reitunterricht vor allem die anweisungsorientierte Methode weitverbreitet. An fünf halben Tagen wird Theorie vermittelt, wobei auch das Planen der Lektionen einen wichtigen Stellenwert einnimmt.

Übung macht den Meister

Theorie ist schön und gut, doch dann geht es ans Anwenden in der Praxis. An weiteren fünf bis sechs Halbtagen heisst es für die Modulbesucher: unterrichten, unterrichten, unterrichten. Vorwiegend unterrichten sie sich gegenseitig, jedoch auch hin und wieder Probanden, also Reitschülerinnen und -schüler, die sie davor nicht kannten. In der praktischen Modulabschlussprüfung werden die Kompetenzen im Gruppen- wie auch im Einzelunterricht in den Disziplinen Dressur und Springen bewertet. Beim Einzelunterricht wird den Prüflingen im Vorfeld ein Thema zugelost, zu welchem sie dann eine Lektion vorbereiten und mit einem weiteren Teilnehmer als Schüler durchführen müssen. Die Prüfungsexperten bewerten diesen Unterricht.

Im Modul «Unterrichten» profitieren die Teilnehmenden vom intensiven Austausch untereinander wie auch mit zahlreichen Spezialisten. | © OdA Pferdeberufe/Saskia Hadorn Im Modul «Unterrichten» profitieren die Teilnehmenden vom intensiven Austausch untereinander wie auch mit zahlreichen Spezialisten. | © OdA Pferdeberufe/Saskia Hadorn

Selbstreflexion im Fokus

Die Prüfung zum Gruppenunterricht läuft ein bisschen anders ab, denn die Modulteilnehmenden müssen hier ein Video eines Gruppenunterrichts aufzeichnen und abgeben. Dieses wird dann von den Experten bewertet. «Wir haben mit dieser Art von Prüfung, also einer Videoaufzeichnung eines Gruppenunterrichts, sehr gute Erfahrungen gemacht», erklärt Patrick Rüegg, Dozent und Koordinator der Höheren Berufsbildung Pferde. «Und zwar generieren die Modulabsolventinnen und -­absolventen so einen enorm grossen Lernzuwachs. In den meisten Fällen werden sie die Unterrichtssequenz mehrmals vorbereiten und auch aufzeichnen sowie anschliessend analysieren.» Die meisten seien dabei sehr selbstkritisch und streng mit sich selbst. «Und gerade diese Selbstreflexion scheint in der Pferdebranche noch nicht wirklich weit verbreitet zu sein», ergänzt Rüegg. Für Lehrpersonen an Schulen hingegen ist das sogenannte Hospitieren längst bekannt und wird auch regelmässig durchgeführt. «Ich denke, das ist im Modul ‹Unterrichten› definitiv ein Mehrwert, den auch die Leute haben, die nur dieses eine Modul besuchen», so der Koordinator der Höheren Berufsbildung Pferde.

Verschiedene Unterrichtsmethoden werden in die Reitlektion eingebaut. | © Desirée Kolb Verschiedene Unterrichtsmethoden werden in die Reitlektion eingebaut. | © Desirée Kolb

Die komplette Modulabschlussprüfung besteht beim Modul Unterrichten aus einer einstündigen Theorieprüfung, die mit 30% gewichtet wird, und einer zweiteiligen Praxisprüfung, wobei die Prüfung des Einzelunterrichts 40% und das Video des Gruppenunterrichts 30% zählen. Bestanden hat, wer in den praktischen Prüfungen sowie im Gesamtschnitt eine Note von 4.0 erreicht.

Nicole Basieux

Interview mit Alexandra Häfeli:
«Ich profitierte von Beginn weg für meinen Unterricht.»


Alexandra Häfeli ist Spezialistin der Pferdebranche mit eidgenössischem Fachausweis. Davor absolvierte sie bereits das eidgenössische Fähigkeitszeugnis (EFZ) zur Pferdefachfrau in der Fachrichtung Klassisches Reiten, den J+S-Leiterkurs sowie eine kaufmännische Ausbildung.

Was nimmst du aus dem Modul «Unterrichten» mit?
Das Modul «Unterrichten» war sehr komplex und vielseitig. Grob zusammengefasst beinhaltete das Modul die physiologischen Grundsätze und die psychologischen Aspekte des Reitens. Wir lernten unterschiedliche Methoden zur Schulung kennen und setzten uns mit dem Aufbau von Lektionen auseinander. Für mich war es ein sehr lehrreiches und interessantes Thema, von dem ich von Beginn an beim Unterrichten profitieren konnte. Im Unterricht wende ich seit diesem Modul vermehrt verschiedene Methoden flexibel an, um auftretende Herausforderungen bei Pferd-Reiter-Paaren einfacher und schneller meistern zu können. 

Was hat dir besonders gefallen?
Wir hatten immer wieder die Gelegenheit, bei anderen Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmern und disziplinspezifischen Trainern zu hospitieren und so verschiedene Arten des Unterrichtens kennenzulernen. Ich fand dies sehr hilfreich, um einen eigenen Unterrichtsstil zu entwickeln.

Wo siehst du die Herausforderungen beim Thema Unterrichten?
Verschiedene Reitschülerinnen und Reitschüler haben verschiedene Erwartungen an den Unterricht. Dabei ist die Herausforderung, abzuschätzen, was die jeweiligen Erwartungen sind und wie ich als Reitlehrerin diesen Erwartungen gerecht werden kann. 

Was möchtest du künftigen Lehrgangsteilnehmenden mitgeben?
Obwohl die meisten wahrscheinlich bereits einen gewissen Erfahrungsschatz mitbringen, kommt im Lehrgang viel Neues dazu. Dafür sollte man offen sein und die Chance nutzen, um Neues auszuprobieren und sich weiterzuentwickeln.

© OdA Pferdeberufe/Saskia Hadorn © OdA Pferdeberufe/Saskia Hadorn

Informationsveranstaltung im März 2024

Hybrid-Informationsveranstaltung Berufsprüfungslehrgang Spezialist/in der Pferdebranche mit Eidgenössischem Fachausweis am Donnerstag, 14. März 2024 um 19.30 Uhr.

Weitere Auskünfte und Anmeldung bis 11. März an Patrick Rüegg:
+41 79 300 32 00

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