Voila, es ist Ende Mai, und alle Longlist Reiterinnen und Reiter haben an den Turnieren in Strzegom und Marbach bereits die FEI-Qualifikation geschafft. Die Pflichtübung ist also vorbei! Aber dies reicht uns nicht, denn wir wollen noch mehr, nicht nur teilnehmen…

Und in diesem Rahmen gibt es wichtige Neuerungen: Falls die Olympischen Spiele stattfinden, werden sie unter strengsten Corona-Quarantänevorschriften durchgeführt werden. Das heisst, die Athleten und Offiziellen werden wohl unter striktesten Massnahmen regelmässig kontrolliert und dürfen das Olympische Dorf respektive den Equestrian Park kaum verlassen. Wir sind also quasi eingesperrt. Eine extreme Herausforderung für uns alle, Reiterinnen und Reiter, Offizielle, alle doch eher stark geprägte Individualisten.

Aber mit diesen Bedingungen werden alle Nationen mit sich und ihren Cracks zu kämpfen haben! Und wir sind die jüngsten und hoffentlich die "schlauesten" - Teamwork kann auch trainiert werden und wir werden unsere Strategie und Planung anpassen!

Das heisst nun konkret, dass – unter anderem - das potentielle Tokio-Team am deutschen CCI Luhmühlen teilnehmen wird – was ursprünglich nicht so geplant war. Wir konnten sechs Startplätze für dieses reputierte und auf dem Kontinent vielleicht wichtigste Turnier ergattern und werden nun dort mit unseren Athletinnen und Athleten sowie allen weiteren Mitgliedern der CC-Delegation, die uns nach Tokio begleiten werden, eine regelrechte Generalprobe als enges Team absolvieren. Die Teilnahme in Luhmühlen erlaubt gleichzeitig, dass unsere Reiterinnen und Reiter dort nochmals voll aus ihrer Komfortzone treten müssen und im Juni an allen Wochenenden mit ihren Top- und Nachwuchspferden auf verschiedenen Strecken zum Crossreiten kommen!

Danach werden wir in den verbleibenden drei Wochen bis zur Quarantäne in Aachen die Lage fortlaufend analysieren und optimieren. Ich bin überzeugt, dass dies gelingen wird. Wir sind uns einig, dass wir die grosse Chance packen wollen, und darum auch einen grossen Verzicht tätigen müssen: die Kandidatinnen und Kandidaten für einen Olympia-Start in Tokio werden nämlich am CCI Avenches Ende Juni – wo gleichzeitig die Schweizer Meisterschaft ausgetragen wird – mit den Tokio-Pferden nicht starten können, da dieses Turnier nur eine Woche nach Luhmühlen stattfinden wird. Das ist schade, aber diese Reiterinnen und Reiter werden in Avenches mit ihren "Zweitpferden" an der 3 oder 4-Sterne Prüfung an den Start gehen. Für sie ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen schlichtweg das sportliche Lebensziel und wir wollen alles in die Waagschale werfen! Wer weiss, ob es gelingen wird oder nicht, aber zumindest haben wir alles Mögliche versucht! Und ich bin dabei gleichzeitig tief beeindruckt, wie unsere Reiterinnen und Reiter voll mitmachen und trotz der internen Konkurrenz selbstlos alle an einem Strick ziehen.

Allein für dies hätten sie gemäss dem olympischen Geist eine Medaille verdient!

Dominik Burger
Equipenchef Elite Concours Complet