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Dossier: Ausbildung

Wenn «Dinosaurier» und motivierte «Nachzügler» zusammen «brüten»

19 Oktober 2015 08:01

Am ersten Oktoberwochenende hat der Schweizerische Verband für Pferdesport in Ittigen im Haus des Sports erstmals ein öffentliches Forum zum Thema «Ausbildung von Pferdesportlern» durchgeführt. Rund 120 Leute aus der Schweizer Pferdeszene nahmen an dieser erfolgreichen und spannenden Tagung teil. Sie zeigte auf, dass ein Willen der verschiedenen Interessenvertreter besteht, um aufeinander zuzugehen und gemeinsam Lösungen, insbesondere bei der Gestaltung der Grundausbildung von Kindern und Einsteigern in den Pferdesport, zu finden.

Die jüngste Diskussionsteilnehmerin Estelle Wettstein und der älteste Diskussionsteilnehmer Pierre-Eric Jaquerod. Foto: SVPS Die jüngste Diskussionsteilnehmerin Estelle Wettstein und der älteste Diskussionsteilnehmer Pierre-Eric Jaquerod. Foto: SVPS

25 Jahre nach der Einführung des SVPS-Brevets für Reiter und Fahrer in der heutigen Form trafen sich verschiedene Meinungsvertreter der Pferdebranche zu einem spannenden Austausch. Zum Start der Tagung wurden anhand von fünf Referaten Ausbildungsangebote, die es rund um den Pferdesport in der Schweiz gibt, vorgestellt, bestehende Problematiken erläutert und deren mögliche Lösungen präsentiert.

Bereits nach bzw. zwischen den Referaten wurden viele Fragen und engagierte Statements aus dem Publikum an die Referenten herangetragen und  zusammen intensiv diskutiert. Denn das übergeordnete Ziel dieser Tagung war es, auf den Tisch zu bringen, was es in der Schweiz alles an Ausbildung für Pferdesportler in einem weitesten Sinn gibt und wo es vielleicht Überschneidungen und Doppelspurigkeiten gibt. Unter den Forumsteilnehmern diskutierten Vertreter der älteren Semester, die sich als «Dinosaurier» bezeichneten, gleichermassen wie motivierte «Nachzügler». Die Stimmung war sehr angenehm und offen, freundschaftlich, aber man war auch entschlossen, falls nötig, etwas zu ändern, zu bewegen.

Interessanter und fundierter Gedanken­austausch
In einem zweiten Teil fanden verschiedene Podiumsdiskussionen statt. Während diesen konnte das  Publikum Fragen an die Mitglieder des Podiums richten und/oder eigene – durchaus auch gegensätzliche – Positionen vertreten. Dies nutzten die Teilnehmer intensiv und ein wirklich interessanter und fundierter Gedankenaustausch fand statt. Ein wichtiges Fazit ist sicher zu ziehen: In allen Bereichen des Pferdesports scheint man gewillt, die Grundausbildung gemeinsam so zu entwickeln, dass sie als Grundlage für alle Einsteiger in den Pferdesport gilt und von allen Richtungen der Reitweisen gemeinsam auch getragen und unterstützt wird. Sei dies von Vertretern des Natural Horsemanship, der klassischer Dressur, des Westernreitens und weiterer Disziplinen und Reitweisen.

Die Hilfsbereitschaft zur Ausarbeitung eines möglichen neuen Einsteigerbrevets, welches eventuell vom Lernstoff her noch etwas einfacher gestaltet ist als das heutige Brevet, wurde mehrfach erwähnt. Dies immer mit dem obersten Ziel, möglichst alle Personen, die sich in irgendeiner Form mit Pferden beschäftigen, mit einer guten und fundierten Grundausbildung zum Wohle des Pferdes und ihrer eigenen Sicherheit sowie der Sicherheit ihres Umfeldes zu erreichen.
Auch wurden die Ideen der Grundausbildungskommission des SVPS für eine geplante Anpassung der verschiedenen Ausbildungsstufen grundsätzlich begrüsst und die weiteren Schritte werden mit Spannung erwartet.

Was ist eigentlich «Freitzeitreiten»?
Mehrfach kam zur Sprache, dass eine Trennung zwischen Freitzeitreiten und Sportreiten eigentlich nur eine theoretische Separierung darstellt, diese aber in der Realität nicht besteht. Auch Reiter, die sich gelegentlich im Sport mit anderen messen, sei das im Springen, in der Dressur, einem Patrouillenritt oder auch dem TREC, sind in der Regel Freizeitreiter und verbringen die Zeit mit ihren Pferden oft und grossteils in der freien Natur. Dies mit dem identischen Ziel: Harmonie in der Zusammenarbeit mit ihrem Pferd zu erreichen, Entspannung mit dem Lebewesen Pferd zu finden. Diese künstliche Trennung schadet dem Pferdesport und lässt ihn auseinanderdividieren und in Lager spalten, die nicht notwendig sind.

Hier ist ein Aufeinanderzugehen und gegenseitige Toleranz wichtig, damit in allen Fragen rund um das Pferd in Zukunft gemeinsam an einem Strick gezogen werden kann. Sei dies bezüglich seines Wohlergehens im Sport aber auch seiner Nutzung als Ausreitpartner, in politischen Fragen wie der Raumplanung oder bezüglich der Nutzung des Pferdes im öffentlichen Raum.

Anschliessend an die Tagung konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer online einen Fragebogen zum Anlass ausfüllen. Nach ersten Analysen wird klar: Ein regelmässiger und fundierter Austausch ist sehr erwünscht. Viele Teilnehmer hoffen,  dass es nicht nur bei den Diskussionen und Absichtserklärungen bleibt, sondern dass aktiv gemeinsam weiter am Thema gearbeitet wird.

Das erste SVPS-Forum «Ausbildung von Pferdesportlern» war von A bis Z ein voller Erfolg und hat die Erwartungen sogar übertroffen. Auch und nicht zuletzt, weil echte Kommunikation zustande kam, welche voraussetzt, dass man sich gegenseitig zuhört, auch, oder erst recht, wenn man nicht immer einer Meinung ist. 

Nicole Basieux

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