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Tokyo 2020 wird um ein Jahr verschoben. Was bedeutet das für den Pferdesport im In- und Ausland?

21 April 2020 08:30

Die Reitplätze der eindrücklichen Anlage «Bajikoen» in Tokyo werden noch ein Jahr länger leer bleiben. (© SVPS/E.Niklaus) Die Reitplätze der eindrücklichen Anlage «Bajikoen» in Tokyo werden noch ein Jahr länger leer bleiben. (© SVPS/E.Niklaus)

Im Sommer 2020 hätten die besten Athletinnen und Athleten aller Kontinente zu den Olympischen Spielen nach Tokio reisen sollen. Doch auch das  internationale Olympische Komitee musste auf die COVID-19-Pandemie reagieren: Das Weltfest des Sports wurde auf den Sommer 2021 verschoben.

Für zahlreiche Athletinnen und Athleten waren die Olympischen Spiele in Tokio, die im Spätsommer 2020 hätten stattfinden sollen, das grosse Saisonziel, ein Höhepunkt in der langjährigen Planung. Daraus wird nun nichts. Auch wenn der Name «Tokyo 2020» beibehalten wird, werden die nächsten olympischen Medaillen erst 2021 vergeben. Diese Verschiebung war in der aktuellen Situation unumgänglich, doch hat sie weitreichende Konsequenzen für zahlreiche Aspekte in allen Sportarten – auch im Pferdesport.

 

Terminkollisionen mit Championaten

Als Ende März 2020 bekannt wurde, dass die Olympischen Spiele verschoben werden und neu vom 23. Juli bis 8. August 2021 und die Paralympischen Spiele vom 24. August bis 5. September 2021 stattfinden, war schnell klar, dass dies im Pferdesport zu Problemen mit Championaten in allen olympischen Disziplinen führen wird, denn die Elite-Europameisterschaft der Disziplinen Springen, Dressur und Para-Dressur – sowie der nicht olympischen Disziplinen Fahren Vierspänner und Voltige – in Budapest (HUN) waren für den 23. bis 29. August 2021 festgelegt und die Elite-Europameisterschaft der Disziplin Concours Complet für den 11. bis 15. August 2021 in Le Pin-au-Haras (FRA). Ob diese Europameisterschaften früher oder später im Jahr 2021 stattfinden oder ob sie auf ein anderes Jahr verschoben oder ganz abgesagt werden, ist noch nicht klar.


Qualifikationen und Quotenplätze

Trotz der Verschiebung bleiben die Qualifikationen und die Quotenplätze für Tokyo 2020 für das Jahr 2021 erhalten. Auch die erforderlichen Qualifikationsresultate (minimum eligibility requirements, MER), um sich für die Olympischen Spiele empfehlen zu können, werden nicht verändert. Der Zeitraum, in dem diese erreicht werden müssen, ist jedoch noch nicht klar.

Auch der Stichtag, ab dem Olympiapferde in Schweizer Besitz stehen müssen, wird neu angesetzt.

 

Kaum finanzielle Verluste

Dank der raschen Reaktion des IOC hält sich der finanzielle Schaden und der administrative Mehraufwand infolge der Olympia-Verschiebung für den SVPS in Grenzen. Die Buchungen der Flüge laufen über Swiss Olympic, somit besteht hier kein Handlungsbedarf seitens des SVPS. Das Team sollte im olympischen Dorf untergebracht werden, somit wird es auch hier keine Probleme geben aufgrund der Verschiebung. Die zusätzlich reservierten Hotelzimmer für Personen, die keinen Zutritt zum olympischen Dorf haben, werden sich hoffentlich auch verschieben lassen.

Die Pferdeflüge werden für alle Länderdelegationen von der Speditionsfirma Peden Bloodstock koordiniert. Hier wird man wieder die Wunschflugdaten für nächstes Jahr anmelden und die Organisation diesen Fachleuten überlassen können.

 

Auswirkungen auf die Weltrangliste

Nicht nur die Olympischen Spiele finden nicht planmässig statt, sondern auch zahlreiche andere internationale Turniere wurden abgesagt bzw. Athletinnen und Athleten konnten nicht an die Austragungsorte reisen. Diese Situation würde auch die FEI-Rankings durcheinanderwerfen, weshalb der Weltreiterverband reagiert hat.

Normalerweise werden die Weltranglisten Dressur, Springen, Concours Complet und Para-Dressur so berechnet, dass die Resultate der letzten zwölf Monate nach einem Punktesystem zusammengezählt werden, wobei im Springen die besten 30 Ergebnisse, in der Dressur die besten acht Ergebnisse und in der Para-Dressur und dem Concours Complet jeweils die besten sechs Ergebnisse in die Berechnung einfliessen.

Da mancherorts nun aber keine Turniere mehr ausgetragen werden können oder Reiterinnen und Reiter ihre Häuser und Ställe nicht mehr verlassen dürfen, riskieren sie, nach einem «Null-Punkte-Monat» in der Weltrangliste tief zu fallen – eine Hypothek, die sie während eines ganzen Jahres belasten würde.

Um dies zu verhindern, hat der Weltreiterverband (FEI) beschlossen, das Rankingsystem ab dem 1. April 2020 anzupassen. Seit diesem Datum wird der Zeitraum, während dem die Rankingpunkte gültig sind, jeden Monat um einen Monat verlängert. Das bedeutet, dass die Weltrangliste per 1. April die Ergebnisse vom 1. März 2019 bis 31. März 2020 berücksichtigt, per 1. Mai diejenige vom 1. März 2019 bis 30. April 2020, per 1. Juni vom 1. März 2019 bis 31. Mai 2020 usw. Die maximal eingerechnete Anzahl Resultate bleibt wie bis anhin bestehen. Diese Regelung gilt, bis die Situation sich wieder normalisiert hat. Anschliessend werden die Berechnungszeiträume schrittweise reduziert, sodass nebst den Krisenmonaten immer zwölf «normale» Turniermonate im Ranking berücksichtigt sind. Die Rankings der übrigen Disziplinen sind momentan nicht betroffen.

 

Wie sieht es aus mit der Nationenpreis- und der Weltcupserie?

Wie es mit den Nationenpreisen und dem Weltcup in diesem Jahr weitergeht, ist noch unklar. Um hierzu mehr sagen zu können, muss die Wiederaufnahme der Veranstaltungen absehbar sein.

 

Arbeitsgruppe für Turniere in der Schweiz

Um Lösungen für all die Herausforderungen rund um die Turnierorganisation in der Schweiz nach der Aufhebung des Veranstaltungsverbots zu finden, hat der SVPS eine Arbeitsgruppe eingesetzt.

Vonseiten des SVPS haben Franz Häfliger als Verantwortlicher Wettkampfsport, Damian Müller als SVPS-Vizepräsident und Ständerat, Nayla Stössel als Verantwortliche Internationales sowie Evelyne Niklaus als Sportmanagerin Einsitz in diesem Gremium, das mit Vertreterinnen und Vertretern der SVPS-Leitungsteams der Disziplinen sowie der Regionalverbände und vereinzelten weiteren Mitgliederverbänden oder allenfalls auch Veranstaltern von Turnieren ergänzt wird.

Die Arbeitsgruppe befasst sich unter anderem damit, den Veranstaltungskalender neu zu terminieren und allfällige Übergangslösungen zu suchen. Die einzelnen Disziplinen werden zu gegebener Zeit über die Änderungen informieren.

Cornelia Heimgartner

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